Kein Ausgang aber viel Drill

Erinnerung an eine prägende Zeit.

Derzeitige Überlegungen die allgemeine Wehrpflicht wieder aufleben zu lassen, haben mich animiert einen nicht ganz unbedeutenden Lebensabschnitt, Bundeswehr, Revue passieren zu lassen. Ob die Einführung einer irgendwie neu gearteten Pflicht sich zum Kriegsdienst ausbilden zu lassen Sinn oder Unsinn ist, mögen andere Entscheiden. Fakt ist, dass diese Zwangsmaßnahme mit dem Risiko irgendwann sein Leben zu riskieren, ein gravierender Einschnitt in das Leben eines jeden Bürgers ob männlich oder weiblich bedeutet. Der heutige Wehrdienst wird mit Sicherheit anders als früher gehandhabt werden. Das Ziel ist jedoch das Gleiche. Menschen werden ausgebildet, um sich am Ende möglicherweise für Volk und Vaterland zu opfern.

Ich war jung und mein Interesse an der großen Politik hielt sich in Grenzen und als ich den Einberufungsbefehl in Händen hielt, nahm ich ihn eigentlich gar nicht so ernst. Erst nach der „voll tauglich“ Musterung, wusste ich, dass jetzt etwas völlig Neues auf mich zukam. Für meinen Vater Jahrgang 1908 war das alles selbstverständlich. Er hatte den Weltkrieg II überlebt und sprach jedoch so gut wie nie darüber. Für ihn, den überzeugten CDU-Mann, war der potentielle Gegner klar definiert. Meine Erziehung in dem erzkonservativen Elternhaus basierte auf Gehorsam und Pflichterfüllung. Als ich am 1. April 1967 „einrückte“ tat ich das wohl aus diesen genannten Gründen.

Schlank wie eine Tanne und noch im Besitz der zivilen Haarpracht

Die Marburger Tannenbergkaserne war für lange Zeit mein zweites Zuhause

18 Monate sind für einen jungen Mann eine lange Zeit. Genau 548 Tage hatte ich als „Koffer“ vor mir- so wurden damals die Neuen von ihren bereits länger dienenden Kameraden etwas abfällig bezeichnet. Aus dem Schilderhäuschen der Marburger Tannenbergkaserne trat ein Wachsoldat, der meinen Einberufungsbefehl genaustens unter die Lupe nahm. Er erschien mir wie ein Mensch aus einer anderen Welt. Stahlhelm, Dienstanzug mit Knobelbecher und ein blitzsauberes Gewehr. Ich bekam eine vage Vorstellung von dem, was mich erwartete.

 „Die Ausbildungskompanie 15/III liegt ganz am Ende Zauns“, erfuhr ich. Das schon fast historische Gebäude, in dem schon ganze Generationen von Soldaten ihrem Vaterland dienten, hatte natürlich auch ein Geschäftszimmer in dem zwei „Tagebären“ mit einem Balken auf dem Oberarm die Einstellungsprozedur erledigten. Die gleichaltrigen Zivilisten um mich herum hatten das gleiche Schicksal vor sich und schauten teils bedrückt oder zumindest verunsichert aus der Wäsche.

Ein offensichtlich befehlsgewohnter Soldat trieb den neuen Haufen Mensch anschließend vor dem Kasernenblock zusammen und bemühte sich eine gewisse Ordnung herzustellen. Antreten nannte er das und so traten wir an und harrten der Dinge. Die entwickelten sich schnell und es erschien ein weiterer Soldat mit einem Schiffchen auf dem Kopf und einer goldgelben Schnur an der Schulter. Das sei der Kompaniefeldwebel, der hinter vorgehaltener Hand auch als „Spieß“ bezeichnet wurde.

Was er uns erzählte war so viel Unbekanntes, dass die meisten von uns höchstens die Hälfte verstanden. Das wichtigste für uns war, dass wir am kommenden Wochenende keinen Ausgang hätten und bereits am nächsten Tag eingekleidet werden sollten. Wumms, das saß und die Gesichter der Neulinge wurden noch ein wenig länger.

Es war die Hochzeit des „Kalten Krieges“, der 68er und der Studentenunruhen. Von Bader /Meinhof bis zu den sowjetaffinen Sozialdemokraten. „Macht kaputt was euch kaputtmacht“, skandierten linke Gruppierungen und mittendrin als Steinewerfer ein späterer Bundes-Minister. Soldaten durften mit richterlichem Segen als Mörder bezeichnet werden und die neuen Rekruten wurden gleich zu Anfang gewarnt, sich nicht in Marburg als Soldat erkennen zu geben. Das war nicht ganz einfach, da da man uns mit unserem kurzen Haarschnitt ja zuordnen konnte. Ein paar Unbelehrbare erfuhren am eigenen Leib, dass sie als Menschen, die den Wehrdienst nicht verweigerten, von der Gesellschaft als der letzte Dreck eingestuft wurden. Zumindest empfanden wir das so.

