Deutschland setzt Impfungen mit Astrazeneca aus

Dänemark setzt als erstes EU-Land, Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca aus. Fälle von Blutgerinnseln wollen inzwischen auch weitere Länder erst untersuchen. Nun folgt auch die Bundesrepublik. „Vorsorglich“, verlautete aus dem Gesundheitsministerium.

Nachdem Norwegen, Island und die EU-Länder Bulgarien, Irland die Impfung mit dem Vakzin ausgesetzt hat,entschied sich auch Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg die Nutzung einer bestimmten Astrazeneca-Charge auszusetzen. Bei Italien und Rumänien ist es anderen Charge die nicht benutzt werden darf.

Somit ist die gestrige Meldung über Video-Text, alle Altersgruppen auch mit Astrazeneca zu impfen, buchstäblich Schnee von gestern. Auch das angekündigte „Losverfahren“ ist damit wohl obsolet. sige

Auch Frankreich hat sich entschlossen die Impfungen mit Astrazeneca auszusetzen.

Corona-Impfung im Losverfahren.

Also gleich fällt mir der Kopf ab. Eben (14. März 2021, 15.39 Uhr) kam in Teletext folgende Meldung:

Leute das muss man sich mal reinziehen. Da wird ein Impfstoff, der lediglich für jüngere Menschen empfohlen wurde, plötzlich für alle Altersgruppen freigegeben, obwohl er in einigen Ländern als gefährlich eingestuft worden ist. Man spricht dort von Embolieen, die vereinzelt aufgetreten sind. Da sind nach dem Dafürhalten unserer Regierung wohl nur Kollateralschäden, die billigend in Kauf genommen werden müssen.

Astrazeneca muss mit aller Gewalt unters Volk, da unser Gesundheitsminister Spahn den millionenfach eigekauft hat. Jetzt muss der Computer ran, damit man im Falle eines Falles dem die Schuld ins Gehäuse schieben kann.

Ist das alles ein vorgezogener Aprilscherz?

Corona ist Krieg…nur leiser

Von Siegfried Gerdau

Wie hat sich unser Leben reduziert. Was noch vor etwas mehr als ein Jahr kaum vorstellbar war, ist einer seltsamen „Normalität“ gewichen. Alle Aktivitäten tendieren gegen Null und über allem Tun steht die Frage, „darf ich das, ist es erlaubt, könnte es mir schaden“. Selbst die Nachbarschaftskontakte laufen über Handy oder Telefon und schon, wenn der Postmann klingelt, kommt leichte Panik auf: „Hat er wirklich nur das Paket gebracht und nicht auch ein paar fiese Viren dagelassen“. Der Einkauf im Supermarkt ist angesichts der Tatsache, dass alle anderen Geschäfte zwar wieder betreten werden dürfen, aber nur einzeln und unter drastischen Vorsichtsmaßnahmen, ein wenig paradox. Geht die Familie zusammen, muss jeder einen Einkaufswagen vor sich herschieben, auch wenn er leer ist, sozusagen als Begleitfahrzeug. Verstohlene Blicke überzeugen sich davon, dass der Nebenmann oder die Nebenfrau auch die richtige Maske und vor allem über der Nase trägt. Die Kassiererinnen sitzen hinter Plexiglas und hoffen, dass mögliche Virenträger keine ihrer „Schützlinge“ an der Kasse lassen.

Teststäbchen gabs bei Aldi. Wahnsinn. Die meisten konnten sich den Weg zum Discounter sparen. Schon Minuten nach dem Angebot, war alles ausverkauft. Wir sind zu einem Volk der Tester mutiert. Überall schießen Test-Shops aus dem Boden. Wie immer lässt sich mit der Angst der Menschen Geld machen und wer schnell genug ist macht viel davon. Von morgens bis in die Nacht klären Experten über den Stand der Inzidenzen auf. Ein ganzes Volk schaut auf meist steigende Kurven, als wenn es Börsenbarometer wären. Die Impfangst ist einer Impfsehnsucht gewichen. Wann komme ich endlich dran und warum haben andere bereits schon die zweite Impfung bekommen. Ein Großteil der Bevölkerung konnte bisher ein Virus nicht von einer Bakterie unterscheiden,jetztgibt es nahezu ein Heer von Virologen, die aufklären. AstraZeneca wird mit Biontech/Pfizer verglichen und fällt durch. Sputnik kommt schon mal überhaupt nicht in Betracht. Man kennt sich schließlich aus.

