„Wenn sie schon einmal eine Hirnthrombose gehabt hätten…“

Meine (Nicht) Impferlebnisse

Von Siegfried Gerdau

Um es gleich vorweg zu sagen: Ja, ich möchte mich unbedingt impfen lassen. Ja, ich halte ausreichend Abstand zu meinen Mitmenschen. Ja, ich schütze mich mit einer FFP 2- Maske vor dem Corona-Virus. Nein, ich möchte mich nicht mit Vaxzevria (ehemals AstraZeneca) impfen lassen.

So jetzt zu meinen heutigen Erlebnissen in Lahnau.

Am Freitag (2.April 2021) erhielt ich aufgrund meiner Anmeldung zur kostenlosen Schutzimpfung beide Termine (1. und 2. Impfung) für den 10. 04. 2021 um 18.20 Uhr und für den 03.07.2021 um 17.50 Uhr. Als Impfstoff war AstraZeneca angegeben. Ich setzte mich sofort hin, bestätigte diese Termine und bat darum nur mit Biontech geimpft zu werden.

Antwort auf die Mail des Impfteams am 02.04.2021

Sehr geehrtes Impfteam,

soeben habe ich einen Impftermin von ihnen erhalten. Darüber bin ich sehr froh und hatte ihn schon sehnlichst erwartet. Was mich jedoch geschockt hat, ist die Tatsache, dass dies mit einem Impfstoff geschehen soll, den ich auf keinen Fall möchte.

Begründung: Ich werde in drei Monaten 75 Jahre alt, bin seit Jahren hochgradiger COPD -Patient und wegen massiver Koronar-Probleme mit einem Herzschrittmacher ausgestattet. Darüber hinaus nehme ich seit langer Zeit blutverdünnende Medikamente ein.

Noch Anfang dieses Jahres wurde klar gesagt, dass der mittlerweile umbenannte Impfstoff AstraZeneca nur für Menschen bis 65 Jahren geeignet ist. Das hat man jetzt auf den Kopf gestellt. Ich möchte jedoch dabeibleiben und nicht das Risiko lebensbedrohender Nebenwirkungen durch diesen Impfstoff eingehen.

Da meine Lebensgefährtin über einschlägige berufliche Kenntnisse verfügt, teilt sie meine Einlassungen und riet mir ebenfalls dringend wegen meiner negativen gesundheitlichen Vorgeschichte davon ab, mich mit AstraZeneca (jetzt: Vaxzevria) impfen zu lassen.

Bitte nehmen sie meine Bedenken zum Anlass, mir die Impfung mit Biontech zu ermöglichen.

Mit den genannten Terminen bin ich absolut einverstanden und werde mit den entsprechenden Unterlagen pünktlich zur Stelle sein.

Da ich als Privatpatient meine Arzt-und Medikamentenkosten weitgehend selber zahle, bin ich gerne bereit, auch diese Impfkosten zu übernehmen.

In der Hoffnung, dass sie meine Bedenken und Wünsche überdenken und mir einen positiven Bescheid zukommen lassen

verbleibe ich mit freundlichen Grüßen  

Noch am gleichen Tag (2.4.2021) bestätigte mir ekom 21-KGRZ Hessen aus Gießen den Eingang meiner Mail und mein „damit verbundenes Interesse“. „Wir setzen uns schnellstmöglich und unaufgefordert mit Ihnen in Verbindung“.

Das war alles bis zum heutigen Tag und daher nahm ich an, dass ich getrost nach Lahnau kutschieren könne, um mit Biontech geimpft zu werden. Die Ausschilderung nach Lahnau-Waldgirmes war perfekt, ebenso die gesamte für mich erkennbare Organisation. Ein kleines Heer von Security- Mitarbeitern sorgte für Ordnung und nachdem eine DRK-Mitarbeiterin meinen Stapel mitzuführende Papiere (Personalausweis, Krankenversicherungskarte, Impfpass, Terminbestätigung, Nachweis Herzschrittmacher, Nachweis Blutverdünner, Einwilligungserklärung und Anamnese) gesichtet hatte, erklärte sie mir, dass mein in vorauseilendem Gehorsam ausgefüllter Anamnesebogen und der Einwilligungsbogen noch einmal neu geschrieben werden müsse. Was war falsch? Seit dem 1. April gibt es neue Formblätter und das ist in der Kopfzeile manifestiert. Also waren die „alten“, obwohl die gleichen Fragen darauf standen, ungültig.  

