Der Herwesche Chrestbahm 2020

Von Ronald Lommel

Im letzten Jahr habe ich das „Lied vom Herwesche Chresbahm“ nach 56 Strophen abgeschlossen. Dennoch bin ich gefragt worden, ob es denn in diesem Jahr keine neuen Strophen gäbe und da auch in den diesjährigen Advent- und Weihnachtstagen sowieso nicht gesungen werden darf, dachte ich, drei stumme Strophen, die nirgendwo zu hören sein werden, könnte ich doch noch liefern. Auch der einsame Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz ist eine stille Herausforderung; er ist ein krasses Gegenteil des Baumes vom vergangenen Jahr. Der stand im Grunde auch einsam, aber anders einsam: nämlich im Trubel fast versteckt hinter und unter den Weihnachtsbuden. In diesem Jahr ist er wieder frei in voller Pracht zu sehen.

Herborner Weihnachtsbaum. Foto: Ronald Lommel

Vielleicht ist es wieder ähnlich, wie Weihnachten zu Beginn war: Kein Jubel und Trubel, sondern eher leise,  ein neugeborenes Kind in einem Stall, Hirten auf nächtlichem Feld und ein richtiger Engel, der sie mit den Worten anredete: „Fürchtet euch nicht…“  Vielleicht nutzen wir die Gelegenheit all das wieder neu zu entdecken… Hören wir, wie der Christbaum in unserer heimischen Mundart das Lied vom Christuskind, dem Heiland der Welt, raunt und ich denke, die meisten von uns haben die Melodie schon seit Kindertagen im Ohr:

Pfarrer in Ruhe Ronald Lommel 2019 beim Vortrag seiner 56. Strophe vom Herborner Weihnachtsbaum in der Konferenzhalle.

Ihr -Leu, -kommt -her -en -bleibt -mohl- stih

 aich -soi -sust -ganz a-lee -hej

weil -Des-johr -al-les an-nerschd -es

  kea -Hast- en kea- Be-trie-hib mih

   et ess rich-dich besinn-lich,

   et ess rich-dich besinn-lich,

                bet Sinn-inner-lich.

Aich hoe ge-hurt a Vi-rus schwirrt

 ge-fähr-lich durch de Stroh-se.

Des-wä-je sejd ihr all mas-kejert

 en misst vill Ob-stand loh-se,

   wue-me-je-lich zwie Med-er

   wue-me-jeli-ch zwie Me-der,

                    zwie Me-he-der.

Co-ro-na hält uss ganz i Ohrm

 mir hiern fast gor-naut an-nerscht

Do-geh stieht hej bei uss der Bahm

 ganz leis fer Gottes Heilungs-plan  

     Anti Co-ro-na Chres-bahm

     Anti Co-ro-na Chres-bahm

            uss Chre-hes-bahm.

Flashmob in Breitscheid

Mit einem Flashmob nahmen die Schülerinnen und Schüler, sowie einige Lehrer der Breitscheider Fritz Philippi Schule (FPS) an der weltweit „grassierenden“ Jerusalema Challenge teil. Die Lehrerin Mela Magdyj hörte von der seit Monaten im Internet verbreiteten „Zusammenhalt-Challenge“ und hatte die Idee sich mit der FPS daran zu beteiligen. Bei Schulleiter Herbert Jochmann rannte sie offene Türen ein und auch das Kollegium war begeistert.

Ein gemeinsamer Tanz, der einerseits zwischen den Tanzenden genügend Abstand garantiert und andererseits den Zusammenhalt in dieser von Corona diktierten Zeit fördert, war genau das Richtige. Bereits am vergangenen Freitag trafen alle Akteure das erste Mal zu einem Test-Tanz zusammen. Gestern-Vormittag fand dann die Generalprobe auf dem Schulhof statt und die gelang so toll, dass alle restlos begeistert waren. Nun soll so bald als möglich die Challenge aufgezeichnet und bei YouTube eingestellt werden.

Der Ursprung: Ende 2019 hat der südafrikanische DJ Master KG, der mit bürgerlichem Namen Kgaogelo Moagi heißt, das offizielle Musikvideo zu „Jerusalema“ gemeinsam mit der Sängerin Nomcebo Zikode herausgebracht. Mit „Jerusalema“ soll dabei laut Nomcebo Zikode ein spiritueller Ort gemeint sein – ein Ort, „an dem man Frieden findet, an dem es keine Sorgen, sondern nur Glück und fröhliche Menschen gibt.“ Dieser Gedanke scheint Menschen überall auf der Welt genauso sehr zu gefallen, wie der Sound des Songs und die Lebensfreude im Musikvideo. sig/Fotos: Gerdau

Selzer entlässt weitere Mitarbeiter

Weihnachtsgeschenke sehen anders aus

In einer Sondersitzung informierte die Geschäftsleitung des Driedorf-Rother Automobil-Zulieferer Selzer gestern (9. Dezember 2020) die Belegschaft über weitere Maßnahmen im Rahmen ihres „Budgets“.

