Wie gehen wir nur miteinander um?

Die sehr alte Dame steht hilflos am Straßenrand und möchte offensichtlich auf die andere Seite. „Pech gehabt, dafür gibt es irgendwo einen Zebra-Streifen“, müssen sich wohl die meisten Autofahrer gedacht haben.

Dieses Verhalten scheint symptomatisch für unsere modere, auf Eigennutz getrimmte, Gesellschaft zu sein. Verkehrsteilnehmer jeden Alters beklagen eine zunehmende Verrohung der Sitten im Straßenverkehr. Wo keine Gesetzeshüter in Sicht sind wird genötigt, beleidigt und geschnitten. Die Menschen hinter den Lenkrädern erstarken mit der Höhe der PS-Zahlen ihrer Boliden. Wer zuerst kommt hat Vorfahrt und wer in diesem Schauerkonzert nicht mithalten kann, soll am besten den Lappen abgeben?

Möglicherweise sind das alles subjektive Empfindungen. Fakt ist jedoch, dass Höflichkeit und Respekt, einst Parade-Tugenden unserer Kultur, weitgehend auf der Strecke geblieben sind. Beispiel Fahrtrichtung anzeigen. Wer dagegen verstößt wird bestraft. Ungeachtet dessen, ist es eine grobe Unhöflichkeit, Anderen nicht die Möglichkeit einzuräumen, sich nicht auf das eigene Verhalten vorbereiten zu können

Bei der Vielzahl der Verstöße gegen die Pflicht zum Blinken könnte einen der Verdacht beschleichen, dass in den Fahrschulen dieses Thema in Vergessenheit geraten ist. Vermutlich liegt es aber daran, dass viele Fahrzeugführer einfach nur unhöflich sein wollen oder Blinken als Schwäche betrachten.

Die Warnblinkanlage hingegen erfreut sich bei bestimmten Zeitgenossen großer Beliebtheit. Einfach irgendwo stehen bleiben, den Verkehr behindern und dieses Verhalten noch mit Warnblinken signalisieren.

Auswüchse von Unhöflichkeiten betreiben in hohem Maße die „Nötiger“ im Straßenverkehr. Sie greifen fast ungehindert in die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen ein. Klebesitz-Blockaden fürs Weltklima sind In, bereiten nutzlosen Ärger und führen den Staat und seine Organe vor.

Schon bald beginnt wieder die Zeit der Hochzeitskorsos, die mit ihren Luxus-Autos ganze Autobahnen blockieren. Das ist ebenfalls nicht nur gefährlich sondern gegenüber Unbeteiligten in hohem Maße einfach nur Unhöflich.

Wer schon einmal öffentliche Verkehrsmittel benutzt hat wird festgestellt haben, dass wer sitzt auch sitzenbleibt, selbst wenn eine gebrechliche Person oder gar eine Frau mit Kleinkind eine Sitzgelegenheit sucht. „Wer zuerst kommt mahlt zuerst“, war auch der Leitspruch der Getreidebauern. Rücksicht ist ein Fremdwort geworden und gilt besonders bei vielen jungen Machos mittlerweile als ein Zeichen von Schwäche.

Die Tage werden länger und wärmer, Friday for Future kommt. Die jungen Menschen, noch vor nicht allzu langer Zeit von Malle oder aus der Karibik zurückgekommen, gehen auf die Straßen, um das Klima zu retten, am besten das der ganzen Welt. Dass der Himmel alleine über Deutschland jeden Tag zig hundertfach von Verkehrs-und Transportflugzeugen oder auch Kampfjet überflogen wird, ficht sie nicht an. Auch dass viele Maschinen vor der Landung teilweise hunderte Tonnen Kerosin in die Luft ablassen, interessiert nicht. Man will ja schließlich die Welt sehen und das am schnellsten mit dem Flugzeug. Nachhaltig ist das alles sicher nicht.

Keine FFF-Teilnehmerin oder Teilnehmer ohne Handy. Das ist doch wohl klar. Wer hat es nicht, dass Wunder der Technik aus Edelmetallen und seltenen Erden. Dass dadurch ebenso wie für die Produktion von Fahrzeugbatterien ganze Erdstriche verwüstet und Menschen ausgebeutet werden, ist den Klimarettern entweder egal oder sie wissen es einfach nicht.

Wie gehen wir nur miteinander um. Dieses Umgehen beschränkt sich eben nicht nur auf das ignorante Verhalten von Menschen in der ganz normalen täglichen Begegnung. Fangen wir doch mal wieder an uns zu Grüßen und dabei den Kopf vom Handy zu heben. Lassen wir dem Eiligen an der Supermarktkasse oder auf der Straße den Vortritt. Respektieren wir doch endlich wieder die andere Meinung (Respektieren heißt nicht teilen). Nicht der am lautesten brüllt hat Recht, auch wenn dies im Bundestag manchmal den Anschein hat.

Trotz aller Demos, Aufmärschen und ideologischen Gebete für eine schönere Zukunft, schaffen wir es nicht die Welt von unseren Zielen zu überzeugen, weil wir selbst nicht konsequent sind. Im Übrigen scheiterte der deutsche Kaiser Wilhelm II. schon an seinen Maximen, die Welt genesen zu lassen. Er sorgte stattdessen dafür, dass sie nachhaltig zerstört wurde und der „Führer des III. Reiches“ hat den Rest besorgt. Gelernt hat aus diesem Wahnsinn kaum jemand oder besser gesagt, die meisten haben sich nie mit Geschichte befasst oder ignorieren sie ganz einfach.

Es ist zum Verzweifeln und wenn dann noch das Regierungsmitglied Habeck sagt: „Ich habe keine Angst vor einem Krieg, ich muss ja da nicht hin“, bleibt kaum noch etwas mit Anstand zu erwidern.

Wie gehen wir nur miteinander um und wie lassen wir mit uns umgehen. sig/Foto: Gerdau

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