Es dauerte noch ein wenig, bis die Nummer 2390 auf der Anzeigentafel stand.

Ich wurde von drei Sicherheitsmännern in den Wartebereich geleitet und bekam einen freien Stuhl mit viel Platz zu meinen Nebenmännern und Frauen und natürlich auch zu meinen Hintermännern und Frauen zugewiesen. Mein Blick fiel auf zwei große Monitore, die in Endlosschleife alles sauber erklärten und dies sogar mit einer Gehörlosen-Dolmetscherin. Ich hatte die Zahl 2390 gezogen und beobachtete aufmerksam die Anzeigetafel. Der Aufruf kam, ich desinfizierte wieder meine Hände und ging in die Impfgasse 2. Dort sortierte erneut ein Mitarbeiter meine Unterlagen. Meine Krankenversicherungskarte fand ich erst nach einer kurzen Suche. Als ich dem Mann klar gemacht hatte, dass ich nur mit Biontech geimpft werden wollte, war für ihn der Fall erledigt. „Sie sind hier in der AstraZeneca-Gasse und sie können nur damit geimpft werden“.

Ich bestand höflich auf einer Unterredung mit einem Arzt und der kam dann auch. Er riet mir zur Impfung mit Astrazeneca. Ich trug meine Gründe vor, warum dieser Impfstoff für mich nicht in Frage kommt. Als ich ihm mein vom Hausarzt ausgestelltes Attest vorlegte, sagte er: „Es ist eine Unverschämtheit von diesem Mann, ihnen so etwas überhaupt auszustellen“. Auf meinen Einwand erklärte er, dass dies vom Ministerium ausdrücklich verboten sei. Einen erneuten Vorstoß von mir, dass ich doch gute Gründe habe, um Risiken auszuschließen, beantwortete er wie folgt: „Ja, wenn sie schon einmal eine Hirnthrombose gehabt hätten, sähe das vielleicht ein wenig anders aus“.  Gott sei Dank, hatte ich noch keine. Wahrscheinlich wäre ich dann auch mit dem PKW nicht nach Lahnau gefahren.

Das war’s dann und ich konnte gehen. Mein Hausarzt solle sich mit mir weiterhin beschäftigen. Das wird er dann hoffentlich auch tun.

Vielleicht noch ein paar Worte zu dem vor wenigen Tagen in Vaxzevria umbenannten Vakzim AstraZeneca. Der Impfstoff ist nicht erst seit gestern sehr umstritten und zu Anfang dieses Jahres war er lediglich für die unter 65 Jahre alten Menschen vorgesehen. Seit sich die Meldungen mehren, dass in dieser jungen Altersgruppe vermehrt Hirnthrombosen auftraten, hat man die Verordnung einfach auf den Kopf gestellt. Es fehlen zwar Langzeitstudien über die Auswirkungen bei den älteren Menschen, aber das scheint keine große Rolle zu spielen. Es gibt viele Ältere, die sagen: „Bei uns kommt es ja nicht mehr so drauf an, wir sind für die Gesellschaft ja nur noch ein Ballast“.

Wie schon Eingangs gesagt, die Organisation im Impfzentrum Lahnau ist vorbildlich, aber ich hatte leider, nein Gott sei Dank, noch keinen Hirnthrombus. Der Herr Spahn hat doch so viele Dosen AstraZeneca eingekauft und die müssen dringend unters Impf-Volk gebracht werden. Da mache ich aber nicht mit. Die Kollateralschäden sind zwar verhältnismäßig gering, aber wen‘s dann trifft, der ist einfach der Blöde.

Noch eine Ungereimtheit

Eine Nachricht vom „Versicherungsboten“. Er textete am 7.4.2021: Privatpraxen schauen bei Corona-Impfungen in die Röhre!