In einem langfristig angelegten Optimierungsprogram mit dem wohlklingenden Namen „Selzer 2025“ will die Selzer Gruppe den Standort Driedorf zu ihrem Leitwerk entwickeln.

Ziel sei es, so die Geschäftsleitung: Effizienz und Profitabilität zu steigern, um so die Wettbewerbsfähigkeit und die Existenz langfristig abzusichern und den Standort auf die zukünftige Produktion unter Anderem aus dem Bereich der Elektromobilität einzustellen.

Im Rahmen dieses Optimierungsprogramms ist geplant, am Standort Driedorf-Roth 2021 Schwerpunktmaßnahmen durchzuführen und für das Jahr 2022 vorzubereiten.

Dann kommen Allgemeinplätze über Steigerung der Produktivität und andere Wohltaten, die dem Unternehmen und den Eignern guttun. Nachdem nun die halbe DIN A 4- Seite vollgeschrieben ist, ist die Arbeitnehmerschaft an die Reihe.

In dem hier vorliegenden Originaltext heißt es: Der Rückgang der Kundenbedarfe in 2021 erfordert, nach heutigem Kenntnisstand, eine Reduzierung der Beschäftigung. Die Personalstärke in der Produktion und in den produktionsnahen Bereichen muss voraussichtlich um bis zu 61 Mitarbeiter angepasst beziehungsweise reduziert werden.

Weiterhin ist geplant, die Fertigungstiefe durch eine Reduzierung in den Vorfertigungsstufen zu optimieren. Diese sind durch geringe Nutzungsgrade, ältere Anlagen mit hohen Instandhaltungs- und Energiekosten sowie einem hohen Betreuungsaufwand durch indirekte Bereiche belastet.

Der Betrieb der Bereiche Feinschneiden, Ofenhärten und Phosphatieren sowie der Werkzeug-, Vorrichtungs- und Betriebsmittelbau soll bis Ende 2022 eingestellt und durch Zukauf ersetzt werden.

Um den Abbau von bis zu 154 Mitarbeitern sozialverträglich zu gestalten, sollen mit den Betriebsräten zeitnah die Verhandlungen eines Interessenausgleichs und eines Sozialplans begonnen werden.

Fazit: Die Salamitaktik der Führung des einstmaligen Westerwälder Vorzeigeunternehmen geht weiter. Sicherheitshalber haben Lutz Henkel, Dr. Ing. Markus Schiffmann und Klaus Groth auf den abschließenden Satz „Frohe Weihnachten“ verzichtet. Todkranken spricht man derartige Wünsche ja auch nicht aus.  sig/Foto: Gerdau

Weihnachtslieder aus der Rufanlage

Auch die „Westerwäller Jungs“ um Eberhard Nickel aus Schönbach werden in diesem Jahr wegen Corona nicht Live zu hören sein. Ihm hat das keine Ruhe gelassen und er hat sich etwas überlegt: „Ich werde am kommenden Samstag (12. Dezember) ab 16.30 Uhr Weihnachtslieder unserer Band von der Konserve über die Schönbacher Dorfrufanlage abspielen“, freut sich Nickel. Ditmar Zibelius der pensionierte Allgemeinmediziner, wird ihm dabei zur als Co-Moderator zur Seite stehen. Da die „Westerwald-Jungs“ nicht nur Instrumentalmusik machen sondern auch hervorragende Sänger in ihren Reihen haben, kommen die schönen Lieder sicher gut an.

gerdaus-welt findet diese Idee einfach Spitzenklasse. „Die Menschen brauchen in dieser trüben Zeit etwas, dass sie erfreut und was passt da besser als die alten Weihnachtslieder von Menschen gesungen und gespielt die man kennt“, meint Eberhard Nickel, der selber einer der musikalischen Jungs ist.

Archiv-Foto vom Open Air- Konzert Dezember 2017 auf dem Herborner Marktplatz mit den Westerwäller Jungs.

