Herborn setzt auf Attrappen

Ob Blitzer-Attrappen oder Überwachungs-Dummys, viele Menschen aber auch Behörden setzen auf diese Fakes, um andere entweder zur Raison zu bringen oder gar von ihrem Tun abzulassen. Wer an einer stark befahrenen oder gar berasten Straße wohnt, weiß sich oft nicht anders zu helfen, als zur Selbsthilfe zu greifen. Ein selbstgebasteltes Blitzgerät, ohne Funktion aber mit einem gewissen Täuschungs-und Abschreckungseffekt ist schnell im Garten aufgestellt. Das haben sich Hausbesitzer in Guntersdorf und Merkenbach sicher auch gedacht und in die Tat umgesetzt. Flüchtig, im Vorbeirasen betrachtet, könnten die Teile ja wirklich echte Geschwindigkeitsmessgeräte sein. Ornithologen tippen vielleicht eher auf Nistkästen und das wäre sicher eine sinnvollere Verwendung. Egal wen es beruhigt, der soll sich an den erschreckten Rasern erfreuen.

Die Frage ist nur: Darf man denn so etwas überhaupt aufstellen? Knappe aber klare Antwort: Ja, man darf. Der Gesetzgeber sagt: Wenn dies auf dem eigenen Grundstück geschieht, die Attrappen den Straßenverkehr nicht gefährden und die Geräte nicht wie echte Blitzer funktionieren, kann das erlaubt sein. Aber: Es kann als Straftat gemäß § 315b StGB gewertet werden, wenn die Attrappe den Verkehr beeinträchtigt und andere dadurch gefährdet werden. Auch hier entscheidet wieder der Einzelfall.

Wenn es um das Wohl der eigenen Immobilie und deren Bewohner geht, greifen Hausbesitzer oder Betreiber öffentlicher Einrichtung schon mal gerne zu Überwachungskameras und Co. Auch hier ist die Rechtslage bezüglich des Rechts auf das eigene Bild nicht so ganz eindeutig. Außerdem kostet ein solch fragwürdiger Schutz eine schöne Stange Geld.

Dies allem geht man aus dem Wege, in dem man ebenfalls Attrappen, sogenannte Dummys, einbaut. Ungebetene Gäste oder Zeitgenossen, die Übles im Schilde führen, lassen sich vielleicht davon abschrecken. Das veranlasste die Herborner Stadtverwaltung ein paar Dummys in der Bahnhofshalle zu installieren. Dummerweise wurde dies bekannt und entsprechend kommuniziert. Bekanntlich sind Menschen jedoch vergesslich und nicht jeder liest Zeitung. Dennoch wäre es so langsam an der Zeit, dass man die inhaltsleeren Teile durch scharfe Geräte ersetzt. Der Beweisaufnahme und Identitätsfeststellung wäre dies sicher dienlich. Es bringt auch nichts wenn die Verantwortlichen wegschauen und den Dummys das Feld überlassen. Der Hot-Spot bleibt. Also: Attrappen können Spaß machen und ein gewissen Abschreckungseffekt haben, aber einen echten Wert besitzen sie nicht. Text und Fotos: Siegfried Gerdau

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