Hausarzt-Praxen dürfen aber seit dieser Woche gegen Corona impfen: Doch Ärztinnen und Ärzte, die ausschließlich Privatpatienten behandeln, sind davon vorerst ausgenommen und erhalten keinen Impfstoff. Mehrere Mediziner klagen nun: Wann Privatpraxen in die Impfkampagne einbezogen werden ist derzeit unklar.

Nachtrag

Mir fiel auf, dass im Impfzentrum Lahnau keiner der „Impflinge“ vor dem eigentlichen Vorgang auf Corona-Anzeichen per Schnelltest getestet wird. Sieht man von der Fiebermessung im Eingangsbereich ab, verlässt man sich völlig auf die Angaben in den Anamnesebögen. So könnten symtomlose, aber dennoch infizierte Menschen durchaus „ihre“ Erreger verteilen.

Es wird im Zentrum zwar sehr intensiv auf die Händedesinfektion geachtet, aber die Stühle im Wartebereich werden eher stiefmütterlich behandelt.

Zum Thema Mund-Nasen-Schutz. Richtig ist, dass alle Bürger die Wahlfreiheit zwischen den sogenannten medizinischen Masken und den FFP 2-Masken haben. Richtig ist aber auch, dass nur die Letztgenannten den Mund-Nasenbereich vollständig umschließen. Ob den zahlreichen Trägern der medinischen Masken im Wartebereich bewusst war, dass sie mit ihren oftmals an den Seiten weit klaffenden Mund-Nasen-Bedeckungen ein Risiko für sich und andere darstellen, glaube ich nicht.

8 Gedanken zu „„Wenn sie schon einmal eine Hirnthrombose gehabt hätten…“

  • 11. April 2021 um 8:40 Uhr
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    Lieber Siegfried,

    hätte mir bei Deinem Intellekt ein anderes Verhalten gewünscht. Klar ist und war das sich zur Zeit niemand seinen Impfstoff aussuchen kann. Du hast mit Deinem Verhalten nicht nur den Betriebsablauf gestört, nein, Du hast auch noch verhindert, dass ein Mensch welcher vielleicht dringend auf eine Impfung wartet nicht geimpft werden konnte weil Du seinen Platz eingenommen hast.
    Was war Dein Ziel, im klaren Wissen dass man sich seinen Impfstoff nicht aussuchen kann?
    Auf einen Fehler im System hinzuweisen? Das hättest Du auch anders machen können….
    Es gibt sehr kranke Menschen, Menschen die Angst vor Ansteckung haben, Menschen die aus vielen anderen Gründen dringend auf eine Impfdosis warten. Diesen, wie den meisten anderen (auch mir) ist es ganz egal welchen Impfstoff sie bekommen, Hauptsache Impfung. Diese Menschen vertrauen der Wissenschaft. 100 % Sicherheit bei dieser Impfung wirst Du genauso wenig bekommen wie für irgendwelche anderen Dinge im Leben. Ob es die Blinddarm OP ist oder die unfallfreie Fahrt mit Deinem PKW.
    In diesem Sinne bleib gesund, und ich hoffe für Dich wie für alle anderen Betroffenen dass auch ihr geimpft werdet, aber bitte erst dann, wenn alle denen es „egal“ ist welchen Impfstoff sie erhalten geimpft sind.
    Grüße aus dem Ulmtal
    Markus Würz

    Antwort
    • 11. April 2021 um 10:18 Uhr
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      Lieber Markus,
      vielen Dank für deine kritischen Zeilen. Dennoch: Beim aufmerksamen Durchlesen meines Artikel hätte dir auffallen müssen, dass ich schon lange vor dem eigentlichen Termin meine Vorstellungen schriftlich zum Ausdruck brachte.Es wäre eine Kleinigkeit gewesen mir in diesem Zeitraum eine entsprechende Antwort zu geben. Dann hätte ich mir die Fahrt ersparen können und „auch niemand den dringend notwendigen Impfplatz weggenommen“. Wie du dir vielleicht denken kannst habe ich außerhalb des Zentrums Menschen nach ihren Erfahrungen mit dem Impfen befragt. Es war tatsächlich einer dabei, der mit Biontech geimpft wurde. Soviel nur zum Thema in Lahnau werde lediglich Vaxzevria verimpft.
      Liebe Grüße