Aber … es gibt ja wieder Toilettenpapier! Dessen Hersteller haben versprochen, es nie mehr zu einem solch dramatischen Engpass wie im vergangenen Jahr kommen zu lassen. Der Volksfrieden ist zumindest auf diesem Gebiet gerettet. Der schon fast ideologische Kampf zwischen Maskengegnern und Befürwortern hingegen spaltet die Nation. Während die einen davon überzeugt sind, dass nur die sachgerecht getragene Maske das Mittel der Wahl ist, sehen dies andere gänzlich anders. Sie ignorieren Fakten und brandmarken diese als Fakes. Ihre Gegner verdammen diese „Ignoranten“ als potentielle Volks-Gefährder. Der Gesetzgeber pendelt hilflos zwischen Aktion und Reaktion, so dass sich Maßnahmen und Gegenmaßnahmen in kürzesten Intervallen fast überschlagen. Die heutige Kommunalwahl gerät zum Siegeszug der Briefwahl. Wer will sich denn schon in einem Wahllokal in Todesgefahr begeben. Apropos Kontakte. Die sind mittlerweile auf Null gefahren. Home-Office und Videokonferenzen machen den direkten Kontakt mit möglichen Ansteckungsquellen, sprich Menschen, obsolet. Die Großeltern verlieren ihre Enkel aus den Augen und die sind mal in Schule oder Kindergarten präsent oder nicht. Der Lockdown- wie ich dieses blöde Wort hasse- mal härter oder gelockert, macht die Menschen kirre. Gastronomen, Restaurantbetreiber und Eventmanager ringen um ihre Existenz.

Die Ordnungskräfte im Land haben die A-Karte gezogen. Sie müssen ausbügeln, was die Politiker in ihrem Unvermögen fabrizieren! Aufatmen in der Tourismusbranche. Die Nachricht von der Aussetzung der Reisewarnung für Mallorca ging wie ein Ruck durch ganz Deutschland. Ist das der Anfang oder das Ende? Auch hierbei teilt sich das Land in Zaghafte und Unentwegte. Eins ist gewiss. Nicht nur Deutschland wird nie mehr wieder so sein, wie vor der Pandemie. Da ist das Abschaffen des Händedrucks zur Begrüßung das kleinste Übel. Wir werden uns nicht mehr umarmen. Küsschen links, Küsschen rechts ist passé. Aber wir werden irgendwann, nach Corona, wieder im Café mit Freunden sitzen und kurzweilige Gespräche führen können. Auf Abstand, versteht sich.

Chorgesang in Not

Stellvertretend für alle Hessischen Amateur-Chöre wendet sich der stellvertretender Vorsitzende von Sing & Act e.V. Bernd Koch mit einem Hilferuf an den Hessischen Ministerpräsidenten.