Diese „wahren Demokraten“ kämpften gegen Aufrüstung und erst recht gegen die Nachrüstung. Blockierten Kasernentore- darunter auch das Unsrige- sowie die sofortige Abschaffung der Bundeswehr. Wir armen Tröpfe- die meisten von uns glaubten dem Ruf des Vaterlandes folgen zu müssen- wurden gleichzeitig kriegstüchtig gemacht. Ein guter Freund und überzeugter Soldat sagte mir angesichts der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung in unserem Land viel später einmal: „Warum haben wir damals daran geglaubt den Frieden verteidigen zu müssen und sind nicht mit auf die Straße gegangen.“

Schliff und Drill von morgens bis abends

Viele von uns jungen Männern waren zum Teil aus dem Berufsleben oder Ausbildungsverhältnissen gerissen worden, um nun passend zurechtgeschliffen zu werden. Schon bald nach der Einberufung hatten nicht wenige der „Tagebären“ die Schnauze voll und erlebten nicht selten, wie gut es ihren alten Freunden in den unterschiedlichsten Zivildienststellen erging. Noch besser ging es denen, die aus den verschiedensten Gründen erst gar nicht eingezogen wurden. Der damalige „Freiheitssender 904“, der aus der damaligen DDR in den Westen ausgestrahlt wurde, verunsicherte uns, weil von dort ständig Meldungen verbreitet wurden, die uns betrafen.  

An die Einkleidung in der Marburger Jägerkaserne habe ich noch sehr schlechte Erinnerungen. In unseren schlotterigen Sportanzügen, die noch nicht einmal den letzten Avantgardisten begeistert hätten, wurden wir zum Gespött der gesamten Marburger Innenstadt. Mit eingezogenen Köpfen beeilten wir uns die 5 Tonner Pritschen zu erreichen, um schnell wieder der Öffentlichkeit entfliehen zu können. An den jungen Frauen in ihren ultrakurzen Miniröckchen konnten wir uns in den ersten Wochen nicht erfreuen. Es gab keinen Ausgang und um 22 Uhr musste alles in den Betten liegen. Das wurde vom Unteroffizier vom Dienst (UvD) kontrolliert. Einer aus der Acht-Mann-Stube musste für die Meldung in vollem Ornat aufbleiben. Der dienstliche Spruch, lautstark vorgetragen: „Stube 208 mit acht Mann belegt, sieben Mann in den Betten“, sorgte dafür, dass alle etwas davon mitbekamen. Auf den Stühlen lagen die Alarmpäckchen und wehe da war Unordnung drin.

Die gesamte Gruppe musste nach dem Leistungsmarsch geschlossen in die Kaserne zurückkehren. Wenn nur einer fehlte, wurde der Marsch am Wochenende wiederholt.

Glücklich waren die, die sich ein unterstes Bett gesichert hatten. Die im dritten Stock mussten ganz schön klettern lernen und der menschliche Duft war dort oben dafür umso intensiver. Um 5.30 Uhr ein Mordsgebrüll auf dem Flur: “Kompanie aufstehen“. Die Mutter daheim war da großzügiger. Hier wurde die sofortige Ausführung des Befehls überprüft und auch ob jeder mit freiem Oberkörper im Waschraum verschwand. Nur wenig später wieder ein Gebrüll „Raustreten im Sportanzug“. Die Kompanie versammelte äh… trat an zum gemeinsamen Waldlauf an. Zurück im Kasernenblock umziehen in den Arbeitsanzug, darüber die sogenannte Affenjacke (eine von den Gebirgsjägern ausgemusterte Jacke die nur bis zur Taille ging) und ab zum Frühstück. Wer ganz hinten in der Schlange stand, bekam höchsten noch den vagen Duft von Kaffee mit…. die viertel Stunde war um.

Kameradschaft auf Befehl

Wir waren jetzt Kameraden und der Drill oder „Dummfick“ wie wir es nannten schweißte erstaunlich zusammen. Ob bei der Formalausbildung im Dienstanzug mit Helm oder bei Auseinandernehmen und Zusammensetzung unserer Braut, dem G3. Immer musste alles schnell und fehlerfrei passieren und auch wenn damals schon Kollektivstrafen verboten waren, hatten alle darunter zu leiden, wenn einer Misst gemacht hatte. „Gewehr des Soldaten G. entladen, Patronenlager frei, Gewehr gesichert“, ein Satz, bestimmt fünfzigmal gehört und gesprochen, bleibt im Kopf. Wer bei Stabsunteroffizier A. im Zug war, konnte einem leidtun. Mit fast geiler Freude „bestrafte er die kleinen Sünden egal wo und wann auf der Stelle. Wir nannten ihn Nato-Zwerg und wenn er das gehört hätte, wäre er bestimmt nicht erfreut gewesen.