Also Aufgepasst: Am Samstag ab 16.30 Uhr die Ohren gespitzt. Es wird mit Sicherheit eine tolle Sache, die viele Menschen erfreuen wird. sig/Archiv-Foto: Gerdau

Erotikshop in Dillenburg eröffnet

Seit Anfang dieser Woche (1.Dezember 2020) hat der neue sinnliche Erotikshop „mysexysecret“ in der Schelderau 1 in Dillenburg-Niederscheld geöffnet. Man muss schon einige Kilometer zurücklegen, um ein vergleichbares Angebot an Erotikartikel der unterschiedlichsten Art anzuschauen und kaufen zu können. Was bisher lediglich in größeren Städten angeboten wurde, findet man nun auch in nächster Nähe. Der Vorteil gegenüber dem Internetkauf, man kann alles anfassen und bekommt so ein Gefühl auch das richtige Produkt noch diskreter zu kaufen.

Im Erdgeschoß des Bürohauses der ehemaligen Niederschelder Adolfshütte kann man den Erotikshop leicht finden.

Jede Art von Spielzeugen für Paare oder Singles, für erfahrene Nutzer oder neugierige Neulinge, findet man in dem sehr gut sortierten Laden-Geschäft gleich im Anschluss an den schon lange existierenden Video-Verleih „Movie Vision“.

Daniela Hirse ist die Filialleiterin von „mysexysecret“.

Schon im Vorbeifahren auf der B277, vor dem Ortseingang von Dillenburg, kann man das Gebäude sehen. Filialleiterin Daniela Hirse (35) steht ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite und verweist auf ihre umfangreiche Dessous-Kollektion für alle Wünsche und Vorlieben. Auf ihre Diskretion kann man sich absolut verlassen und so wird bereits der diskrete Einkauf zu einem sinnlichen Erlebnis.

Das Angebot an hochwertigen Markenartikeln ist sehr groß.

Neben Vibratoren aller Formen und Ausführungen, gibt es Gleitgele und Öle, Toys für Boys, aber auch viele fantasievolle Sets für sie und ihn. Das komplette Repertoire einschlägiger Markenartikel ist entweder vorrätig oder kann blitzschnell beschafft werden. Dem Anspruch des Hauses folgend sind fast ausschließlich bekannte Qualitätsmarken wie „Womanizer“, „Satisfywe“, „Hidden Desire“, „Fröhle“ und viele andere mehr im Angebot. Nach den Einschränkungen durch die grassierende Covid-19 – Pandemie hoffen die Shop-Betreiber mit interessanten Events für sie und ihn, aber auch für Paare und Gruppen ihren Kunden weitere fantasievolle Einkaufserlebnisse bieten zu können.

Der Shop führt ebenso Bondage-wie BDSM-Zubehör.  „mysexysecret“ ist natürlich auch auf Facebook und Instagram vertreten, um Neuerscheinungen und Aktionen zeitnah bekannt zu machen. Die Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 14 bis 19 Uhr (Samstag von 11 bis 18 Uhr). Mittwoch geschlossen. Im Internet ist der Shop unter www.mysexysecret.de zu finden. Telefonische Anfragen und Bestellungen 02771 265008. sige/Fotos: Gerdau  

Was haben Steckrüben mit dem Gießereisterben zu tun?

Von Siegfried Gerdau

Das Gießereisterben in Deutschland geht weiter. Ein Blick ins Internet genügt, um die Zahl der schließenden Betriebe addieren zu können. Die verbleibenden bauen Personal ab und versuchen so die Kurve zu kriegen. Nicht nur Corona macht den Unternehmen zu schaffen. Die immer höher steigenden Energie-, sprich Stromkosten sind schon lange ein Faktor, der ihnen schwer zusetzt. Was bereits 2019 ein Thema war, wird jetzt zusätzlich durch die Pandemie, mit all ihren direkten und indirekten Nebenwirkungen, befeuert.

Heute Mittag besuchte ich die einzige Herborner Gießerei. Sozusagen im letzten Moment. Sie wird es schon in ein paar Tagen nicht mehr geben. Deren Kerngeschäft, der Aluminium-Guss, ist nicht mehr gefragt und die Auftragslage tendierte gegen Null.

Neben dem Maschinenbau, der schon seit dem vergangenen Jahr immer größere Auftragseinbrüche hinnehmen muss, ist vor allem auch die deutsche Autoindustrie in einer mehr oder weniger hausgemachten Krise. Die „Schlüsselindustrie“ wie sie gerne genannt wird, steht vor ihrer gewaltigsten Umstellung und ob diese gelingt, steht in den Sternen. Mehr als 800.000 Beschäftigte arbeiten hier, direkt und indirekt hängen geschätzt zwei Millionen Menschen vom Wohl und Wehe dieses wichtigsten Wirtschaftszweigs ab. Alle Autohersteller streichen Stellen, bis zu 31 Prozent der Metallbeschäftigten sind in Kurzarbeit.

