Herborner Repair-Café ist umgezogen

Küche und Garten ohne elektrische Helfer sind aus unserem Leben kaum noch wegzudenken. Doch die schönen Geräte gehen auch schon mal kaputt und dies oft nach kurzer Gebrauchszeit. Schnell wird Ersatz beschafft und das defekte Teil entsorgt. Was Umwelt- und Ressourcentechnisch eine Katastrophe ist, regt kaum noch jemanden auf und wird als normal empfunden. Reparaturwerkstätten für Kleingeräte gibt es praktisch nicht mehr und selber Hand anlegen erfordert viel Insiderwissen.

Reparieren statt wegschmeißen

Hier muss Abhilfe gefunden werden, dachte sich eine Gruppe hochkarätiger Fachleute aus Herborn und Umgebung. Die Herren alle im Pensionärs- und Rentnerstand habe langjährige Berufserfahrung im Bereich Elektrotechnik. Elektrokleingeräte aller Couleur lediglich wegen kleiner Defekte wegzuwerfen, ist nicht besonders intelligent und hilft ausschließlich den Herstellern. Kurzerhand beschlossen sie die Dinge selber in die Hand zu nehmen und eine Reparaturwerkstatt mit sozialem Touch zu gründen. Die BUND-Ortsgruppe Herborn initiierte das „Repair-Café“ schließlich mit großer Unterstützung der Katholischen Kirchengemeinde St. Petrus, Herborn, sowie Pfeiffer-Reisen und Kopp- Elektrotechnik, Sinn. Hier bekommen kaputte Elektrogeräte eine zweite Chance frei nach dem Motto “Reparieren statt wegschmeißen.“

Rolf Kopp mit einem Tonbandgerät aus den 1960er Jahren.

Die Initiative trug schon bald Früchte. Zahlreiche Bürger nahmen das Angebot gerne an. Die hochqualifizieren „Schrauber“, vom Diplom-Ingenieur über Berufschullehrer bis zum selbständigen Unternehmer bekamen gut zu tun und in der kleinen „Werkstatt“ in einem Nebengebäude der Kirche wurde es immer enger. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Mehrgenerationenhaus im Herborner Walkmühlenweg 5a, die ebenfalls die Repair-Initiative unterstützt, wusste Rat. Sie stellte der Repair-Gruppe einen Kellerraum in dem Flachdachgebäude gegenüber dem mehrstöckigen AWO-Bau zur Verfügung.

Martin Thielmann wird auch diese Kaffeemaschine wieder in Schwung bringen.

Anfang dieser Woche konnten die Spezialisten nach langer Umräume-Arbeit einziehen. Jetzt galt es die aufgelaufenen Reparaturaufträge zügig abzuarbeiten. Während der 82-jährige ehemalige Berufschullehrer Hartmut Kaffenberger einer defekten Kaffeemaschine zu Leibe rückt, hat sein Kollege Rolf Kopp (71) einen Dino, ein UHER-Tonbandgerät in der Mache. Der gleichaltrige Elektromeister und Elektrotechniker Martin Thielmann (72) rückt gemeinsam mit dem Thermotechnik-Ingenieur Roman Omelchenko einem anderen Patienten auf den Leib.

Die Reparierer. Von links: Martin Thielmann, Hartmut Kaffenberger, Reinhardt Waschke, Klaus Georg, Rolf Kopp. Es fehlen Thorsten Lehr und Roman Omelchenko.

Der 72-jährige Reinhardt Waschke, Diplom-Starkstrom und Niederspannungs-Ingenieur, blickt voll Stolz auf 53 Prozent erfolgreiche Reparaturen die in 16 Monaten seit der Inbetriebnahme des Repair-Cafés durchgeführt wurden. Immerhin waren es 480 Geräte, die durch die fleißigen Hände der Ehrenamtler gingen. Benjamin der Truppe ist Thorsten Lehr, ein Physik-Lehrer.

Groß war die Freude von Ursula Benner als Klaus Georg ihr die wieder funktionstüchtige Heckenschere übergeben konnte.

Kurz vor Feierabend kam die 73-jährige Ursula Benner, um ihre Heckenschere abzuholen. Der 71-jährige Elektrotechniker Klaus Georg hatte dem Gerät wieder Leben eingehaucht und Ursula revanchierte sich freudig mit einem Schein in die Spendendose.

Wer der Umwelt und seinem Portemonnaie einen Gefallen tun möchte, nimmt per Mail: (repaircafe@bund-herborn.de) Verbindung mit den fachkundigen Männern im Herborner AWO-Haus auf. Geschäftszeiten sind Montag von 10 bis 12 und Dienstag von 14 bis 16 Uhr. sig/Fotos: Gerdau