Ein anderer Soldat gleichen Dienstgrades hatte ein Glasauge und wer als Ordonnanz im Kompaniekeller eingesetzt war, konnte bei einem der vielen abendlichen Trinkgelage der Unterführer schon mal erleben, dass er es aus dem Kopf nahm, in sein Bierglas warf und anschließend weiter daraus trank. Es gab die Feldwebel K. und K. und beide waren zwar hart in ihren Forderungen aber gerecht. Der Spieß der Kompanie Hauptfeldwebel Freund genoss ebenso wie der Kompaniechef Hauptmann Hirschmann den Respekt von Mannschaften und Unteroffizieren.

In meinem ganzen Leben habe ich nicht so viel gesungen wie in meiner Grundwehrdienstzeit.  Ob es „der Adler über den großen Kieferwäldern des Brandenburger Land“ war oder das „Westerwaldlied“, ich kann sie immer noch ohne Fehl und Tadel singen. Gehasst habe ich und alle anderen den Formaldienst und besonders das „Deckung auf dem Kasernenhof“ nehmen in vollem Dienstanzug. „Auf die Stuben wegtreten“ hieß zehn Minuten später mit dem Befehl sofort in einem anderen Anzug antreten zu müssen. Die Spind-Ordnung danach, kann man sich gut vorstellen. Da war für nicht wenige der Wochenendurlaub gelaufen.

A pro po Spind-Ordnung und Bettenbau. Wer je einen Soldatenspind gesehen hat, wird sich mit Grauen an die Spind-Appelle erinnern. Nie konnte man es dem Kontrollierende recht machen. Immer war etwas auszusetzen und ganz rabiate Vorgesetze rissen die mühsam aufgebauten Klamotten mit einer Handbewegung auf den Boden. Lediglich das Wertfach musste nur wenn es der Chef befahl, geöffnet werden. Die Schuhkarton große und ganz private, unkontrollierbare Welt war alles was uns an Privatsphäre blieb. Ein weiters Problem war der Bettenbau. Der musste direkt nach dem Aufstehen perfekt sein und war oftmals ein Ziel übereifriger Unteroffiziere.

Natürlich wurde die Stube mit ihrem Parkettfußboden täglich gereinigt und gewachst. Der Revierdienst war den einzelnen Stuben zugeordnet und wenn am Wochenende die langen Flure mit den querverlaufenden Rillen geputzt werden mussten, trat schon mal einer der Unterführer gegen die Putzeimer und die ganze Brühe verteilte sich im Flur. Beschwerden gegenüber solchem Fehlverhalten wurden spätestens beim Kompaniefeldwebel abgeblockt und verliefen im Sand. Ein neuer Spieß, Hauptfeldwebel Schmitz, hatte den alten abgelöst und auch ein neuer Chef, Oberleutnant Münch, sorgte mit neuem Elan für frischen Wind in der 15/III.

Ordnung und Gehorsam waren die Schlüsselbegriffe

Mulmig wurde mir steht bei den Liegestützen mit dem damaligen „Theatermesser“ unter dem Bauch. Man wusste ja nie ob es im Heft feststand oder wieder lose hineinrutschte. Auch diese fragwürdige Ausbildungsart wurde unwidersprochen von allen hingenommen. In der Zentralen Dienstvorschrift hat davon sicher nichts gestanden. Mit „besonderer Freude“ fand einmal im Monat ein Kirchgang in die Kirche unterhalb des Tannebergs statt. Fast im Renntempo gings runter und fast ebenso schnell wieder hinauf. Für viele und natürlich auch mich war es die reinste Form der Selbstkasteiung.

Mindestens einmal wöchentlich war Geländeausbildung auf den nahegelegenen Standortübungsplatz angesagt. Besonders die mit Matsch und vielem anderen mehr gefüllten Pfützen und eine Abwasserröhre, die wir fast ständig durchkriechen mussten, sind mir in unangenehmer Erinnerung geblieben. Einer der Ausbilder, ein junger Feldwebel mit einem markanten (Panzer)-Kinn sorgte mit seinen bestiefelten Füßen dafür, dass keiner mit gespreizten Armen und Beinen die Pfützen überqueren konnte, um trocken zu bleiben. Wir sahen jedes Mal nach dem Marsch über den Hasenhügel buchstäblich wie Schweine aus. Trotzdem ging es mit Gesang in die Kaserne zurück.

