Für ihre Verwandten, Klassenkameradinnen und Kameraden und vor allem für die Freundinnen und Freunde der Flora Herbornensis ist Annelore Specht-Doeinck viel zu früh aus dem Leben geschieden. Am Dienstag, dem 8. Februar 2022 starb sie an den Folgen eines Schlaganfalls in der Reha Braunfels.
Annelore kam am 16. April 1938 als Kind des Drogisten-Ehepaars Doeinck im „Steinernen Haus“ in Herborn auf die Welt. Sie erlebte eine behütete Kindheit und machte nach der Schule eine Drogistenlehre. Im Rahmen dieser Ausbildung musste die junge Frau ein Herbarium anlegen. Dies sei wohl auch ein Grundstein für ihr Interesse an der heimischen Flora und speziell auch der Wirkungsweise verschiedener Kräuter gewesen, glaubte Annelore.
Ihr späterer Ehemann Werner Specht, stand ihr bei ihren Forschungen und Exkursionen immer zur Seite.
Das Werk „Flora Herbornensis“ des Herborner Hochschulapothekers Johann Daniel Leers, welches von Friedrich Graffmann aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt wurde, faszinierte sie schon immer. So war es kein Wunder, dass sie am 6. April 1979, anlässlich der Vereinsgründung im Herborner Schloss-Hotel zur Pflege der heimischen Flora, vorschlug, den Verein Flora Herbornensis zu nennen. Unter den Gründungsmitgliedern befand sich damals neben Friedrich Graffmann, Hans Peter Baumann, auch das Ehepaar Specht-Doeinck.
Legendär waren ihre Kräuterexkursionen. Aber auch die geologischen Wanderungen ihres Ehemannes Werner Specht erfreuten sich großer Beliebtheit. In ihrem Ruhestand forschte Annelore Specht-Doeinck zusätzlich intensiv über den Apotheker Leers und dessen Nachkommen. In ihren Vorträgen hatten die Namen Leers und Graffmann einen hohen Stellenwert.
Hilde Graffmann, die heutige Vorsitzende der Flora Herbornensis erinnert sich gut an die Exkursionen mit Anne Specht, wie sie von ihren Freunden genannt wurde. Darunter waren: Bäume in der Stadt, ein Sonntag-Morgen am Dillufer, an der Ulmtalsperre, Wälder an der Krombachtalsperre, Frühblüher im Vitos-Park, Kräuterexkursionen um Beilstein, und viele andere mehr. Alle Exkursionen waren im Sinne des Vereins öffentlich und unentgeltlich. Die Zustimmung der Bevölkerung war groß und dementsprechend hoch auch die Besucherzahl.
Als die Drogerie und mit ihr auch das „Steinerne Haus“ verkauft war, zog sie nach Beilstein. Noch im Januar telefonierte Hilde Graffmann mit der inzwischen 83-Jährigen und sprach mit ihr drei Exkursionen fürs laufende Jahr ab. Es sollte nicht mehr sein, denn schon kurz darauf hatte Annelore Specht-Doeinck einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung und Störung des Sprachvermögens. „Mit Anne ist ein besonders Mitglied und wertvoller Mensch von uns gegangen“, sagte Hilde Graffmann. Sie habe nicht nur eine Vereinskameradin, sondern auch eine sehr gute Freundin verloren, fügte sie hinzu.
Ein Herbarium oder Herbar (von lateinisch herba „Kraut“) ist eine Sammlung konservierter (meist getrockneter und gepresster) Pflanzen bzw. Pflanzenteile (Exsiccate).
Hochschulapotheker Johann Daniel Leers (* 23. Februar 1727 in Wunsiedel; † 7. Dezember 1774 in Herborn), war Botaniker und Apotheker. Er leitete ab 1755 die Hohe-Schul-Apotheke in Herborn und widmete sich der wissenschaftlichen Erforschung der Herborner Pflanzenwelt. Sein Hauptwerk ist die Flora Herbornensis (1775). Ihm zu Ehren wurde ein Fuß- und Radweg an der Herborner Dill auf seinen Namen getauft.
Der Gymnasiallehrer Friedrich Graffmann: übersetzte 1988 die Flora Herbornensis und verglich die damaligen Pflanzenstandorte mit ihrem gegenwärtigen Erscheinungsbild. Noch heute kann die Biodiversität im Naturpark Lahn-Dill-Bergland im Gebiet der Hörre in den Zonen Sinner und Herborner Beilstein in Bezug auf Veränderung der Umwelt nachvollzogen werden. sig/Foto: privat