      Siggi

      Antwort
    • 11. April 2021 um 13:57 Uhr
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      Ich glaube Sie Herr Würz haben den Bericht entweder nicht richtig gelesen, oder nicht richtig verstanden. Ich kann nur sagen, ich hätte genau wie Siegfried Gerdau gehandelt und wäre nach meinem schriftlichen Einwand und bitte um Impfstoffwechsel im Glauben nach Lahnau gefahren, dass dort die entsprechenden Einträge inzwischen vorhanden sind. In einer digitalen Organisation sollte das möglich sein bei allem Verständnis für Überlastung der Mitarbeiter. Immerhin bestehen genügend gesundheitliche Gründe um hier tatsächlich kein Risiko einzugehen. Deshalb absolut verständlich die Impfung mit diesem Impfstoff abzulehnen.

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  • 11. April 2021 um 10:31 Uhr
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    Ich empfehle Herrn Würz, seinen Beitrag dem Herrn Spahn zur Unterschrift und weiterer Verbreitung zuzusenden.
    Das wäre doch wieder einmal eine tolle Werbung für den so vorbildlichen Minister.
    Die neuesten Zahlen über die Wirksamkeit von Vaxzevria bescheinigen eine Wirksamkeit von 29%.
    Da dürfte eine Abwägung sicher angebracht sein.

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    • 11. April 2021 um 15:14 Uhr
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      Es gehört schön was dazu seine Position so stark zu vertreten, Du bist ein Beispiel für einen wahrhaft mündigen Bürger. Gratuliere! Offensichtlich ist die heftige Reaktion Deines ärztlichen Gegenübers darauf zurückzuführen, dass es mehrere Menschen gibt, die diesem Präparat eine Ansage erteilt haben. Das ist zwar spekulativ, wäre aber eine vernünftige Erklärung. Sei herzlich gegrüsst!

      Antwort
      • 11. April 2021 um 20:41 Uhr
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        Wie viel Vertrauen kann man in einen Impfstoff legen, der in die Kritik geraten ist und kurz danach umbenannt wird?
        Wieso sollte ein Geimpfter eigentlich Angst vor einem Ungeimpften haben? Wirkt die Impfung denn nicht?
        In meinem Fall kommt sowieso nur eine Impfung in Form einer Finanzspritze infrage😉💰💰💰

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  • 11. April 2021 um 19:37 Uhr
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    Man hätte das Impfen den Haus-, Fach- und Betriebsärzten überlassen sollen. Mit den Impfzentren ist die Kommunikation schlecht. Die Folgen sind Misstrauen und Unterstellungen. Beispiel: Die Alten sind doch Ballast.
    Wir Alte werden doch beim Impfen gegenüber den Jungen bevorzugt.

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  • 14. April 2021 um 21:49 Uhr
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    Was wir bei der ganzen Diskussion um die Risiken der Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca nicht vergessen sollten ist das Verhältnis Risiko / Nutzen. Wir sprechen in Deutschland von 31 Verdachtsfällen mit 9 Verstorbenen. Eine Studie dänischer Wissenschaftler hat im Jahr 2017 alleine in Dänemark 2000 Todesfälle dokumentiert die auf Aspirin zurückzuführen sind. Gleichwohl wird zu keiner Zeit über ein Verbot von Aspirin diskutiert. Über die Nebenwirkungen der Antibabypille wollen wir überhaupt erst gar nicht reden. Ich würde den oben genannten Impfstoff bedenkenlos akzeptieren. Des Weiteren ist meine Meinung, daß derjenige der für den Astrazeneca Impfstoff in Frage kommt und ablehnt für einen Alternativimpfstoff hinten anstehen sollte jedenfalls wenn keine Ausschlussgründe vorliegen.

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