Waffenreinigen war direkt danach angesagt und wehe die Ausbilder fanden noch ein Sandkorn oder ähnlich schreckliches an der Waffe. Dann erst waren der Anzug und die Stiefel dran. Alles musste in kaum zu schaffender Zeit picobello sauber sein und auch dies wurde direkt kontrolliert. Wenn man eines lernte, dann war es mit der knappen Zeit für alle Verrichtungen umzugehen.

Der Dienstgrad Gefreiter war eine Auszeichnung für jeden Soldaten nach mindestes einer Dienstzeit von sechs Monaten.

Die dreimonatige Grundausbildung war gelaufen und ich durfte als Hilfsausbilder in der Kompanie bleiben und fortan hinter Gruppenführer in der 15/III agieren.

Eingewöhnt und Angepasst

Ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber den Neuen des dritten Quartals stellte sich zu meiner Verwunderung recht bald ein und als ich dann nach sechs Monaten zum Gefreiten avancierte, war ich der King. Alle Rekruten unserer Kompanie mussten mich Grüßen und ich stellte erst viel später fest, wie leicht es ist, einem Menschen das Gefühl von Macht über andere zu verleihen.

Teil II in Kürze. sig/Fotos: Gerdau und privat

Bauwagen offen für Begegnung und Gespräche.

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle nutzt AWO-Bauwagen am Herborner Hintersand

Ein bunter Bauwagen steht derzeit auf dem Herborner Hintersand-Parkplatz. Es ist ein Begegnungsort, das Projekt hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lahn-Dill mit der Stadt Herborn ins Leben gerufen. Der Bauwagen ist offen für verschiedene Gruppen und Angebote.



Am Montag, 21. Juli 2025 nutzt das Team der Evangelischen Beratungsstelle Herborn erneut den AWO-Bauwagen und bietet Beratung an. In direkter Nähe zum Hexenturm bietet Annette Isheim (Foto) und ihr Team „Offene Sprechstunden“ an. Wer Stress erlebt, ein Problem hat oder eine Krise durchlebt – und mal mit jemanden reden möchte, ist hier willkommen. Die Beraterinnen hören gerne zu und wollen weiterhelfen. Die Beratung ist kostenlos und natürlich völlig vertraulich. Auch wer einfach nur neugierig ist, darf gerne mal vorbei schauen.

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle freut sich über jeden Besuch. Jeden dritten Montag im Monat steht eine Mitarbeiterin von 13.30 Uhr bis 15 Uhr am Bauwagen und ist offen für Gespräche und Begegnungen.  Die Termine lauten: 21. Juli, 18. August und 15. September 2025.

Das Bauwagen-Projekt der AWO Lahn-Dill ist ein Angebot an alle Herborner Vereine, Verbände, Gruppen und Organisationen, sich im Herzen der Stadt einem interessierten Publikum vorzustellen. Infos zum Bauwagen-Projekt gibt Anna Schaub, Telefon 0 27 72 / 95 96 14. 

Weitere Informationen zur Evangelischen Beratungsstelle Herborn gibt es unter Telefon 0 27 72 / 58 34 – 300.

FOTO: BECKER-VON WOLFF

Holger J. Becker-von Wolff

Dem Hitzekollaps entronnen

Kommentar

Wochenlang haben die Qualitätsmedien auf ihre Leser, Zuschauer und Zuhörer eingedroschen, um auch dem letzten Ungläubigen klarzumachen, dass er unmittelbar vor dem Hitzetod steht. Möglichst im Haus bleiben und sich auf keinen Fall der Gluthitze, die Deutschland bisher noch nicht erlebt hat, auszusetzen. Die Experten, allen voran Oberwarner Lauterbach, prognostizierten Temperaturen mit bis zu 50 Grad im Schatten. Die Bürger müssten sich unbedingt vor den sengenden Strahlen der Sonne in acht nehmen.

Deutschland muss Hitzetüchtig werden.

Eine Zeitung sprach von zehntausenden Hitze-Toten, die in Deutschland zu erwarten seien. Der Klimawandel, an dem wir doch ausnahmslos alle Schuld sind, soll in unserem Land mit allen Mitteln bekämpft werden. Da reichen die paar Cent CO2-Steuern keinesfalls. Die Kraftstoffsteuer soll daher ebenfalls dringend und drastisch erhöht werden, war aus dem Kanzleramt zu vernehmen. Wenn wir Deutschen es schaffen den Temperaturanstieg im Land zu stoppen, wird das beispielgebend auch auf andere Länder sein.

