Tobis Städtetrip dreht im Nationalen Automuseum

Von Siegfried Gerdau

Ein rassiger Sportwagen drehte am Sonntagmorgen auf dem Großparkplatz vor dem Nationalen Automuseum seine Runden. Am Steuer dieses unverkäuflichen und vermutlich auch unbezahlbaren hochmotorisierten Bugatti Prototypen der HR-Moderator Tobias Kämmerer.

Jetzt war klar und erklärte auch die Anwesenheit von Toningenieurin Simone Jung, Bildgestalter (Kameramann) Lukas Lowack und vor allem von Aufnahmeleiter Friso Richter (Camping-Check). Hier wird eine neue Folge von Tobis Städtetrip gedreht.

Getunter Hoffmann-Porsche. Von links: Sidney Hoffmann, Tobi, Lukas Lowack und Friso Richter.

Produktionsassistent Matthias Wagner eilte mit einem Bollerwagen voller technischer Ausrüstung über den Platz. Immer darauf bedacht der kleinen Kamera nicht in die Quere zu kommen. Der Geschäftsführer des Nationalen Automuseums Florian Urbitsch, der mit seinem Kollegen Tobias Reichle das Mekka der Auto-Enthusiasten leitet, schaute mit Argusaugen dem Treiben der Fernsehleuten zu. Keine Panik. Tobi achtete peinlich darauf, dass dem Autowunder kein Härchen gekrümmt wurde.

Die „Loh Collection“, eine der außergewöhnlichsten privaten Autosammlungen Deutschlands in Dietzhölztal-Ewersbach umfasst 150 historische Fahrzeuge, die ihr Besitzer Friedhelm Loh seit dem vergangenen Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.

Beim Betreten des „Autotempels“ kommt fast eine andächtige Stimmung auf die sogar das hartgesottene Drehteam erfasst. Immerhin trifft man in den ausgedehnten ehemaligen Buderus Tochter Omnical (später Babcock)- Fabrikhallen auf Exemplare wie Schuhmachers ersten Ferrari.

Hier stößt Sidney Hoffmann zum Team. Der Dortmunder mit neuem Wohnsitz in Aurich ist der wohl bekannteste Autohändler, TV-Moderator (Die PS-Profis – Mehr Power aus dem Pott) und Tuning-Experte Deutschlands. Seinen Edel-Porsche, der als Leihgabe ebenfalls im Museum steht, nimmt Tobi ganz genau unter die Lupe.

Hoffmann nutzt die Gelegenheit um dem Auto-Novizen Kämmerer Nachhilfe in Fahrzeug- und Motorentechnik zu erteilen. Richter treibt. Die Zeit für den Dreh muss auch am Sonntag eingehalten werden. Eine Miniaturautorennbahn versteckt in einem ausgewachsenen Renn-Boliden und zieht die Aufmerksamkeit des Drehteams auf sich.

An der Mini-Rennbahn im Inneren eines ausgewachsenen Rennwagens

Keine Frage, hier müssen die großen Jungs Tobi und Sidney ihr rennfahrerisches Können mit dem Stick in der Hand unter Beweis stellen. Lowack kniet mit seiner 4 k-Pocketkamera an der Rennbahn und filmt sogar einen Crash der Modellautos.

Mittlerweile ist auch HR-Redaktionsleiter Axel Mugler eingetroffen. Er will sich den außergewöhnlichen Drehort nicht entgehen lassen. In der nächsten Halle geht es mit chromblitzenden Schönheiten von Bugatti über Düsenberg bis Rolls Roys und Mercedes weiter. Unbezahlbare Träume in Blech, Chrom und Leder reihen sich aneinander.

In einem Separee stehend sprang den Fernsehleuten ein Leiter-Elektro-Feuerwehrauto aus der Stadt Baden bei Wien Jahrgang 1906 in den Blick. Zwei Elektromotore an den Vorderrädern treiben das Vehicle an. 1927 rüstete man es auf ein Benzin-Elektro-Hybridsystem um, mit dem es 50 km/h schnell wurde.

