Die Wehrpflicht in Deutschland steht seit einiger Zeit wieder im Mittelpunkt von Diskussionen. Viele Menschen halten dies für ein falsches Signal, während andere die Pflicht zum Dienen und zum Kriegsdienst für absolut notwendig erachten. Während konservativen Kräften im Zweifel für eine stärkere Bewaffnung und den Ausbau der Streitkräfte, sprich Bundeswehr sind, ist dies bei Links und Rechts nicht so ganz einfach.
Die Bundesregierung will Deutschland kriegstüchtig machen. Dazu gehört vor allem das Aufwachsen der Bundeswehr um weit mehr als 100 000 Soldaten. Der Grund: Die gefühlte oder reale Bedrohung aus Russland sowie die Forderungen von Nato und vor allem der USA nach einer Erhöhung des bundesdeutschen Wehretats. Während die „etablierten Parteien“ hinter diesen Plänen stehen, gibt es parlamentarischen Widerstand aus der Opposition. AfD und Linke stehen den Aufwuchs Plänen völlig ablehnend gegenüber und müssen sich daher nicht selten vorwerfen lassen Putin-Freunde zu sein. Die Grünen eiern nachvollziehbar zwischen Wunschdenken, Ideologie und Realität.

Sie sahen anfangs ihres politischen Erwachsenwerdens die Bundeswehr als Teil eines militarisierten Systems, das sie grundsätzlich infrage stellten. So unterstützten sie den Zivildienst als Alternative und forderten dessen Ausbau. Militärische Auslandseinsätze wurden strikt abgelehnt.
Ein zentrales Ziel war die Abrüstung und die Abschaffung der Wehrpflicht. Anfang der 1980er Jahren wollte sie sogar die Bundeswehr gänzlich abschaffen. Die Grünen entstanden schließlich aus der Friedens-, Umwelt- und Anti-Atombewegung. In dieser Zeit war die Partei radikal und eindeutig pazifistisch.
So sah man Soldaten in der Regel kritisch. Parolen wie „Soldaten sind Mörder“ oder „Lieber rot als tot“ wurden bei Demonstrationen gegen die Bundeswehr sehr oft verwendet und von der Justiz ausdrücklich sanktioniert.
Die Grüne Partei der Anfangsjahre forderte mindestens die Abschaffung der Wehrpflicht und setzte sich für Zivildienst und gewaltfreien Widerstand ein.
Ist das alles Schnee von gestern ?
Anton Hofreiter, ein prominenter Grünen-Politiker, im Volksmund gerne Panzer-Toni genannt, sagte: „Wenn es hart auf hart kommt, würde ich natürlich mein Land verteidigen“. Er betonte, dass er nie Pazifist gewesen sei und die Diskussion über Kampfbereitschaft in Deutschland oft aus einer „sehr privilegierten“ Position geführt werde.
2025 sprechen sich die Grünen in ihrem Wahlprogramm dafür aus, den freiwilligen Wehrdienst attraktiver zu machen. Sie wollen junge Menschen mit einem Erfassungsfragebogen motivieren, sich mit den aktuellen Bedrohungen auseinanderzusetzen und sich aktiv für die Bundeswehr zu entscheiden.
Die einstigen überzeugten Pazifisten gehören nun zu den lautstärksten Befürwortern von Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie sehen darin eine notwendige Unterstützung zur Selbstverteidigung gegen die russische Aggression.
Trotz der gestiegenen Bereitschaft zur Verteidigung setzen sich die Grünen paradoxerweise weiterhin für Abrüstung und eine friedensorientierte Außenpolitik ein. Sie wollen den freiwilligen Dienst stärken, keine Rückkehr zur Wehrpflicht.
Die Grüne Jugend tickt da deutlich anders. Statt auf Waffenlieferungen und militärische Stärke zu setzen, fordert die Grüne Jugend mehr humanitäre Hilfe, Diplomatie und zivile Konfliktlösungen. Sie sieht Krieg als Ausdruck gescheiterter Politik und will Ursachen wie Ungleichheit und Klimakrise bekämpfen.
Zwar unterstützt auch sie die Ukraine politisch und solidarisch, bleibt jedoch skeptisch gegenüber einer rein militärischen Antwort. Waffenlieferungen werden kritisch mit dem Ziel hinterfragt, langfristig Frieden zu schaffen statt Eskalation zu fördern.
Fakt ist, dass die nie völlig abgeschaffte Wehrpflicht wiederkommt. Über 50 Prozent der jungen Menschen lehnen sie derzeit ab und deswegen auf eine Wehrpflicht auf freiwilliger Basis zu setzen, ist eine Illusion. Verantwortliche Politiker wissen das sehr genau und versuchen dennoch mit Nebelkerzen diese Realitäten zu verschleiern. Das geschichtliche Wissen um die Deutsche Vergangenheit ist den Menschen zwischen 17 und 70 so tief eingebläut worden, dass sie kriegerische Auseinandersetzungen eher vermeiden wollen und stattdessen auf Vernunft und diplomatische Bemühungen von echten Fachleuten setzen. In Diskussionen besonders mit jungen Menschen schwanken die Meinungen zwischen „wir müssen Putin zeigen was eine Harke ist“ und „was würde Krieg mit Russland für unser Land bedeuten.“ sig