Archiv-Symbolbild: Gerdau

An
Ministerpräsident Volker Bouffier MdL
Landesvorsitzender der CDU Hessen
Alfred-Dregger-Haus
Frankfurter Straße 6
65189 Wiesbaden
E-Mail: info@volker-bouffier.de
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bouffier,
mein Name ist Bernd Koch. Ich bin aktiver Sänger und stellvertretender Vorsitzender im Chor „Sing &
Act e.V. – Haiger“. Wir sind ein gemischter Pop-Chor mit 35 Sängern und Sängerinnen. Unsere Heimat
liegt im hessischen Haiger im Lahn-Dill-Kreis. Dort wurde der Chor 1997 als Projektchor gegründet und
nach und nach steigerten sich die Sängerinnen und Sänger durch verschiedene Auftritte bis heute zu
einer festen Größe in der Region. Der Chor „Sing & Act“ erreichte beim Meisterchorsingen des Hessischen Sängerbundes in einer hervorragend besetzten Klasse „Pop- und Jazzchöre“ ein hervorragendes
Silberdiplom als „bester Chor ohne Auswahlstruktur“. Auch innerhalb der Vergleichs- und Wertungssingen des Dill-Sänger-Bundes belegt Sing & Act immer vordere Podiumsplätze. Der Chor ist mittlerweile ein musikalisches Schwergewicht in der hessischen Chorszene und weit über das Lahn-Dill-Gebiet
hinaus bekannt.
Unser Motto lautet „Singen macht Spaß“
Warum wende ich mich an Sie? Ich habe im Internet auf der Seite https://soziales.hessen.de/gesundheit/corona-hessen/informationen-fuer-buergerinnen-und-buerger/freizeitaktivitaeten-veranstaltungen-im-privatenoeffentlichen-raum einen Beitrag zu einer Verordnung gefunden, der mich doch als
Chorsänger mehr als betroffen macht. Der Artikel, auf den ich mich beziehe, findet sich in Punkt 1
„Chor- und Orchesterproben“ wieder.
Chor- und Orchesterproben
Zusammenkünfte und Veranstaltungen können nach § 1 Abs. 2b CoKoBeV aktuell nur stattfinden, wenn an diesen ein besonderes öffentliches Interesse besteht und eine Genehmigung der zuständigen Behörde vorliegt. Beispielhaft
werden Gedenkveranstaltungen, Blutspenden und Maßnahmen der Tierseuchenbekämpfung und -prävention benannt. Bei diesen Zusammenkünften muss
nach § 1a Abs. 1 Satz 2 CoKoBeV eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.
Es wird davon ausgegangen, dass ein besonderes öffentliches Interesse für Chorproben nicht besteht; Chor- und Orchesterproben, die nicht beruflich bedingt
sind und für die deshalb kein öffentliches Interesse besteht, dürfen daher aktuell Bernd Koch
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nicht stattfinden. Umfasst sind alle Zusammenkünfte zum Musizieren (dies betrifft alle Instrumente unabhängig vom jeweiligen Ausstoß an Aerosolen), also
nicht nur Proben mit Blasinstrumenten, z.B. des Posaunenchors oder Gesangsproben.
Musikunterricht – auch mit Blasinstrumenten – ist dagegen weiterhin gestattet,
da hier ein Bildungsauftrag besteht. Lehrende und Lernenden sind zum Spielen
von Blasinstrumenten von der Pflicht des Tragens einer Mund-Nasen-Bedeckung befreit, sofern die Abstände von 1,5 Metern und die geltenden Hygieneregeln eingehalten werden und regelmäßiger Luftaustausch gewährleistet ist.
Ich glaube sehr wohl, dass es in Deutschland und auch in Hessen ein besonderes öffentliches Interesse
für Chorproben gibt.
Singen ist in: Etwa 3,3 Millionen Menschen in Deutschland über 14 Jahren singen nach Angaben des
Deutschen Musikinformationszentrums in Gesangsgruppen und Chören. Dabei macht Singen, entgegen unserem Motto nicht nur Spaß, sondern wirkt sich positiv auf die psychische und körperliche Gesundheit aus.

