Einen Zwei-Tages-Ausflug in eine Gegend wo ich tatsächlich noch nicht war, erlebten wir am vergangenen Wochenende. Ja, ich gestehe es, ich war noch nie in Kaub, an der Loreley und in Bacharach. Ich habe alles nachgeholt und fand es wunderbar. Gute Freunde hatten uns eingeladen, aber wir wussten nicht wohin. Egal, das Wetter war traumhaft und als ich den Namen Lorch auf einem Hinweisschild las, wusste ich, dass es an den Rhein geht.

Natürlich kannte ich die alte Zollstation Burg Pfalzgrafenstein mitten im Bacharacher Engtal von Fotos. Auf einem Rheinfelsenriff bei Kaub thront die Feste mit ihren dicken Mauern. Nach dem Errichten des fünfeckigen Turm entstanden im Laufe der Zeit die Mauern für die zwölf Meter hohe Ringbefestigung.

Dass man die schöne Anlage, heute im Besitz von Rheinland-Pfalz, besichtigen kann, wusste ich nicht. Ein kleines Fährschiff mit einem netten Kapitän brachte uns in sehr kurzer Zeit auf die Insel und nach dem Entrichten eines Obolus enterten wir die Anlage und schauten uns um. Die Burg ist in einem sehr guten Zustand und es war fantastisch den großen Partikulieren oder Fluss-Kreuzfahr-Schiffen zuzuschauen, wenn sie an der alten Zollstation vorbeifuhren. Alte Lindenbäume luden auch uns zum Verweilen ein. Dann wechselten wir das Fährschiff, um auf die andere Rheinseite zu kommen. Eine Fahrt mit dem „Vater Rhein“ vorbei am Loreley-Felsen nach St. Goarshausen und wieder zurück stand ebenfalls auf dem Programm und wir sahen auch den einzigen Raddampfer auf dem Rhein, die Goethe. Da hatte es General Blücher, der auch als „General Vorwärts“ in die Geschichte einging, bedeutend schwerer. Um Napoleons Truppen platt zu machen überquerte er mit 50 000 Mann mittels Pontons den Rhein bei Kaub. Wir schafften das ohne Schrammen und checkten in der nur 1500 Einwohner zählenden Stadt Bacherach im Rhein-Hotel Bacharach /Stübers Restaurant ein.

Vom Besitzer, dem Fernsehkoch von Bacharach Andreas Stüber herzlich willkommen geheißen, waren wir gespannt darauf, was uns an und auf der Stadtmauer in dem bestens renovierten Hotel erwartete. Abgesehen davon, dass man sich an die vorbeifahrenden Eisenbahnzüge gewöhnen muss, waren wir von den blitzsauberen und gemütlichen Gästezimmern begeistert. Die Preisgestaltung war Angesichts der nahezu luxuriösen Ausstattung erstaunlich moderat. Unsere Freunde Anja und Michael zeigten sich natürlich weniger überrascht. Sie hatten sich bereits im Vorfeld genauestens informiert.
Das Abendessen nahmen wir auf der Terrasse auf der Stadtmauer ein. Auch hierbei unterhielten wir uns mit dem eloquenten Chef und waren ebenfalls vom freundlichen Service-Personal angetan. Die Auswahl der Gerichte auf der sehr informativen Speisekarte erwies sich jedoch als gar nicht so einfach. Das Angebot war einfach umwerfend. Wir, Petra und ich, entschieden uns als Entree für Miso-Suppe und Samtsuppe, während Anja einem leckeren Salat und einem vegetarischen Nudelgericht den Vorzug gab. Für uns beide war der Sauerbraten vom Bacharach-Wild mit gebackenen Kartoffel-Brezelklößchen genau die richtige Wahl. Michael bevorzugte einen Bacheracher Rieslingbraten mit handgeschabten Spätzle und zeigte sich ebenso begeistert.



Leckere Desserts, Espresso und mit erlesenen Zutaten verfeinertem Trester rundeten ein Essen ab, dass noch lange in uns nachhallen wird. Den fein abgestimmten Riesling zum Mahl muss ich hier nicht besonders erwähnen. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg, um die kleine Stadt zu erkunden.



Da wir bereits aus unserem Zimmerfenster die „Wernerkapelle“ und „Burg Stahleck“ gesehen hatten, wollten wir es genau wissen und machten uns an den Aufstieg. Die gotische Kapelle entstand als Folge von Judenpogrome und wurde bei der Zerstörung von Burg Stahleck während der Erbfolgekriege 1689 in Mitleidenschaft gezogen. Heute ist die Ruine immer noch eine Schönheit. Schon mal bis dahin gestiegen, nahmen wir auch die steile Passage zur Burg unter die Hufe. Das ging für uns ungeübte Wanderer ganz schön in die Knochen. Der wunderschöne Ausblick, von der heute als Jugendherberge genutzten Burg, entschädigte jedoch für die Mühsal. Den Mittel-Rhein werden wir bestimmt noch einmal besuchen und das Rhein-Hotel Bacharach ebenfalls. sig/Fotos: Gerdau