Die Litfaßsäule

Seine Idee war es nicht, aber Ernst Litfaß griff sie auf und setzte sich mit zehntausenden Litfaßsäulen in Berlin und vielen anderen Städten Deutschlands ein Denkmal. 1854 bekam der Buchdrucker und Verleger vom damaligen Berliner Polizeidirektor Karl Ludwig Hinckeldey den Vertrag, im Berliner Stadtgebiet Anschlagsäulen zu errichten. Der Polizeidirektor hatte dabei zwei Dinge im Auge. Zum einen wollte er das wilde Plakatieren in den Griff bekommen. Zweitens hatte die Behörde die Möglichkeit unentgeltlich amtliche Bekanntmachungen zu veröffentlichen und das Ausgehängte zu zensieren. Mit zusätzlichen Privatanzeigen an seinen Säulen verdiente Litfaß schließlich Geld. Die „Annonciersäulen“ bestehend aus einem drei Meter hohen Blechzylinder auf einem Betonfundament erhielten zum Schmuck einen gusseisernen Fries aus stilisierten Palmblättern.  In London und Paris gab es einige Jahre vorher schon ähnliche Säulen und von denen hatte sich Litfaß wohl inspirieren lassen. Heute würde man Litfaß wohl bescheinigen, dass er ein Händchen fürs Marketing hatte. Die Säulen waren die Massenmedien schlechthin und immer schneller als alle Zeitungen. Von den Nazis wurden sie später für ihre verbrecherische Propaganda missbraucht, aber auch diese schreckliche Zeit überlebten sie relativ unbeschadet. 2019 rissen die Berliner ihre noch verbliebenen Litfaßsäulen aus den Straßenpflastern und vernichteten sie. Sie waren mittlerweile Zeitzeugen und hatten schon Denkmalcharakter. Das interessierte die Behörden aber wenig. Der Niedergang der zylinderförmigen Werbeträger ist aber wohl nicht aufzuhalten.

Litfaßsäule in der Herborner Alsbach

So wie die Litfaßsäule in der Herborner Alsbach, haben auch ihre Pendants weitgehend ausgedient. An der Cote d`Azur und anderen touristisch interessanten französischen Städten, hat man ihre Werbewirksamkeit jedoch wieder neu entdeckt. sige/Foto: Gerdau

Ein Gedanke zu „Die Litfaßsäule

  • 17. März 2021 um 7:30 Uhr
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    So sieht es übrigens aus wenn man Bio Kleister verwendet

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