Wir sind schließlich die Schrittmacher für die Welt und Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Die Regierung verordnet den Bürgern hochmoderne Heizungsanlagen in Form von Wärmepumpen, die im Sommer als Klimaanlagen die Häuser kühlen. Die Energie dafür wird von Kohlekraft- oder und Gaskraftwerken erzeugt. Im Idealfall ausschließlich von WKA und Solaranlagen, die nachhaltig und umweltfreundlich gefertigt und auf abgeholzten Waldflächen oder landwirtschaftlichen Gebieten eingesetzt werden. Kostengünstig ist das alles…..für die Betreiber und ein wenig Steuer bleibt auch für die notleidende Staatskasse übrig.

Der Bürger hat es ja in der Hand zu sparen und etwas weniger zu kühlen oder im Winter statt die Heizung aufzudrehen Mäntel anzuziehen. Wir müssen eben alle etwas kürzer treten, schließlich hat Vater Staat Verpflichtungen, die er mit Vorrang bedienen muss.

Zurück zur Sache: Heute Abend bin ich mit dem Roller auf den Westerwald gefahren (er ist sehr nachhaltig weil er wenig Benzin braucht). Eingedenk der mahnenden Worte bezüglich des Hitzetodes besonders bei Senioren, war ich nur dünn bekleidet. Sehr verwundert musste ich schon bald feststellen, dass es mich leicht fröstelte. Mit der Gluthitze war es wohl doch nicht so weit her. Ein Blick auf das hochmoderne und nachhaltig arbeitende Haus- Thermometer musste ich feststellen, dass 13,7 Grad doch etwas unter den prognostizierten Werten lag. Auch mit der Dürre klappt das offenbar nicht so wie man stündlich aus Radio und TV hört. Es regnete und schon bald konnte ich nicht mehr durch meine Brille sehen. Was würden wir ohne die Experten und deren medialen Sprachrohre nur tun. Ich will ja nicht meckern, weil ich entgegen aller Prognosen vom angedrohtem Senioren-Hitze-Tod noch lebe. sig/Foto: Gerdau

Mila Herok ein fußballerisches Ausnahmetalent

Von Artur Schmidt

Die Herbornerin Mila Magdalena Herok wird im September vierzehn Jahre alt und lebt seit vier Jahren für ihren großen Traum, eines Tages in der Frauen Bundesliga dem runden Leder nachlaufen zu dürfen.

Die Schülerin des Herborner Johanneum Gymnasiums (Kl. 7) Mila Magdalena Herok (Bildmitte) weiß, dass der Weg dorthin noch ein sehr weiter ist.

Alleine die Zeit von den ersten Anfängen als Spielerin in der Schülermannschaft der TSG Sinn/Hörbach bis heute im U 15 Trikot der Eintracht Frankfurt, war für sie und die gesamte Familie nicht leicht.

Nachdem sie von einem Scout der Eintracht im Jahr 2021 zu einem Probetraining in die Mainmetropole eingeladen und dort als geeignet für die Leistungsklasse der U 13 gesichtet wurde, musste mit ihren Eltern die Entscheidung getroffen werden, ob das Herborner Fußballtalent diesen Weg in die Nachwuchsmannschaft des Bundesligisten beschreiten sollte.

Unterstützt von ihrem Vater Martin und Mutter Katharina , die in ihr die Leidenschaft zusammen mit ihrem um sechs Jahre älteren Bruder Noel geweckt hatten, wagte sie das Abenteuer Eintracht Frankfurt.

Bis zu viermal fährt sie seitdem zusammen mit ihrem Vater/Mutter zum Training und zu Spielen nach Frankfurt.

Schule, Training und Wettkampfspiele im Frankfurter Raum über das ganze Jahr verteilt stehten auf ihrem täglichen Ablaufplan. Darüber hinaus hat Mila noch ein zweites Spielrecht in der D Jugend der JFV FC Aar bei dem sie gefordert ist. Da bleibt wenig Freizeit, um diese mit gleichaltrigen Mitschülerinnen verbringen zu können.

„ Ich vermisse das eigentlich nicht. Ich freue mich auf (fast ) jede Trainingseinheit und habe schon viele schöne Stunden mit meinen Spielerkameradinnen der Eintracht erlebt. Reisen zu Turnieren außerhalb von Hessen, bringen viel Spaß und Abwechslung“, so Mila, der man anmerkt, dass sie die Mühen mit Freude in ihr Leben integriert hat.

„ In unserem Leben spielt Fußball eine sehr große Rolle. Als städtischer Mitarbeiter habe ich die Möglichkeit meine Tochter nach der Arbeit nach Frankfurt zu fahren. Ohne dies wäre es nicht möglich. Ich war selbst Fußballer. Ich hatte nicht das Talent meiner Tochter. So will ich ihr die Möglichkeit geben, sie bei ihren fußballerischen Träumen zu unterstützen,“ sagt Vater Martin. Er ist sich täglich bewusst, welche Anforderungen an seine Tochter und seine Familie gestellt werden.

