Der Irrweg hat System

Kommentar

Die Grenzen der Umbauspielchen sind mittlerweile auch für die hörigsten Parteisoldaten spürbar. Täglich entwickeln „Experten“ neue Ideen für den Umbau der Gesellschaft. Vordergründig immer mit dem Ziel der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Kritik an diesen gesellschaftspolitischen Versuchen ist unerwünscht oder wird im Keim erstickt. Jeder, der es irgendwie geschafft hat in eine Position der allgemeinen Wahrnehmung zu gelangen, kann seine kruden Gedanken widerspruchslos unters Volk bringen. Eine wissenschaftliche oder auch nur praktische Ausbildung ist dafür nicht erforderlich. Es genügt möglichst lautstark und unter Einsatz von altbekannten Knüppelbegriffen, seine Sicht der Dinge zu postulieren. Geld sowie wirtschaftliche oder auch soziale Zusammenhänge spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Es muss nur, wie in den meisten Religionen dieser Welt üblich, ein größtmögliches Schreckenszenario aufgebaut werden. Schon regt sich beim Geführten das Schuldbewusstsein und beschäftigt ihn, so dass er keine Zeit mehr hat, klar zu denken. Der Begriff Religion ist kein Ausrutscher, sondern entspricht den Empfindungen vieler Menschen, die nicht verstehen, was gerade in und mit unserem Land passiert. Wir steuern auf wirtschaftliche Verwerfungen in unbekannten Ausmaßen zu und trotz der daraus resultierenden absinkenden Finanzkraft, pumpt unser Land immer weiter Geld in ein Sozialsystem, welches kaum noch mit gesellschaftspolitischer Vernunft zu erklären ist.

Der Oppositionsführer im Deutschen Bundestag Friedrich Merz (CDU) schreibt dazu:

Lieber Herr Gerdau,

so langsam treten die Risiken und Nebenwirkungen des sozialpolitischen Prestigeprojekts der Ampel zutage: Das sogenannte „Bürgergeld“ kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem für den Arbeitsmarkt eigentlich ganz andere Signale notwendig wären: nämlich größtmögliche Anreize, so schnell wie möglich eine Beschäftigung anzunehmen. Die zukünftige Sozialleistung, die mit dem „Bürgergeld“ gezahlt wird, gibt den Betroffenen aber genau das gegenteilige Zeichen. Die Zahl der Leistungsempfänger wird deutlich ansteigen, und man wird sagen dürfen: Das genau ist der Wunsch insbesondere der Sozialdemokraten.

„Bürgergeld“ signalisiert nämlich schon vom Begriff her: Hier entsteht ein neuer Anspruch für den „Bürger“, und den soll er auch einfordern. Dabei war die Leistung, die dahintersteht, ursprünglich einmal eine reine Sozialleistung, nämlich die Sozialhilfe, die immer erst dann bezahlt wurde, wenn Versicherungsleistungen wie das Arbeitslosengeld oder die eigene Leistungsfähigkeit aus Ersparnissen und Vermögen erschöpft waren. Aber schon mit den Hartz-Reformen vor 20 Jahren wurden die Grenzen schwimmend, aus der Sozialhilfe wurde das Arbeitslosengeld II, die Unterscheidung zwischen selbst erworbener Versicherungsleistung und der von der Allgemeinheit gezahlten Sozialleistung war damit bereits begrifflich unklar geworden.

Da ist das neue „Bürgergeld“ nur die logische Fortsetzung dieses Weges. In der Diskussion um die angemessene Höhe und die Voraussetzungen zum Leistungsbezug geht verloren, dass für Arbeitnehmer, die arbeitslos werden, immer noch der Bezug des Arbeitslosengeldes oder des Kurzarbeitergeldes als Versicherungsleistung vorangeht. Und in dieser Zeit sind eigentlich alle Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erforderlich – nicht erst dann, wenn die Bezugszeit abgelaufen ist und demnächst das „Bürgergeld“ ansteht.

Und selbst dann setzen sich nach dem Willen der Koalition die Anreize fort, doch länger dort zu verweilen. Der Bundesrechnungshof weist – sehr zum Ärger der Koalition – darauf hin, dass eine vierköpfige Familie mit einem Haus jeder Größe, mit zwei Autos und 150.000 Euro Vermögen sowie weiteren Rücklagen zur Altersversorgung demnächst „Bürgergeld“ erhalten kann. Das Kieler Institut für Wirtschaft kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass insbesondere in Konstellationen einer mehrköpfigen Familie das Haushaltseinkommen mit „Bürgergeld“ höher oder gleich hoch sein wird wie bei einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Diejenigen, die angesichts dieser Aussichten immer noch jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen, stellen sich zu Recht die Frage: Warum eigentlich?

Damit kein Missverständnis entsteht: Menschen, die in Not geraten, muss unser Staat helfen. Und angesichts der hohen Inflation ist es selbstverständlich, dass die Regelsätze schnell angepasst werden, damit gerade die Schwächsten in unserer Gesellschaft unter den Kostensteigerungen nicht am meisten leiden. Aber hinter dem „Bürgergeld“ steht vor allem gesellschaftspolitisch der falsche Weg. Denn große Teile der Ampel-Koalition sympathisieren seit langer Zeit mit einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle Bürger. Nach der Grundsicherung im Alter, die noch von der alten Koalition beschlossen wurde, folgt jetzt das „Bürgergeld“. Die Koalition arbeitet an den Plänen für eine Kindergrundsicherung, die spätestens 2024 folgen soll. Und dann wäre das Ziel weitgehend erreicht, dass ein sehr großer Teil der Menschen in Deutschland Anspruch auf staatliche Transferleistungen hätte. Aus dem zunächst einmal für sich selbst verantwortlichen Bürger wird mehr und mehr ein Versorgungsempfänger. Nicht Eigenverantwortung steht im Vordergrund, sondern ein paternalistischer Staat, der nach eigenen Maßstäben erst nimmt und anschließend einen Teil davon wieder gibt. Es bleibt am Ende eine Frage: Warum macht ausgerechnet die FDP das alles mit?

Mit besten Grüßen

Ihr Friedrich Merz

Die einzige Frage, warum macht die FDP das mit, glaube ich ganz einfach beantworten zu können. Es geht um Machterhalt und der verzweifelte Versuch durch Liebedienerei bei den Koalitionären wenigsten noch ein Quäntchen mitspielen zu dürfen.

Herr Merz, die große Zeit der vornehmen Zurückhaltung ist vorbei und jetzt geht es darum Wege zu finden Schaden vom Volk fernzuhalten oder besser gesagt zu begrenzen.

Ein Gedanke zu „Der Irrweg hat System

  • 8. November 2022 um 16:25 Uhr
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    Der Herr Merz wieder…..
    Er redet sehr viel, sag aber nichts…..
    Ein Schaumschläger, der es noch nicht begriffen hat, das sich das Machtzentrum nicht mehr im Konrad Adenauer Haus befindet.
    Am besten fand ich seinen Auftritt beim CSU Parteitreffen in den vergangenen Tagen. Das Einzige was bei der ganzen Hetzerei gegen die Ampel und den Kanzler noch fehlte , war der Schaum vor dem Mund des Redners Merz.
    Der gute Herr weiß alles besser, hat ja auch sicher schon einige Kriege und die daraus resultierenden Folgen u.s.w. am eigenen Leib erlebt und redet aus Erfahrung.
    Dieser ganze Populismus…..einfach nur schäbig.

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