Von Siegfried Gerdau
Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm. Stetig und lediglich für Interessierte deutlich feststellbar, bewegt sich der Krieg zwischen den ehemaligen Bruderländer Ukraine und Russland in eine kaum noch zu kontrollierende Richtung. Fast gebetsmühlenhaft wird immer wieder auf den russischen Aggressor in Gestalt Putins verwiesen, den man unbedingt in die Schranken weisen müsse. Das ist korrekt.
Die ukrainische Armee wird es jedoch nicht alleine schaffen, das ist klar. Auch noch so viele Waffen sind wenig hilfreich, wenn die Soldaten fehlen. 50 000 sind bisher auf ukrainischer Seite gefallen oder schwer verwundet worden. Die dringend benötigten personelle Reserven sind nicht vorhanden. Während sich die europäischen Staaten in Lippenbekenntnissen ergießen, muss das Volk der Ukrainer bluten und da ist kein Ende abzusehen.
Jetzt öffnet sich ein neues Kapitel in diesem abscheulichen Krieg. Die USA hat der Ukraine den Einsatz von weitreichenden Waffen freigegeben und die politische Führung der Bundesrepublik hat sich umgehend angeschlossen. Was bedeutet das? Marschflugkörper können zum Beispiel spielend leicht Moskau erreichen und gewaltige Zerstörungen bewirken. Bereits jetzt schon werden Teile des russischen Frühwarnsystems getroffen. Geschieht den Russen recht, sie haben ja schließlich angefangen, ist die oft gehörte Reaktion darauf.
Das ist unbestritten und die Ukrainer haben einen absoluten Anspruch darauf sich zur Wehr zu setzen. Doch, was kommt dann? Die russische Kriegsmaschinerie, die bereits auf vollen Touren Vernichtungswaffen produziert, wird antworten. Also noch mehr Zerstörung und Menschenopfer wie bereits bisher. Das ist eine klare Sache und das weiß auch jeder westliche Politiker mit klarem Verstand. Noch mehr Waffen für die Ukraine werden nichts mehr bringen, jetzt müssen nach Ansicht vieler Scharfmacher andere Mittel eingesetzt werden.
Spätestens jetzt müssten aber Diplomaten verhandeln. „Mit Putin ist nicht zu verhandeln“, sagen die und schließen den Einsatz von eigenen Truppen nicht mehr aus (Macron). Die russische Militärdoktrin neusten Baujahrs legt sich nicht erst seit gestern für den Fall der Fälle fest. Der Weltkrieg III ist voll im Gange und was das für Deutschland als Puffer und Aufmarschgebiet bedeutet, sollte jedem auch nicht militärisch ausgebildeten Menschen klar sein.
Raketen und Bomben werden nicht danach fragen wer der Gute und wer der Böse ist. Waren es im I. Weltkrieg 9 Millionen Soldaten und davon 2 Millionen Zivilisten, die der Kaiser an den Fronten verheizt hatte, ließen im II. Weltkrieg 4 Millionen Soldaten und 2 Millionen Zivilisten für den Wahnsinn eines verbrecherischen Systems ihr Leben. Die Waffen haben sich seitdem „verbessert“ und ihre Wirkung ist ungleich schrecklicher als damals. Wieviele Menschen es diesmal sein werden, die auf der Strecke bleiben, will man sich nicht vorstellen. Das Wissen, dass der russische Aggressor der Böse ist und man sich ja auf der guten Seite befindet, ist da wenig hilfreich.
Ob es zum Einsatz von ein paar Nuklearsprenkörpern kommt, bleibt reine Spekulation. Das würde zwar nicht das Ende der Menschheit bedeuten, aber neben zehntausenden Toten wären auch riesige Flächen kontaminiert (verstrahlt). Um Klimaschutz, Feinstaubbelastung oder Wärmepumpen brauchte man sich schon beim Einsatz von herkömmlichen Kampfmitteln keine Gedanken mehr zu machen. Da es ja so gut wie keine Schutzräume sprich Bunker in Deutschland mehr gibt, bleiben nur noch die heißen Tipps wie flach auf den Boden legen oder unter Tischen Schutz suchen.
Nun zur Eingangsfrage zurück. Wollen wir, die breite Masse, einen III.Weltkrieg. Ich denke nicht. Die USA sind weit weg und Russland ist riesengroß. Die Menschen in Deutschland und in Europa wollen vernunftgesteuerte Politiker, die mittels Verhandlungen das Ruder in letzter Minute noch einmal herumzureißen versuchen. Europa, respektive Deutschland, stand noch nie seit dem II. Weltkrieg oder der Kuba-Krise so nahe am Abgrund.
Wer jetzt noch Zeit und Muse hat sich das unten angehängte Video anzuschauen, wird vielleicht noch ein wenig mehr in diese schreckliche Materie eintauchen. Der Interview-Partner des Herausgebers der Weltwoche Roger Köppel ist der ehemals höchste Nato-General Harald Kujat. Man kann dem vier Sterne General zwar sein unbequemes Verhalten vorwerfen, aber seine Intelligenz gepaart mit einem exzellenten Fachwissen ist unbestreitbar.
Zur Person des Autors:
30 Jahre Dienst als Berufsoldat in verschiedenen Verwendungen und Standorten. Was passiert, wenn der sogenannte Ernstfall eintritt, habe ich in der Zeit des „Kalten Krieges“ von der Picke auf gelernt. Mit ABC-Schutzmaske, Schutzplane und Erd-Kampfständen hätten wir einem atomaren Angriff „getrotzt“. Meinen Soldaten-Eid, dem ich mich selbstverständlich bis zum Ende meiner Tage verpflichtet fühle, habe ich auf das Grundgesetz abgelegt und geschworen unser Land tapfer zu verteidigen.