Den Wasserdampf aus Kühltürmen wie hier bei den Braunkohlekraftwerken der Lausitz wird man schon bald nur noch aus französischen, belgischen, polnischen oder anderen Atomkraftwerken entlang oder in der Nähe der bundesdeutschen Grenzen sehen. Foto: Gerdau

Für die Energiewirtschaft gibt es bisher noch kein ausgereiftes Konzept. Atom- und Braunkohlekraftwerke wurden und werden geschlossen, Wind und Sonne reichen nicht, um die Stromverbrauchspitzen abzudecken. Deutschland kauft deshalb für bestimmte Zeiten Strom zum Beispiel aus französischen Atomkraftwerken. Andererseits suchen die Energieerzeuger händeringend Abnehmer für Stromüberkapazitäten in Zeiten, wenn der Wind kräftig bläst, die Sonne stundenlag vom blauen Himmel scheint, aber in Deutschland keiner diesen Strom braucht, weil gerade Sonntag und Sommer ist. Für diesen überschüssigen Strom zahlen nicht die Käufer, sondern im Gegenteil. Sie lassen sich bis zu einem Euro pro Kilowattstunde dafür geben, dass sie ihn überhaupt abnehmen. Dem deutschen Verbraucher, der die höchsten Stromkosten europaweit bezahlt, wird im kommenden Jahr wieder einmal mehr in die Tasche gegriffen. Natürlich wird auch die Treibstoffsteuer noch einmal kräftig angehoben. Das stecken die kurzarbeitenden oder freigestellten Steuerzahler locker weg, sie sparen ja so viel Geld, weil sie wegen Corona keins mehr ausgeben können. Alles für die Umwelt, sagen uns die Weltverbesserer und alle Länder auf unserem Globus werden schon bald mitmachen, so glauben sie ganz fest. „Am deutschen Wesen soll schließlich die Welt genesen“, sagte Kaiser Wilhelm II. Aber davon hatten damals seine Untertanen auch nicht viel, denn der I. Weltkrieg zwang sie zum Steckrübenessen. Das war ja dann wenigstens vegetarisch und soll sehr gesund sein. Mein Großvater wollte aber nie mehr Steckrüben essen und ich möchte es gar nicht erst versuchen.

Die Politik wurschtelt vor sich hin, träumt von alternativen Antrieben, Null-CO2-Zielen und sauberer Gendersprache. Die ehemaligen Schwellenländer, allen voran die Chinesen, lachen sich ins Fäustchen. Längst haben sie bei den meisten Konsumgütern das Produktionsmonopol. Sacken so ganz nebenbei über 800 Millionen Entwicklungshilfe jährlich von Deutschland ein und schaffen gemeinsam mit Russland eine Freihandelszone. Deutsche Politiker freuen sich über den neuen US-Präsidenten und hoffen, dass er sie die Gaspipeline durch die Ostsee weiter bauen lässt und der Kanzlerin nicht die kalte Schulter zeigt, wie sein ungeliebter Vorgänger.

Wie komme ich jetzt auf das alles. Ach ja, dass Gießereisterben in Deutschland. Bis zum 31.Dezember 2020 haben kränkelnde Unternehmen ja noch Schonzeit und dürfen straflos die drohende Insolvenz bis dahin verschleppen. Mit dem ersten Böller im neuen Jahr müssen die Hosen heruntergelassen werden. Dann sind es nicht mehr nur die Gastronomen, denen das Licht abgedreht wird. Die Politik beschäftigt sich parallel dazu mit der Frage der Impfprioritäten. Keine Frage, ein sehr wichtiges Thema. Andererseits, wenn wir alle im Homeoffice sitzen, tendiert das Ansteckungsrisiko gegen Null. Wer will sich denn dann noch impfen lassen?

Im kommenden Jahr haben wir alle die Wahl. Briefwahl, so wie es aussieht. Corona wird so wenig vorbei sein, wie die Wirtschaftsflaute. Ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen. Wir haben die Wahl, die zu wählen, die es können. Keine Traumtänzer und Neusozialisten. Keine Ewiggestrigen oder Nazi-Spinner. Wir sollten Realisten wählen, die ihr Handwerk gelernt haben und sich im Berufsleben davon ernähren mussten. Wir sollten Sprücheklopfern und Heilsbringern eine Absage erteilen. Wir müssen alle an die Wahlurnen gehen, auf dass die Gießereien und alle anderen Wirtschaftszweige wieder schwarze Zahlen schreiben, denn davon leben auch die, die gegen alles sind. Wir brauchen Politiker, die mehr können als Schulden machen. Wir brauchen Parteien, die wieder eigenständige Politik machen. Davon lebt unsere Demokratie und die wollen wir niemals aufgeben.