Von Siegfried Gerdau
Mit seiner ersten Gemäldeausstellung in der „Alten Färberei“ Herborn setzt der junge Herborner Künstler Tom Fischer Akzente. „Tagträume“ nennt der 23-jährige Student der Wirtschaftswissenschaft seine beachtenswerte Show mit abstrakten Kunstwerken in Acryl. Gemeinsam mit seinen Freunden hat Fischer das Haus der Vereine, wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt, in einen Tempel der Sinne verwandelt. Zahlreiche Accessoires unterstreichen die ausgestellten Gemälde, ohne sie zu dominieren. Tom Fischer, der nach dem Abitur sehr zielgerichtet mit seiner kraftvollen Malerei begann, hat innerhalb von nur vier Jahren einen reichen Fundus interessanter Werke geschaffen. Die Herborner Bürgermeisterin Katja Gronau (parteilos) zeigte sich bei der Vernissage am Mittwochabend beeindruckt vom Schaffen des „wohl jüngsten Herborner Künstlers.“
Die klassische, traditionell akademische Malerei ist nicht seins. Erst die Abstraktion in seinen Gemälden ermöglicht es ihm widersprüchliche Erfahrungen von Traum und Wirklichkeit als komplexe Überwirklichkeit erfahrbar zu machen.
„Tagträume“, eigentlich müssten sie Abend- oder Nachträume heißen, weil seine Werke überwiegend in dieser Zeit entstehen, sind zweidimensionale Realitäten seines Unterbewusstseins. „Sie entstehen aus dem Bauch heraus und verblüffen mich oft am meisten“, sagt der Künstler.
Den Betrachtern bleibt sehr viel Raum für offene Interpretationen und das hat Fischer genauso gewollt. Wer sich auf seine teils großformatigen Darstellungen intensiv einlässt, wird gefangen in einem Farben- und Formenrausch. Assoziationen sind in großer Vielfalt möglich und drängen sich geradezu auf.
Die Hinwendung zur Malerei und hier besonders dem Abstrahismus, in dem es ohne konkrete Dinge wie Menschen, Tiere und anderes geht, ist seine Welt. Tom Fischer mag die Abstraktion in der Malerei und mit ihr das Weglassen von Einzelheiten, also die Reduktion auf etwas Allgemeineres. Ebenso wie das Surreale ist das Abstrakte manchmal schwer zu verstehen oder zu interpretieren. Es wird bei Fischer mit nichts Vergleichbarem in der physischen Welt repräsentiert.
Verstehen muss und soll man die Bild gewordenen Träume von Tom Fischer nicht. Er spricht mit ihnen im Idealfall die Sinne, ebenso wie Gefühle und Emotionen an. Beim Gang durch die Alte Färberei fällt auf, dass er ganze Themenkomplexe geschaffen hat, die an Triptychen der alten Meister erinnern. Durch die Aneinanderreihung von Bildern, die gleichen oder ähnlichen Themen angehören können, entsteht eine gewisse Chronologie. Hier zeigt sich eine Leichtigkeit, fast Schwerelosigkeit, die ganz im Gegensatz zu den meisten seiner Arbeiten stehen.
Man muss die Ausstellung, die noch bis zum Sonntag besucht werden kann, gesehen haben. Der Eintritt ist frei. Es wird lediglich um die Beachtung der aktuellen Corona-Regelung gebeten.
Öffnungszeiten: Samstag (Heute) und Sonntag (Morgen) 11 bis 18 Uhr. Fotos: Gerdau