E-feuerwehrauto

Fantastisch ein Düsenberg aus dem Prohibitionsjahr 1929 mit Sirenen und Kanistern für den Alkoholschmuggel. Unter 1,5 Millionen Euro wäre der Wagen heute sicher nicht zu haben, aber Friedhelm Loh, der Rittal-Eigner, käme auch nie auf die Idee ihn zu veräußern.  Gegenüber ein Rolls Royce Silver Ghost aus dem Jahr 1912 mit seiner markanten Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“ auch Emily genannt. So viel Schönheit und Anmut findet man heutzutage so gut wie nicht mehr auf den Straßen der Welt. Ein komplettes Kino mit einer riesigen Filmvorführmaschine aus alten Zeiten zieht Tobi in seinen Bann. Die Anwesenheit eines Kinos geht zwar am Thema vorbei, passt aber anderseits irgendwie doch. Auf dem Weg in die Haupthalle stolpert man fast über eine Lincoln. In einem solchen Wagen wurde der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika John F. Kennedy am 22. November 1963 im texanischen Dallas auf einer Wahlkampfreise erschossen.

Hier wird deutlich wie das heute so oft gescholtene Automobil Geschichte gemacht hat und immer noch macht. Vorbei an Schuhmachers Renn-Boliden und langen, überdimensionalen und XXXL- Setzkästen ähnlichen „Regalen“ gefüllt mit Oldtimern der Extraklasse, geht es direkt zu einem Manderbach. Die dreirädrigen Transportfahrzeuge wurden von der Firma Manderbach Fahrzeugbau in Wissenbach (Dillkreis) von 1949 bis 1956 produziert.

Der erste von zwei Drehtagen für Tobis Städtetrip endete im museumeigenen Restaurant, dass von einem ausgewachsenen VW Bulli T1 dominiert wird. Hier servierte Küchenchef Dominik Wisor persönlich einen leckeren Döner, den der Feinschmecker Tobi genussvoll vor den Augen der Kamera verspeiste. Fotos: Gerdau

Interview mit Tobias (Tobi) Kämmerer Jahrgang 1975 geboren in Erlenbach am Main. Heute lebt er in Hergershausen – einem ländlich geprägten Stadtteil von Babenhausen in Südhessen – und ist Vater eines Sohnes und einer Tochter.

gerdaus Welt: Du bist bekannt für Tobis Städtereisen. Das hier (Nationales Automuseum) ist aber keine Stadt. Was hat Dich hierhergebracht?

Tobi: Wir sind klassischerweise wirklich nur in Städten unterwegs und immer auf der Suche nach besonderen Dingen. Dabei sind wir fast über dieses Wunder hier gestolpert. Da wäre es Wahnsinn gewesen nicht mal hinter die Kulissen zu schaun.

gerdaus-welt: Demnach seid ihr auf Informationen aus den Reihen der Bürger angewiesen?

Tobi: Nein, nicht unbedingt. Im hessischen Rundfunk haben wir immer offene Türen für alles was in diesem Bundesland passiert. Bei Tobis Städtetrip, also in diesem Format, ist die Bedingung, dass am Ende 45 Minuten interessanter Film herauskommt und man beim Anschauen Lust bekommt, das nachzumachen.

gerdaus-welt: Bist Du denn ein Auto-Liebhaber oder gar ein Enthusiast?

Tobi: Nein, überhaupt nicht. Ich habe von Autos schlichtweg überhaupt keine Ahnung. Aber, ich mag schöne Autos. Wenn ich eines sehe, schlägt mein Herz höher. Ich gebrauche Autos und hätte sicher auch gerne eine Halle von schönen Autos. Ich kann aber aufgrund meiner Ahnungslosigkeit was Motoren und Technik betrifft, immer nur feststellen schön, nicht schön, gefällt mir.

gerdaus-welt: Mir gefällt, dass Du alles was Du sagst, so „à la main“, also aus dem Stegreif kommt.