So befasste er sich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, Schule und Fußball an einem Ort zu bündeln. Mittlerweile hat jeder Bundesligaverein und viele Fußballverbände für junge talentierte Mädchen und Jungs die Möglichkeit eines Sportinternats mit integrierter fußballerischer Ausbildung installiert. Diese Möglichkeit wäre in Frankfurt mit dem dortigen Carl-von Weinberg Gymnasium mit Kooperation der Eintracht grundsätzlich gegeben.

Leider kam der heimische Bundesligaverein für die Herbornerin noch nicht in frage, da in der Weinberg Schule nur Fußballerinnen ab dem 15. Lebensjahr aufgenommen werden.

Auf der Suche nach einer Alternativen entschied man sich letztendlich für den Niedersächsischen Fußballverband, der in im ostfriesischen Aurich mit dem Gymnasium Ulricianum und der SpVG Aurich eine deutschlandweit anerkannte Ausbildungsstätte für junge weibliche Fußballerinnen betreibt.

Nach der Sommerpause wird Mila nach reiflicher Überlegung ihren Wohnsitz an die Nordseeküste verlegen. Das bedeutet für sie, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, verbunden mit allen Vor- und Nachteilen einer solchen Entscheidung.

Wohl bedacht wurde der neue Weg gewählt.

„Der Abschied von der Eintracht fällt mir nicht leicht. Ich habe dort viele Freundinnen gewonnen und mich Dank der guten Trainer fußballerisch weiter entwickelt. Ich hoffe, mich in Aurich mich weiter entwickeln zu können. Eine Freundin aus dem Eintracht Team wird mit mir nach Ostfriesland gehen. Somit habe ich eine Vertraute an meiner Seite“, hofft Mila.

In Frankfurt wurde die Verteidigerin, sowohl auf rechts als auch auf links eingesetzt. Sehr schnell wurde sie in die Hessenauswahl berufen und nahm dort an großen Turnieren deutschlandweit teil. Als bisherigen Höhepunkt bezeichnete sie ein Auswahlspiel in Polen (Warschau), dem Geburtsland ihres Vaters. Auch die dortigen Scouts haben bereits ein Auge auf Mila geworfen. So kam Tage danach vom polnischen Fußballverband die Anfrage, ob die Herbornerin auch international für Polen spielen könnte. Grundsätzlich wäre sie dazu bereit.

Der Wechsel von Hessen nach Niedersachsen hätte natürlich viele positive Aspekte.

In der Vergangenheit war es für die gute Schülerin immer noch möglich, die geforderten Aufgaben in der Schule und im Sport unter einen Hut zu bekommen. Mit dem Alter werden sich diese Belastungen noch steigern. Für viele jungen Athleten dann oftmals ein Grund, den Sport nicht mehr in der erforderlichen Intensität ausüben zu können, um ganz nach oben zu kommen.
Teilweise erledigte Mila die Hausaufgaben noch in der Schule und auf der Fahrt nach Frankfurt, was man nicht als ideal bezeichnen kann. Das Training in Frankfurt nahm an drei Tagen in der Woche bis zu fünf Stunden in Anspruch. In der Regel war hiermit der Tag so gut wie „gelaufen“.

Die notwendige Regeneration der jungen Athletin kann nicht stattfinden, was grundsätzlich und gerade bei einer sehr jungen Sportlerin unabdinglich ist. Schule, Trainingsort und Wohnort an einem Ort erleichtert die alltägliche Situation für die jungen Sportler erheblich. In der heutigen Zeit ist es gerade in Mannschaftsportarten nahezu unumgänglich, diesen Weg zu wählen, um große Ziele im Leistungssport erreichen zu können.

Ob sich der gewünschte Erfolg dann auch lohnt, kann nicht vorausgesagt werden.

„Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“, so die Einstellung der ehrgeizigen Schülerin, die diesen Weg mit voller Überzeugung aus eigenen Stücken Ende Juli antreten wird.

Im Mai dieses Jahres trat sie nun letztmalig mit dem Jungendteam der D Jugend des JFV Aar in Steinbach zum Finale im Kreispokal an. Hier zeigte sie als einzige Mädchen eine überzeugende Leistung. Fünf Spiele hat sie in dieser Saison mit den Jungs bestritten. Ihr Trainer Frank Dallwik lobt ihre Stärken im Zweikampfverhalten. Auf Grund ihrer starken Physis und ihrer guten Koordinationsfähigkeit, gepaart mit großem Ehrgeiz, sieht er in ihr großes Potential. Steffen Ziegler, der die Schulmannschaft des Johanneums betreut, bezeichnet sie ebenfalls als sehr talentiert, Zweikampf- und willensstark. Tags darauf ging es mit dem U 15 girls Team der Eintracht nach Kitzbühl (Tirol) zu einem international besetzten Schüler Cup.

