Hohe Mieten treffen Normalverdiener

Wenn auch ignorante Politiker die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt ignorieren, der nachfolgende Spiegel-Artikel hat es auf den Punkt gebracht. Es gibt eben nicht nur Millionäre in dem Deutschland, dem Land „wo Milch und Honig fließt“. Viele, allzu viele Menschen haben Monats-Einkommen mit denen andere nicht einmal einen Tag lang auskommen würden und nicht jeder kann Abgeordneter, Rechtsanwalt oder Arzt sein. Dennoch sorgt ein Heer von Arbeitern in den unteren Einkommensgruppen für das hohe deutsche Bruttosozialprodukt und kann trotzdem nicht so leben, wie es ihnen gebühren würde. Von 2 200 Euro Netto Durchschnittseinkommen kann niemand 1200 Euro Kalt-Miete zahlen, Kinder ernähren und großziehen und dann auch noch die abgefacktesten Ideen Grüner Traumtänzer finanzieren helfen. sig

Dem Ruf nach Wohnraum folgen viele Investoren. Wenn er auch für Niedriglöhner bezahlbar ist, brauchte man nicht zu meckern. Foto: privat

Immobilienstudie

Hohe Mieten bringen 2,1 Millionen Menschen ans Existenzminimum

In deutschen Großstädten gerät fast jeder achte Mieterhaushalt wegen hoher Wohnkosten in eine prekäre wirtschaftliche Lage. Besonders betroffen sind Alleinerziehende.

Spiegel-Artikel 04.08.2021, 10.50 Uhr

Fast 1,1 Millionen Haushalten in Deutschland bleibt einer Studie zufolge nach Abzug der Miete weniger als das Existenzminimum zum Leben übrig.

Damit seien beinahe 13 Prozent der Mieterhaushalte in deutschen Großstädten in einer prekären wirtschaftlichen Lagen, heißt es in einer Untersuchung der Berliner Humboldt-Universität, die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. Insgesamt leben in den betroffenen Haushalten rund 2,1 Millionen Menschen.

Besonders betroffen sind demnach Alleinerziehende: Jedes vierte alleinerziehende Elternteil hatte nach Zahlung der Mietkosten weniger Geld zur Verfügung als im Arbeitslosengesetz als Regelbedarf festgelegt.

Die hohen Wohnkosten verstärken laut Böckler-Stiftung die wirtschaftliche Ungleichheit immer weiter: Vor Abzug von Warmmiete und Nebenkosten verfügten die reichsten Haushalte laut Studie zuletzt über das 4,4-fache monatliche Nettoeinkommen eines Haushalts aus der niedrigsten Einkommensklasse. Nach Abzug von Warmmiete und Nebenkosten stieg dieser Faktor auf 6,7.

Grund ist laut Böckler-Stiftung, dass ärmere Haushalte einen bedeutend größeren Anteil ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen. Trotzdem lebten sie durchschnittlich auf deutlich weniger Wohnraum und in schlechter ausgestatteten Wohnungen. »Die Wohnverhältnisse sind nicht nur Ausdruck, sondern selbst Faktor der sozialen Ungleichheit in unseren Städten«, schreiben die Autoren der Studie. »Die ohnehin schon bestehende Einkommenspolarisierung wird durch die Mietzahlung verstärkt«.

Für die Studie werteten Forscher um den Stadtsoziologen Andrej Holm Wohndaten aus dem Mikrozensus 2018 aus. Die amtliche Haushaltsbefragung erfasst alle vier Jahre Daten zur Wohnsituation von Haushalten in Deutschland.

Auch das Statistische Bundesamt hatte die Belastung der Haushalte mit den Wohnkosten analysiert. Nach diesen Daten lebten im Jahr 2019 knapp 14 Prozent der Bevölkerung (rund 11,4 Millionen Personen) in Haushalten, die von hohen Wohnkosten finanziell überlastet waren.

Eine Überbelastung bei Wohnkosten sieht die Statistikbehörde, wenn ein Haushalt mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens für das Wohnen ausgibt – unabhängig davon, ob die Betroffenen zur Miete oder in den eigenen vier Wänden leben und etwa einen Kredit abzahlen.

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