An den Hilfsfristen für Wehren wird nicht gerüttelt.

Von Siegfried Gerdau

Gemäß des Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz, § 3 (2) ist die Hilfsfrist von der Alarmierung bis zur wirksamen Hilfe in Hessen auf 10 Minuten festgesetzt. Bundesweit variiert diese Frist und kann je Bundesland bis zu 17 Minuten betragen. Das setzt die Feuerwehren ganz schön unter Druck, weil die Entfernungen von der Feuerwache bis zum möglichen Brandobjekt stellenweise sehr weit sind.

Bürgerschutz hat höchste Priorität

Das Hessische Innenministerium ist als oberste Landesbehörde für den Brandschutz, den Katastrophenschutz und die Förderung des Ehrenamtes im Brand- und Katastrophenschutz zuständig. Innenminister Peter Beuth (55) der somit auch der oberste Brandschützer in Hessen ist, will an dieser Hilfsfrist nicht rütteln. Der Landesfeuerwehrverband Hessen e. V., kurz LFV Hessen, mit Sitz in Kassel sehe das ebenso, sagte der Staatsminister bei seinem Besuch der Freiwilligen Feuerwehr in Driedorf in aller Deutlichkeit. Vor den Vertretern aller Driedorfer Wehren und Mitgliedern der Gemeindevertretern, führte er weiter aus, dass seine Aufgabe darin bestehe „sich um den Schutz der Bürger zu kümmern.“ Da die Hilfsfrist-Forderung oft an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoße, gäbe es sicher berechtigte Einwände seitens der Fachleute, aber man könne diese Frist im Interesse der Bürgerinnen und Bürger nicht flexibel gestalten, so der Minister, der den Fachmann für Feuerwehrangelegenheiten in Hessen Abteilungsleiter Dr. Tobias Bräunlein dabei hatte.

Peter Beuth mit seinem Abteilungsleiter Tobias Bräunlein (vorne rechts)

Ein weiters Thema war die interkommunale Zusammenarbeit und Zusammenlegung der Ortsteilwehren. Das sei in der Westerwaldgemeinde auf einem guten Weg, berichtete Bürgermeister Carsten Braun. Gespräche mit dem Renneroder Verbandsbürgermeister Gerrit Müller verliefen sehr positiv, so dass eine zukünftige gegenseitige Hilfeleistung über Landesgrenzen hinweg, denkbar wären.

Ein kleines Dankeschön vom Bürgermeister (rechts).

Die Fusionen der Wehren Hohenroth und Heisterberg, die Ertüchtigung der Feuerwehrstandorte Heisterberg und Waldaubach sowie die Fusion der Ortsteilwehren Mademühlen und Münchhausen sprächen in diesem Zusammenhang für sich. Großes Lob dafür vom Minister und der Hinweis, man müsse einfach die Zeichen der Zeit erkennen und entsprechend handeln.

Ein weiteres großes Problem, welches bundesweit den Freiwilligen Feuerwehren, aber auch den Städten und Kommunen unter den Nägeln brennt, kam ebenfalls in dem Zielgruppengespräch intensiv zur Sprache. Immer weniger junge Menschen seien bereit den Dienst für die Nächsten auf sich zu nehmen. Wenn sich dies noch mehr verschlimmere, müsse man an Berufswehren denken und dies mit all den Kosten, die dann auf die Bürger zukäme, gab Landtagsabgeordneter Jörg-Michael Müller zu bedenken.

MdL Jörg-Michael Müller

FFW Jugendwarte machen guten Job

Beuth, der sich sehr gut auf die Veranstaltung vorbereitet hatte, lobte in diesen Zusammenhang die Arbeit der Jugendwehr und besonders deren Ausbilder. Die machten nicht nur als Feuerwehrleute einen guten Job, sondern seien zusätzlich mit hohem Engagement bereit, sich in der Keimzelle der Wehren, der Jugendfeuerwehr, in hohem Maße zu engagieren. Dies könne überhaupt nicht hoch genug eingeschätzt werden. Jugendwart Frank Heidrich und sein Stellvertreter Dominic Braun vernahmen es mit sichtlichem Genugtun.

Die Frage nach der Digitalisierung der Sirenensteuerung beantwortete Beuth wie folgt: „Aus aktuellem Geschehen steigen die Anträge aus den Kommunen drastisch. Mein Ministerium, respektive die Abteilung von Dr. Bräunlein, arbeitet jedoch mit Hochdruck an der Realisierung und man ist auf einem guten Weg,“ so der Minister. Die Frage nach der Festhaltung an den Normen für Geräte und Arbeitsschutz und ob da keine Lockerung möglich sei, beantwortete er mit einem klaren Nein. Für Normen besonders da, wo sie den Arbeitenden schützen und ihm helfen sollen, gäbe es keine Alternative.

Anforderungen an Wehrleute immer höher

Aus den Reihen der in bestes Tuch gehüllten Uniformierten, kam die Frage, ob man an höherer Stelle glaube, Führungskräfte gewinnen zu können, wenn man die Anforderungen immer höherschraube. Dies werde besonders deutlich seit der immer ausführlicheren Gefahrstoff-Atomar-Biologisch-Chemisch-Zug (GABCZ)-Ausbildung. Diese Modulausbildung für alle Wehrführer beanspruche deren Zeit und belaste damit zusätzlich die Arbeitssituation der Führungskräfte. Staatsminister Peter Beuth betonte in aller Deutlichkeit, dass die Ausbildung das vorrangige Ziel jeglicher Bemühungen sei. Natürlich habe auch die Beschaffung von Fahrzeugen und Gerät einen hohen Stellwert. Ohne die entsprechende Ausbildung, sei die jedoch zweitrangig. 

Beuth hoff auf Verständnis bei Unternehmer

Sicher konnte Peter Beuth zu dieser Frage nicht mehr sagen, als dass Ausbildung von elementarer Wichtigkeit sei. Aber zum Thema Freistellung vom Arbeitsplatz bei Brandeinsätzen hatte er einiges zu berichten. Man sei seitens des Ministeriums und der Arbeitgeberverbände sehr intensiv im Gespräch und er hoffe dabei auf genügend Verständnis bei den Unternehmern für die Situation ihrer Mitarbeiter zu stoßen. Zusammenfassend kann man feststellen, dass der Besuch ihres Dienstherrn eine hohe Würdigung der Driedorfer Wehrleute bedeutete. Diesen Eindruck bestätigten sicher auch die teilnehmende Führungkräfte nämlich der LDK-Kreisbrandinspektor (KBI) Harald Stürtz (vorne Bildmitte) und der Driedorfer Gemeindebrandinspektor (GBI) Frank Merkelbach (ganz links im Bild). Fotos: Gerdau

Ein Gedanke zu „An den Hilfsfristen für Wehren wird nicht gerüttelt.

  • 8. Mai 2022 um 13:59 Uhr
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    Siggi wie immer ein sehr guter Bericht

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