  1. Wer singt, lernt tief ein- und auszuatmen. Das führt dazu, dass der Körper besser mit Sauerstoff
    versorgt wird. Eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt zeigte, dass Sängerinnen und Sänger weniger anfällig für Burnout als Nicht-Sänger waren.
  2. Kaum etwas beeinflusst unser Gehirn stärker als Musik. Sie regt die sog. Neuplastizität an – die
    Fähigkeit des Gehirns, ein Leben lang seine Strukturen ändern zu können.
    Untersuchungen haben gezeigt, dass das Zusammenspiel von Bewegen, Hören und Planen die
    Hirnaktivität bei Menschen besonders anregt und beschäftigt. Bei einem Sprachverlust (Aphasie) kann Musik mittels Singen helfen, um Stück für Stück wieder Zugriff auf Sprache zu ermöglichen.
  3. Da Musik neben der Koordination auch Emotionen in uns wachruft, können daran gekoppelte
    Leiden, wie zum Beispiel Schmerz, ebenfalls beeinflusst werden. Deshalb wird in der
    Schmerztherapie Musik eingesetzt, die hier dafür sorgt, dass subjektiv empfundene Schmerzen
    deutlich gelindert werden. Die Musikrichtung spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Hauptsache, die Musik gefällt.
  4. Wissenschaftler der Universität Hamburg wiesen zudem nach, dass beim gemeinsamen Singen
    das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Dieses Hormon fördert gegenseitiges Vertrauen, kann Angst und Stress abbauen und Bindungen stärken. Der Musikwissenschaftler
    Prof. Gunter Kreutz fand heraus, dass besonders gemeinsames Singen das Wohlbefinden fördert sowie die Abwehrkräfte stärkt. Singen ist generationsübergreifend und kann jederzeit und
    überall praktiziert werden. Die Mitgliedschaft in einem Chor ist auch eine Therapie gegen Einsamkeit. Beim Chor „Heaven can wait“ kommt es auf das Alter an: Denn nur mit 70plus darf
    man mitsingen. Gemeinsam bringen sie über 2000 Jahre auf die Bühne.Bernd Koch
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    Die genaue Anzahl der Chöre und Sänger in Deutschland kann nur geschätzt werden, da viele Chöre
    keiner Organisation (z. B. die Schulchorarbeit) angehören. Nach diesen Schätzungen sind ca. 3,3 Millionen Menschen in 61.000 Chören aktiv. Insofern singen etwa 2-3% der deutschen Gesamtbevölkerung in einem Chor. Aufgeteilt nach Sparten ergibt sich folgendes Bild:
     etwa 45 % – gemischte Chöre
     etwa 31 % – Kinder- und Jugendchöre
     etwa 16 % – Männerchöre
     etwa 8 % – Frauenchöre
    Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum, Bonn
    Von diesen 3,3 Millionen Sängerinnen und Sängern sind etwa 1,5 Mrd € im Sektor Notenmaterial, Instrumente und musikalisches Equipment generiert worden. Nicht mitgerechnet (weil nicht berechenbar) sind Umsätze für Catering, Hallen- und Equipmentmiete und Konzerteintritte. Geschätzt wird,
    dass in 2018 im laienmusikalischen Bereich ca. 4-7 % des Bruttoinlandsproduktes deutschlandweit
    generiert wurden. Das ist doppelt so viel wie VW und alle coronageförderten Fluglinien wie Lufthansa
    zusammen.
    Mit diesen Zahlen sprechen Sie in der Verordnung von einem „nicht öffentlichen Interesse“ an Chorproben?
    Eine detaillierte Studie zum Thema „Aerosol-Ausbreitung – Singen ist nichts Negatives“ durch Prof.
    Dr. Matthias Echternach (Leiter der Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie an der HNO-Kinik München LMU) und der Uniklinik Erlangen kam zu folgendem Ergebnis:
    Fünf Sängerinnen und fünf Sänger des BR-Chores sowie drei Trompeter, drei Klarinettisten und drei
    Querflötisten des BR-Symphonieorchesters stellten sich zur Verfügung. Zum einen wurde untersucht,
    wie sich Aerosole ausbreiten, zum anderen wurden Versuche unternommen, die größere Tröpfchen
    in einen Raum katapultierten. Im Gegensatz zu diesen, die sofort nach unten sinken, können Aerosole lange in der Raumluft bleiben. Auch interessierte in einem Nebenversuch, wie es sich mit der
    sängerischen Ausatmung verhielt: Aus welchen Distanzen beziehe ich meine Luft und wie könnte ich
    mich dadurch potenziell infizieren? Wenn ich als Sänger drei, vier Liter akut inhalieren will, beziehe
    ich diese Luft aus einer „Luft-Kugel“ mit einem Radius von nur zehn, zwölf Zentimetern. Bildlich lässt
    sich das mit dem bekannten Kerzen-Versuch erklären: Man kann eine Kerze sehr gut auspusten. Aber Bernd Koch
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    die Flamme aussaugen gelingt nicht, weil das Gas (Luft) nicht gerichtet, sondern von überall her bezogen wird. Ein infektiöses Gas müsste also direkt am Körper sein, um gefährlich zu werden.
    In den Beobachtungen wurde festgestellt, dass die maximale Aerosolausdehnung des Textgesangs bis
    maximal 1,5 Metern reicht und im Durchschnitt bei etwas unter einem Meter bleibt. Zwei bis zweieinhalb Meter Abstand nach vorn wären als empfehlenswert, wenn ein kontinuierlicher Abzug der
    Aerosole erfolgen kann. Die kann durch eine Querlüftung des Raumes erfolgen. Zur Seite hin hat man
    eine deutlich geringere Ausdehnung gemessen. Hier sei ein Abstand von eineinhalb Metern ausreichend. Zum Abstand zwischen Dirigent und Musiker wurde angemerkt, dass sich dieser durch eine
    FFP2 Maske schützen kann. Es wurde auch getestet, wie sich die Atemgase entwickeln, wenn sich
    zwei Sänger gegenüberstehen. Hierbei wurde festgestellt, dass bei einem Abstand von 3 Metern sich
    die Atemgase nicht mehr berührt haben.
    Sobald ein Sänger krank ist, kann es immer sein, dass sich der Nachbar ansteckt. Durch eine geringere
    Infektionsrate sinkt das Risiko für Aufführungen. Nicht zuletzt können vor allem Corona-Impfungen
    und -Tests dieses Risiko entscheidend beeinflussen.
    Schlusswort von Herrn Prof. Dr. Echternach:
    „Die Menschen müssen unbedingt wieder zum Gesang gebracht werden. Mich stört sehr, dass im
    Moment Gesang mit etwas Negativem, Gefährlichem, sogar Todbingendem verbunden wird. Dabei
    ist auch das Gegenteil der Fall: Singen stiftet Sozialisation, schafft Wohlbefinden und ist sogar gesundheitsfördernd. Wir würden ohne das Singen viel in unserer Kultur verlieren.“
    Zusammenfassend möchte ich mit einer Zeile aus Johann Gottfried Seumes Gedicht/Volkslied „Die Gesänge“ schließen:
    Wo man singet, lass dich ruhig nieder
    ohne Furcht, was man im Lande glaubt
    Wo man singet wird kein Mensch beraubt
    Bösewichter haben keine Lieder.
    Ich möchte mich dem Schlusswort von Herrn Prof. Dr. Echternach anschließen und nochmals an sie
    appellieren, die Verordnung zu überarbeiten, dass das Singen in Chorproben und den daraus folgenden
    Konzerten und Auftritten baldmöglichst zu erlauben.
    Ich hoffe auf Ihr Verständnis und der Freude an der Musik
    Mit freundlichen Grüßen
    Bernd Koch
    Sing & Act e.V.
    Stellvertretender Vorsitzende

In einem weiteren Schreiben gehen die Petenten IN MEDIAS RES und hoffen damit, die Verantwortlichen der Hessischen Landesregierung für die Not der Chöre sensibel zu machen.

Liebes Sozialministerium Hessen, liebe hessische Landesregierung, sehr geehrter Herr Bouffier, liebe regionalen Parteivertreter der an der hess. Landesregierung beteiligten Parteien, liebe Opposition, die ja nicht anders handeln würde,

unter https://soziales.hessen.de/gesundheit/corona-hessen/informationen-fuer-buergerinnen-und-buerger/freizeitaktivitaeten-veranstaltungen-im-privatenoeffentlichen-raum findet man den lapidaren Satz: „Es wird davon ausgegangen, dass ein besonderes öffentliches Interesse für Chorproben nicht besteht.“

OK. Nur zum Verständnis:

– mehr als 3,3 Mio Menschen über 14 Jahren, die geschätzt in Laienchören deutschlandweit singen, das sind ca 2 – 3% der Gesamtbevölkerung Deutschlands, sind also nicht von öffentlichem Interesse.

– Ca 1,5 Mrd € Wertschöpfung, etwa 4 – 7% des BIP (2018), für Musikinstrumente, Notenmaterial usw sind nicht von öffentlichem Interesse.

– Die 3,3 Mio Menschen singen in ca 61.000 gemeldeten Chören, de facto ist die Zahl aber sehr, sehr, sehr viel höher, da es eine unüberschaubare Menge an nicht gemeldeten Ensembles gibt. Alle diese Ensembles haben Chorleiter, die Honorare bekommen und jetzt Arbeitsverbot haben. Seit einem Jahr finden von über 61.000 Chören keine Konzerte statt, also verdienen angestellte Musiker, Chorleiter, Caterer, Bühnentechniker, Equipmentverleiher, Grafikbüros (für Plakate, Flyer…). Druckereien usw ebenso nichts, haben Berufsverbot. Aber klar. Hat kein öffentliches Interesse.

– Man schätzt, dass über die Laienchorszene etwa 1 Mio Arbeitsplätze direkt und etwa 2 Mio Arbeitsplätze indirekt abhängt – ohne öffentliches Interesse natürlich.

Und dann kommt das soiale Leben. Moment: „SOZIALministerium – SOZIALes Leben der Menschen… ich wittere einen Zusammenhang! Forschungen der Universitäten Frankfurt, Hamburg und viele andere haben nachgewiesen, dass Singen alleine oder im Chor aktiv Krankheiten vorbeugt, gerade im Zusammenhang mit Covid-19 das Immunsystem stärkt, die Atmung verbessert, Herz-Kreislauf stabilisiert, Schmerzen lindern kann, die Hirnaktivität steigert, Intelligenz fördert, Hirnplastizität anfeuert, Demenzen entgegenwirkt, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus (Achtung: SOZIALministerium!!) stärkt es zwischenmenschliche Beziehungen, gibt den Menschen halt und Bindung, stärkt das Sozialgefüge einer Gesellschaft, fördert Demokratie und Wertebindung. Aber , ich vergaß: ist ja nicht von öffentlichem Interesse.

Und bevor jetzt wieder die Aufschreie kommen, von wegen Aerosole und Virenschleudern im Chor: NEIN!!!!! Ist nicht!!!! Haben all die 61.000 Chöre bewiesen, dass gerade Chöre hervorragend tragfähige Hygienekonzepte entwickelt haben und umsetzen. Mittlerweile haben sehr viele Studien beweisen (Echternach, München LMU; MH Freiburg; www.sueddeutsche.de/kultur/chor-coronavirus-singen-1.4906317; www.bbc.com/news/health-53853961; www.aerzteblatt.de/nachrichten/114701/SARS-CoV-2-Evidenz-spricht-gegen-Ansteckung-ueber-die-Luft; www.faz.net/-gs3-a188x?GEPC=s13), dass vom Chorsingen unter Einhaltung gewisser Regeln KEINE erhöhte Gefahr ausgeht!!! Liebe oben Angesprochene: Der lapidare Satz „Es wird davon ausgegangen, dass ein besonderes öffentliches Interesse für Chorproben nicht besteht.“ ist schlichtweg eine Unverschämtheit und ein Schlag ins Gesicht all der Ehrenämtler, die für ihren Verein leben und kämpfen. Was haben wir der Politik getan? Seit Jahrzehnten retten wir eure langweiligen Eigenlobveranstaltungen mit unseren Vorträgen, oft „für lau“! Wir werden benachteiligt wo es nur geht, Gleichbehandlung mit Sport z.B. gibt es nicht! Warum dürfen Kinder im Sportverein zusammenkommen und gemeinsam keuchen und schnaufen, in einem Kinderchor unter Hygienebedingungen aber nicht? Sind für euch Millionen Menschen, Arbeitsplätze, Sozialkontakte, Einzelschicksale und nicht zuletzt Steuereinnahmen „nicht von Interesse“?? Wieso treten Sie das teils jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement tausender Menschen mit Füßen, indem Sie RS-Fehler als „Tupperparty „ bezeichnen? Am Wochenende sind Wahlen: Ich hoffe inständig, dass all die Millionen, die für euch „nicht von Interesse“ sind, euch mal ihrerseits deren „nicht von Interesse“ zeigen! Sing&Act e.V. Haiger, ein kleiner aber durchaus nachgefragter und somit von öffentlichem Interesse seiender Chor, fordert im Namen aller Chöre in Hessen, dass diese unmögliche, unverschämte und schlichtweg unwahre Formulierung getilgt wird und die daraus sich ergebenden Konsequenzen überdacht werden!

Es sei in diesem Zusammenhang auch auf den Artikel des Deutschen Chorverbandes von Bernhard Schmidt verwiesen!

Lasst uns reden…

baten der CDU-Landtagsabgeordnete und Herborner Stadtverordneten-Vorsteher Jörg-Michael Müller sowie der Herborner CDU-Stadtverbandsvorsitzende und Stadtverordnete Lukas Winkler in zwei Videokonferenzen zum gemeinsamen Gespräch. Da ich leider verhindert war an den Veranstaltungen teilzunehmen, bat ich Winkler mir seine Eindrücke und Erfahrungen mitzuteilen. Diese mir eben zugegangene Mail möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten. Gleichzeitig bitte ich darum sie mit völlig unpolitischen Augen zu betrachten. Es geht mir hier nicht um irgendeine Partei, sondern darum wie man auch in einer Pandemie miteinander im Gespräch bleiben kann. Diesmal war es halt die CDU, es hätte aber auch jede andere politische Partei sein können. sige

Lieber Siggi,

wie versprochen, hier einige Eindrücke der vergangenen zwei Videokonferenzen:

Wir haben dieses Veranstaltungsformat in den vergangenen Wochen zwei Mal durchgeführt. Wir haben dabei zunächst die Möglichkeit genutzt, uns und unsere Programm vorzustellen (Präsentation im Anhang) und sind danach auf die Fragen, Wünsche und Anregungen der Gäste eingegangen. Beide Veranstaltungen haben ca. 2 Stunden gedauert und man hat sehr sachlich und angeregt miteinander diskutieren können.

Ich habe die Gäste im Nachgang nach ihren Eindrücken gefragt. Ein junger Handwerker aus einem Herborner Ortsteil meinte hierzu, dass er niemals zu einer Veranstaltung im heimischen Bürgerhaus gekommen wäre und dieses Format sehr angenehm und unkompliziert fand.

Die Themen waren bunt gestreut. Es ging sehr oft um die zukünftige Stadtentwicklung, aber auch um einfache Nachfragen zu Einzelprojekten (Kreisel Hörbach, Kindertagesstätten, Wiederkehrende Straßenbeiträge etc.). In dieser Hinsicht eine klassische Veranstaltung wie unsere herkömmlichen Präsenzveranstaltungen.

Ich glaube, dass diese Formate auch nach der Pandemie Zukunft haben werden, weil sie es den Menschen so einfach wie möglich machen, sich miteinander auszutauschen. Ich habe in den vergangenen drei Monaten so viele politische Veranstaltungen besucht, wie in meinem gesamten Leben zuvor. Sowohl auf Bundes-, Landes-, Kreis- und Stadtebene haben solche Veranstaltungen zu ganz verschiedenen Themen stattgefunden. Sie machen es auch den Organisatoren sehr einfach, weil man durch die wegfallende Anreise auch einfacher an Referenten kommt. Außerdem war es selten so unkompliziert, mit hochkarätigen Mandatsträgern (Bouffier, Beuth, Lorz, Linnemann, Amthor etc.) direkt zu kommunizieren.

Für die Initiative von Hans-Dieter und Ronald sind ebenfalls Videokonferenzen angedacht – wenn dort auch so freudig diskutiert wird wie bei den Veranstaltungen, die ich mitbekommen habe, dann bin ich sehr optimistisch! Wir werden diese Formate aller Voraussicht nach auch nach der Wahl zu verschiedenen Themen anbieten, Das wird meines Erachtens ein grundlegendes Format für künftige Stadtentwicklung sein.

Liebe Grüße Lukas

Lukas Philipp Winkler

Stadtverordneter

Tel.: 02772/957615

Mobil: 0176/55165947

Kleiberweg 17

35745 Herborn

Siggi hilft

Eine 83-jährige, alleinlebende Dame in Oberweidbach rief gerdaus-welt um Hilfe. Das Telefon und der Notfallknopf funktionierten nicht. Schlimm für die geistig fitte, aber körperlich eingeschränkt-bewegliche Frau.

Siehe auch den Artikel in gerdaus-Welt vom 5. März: Siggi hilft !

Diese Wochen voller Angst und ohne Verbindung zur Außenwelt gehören der Vergangenheit an. Wie von der Pressestelle der Telekom versprochen, ging heute der Anschluss Seniorin wieder ans Netz.

Vielen Dank liebe Kolleginnen und Kollegen der Pressestelle für die tatkräftige Unterstützung. sige

Sehr geehrter Herr Gerdau,

seit Mittwoch funktioniert der Anschluss von Frau B. wieder. Unsere Kundin bestätigte uns in einem Telefonat die Entstörung. Selbstverständlich werden die monatlichen Kosten für den Störungszeitraum zurückerstattet, worüber wir die Kundin bereits informiert haben.

Mit freundlichen Grüßen  
Team Presse
 
Deutsche Telekom AG 

Corporate Communications 

Presseteam Deutsche Telekom  

Ergänzung zum Artikel „Corvin’sche Druckerei“

Auf mehrfachen Wunsch und Anregung der Leser von gerdaus-welt möchte ich ein paar Dinge klarstellen.

Die Corvin’sche Druckerei ist nicht im Besitz der öffentlichen Hand und auch nicht der Stadt Herborn. Sie wurde vor ungefähr sechs Jahren aus Privatbesitz eines Herborner Bürgers an zwei Immobilien-Investoren aus der Region verkauft, die ihrerseits die denkmalgeschützte Immobilie dem Kreis vermieteten. Ob das Mietverhältnis derzeit noch besteht, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es ist anzunehmen.

Die Einfahrt in den Hof der Druckerei sieht nicht sehr einladend aus. Foto: Gerdau

Die Besitzer ließ nach dem Kauf neue Fenster einbauen, was den Denkmalschutz nach Aussage der Eigentümer zufriedenstellte, aber dem Charakter des Hauses nicht entsprach. In mehreren teils unerfreulichen Telefongesprächen im vergangegen Jahr, versprach mir einer der beiden Besitzer schon bald mit umfassenden Renovierungsarbeiten zu beginnen. sige/Foto: Gerdau

Eine Leserin schreibt heute (10. 03.2021) dazu: “ Kerstin Gabriel. Ich bin in Herborn ehrenamtliche Stadtführerin und schäme mich jedesmal fremd, wenn ich Gästen bei ihrem Besuch in Herborn diesen historischen Schandfleck zeige, der unweigerlich mit der Geschichte der hohen Schule verbunden ist.

