Zehntausende Praxen in Deutschland könnten Anfang 2026 keine E-Rezepte oder digitalen Krankmeldungen mehr ausstellen. Grund ist ein technisches Problem, das am Ende vor allem Patientinnen und Patienten trifft.
Eigentlich sollte die Digitalisierung das Gesundheitswesen schneller, sicherer und einfacher machen. Doch nun droht ein Rückschritt in die Papier-Ära. Ende 2025 läuft im gesamten System die bisherige Verschlüsselungstechnik (RSA 2048) aus. Ab dann soll ein moderneres Verfahren namens Elliptic Curve Cryptography (ECC) für mehr Datensicherheit sorgen.
Doch viele Praxen sind auf den Wechsel nicht ausreichend vorbereitet. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind noch über 50.000 elektronische Heilberufsausweise (eHBA), sowie zahlreiche Praxisausweise, Kartenterminals und Konnektoren nicht auf dem neusten Stand.
„Ab Januar könnten viele Praxen lahmgelegt sein“
Die KBV warnt in einem Brief an die Bundesnetzagentur vor einem „digitalen Stillstand“. Ohne funktionsfähige elektronische Ausweise könnten Ärzte keine E-Rezepte, keine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und keine Arztbriefe mehr versenden. In der Praxis hieße das: zurück zu Papierformularen.
„Ein solcher Ausschluss tausender Praxen und Apotheken hätte gravierende Folgen – auch für die Patienten“, heißt es in dem Schreiben. Wer Medikamente braucht, könnte sich plötzlich wieder Papierrezepte in der Praxis abholen müssen. Auch elektronische Krankmeldungen an Arbeitgeber und Krankenkassen wären betroffen. Das digitale Versorgungsnetz, das gerade erst aufgebaut wurde, würde an vielen Stellen zusammenbrechen.
Patienten wären die Leidtragenden
Gerade chronisch Kranke, ältere Menschen und Eltern kleiner Kinder würden die Folgen spüren. Die KBV fordert deshalb, die alten RSA-Ausweise mindestens bis Mitte 2026 weiter zuzulassen „Nur so lassen sich Chaos und Versorgungsprobleme vermeiden“, heißt es.
Während Länder wie Frankreich RSA-2048 noch bis 2030 erlauben, hält die deutsche Gematik – zuständig für die Telematikinfrastruktur – bisher am Zeitplan fest. Man beruft sich auf Vorgaben der Sicherheitsbehörden: Die alte Verschlüsselung sei schlicht nicht mehr sicher genug.
Ob Patienten ab Januar 2026 ihr Rezept wieder in Papierform bekommen, hängt nun von einer Entscheidung der Bundesnetzagentur ab.