Tobi:  Das ist schlichte Absicht. Wir wollten mit diesem Format etwas „Echtes“ machen. Natürlich kann man alles proben, aber am Ende wirkt das dann alles weniger echt. Wenn die Kamera läuft, ist es für mich die erste Begegnung mit den Protagonisten und dem Drehort. Alle Geschichten, die dort erzählt werden, sind für mich völlig neu und ich höre sie zu ersten Mal. So bin ich für alle Menschen die noch nicht hier waren eine Art Vorhut.

gerdaus-welt: Mir fällt noch dasEquipment auf. Das entspricht eigentlich nicht dem, was sich der Fernsehzuschauer vorstellt. Gibt es denn keine großen Kameras mehr?

Tobi: Doch natürlich gibt es die noch. Wir brauchen für das Format Tobis Städtetrip eine Ausrüstung für maximale Beweglichkeit und die Leute erschrecken nicht. Trotz allem sind die verwendeten Kameras sehr hochwertig. Wenn Leute keine Fernseherfahrung haben, bekommen die überhaupt nicht mit, dass da eine Kamera läuft. Bei den großen „Mühlen“ haben die Menschen eher etwas Respekt oder sogar eine gewisse Kamerascheue.

gerdaus-welt: Nimmst Du persönlich von all Deinen Drehorten auch persönlich etwas mit?

Tobi: Ich mache alles professionell und mit aller Liebe. Auch weiß ich welcher Luxus das ist, den ich da machen darf. Welcher Mensch kommt schon in die Lage all das auszuprobieren was ich darf. Auch so viel unterschiedliche Menschen und Geschichten kennenzulernen ist nicht jedem vergönnt. Ich habe am Ende eines Drehs immer ein Gefühl von Wehmut, weil ich wegen der immer weiter gehenden Arbeit an anderen Orten fast nie mehr zurückkommen kann. Mit den vielen tollen Menschen die ich treffe möchte ich gerne noch mal ein Bier trinken, aber es geht halt immer weiter.

gerdaus-welt: Weißt Du eigentlich wie bekannt und beliebt Du durch Deine Sendungen bist?

Tobi: (lacht) Da musst Du die Profis beim hessischen Rundfunk fragen. Ich weiß nur, dass ich mich sehr freue, wenn ich im echten Leben unterwegs bin und nicht selten höre „ei da isser ja“ und das ist doch ein gutes Feedback dafür, dass den Leuten die Sendungen gefallen. 

Das Interview führte Siegfried Gerdau

Das Nationale Automuseum ist ab 23. März 2024 wieder geöffnet.

Öffnungszeiten Restaurant & Diner:
Mi bis Fr 10:30 – 22:00 Uhr
Sa und So 10:00 – 22:00 Uhr
Mo und Di geschlossen

Sendetermine für „Tobis Städtetrip“ Nationales Automuseum

Mo 09:20–10:05

hr-Fernsehen

Di 21:00–21:45

hr-Fernsehen

4 Gedanken zu „Tobis Städtetrip dreht im Nationalen Automuseum

  • 11. März 2024 um 15:37 Uhr
    Permalink

    Es ist tatsächlich eine mit Herz und viel Liebe zum Detail entstandene Ausstellung. Hut ab ,solche Fahrzeuge unter ein Dach zu bekommen. Tolles Foto von Tobi und dir.

    Antwort
  • 11. März 2024 um 18:32 Uhr
    Permalink

    Hallo Siggi,
    ich hätte mal eine Frage: Kannst Du mir sagen, wann Tobis Städtetrip gesendet wird.

    Grüße
    Andreas Ballatz

    Antwort
    • 11. März 2024 um 19:31 Uhr
      Permalink

      Sendetermine
      Mo 15.04.2024 09:20–10:05
      hr-Fernsehen
      Di 09.04.2024 21:00–21:45
      hr-Fernsehen

      Antwort
      • 11. März 2024 um 19:33 Uhr
        Permalink

        Vielen lieben Dank

        Antwort

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