Ihren vorerst letzten Auftritt im „Adlertrikot“ wird sie am kommenden Sonntag, mit dem Hessenpokal Finale in der U 15 mit der „Eintracht“ in Bad Hersfeld haben. Vater Martin ab Juli mehr Freizeit für sich und seine Ehefrau, muss er doch nicht mehr fast täglich seine Tochter nach Frankfurt zum Training fahren. Fotos: privat

Mit Kronenkreuz geehrt: Karl Müßener – das „Gesicht der Diakonie“ – hat das Steuerrad der Diakonie übergeben.

Steuermann, Netzwerker und das Gesicht der Diakonie vor Ort: Karl Müßener, der langjährige Leiter der Regionalen Diakonie an der Dill, ist am Mittwoch (2. Juli 2025) in der Herborner Stadtkirche feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden.

Karl Müßener dankte Bereichsleiterin Sabine Gombert-Lang und überreichte ihr eine Sitzungsglocke, die er vor Jahren von der Glockengießerei Rincker erhalten hatte.

Präses Dr. Wolfgang Wörner würdigte das Miteinander von Dekanat und Diakonie an der Dill. Er begrüßte zu Beginn des Gottesdienstes den Sozialdezernenten des Lahn-Dill-Kreises Stephan Aurand und für die Liga der freien Wohlfahrtspflege Mathias Rau und Hendrik Clöer sowie Wilfried Kehr, Leiter der Regionalen Diakonie Westerwald. Kirche und Diakonie werden durch den gleichen Geist getrieben und haben das gleiche Ziel, weil sich Kirche und Diakonie in der Nachfolge Jesu Christi sehen, sagte Wörner und ergänzte: „Wir wollen nah bei den Menschen sein, und uns all denen zuzuwenden, die unserer Hilfe bedürfen“.

In vielen Grußworten und Gratulationen wurde Karl Müßener für sein vielfältiges soziales Engagement geehrt. „Sie sind mit ihren 25 Berufsjahren der Dienstälteste in der Leitungsfunktion der regionalen Diakonie“, sagte Stefan Aurand. Der scheidende hauptamtliche Kreisbeigeordneter war von 1991 bis 1998 als stellvertretender Leiter beim Diakonischen Werk Dillenburg-Herborn tätig.

„Die Regionale Diakonie hat unter Ihrer Leitung zahlreiche neue Tätigkeitsfelder aufgebaut, neue Herausforderungen gemeistert und entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt“, würdigten Volker Knöll und Tobias Lauer, die Geschäftsführer der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau. Sie ehrten Karl Müßener mit einer Dankes-Urkunde und dem Goldenen Kronenkreuz für 40 Jahre Mitarbeit in der Diakonie. Die Auszeichnung wird an haupt- oder ehrenamtlich Mitarbeitende der Diakonie nach 25-jähriger Tätigkeit oder beim Wechsel in den Ruhestand nach 15-jähriger Tätigkeit verliehen. In seiner Entpflichtungsrede sagte Volker Knöll: „In Ihrer Führungsverantwortung haben Sie zahleiche neue Konzepte unterstützt, wichtige Veränderungsprozesse mitgetragen und dafür gesorgt, das Soziale und das Menschliche niemals aus den Augen zu verlieren.“


Dekan Andree Best würdigte Karl Müßener in seiner Predigt zu 1. Korinther 13, Verse 10 bis 13 als „Diakoniker“, als das „Gesicht der Diakonie“, als einen „Menschenfreund“ und einen Akteur im Sinne der Nächstenliebe. „Es gibt kaum einen besseren biblischen Satz, um das zu beschreiben, wofür Karl Müßener gestanden hat, was ihn getragen und motiviert hat, als diesen aus dem Korintherbrief: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen“, sagte der Dekan. Best erinnerte an unterschiedliche Lebensstationen, die Karl Müßener „mit Leidenschaft und Liebe“ ausgefüllt habe: Der gebürtige Siegener habe zunächst den Beruf des Technischen Zeichners erlernt, ehe er Sozialarbeiter wurde und unterschiedliche Aufgaben in der Sozialen Arbeit in Siegen,Offenbach, Frankfurt und Gießen wahrgenommen habe.


