Vivre comme dieu en France

Ob unsere französischen Nachbarn Gourmets oder lediglich Gourmands sind, bleibt dem Urteil des Betrachters überlassen. Fest steht, die liebenswerten Einwohner der Grande Nation verstehen besser als die Deutschen zu leben. Das erkennt man schon an den riesigen Einkaufsmärkten links und rechts der Seine. Noch viel wichtiger als Carrefour, Géant und Co sind dem Franzosen seine Wochenmärkte. Kein noch so kleiner Ort ohne einen marché hebdomadaire der genau dem entspricht, was man sich gemeinhin darunter vorstellt. Überwiegend verkaufen hier die Landwirte aus der Region ihre erntefrischen Produkte, die allerdings nicht billig sind. Billig sind Lebensmittel im ganzen Land nicht und beim Betrachten des Durchschnittseinkommens, dass in etwa dem Deutschen gleicht, wundert man sich manchmal über die überquellenden Einkaufswagen.

Die alte Weisheit, dass der Franzose sein ganzes Geld „verfrisst“ ist jedoch ein Ammenmärchen. In dem Land, dass erheblich größer als Deutschland ist, gibt es viel mehr Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen als bei uns. Dabei ist Bauen und Kaufen sehr teuer. Auf den Straßen fahren überwiegend neue oder neuwertige Autos und die Restaurants sind samstags und sonntags fast immer ausgebucht. Wie sie es bewerkstelligen, wird uns Nutzessern und Lebenspraktikern wohl immer ein Rätsel bleiben. Sie machen es einfach und leben dabei nicht schlecht. Man genießt es gut und ausgiebig zu essen und zu trinken und ohne einen fünften Gang geht dabei selten etwas. Der Unterschied zu uns Schnellessern ist dabei die Menge. Immer in kleinen Portiönchen. Da kann ein Gang auch schon einmal lediglich aus ein paar Obststückchen oder Salat bestehen. Alles geht gemächlicher zu als jenseits des Rheins und bei dem meist späten Ende des repas wundert es uns, dass auch alle früh wieder aus dem Bett kommen, um das tägliche Baguette zu verdienen. Das ist Übrigens meist das einzige Nahrungsmittel, das ein französischer Staatsbürger in der Früh zu sich nimmt. Dazu natürlich ein scharf gerösteter Kaffee in dem henkellosen Bol. Das zweite Frühstück fällt etwas reichlicher aus und zum Mittagessen (Le déjeuner) hat la maman schon den morgendlichen Wochenmarkteinkauf zum Beispiel in eine leckere Quiche lorraine mit Salat verwandelt. Kommen abends Gäste, legt sie noch einen Gang zu oder Monsieur zieht es vor die ganze Familie in ein Restaurant einzuladen. Familie ist alles und das wird besonders beim gemeinsamen Essen deutlich. Dabei lässt man sich auch schon einmal ein halbes Dutzend Escargots mit Knoblauch in Kräuterbutter schmecken. Wichtig ist jedoch: man will immer wissen was man isst und das lässt sich ein Feinschmecker auch etwas kosten. Zum Schluss noch ein Spruch, der gut zu diesem Artikel passt: „Auf Franzosen wirkt eine deutsche Aldifiliale wie ein staatliches Lebensmittellager für den Katastrophenfall.“ Das stammt Übrigens nicht von mir, sondern von Sebastian Schnoy. Text und Fotos: Siegfried Gerdau

Die Aufnahmen wurden von mir ausnahmslos in der Provence, in der Gegend von Loumarin gemacht.

Ein Gedanke zu „Vivre comme dieu en France

  • 6. Mai 2020 um 17:25 Uhr
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    Vice la France! Vive la Provence!

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