Mineralogisches Wochenende in Merkenbach

Von Siegfried Gerdau

Hunderte schöne Steine aus den unterschiedlichsten Erdzeitepochen, zufriedene Semiprofis und zahlreiche interessierte Mineralienliebhaber trafen am vergangenen Wochenende im Merkenbacher Bürgerhaus aufeinander. Nach zweijähriger, coronabedingter Abstinenz fand in dem Herborner Stadtteil der 27. Internationale Mineralientauschtag und die 21. Herborner Mineralienbörse statt. Während der Samstag als Tauschtag den Fachleuten vorbehalten blieb, waren am Sonntag Tür und Tor für die unterschiedlichsten Besuchergruppen aus der Bevölkerung geöffnet.

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

Die Herborner Mineralienfreunde e.V. existieren als Verein seit 1995. Sammler der kleinen und großen Kostbarkeiten gibt es hingegen schon deutlich länger. Was sie alle eint, ist die Liebe zu den seltenen Fundstücken, von denen jedes einzelne ein Unikat ist. Während die Einen mit wissenschaftlicher Akribie das sehr komplexe Thema bearbeiten, kamen und kommen andere eher zufällig an dieses schöne Hobby. So wie Karl Stahl aus Ewersbach. Der pensionierte Förster sammelte im Verlauf seiner beruflichen Laufbahn immer mal wieder Steine, die ihm bei seinen „Streifzügen“ durch die Wälder buchstäblich vor die Füße kamen. Daraus wurde eine ansehnliche Sammlung, die er am Samstag mal wieder „auffrischen“ wollte. Schöne Exemplare wechselten so die Besitzer und das alles, ohne einmal die Geldbörse zu öffnen.

Karl Stahl

Eulalia Pojol und Michael Töpfer aus Heilbronn sind im Mineralienkomplex sehr alte Hasen. Nach Herborn zur „Mineralien-Expo“ kommen sie jedes Jahr und ihren Urlaub verbringen sie schon seit 35 Jahren immer mit dem für sie schönsten Hobby der Welt. Eulalia, die gebürtige Katalonierin spricht sieben Sprachen fließend und dadurch bereitet ihr die Kommunikation, auch mit den Besuchern aus anderen Ländern, keine Probleme.

Viele der Steine sind von Laien kaum von teuren Edelsteinen zu unterscheiden. Die Härte macht aus einem schönen Stein, ein Edelstein, verrät einer der Experten. Traumhaft anzuschauen, auch die Drusen. Sie sehen aus der Nähe oder mit dem Makroobjektiv fotografiert, wie Edelsteinhöhlen aus. Eine Besucherin verliebte sich sofort in eines der guten Stücke und kaufte es auf der Stelle. Aus Gernsbach, aus dem Landkreis Rastatt, kam Dr. Ilo Brauch samt Ehefrau mit seinem Raman-Spektrometer. Mittels der von ihm weiterentwickelten Technik lassen sich die unterschiedlichsten Eigenschaften von Kristallen sowie ihre Zusammensetzung exakt analysieren. Das Gerät ist für Mineralogen sozusagen ein erschwingliches Muss.

Grube Clara im Schwarzwald ist eine der mineralienreichsten Gruben der Welt. Hier ist Richard­ Bayerl (Richi) in seinem Element und das schon von Kindesbeinen an. In Sachen Azurit, Skorodit, Klinoklas, Fluorit und 400 andere Mineralien kennt er sich aus, wie in seiner Westentasche. Auf den Herborner Mineralientagen ist er immer anzutreffen und „bei uns ein gerngesehener Gast“, sagt der Vorsitzende der Mineralienfreunde Paul Djalek.

Jeder der zahlreichen Aussteller ist ein Fachmann in seinem geografischen Gebiet und „seiner“ steinharten Disziplin. Viele lassen ihre Sammlung gerne bewundern und denken nicht im Traum daran, sie zu veräußern. Andere wiederum versuchen durch ständiges Tauschen eine gewisse Chronologie in ihren Bestand zu bekommen. Natürlich kommen auch Händler sagt einer, der unzählige kleine Klarsichtbehältnisse in Setzkästen auf den Tischen aufgebaut hat. Die Preise ergäben sich aus Angebot und Nachfrage. Mancher Besucher ist erstaunt, wie relativ wenig er für ein Stück seines Begehrens auf den Tisch des Hauses legen muss.

In der kleinen Küche neben dem Saal werkeln fleißige Helferinnen und zaubern leckere Würste mit Kartoffelsalat für die hungrigen Besucher. Alle Besucher und Aussteller sind im Übrigen mit Mund und Nasenschutz unterwegs. Das sei Pflicht bei ihnen, sagt Paul Djalek aus Asslar. Er ist die gute Seele der beiden Veranstaltungen und eilt unentwegt von Aussteller zu Aussteller. „Wir sind eine große Familie und nicht zuletzt durch unser Hobby fest miteinander verbunden.“ Diese Freundschaften gehen über Landes-und Staatsgrenzen hinaus, fügt er hinzu. Mit dem Verlauf ihres mineralogischen Wochenendes ist er und seine Freunde wieder einmal sehr zufrieden. „Corona hat uns zwar ein wenig in unseren Aktivitäten gestört, aber das ging uns ja nicht alleine so.“ Kontakt: Paul Djalek, Sonnenweg 4, 35614 Aßlar – Werdorf. Phone: 06443 / 3876   Mobil: 01705616611. E-Mail: paul.djalek@gmx.de. Fotos: Gerdau

Ein Gedanke zu „Mineralogisches Wochenende in Merkenbach

  • 12. April 2022 um 22:09 Uhr
    Permalink

    Lieber Siegfried Gerdau,
    vielen Dank für Deinen Artikel im
    Herborner Tageblatt und in Deinem
    Blog.
    Wir sind ein kleiner Verein und versuchen
    Menschen für unser Hobby zu begeistern.
    Hier im besonderen die begeisterungsfähigen
    Kinder und Jugendlichen, aber auch Erwachsene
    lassen sich von unserem Engagement für dieses
    wunderschöne Hobby begeistern. Wir wollen allen
    die Möglichkeit eröffnen an unserem Wissen teil zu haben.
    Durch die Artikel von Dir haben wir schon viele Anfragen bekommen.
    Dafür unseren herzlichen Dank.

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