Dekan Andree Best dankte auch der Familie, die ihn sehr oft entbehren musste. „Du darfst dich jetzt voll und ganz deiner Familie widmen. Deiner Frau, deinen Kindern und deinen Enkelkindern. Und da nutze ich die Gelegenheit mich auch bei deiner Familie zu bedanken, die oft genug auf dich verzichten musste. Jetzt habt ihr ihn wieder ganz für euch!“, sagte Best. Etliche Gottesdienstbesucher und viele Weggefährten gratulierten Karl Müßener und überreichten ihm und seiner Frau Geschenke zum Abschied.

Seit Juli hat ein Team seine Nachfolge angetreten. Die Diakonie an der Dill wird zum 1. Januar 2026 mit der Diakonie Limburg-Weilburg zur Diakonie Dillenburg-Limburg fusionieren.

Sabine Gombert-Lang wird als Bereichsleiterin zusammen mit Carsten Höhler, dem Leiter der Regionalen Diakonie Dillenburg-Limburg, die Standortleitung in Dillenburg übernehmen. Die kaufmännische Leitung hat zukünftig Thomas Reyle. Carsten Höhler und Thomas Reyle wurden im Gottesdienst begrüßt und eingeführt.

Dem Gottesdienst schloss sich ein Begegnungsfest auf dem Kirchplatz vor der Stadtkirche an: An verschiedenen Ständen und Buden gab es kalte Getränke, Cocktails, Kaffee und herzhaftes als Imbiss.

Text und Foto: Holger J. Becker-von Wolff

Vier Finalisten zum „Dollsten Dorf 2025“ stehen fest

Hachborn (Marburg-Biedenkopf), Züschen (Schwalm-Eder-Kreis), Bebra-Solz (Hersfeld-Rothenburg) und Dodenhausen (Waldeck-Frankenberg) sind die vier Finalisten, die am 7. September um den Titel „Das dollste Dorf 2025“ kämpfen werden. sind die vier Finalisten, die am 7. September um den Titel „Das dollste Dorf 2025“ kämpfen werden.

Sie wurden am Donnerstagabend live in der „Hessenschau“ von Jens Kölker gezogen. In der Lostrommel befanden sich die zehn Dörfer, die in den letzten zwei Wochen via Zuschauervoting die meisten Stimmen bekamen.

Der Hessische Rundfunk hatte im Vorfeld der Aktion alle 50 teilnahmeberechtigten Dörfer des vergangenen Jahres aus der Reihe „Dolles Dorf“ der „Hessenschau“ gefragt, ob sie am Finale teilnehmen wollen. 25 haben sofort ja gesagt und 18 haben die gestellte Aufgabe gelöst, mit dem Handy ein 30-sekündiges Dorfporträt zu drehen. Die kleinen Kunstwerke stellten sich bis zum 3. Juli auf www.dollesdorf.de dem Voting der hr-Zuschauerinnen und Zuschauer. Außerdem konnte man telefonisch via TED (Tele-Dialog) für sein Lieblingsdorf stimmen.

Das Finale findet in diesem Jahr nach den Sommerferien statt, konkret am Sonntag, 7.September, um 20.15 Uhr. Die Sendung kommt vom Gelände des Hessischen Rundfunks am Funkhaus am Dornbusch und wird live im hr-fernsehen übertragen. Moderiert wird das „Dollste Dorf“ wieder von Kate Menzyk und Jens Kölker.
© hr/Ben Knabe-
Bild: Jens Kölker und Kate Menzyk.

Der Wolf-geliebt und gehasst

Nur wenige haben ihn- außer vielleicht in Tierparks- je gesehen und trotzdem verbreitet der Wolf Angst und Schrecken in breiten Bevölkerungsschichten. Besonders Tierhalter aller Couleur haben unter ihm zu leiden. Bei den Befürworter der Wolfsansiedlung und Verbreitung in den heimischen Wäldern vermischt sich märchenhafte Sozialromantik aus dem „Wolf und die sieben Geißlein“ mit Glorifizierung und einer Symbolik aus Stärke und Schönheit.

Auf der Gegenseite stehen die Rationalisten, die dem Wolf das Recht absprechen sich in den heimischen Wäldern aufzuhalten. „Sie sagen: Diese „Invasivlinge“ gehören nicht hierher und müssen daher mit allen Mittel bekämpft werden.“ Die Begründung für diese Einstellung basiert auf Angst und ebenso auf Tierschützer als auch wirtschaftlichen Interessen. Die Wahrheit wird wie meistens, irgendwo dazwischen liegen.

Aktuelle Facebook-Kommentare zum Thema
Gundy W.
Verdammt, lasst die Wölfe leben. Niemand hat das Recht ihnen das Leben zu nehmen. Das sind Gottes Geschöpfe, so wie wir. