Geschlechterfriedhof in Lunden

Was ist um Himmelswillen ist ein Geschlechterfriedhof. So wie ich, sind viele Besucher Nordfrieslands ratlos. 

Also aufs Rad und nach Lunden im Dithmarschen. Dort soll er sein. Der Radweg ist wie die meisten im Norden sehr gut zu fahren. Allerdings verläuft dieser fast ausschließlich parallel zu einer relativ stark befahrenen Straße.

Schon auf halber Strecke sieht man den Turm der St. Laurentiuskirche. Dazu gehört auch der gesuchte Geschlechterfriedhof.

Ein wenig Geschichte muss sein, wenn man die Zusammenhänge verstehen will. Der kleine Ort war zwar nicht der Nabel der Welt aber einst einer der Hauptorte im Dithmarschen und besaß sogar ab 1517 die Stadtrechte.

Einflussreiche Familienverbände (Geschlechter) in Lunden prägten in besonderer Weise die Geschichte Dithmarschens. Diese einflussreichen Bauerngeschlechter regierten die Gegend mehr als ein Jahrhundert (1447 bis 1559) als unabhängige Bauernrepublik.

Der Lundener Geschlechterfriedhof ist dafür ein kulturgeschichtliches und einmaliges Zeugnis dieses Zeitabschnitts. Jedes Grab war fast ein Mausoleum und gehörte zu einer der wohlhabenden Familien. In den Grabkellern mit dem tonnenförmig eingewölbten Decken aus Ziegelsteinen wurden die Verstorbenen aufgebart und der Zugang mit einer mehreren Tonnen schweren Steinplatte verschlossen.

Der nächste Dahingeschiedene musste aber auch in die Gruft verbracht werden. Dafür waren die Platten mit stabilen Eisenringen bestückt, so dass mehrere Pferde davor gespannt werden konnten, um Platten wegzuziehen. Da der Verwesungsprozess trotz eingebauter Abluftschächte nicht immer schnell genug vonstatten ging, wurde es bei kurz hintereinander auftretenden Todesfällen schon mal eng und vielleicht nicht immer geruchsfrei.

Die Familien ließen sich, was die Gestaltung der Grabplatten betraf, nicht lumpen. Aufwendige Steinmetzarbeiten auf den Grabsteinen zeugen heute noch davon.

Die mittelosen Stadtbewohner wurden übrigens am Friedhofsrand namenlos in die Erde verbuddelt.

Die St. Laurentiuskirche mit ihrem fast 47 Meter hohen Turm wacht über das ungewöhnliche Gräberfeld, welches durch die einzelnen unterirdischen Grabgewölbe wie eine kleine Hügellandschaft aussieht.

Zahlreiche Hinweistafel  erläutern sehr ausführlich die vorgefundenen Gräber.

Ein Besuch des aufgeräumten Ortes lohnt ebenso wie ein Gang über den Friedhof und in die stehts geöffnete Kirche. Eine kleine Alpakaherde ist am Ortsausgang Richtung Friedrichstadt ebenfalls noch zu bewundern sig/ Fotos: Gerdau

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