Was ich noch sagen wollte

Immer wieder tickt es bei mir, wenn ich über meine Cannon (Canon)-Kameras rede. Wohl wissend, dass die Welt und somit auch Deutschland von diesen Kameras so oder ähnlich spricht, obwohl das nachweislich fasch ist, lasse ich mich mit in diesen denglischen Strudel ziehen. Zu meinem Glück finde ich die Bestätigung im Internet und weil ich gerne alles genau wissen will, lande ich auch bei den Ursprüngen dieser japanischen Marke.

Selbst mit einem 150-600er Sigma bleibt die Canon 90 D eine Kanon und keine Cannon.

Das Original heißt nun mal Canon und es ist das Produkt eines weltweit operierenden japanischen Kameraherstellers. Wer den Namen wie Cannon, also englisch Kanone ausspricht, hat sich vom Original um Lichtjahre entfernt. Es muss (fast) so ausgesprochen werden, wie man es schreibt. Also Kanon ist richtig und weil der Deutsche es lieber kräftiger mag, auch gerne als Kanonn.

Wer rettet die Corvin’sche Druckerei

Von Siegfried Gerdau

In der Annahme, dass die Renovierung an der Corvin‘schen Druckerei (in Herborn unterhalb der evangelischen Kirche) begonnen hat, habe ich mich wieder einmal dort umgesehen. Wie groß war meine Enttäuschung, als ich feststellen musste, dass das geschichtsträchtige Kleinod in einem schlimmeren Zustand als noch im vergangenen Jahr ist. Herborns zweites bedeutendes kulturelles Aushängeschild ist in der Liste der Kulturdenkmäler in Herborn unter der Nummer 133060 gelistet und steht somit unter dem Schutz des Landesamtes für Denkmalpflege. In der Beschreibung des Anwesens ist zu lesen:  

Kleinod in Not. Die Corvin’sche Druckerei ist in einem bedauernswerten Zustand.

Eine heute dreiseitig geschlossene Hofanlage, die von Fachwerkbauten gebildet wird. Das Vorderhaus noch aus dem 16. Jahrhundert mit achteckigem, inschriftlich 1606 datiertem Treppenturm. Die Baugruppe wird rückwärtig von der Stadtmauer mit der vermauerten? Steinernen Pforte“ abgeschlossen. Der Name des Hofes bezieht sich auf den Züricher Buchdrucker Christoph Corvin, der 1591 den ursprünglichen Besitz der Herren von Mudersbach erwarb. Der gesamte Hof, einschließlich der angrenzenden Stadtmauer, ist Kulturdenkmal nicht zuletzt wegen seiner geschichtlichen Bedeutung.

Touristen aus vielen Ländern kommen zu dem Ort, an dem unter anderem die „Piscator Bibel“ gedruckt wurde. Diese Bibelübersetzung von dem Theologieprofessor Johannes Piscator aus den Jahren 1602 bis 1604, wurde in Herborn gedruckt und bis 1652 genutzt. Sie war die erste in Deutschland gedruckte reformierte Bibel. Weitere Ausgaben fanden später in Deutschland Verwendung. In den Niederlanden und auch in Nordamerika prägte die Piscator-Bibel das kirchliche Leben entscheidend. Vor allem deren Einsatz im Kanton Bern als offizielle Staatsbibel von 1684 bis Ende des 18. Jahrhunderts, macht die Bedeutung dieser Bibelübersetzung aus.

Heute ist von alldem nichts mehr zu sehen. Lediglich die Gebäude sind Zeugnis einer Epoche, von der Herborn heute noch zehrt. Deren Ist-Zustand steht jedoch zu ihrem geschichtlichen und vor allem kulturellen Wert in krassem Gegensatz. An allen Ecken und Kanten ist der Putz in den Gefachen abgefallen und auch die Fachwerkbalken sind stellenweise angegriffen. Der einst so schöne Garten bis hin zum Stadtmauerturm liegt brach. Was hätte man alles aus dem wunderschönen Ensemble machen können, um es ohne Scham Interessierten zu präsentieren. Vom Hotel-Restaurant mit Gartenbewirtschaftung bis hin zum Museum, wäre alles denkbar. Auch Matineen und die unterschiedlichsten Open Air-Events sind gut vorstellbar.  Schade drum, ein wertvolles Stück Herborn verkommt immer mehr und irgendwann bleibt nur noch der Abriss.

Diese Bildergalerie spricht eine ganz eigene Sprache und entbehrt jeglichen Kommentar.

Fotos: Gerdau