Eigentlich wollten wir wieder in unsere heiß geliebte Provence reisen, aber wir änderten kurz entschlossen unseren Plan und peilten die deutsche Nordseeküste an.
Ein Hindernis auf der A45, die Großbaustelle und nicht mehr vorhandene Autobahnbrücke bei Lüdenscheid, umfuhren wir weiträumig über Köln und dann auf der A1 Richtung Dortmund.
Das Erste, was sofort auffiel, waren die unzähligen Wohnmobile, die uns entgegen kamen oder mit uns gen Norden fuhren. Klar, die Pandemie hat einen Camping Boom im eigenen Land ausgelöst, und die hohen Spritpreise machen weite Urlaubsreisen mit dem Mobil schier unbezahlbar.
Der Umweg über Köln war ein schlechter Entschluss und kostete durch den zähfließenden Verkehr sehr viel Zeit. Die hatten wir zwar zur genüge, aber auf der Autobahn wollten wir sie nicht verbringen.
Das Restaurant war der Hammer
Der Campingplatz Münster, Am Laerer Werseufer, bot sich als erste Übernachtungsstation an. Der gesamte Platz macht schon bei der Einfahrt einen hervorragenden Eindruck, der sich später mehr als bestätigte. Auch der Besuch des platzeigenen Restaurants war der Hammer. Wir haben wunderbar gegessen und genauso gut geschlafen. 34 Euro kostete der Aufenthalt und der war jeden Cent Wert.
Künstlerdorf mit wunderschönen Gärten
Worpswede, das alte Künstlerdorf ist überschaubar und Menschen, die der gegenständlichen Kunst zugetan sind, müssen hier gewesen sein. Die wunderschönen Gärten, in die sich alte Häuser perfekt einschmiegen, sind eine Augenweide. Wir verbrachten die Nacht auf einem Stellplatz Hamme-Hafen am Teufelsmoor. Der hatte gerade noch einen Platz frei und das ist mittlerweile offenbar die Regel. Das ziellose herumfahren und immer einen Platz bekommen, ist mittlerweile Geschichte. Bei 10 Millionen Campern in Deutschland auch nicht sehr verwunderlich. Die Nacht kostete 23 Euro, darin enthalten waren Strom, Wasser und Duschen.
Übernachten im Schlosspark
Weiter ging’s in Richtung Wischhafen. Vorher wollten wir noch dem Ferienpark Geesthof in Hechthausen einen Besuch abstatten. Die Inhaber-Familie von Marschalck hat inmitten eines riesigen Schloßparks ein Ferien-Resort entwickelt, dass keine Wünsche offen lässt. Unter uralten Bäumen, und mit mehreren Teichen, gibt es sogar zwei Angelteichen mit Forellen. In schönen Block-und Nurdachhäusern lässt sich prima Urlaub machen. Eine große Reithalle und der anschließende Wald lädt zu Reiterferien geradezu ein. Auch ausgedehnte Radtouren sind auf den schönen Wegen möglich. An einem nahegelegenen See gibt es Luxushäuser für den Urlaub First Class. Auch für uns Wohnmobilisten standen schöne Wiesen-Plätze zur Verfügung.
Wasser von unten und von oben
Bedrohlich dunkle Wolken begleiteten uns bis nach Wischhafen und als wir auf die Fähre fuhren, prasselt ein sturzbachartiger Regen vom Himmel. “Heute schau ich nicht genau hin”, meint der Kassierer. Unser Glück, mit dem großen E-Bike-Träger hätten wir wohl ein wenig mehr als nur die 23 Euro berappen müssen. Zwanzig Zentimeter Abstand zu einem 40-Tonner und zu den anderen Fahrzeugen ist auch nicht mehr Raum. Alles kein Problem und auf dem Weg nach Norden, scheint schon wieder die Sonne.
Der arme Kassierer im sintflutartigen Regen.
Mode und Meer sind in Büsum kein Widerspruch
Büsum die schöne Stadt am Meer mit seinem idyllischen Hafen hat ein ganz eigenes Flair. Das liebt besonders die fortgeschrittene Generation sowie die Gutbürgerlichen, die hier in Scharen anzutreffen sind. Wir Wohnmobilisten finden einen völlig unkomplizierten Stellplatz ohne Schickimicki und das schlägt sich im kleinen Preis von nur 14 Euro nieder. 100 Mobile können hier übernachten und man steht sich nicht gegenseitig in den Schlappen. In der meist mehr als gut besuchten Innenstadt, bleiben keine Einkaufswünsche unerfüllt und auch kulinarisch sind Gourmet und Gourmand gut aufgehoben. Wer möchte fährt von hier mit dem Schiff nach Helgoland, mit dem Rad ans Eidersperrwerk oder ein paar Runden mit dem Go-Kart am Deich. Die Stadt ist praktisch ins Meer gewachsen und man kann es sich in einem der zahlreichen Strandkörben gemütlich machen.
Büsum ist Büsum
Tönning die wunderschöne, kleine Stadt
Nur noch ein Katzensprung zu dem Ziel unserer bescheidenen Wünsche. Tönning, die einstmals bedeutende Handelsstadt, ist gemütlich, ein wenig verträumt und hat eine der schönsten, historischen Hafenanlagen. Zwei sehr schön an der Eider gelegene Stellplätze und ein Campingplatz vom gleichen Besitzer sind Camper-Zugpferde allererster Sahne. Der große, mit Kopfsteinen gepflasterte Marktplatz, lässt den Blick zu der zurzeit eingerüsteten Laurentuiskirche zu und auch das Wappen des Städtchens, ein Schwan auf einem Heringsfass, ist allenthalben zu sehen. Die Stadt strahlt die Würde alter Handelsgeschlechter aus und das unterscheidet sie von vielen teils grellen Seebäder des Nordens. Wir stehen jetzt auf dem WoMo-Platz Eiderblick und lediglich das komplizierte Ein-und Auscheck-Prozedere macht ein wenig Probleme. Der unverstellte Blick auf die Eider in Richtung Eidersperrwerk ist grandios und man erlebt Ebbe und Flut praktisch vor der Haustür. Ach ja, die Kosten: Pro Nacht rund 20 Euro einschließlich Kurtaxe. Da kann man wirklich nichts sagen. Ohne vorherige Reservierung geht auf dem 33 Stellplätze umfassenden Platz in der warmen Jahreszeit jedoch nichts. Was geht ist Radfahren auf und an dem Deich, soweit die Waden mitmachen. Aufs E-Bike kann man getrost verzichten, es schadet aber nicht, wenn man bei Gegenwind einen Akku hat.
An das einstige Tönninger Schloss erinnert nur noch ein Edelstahlmodell.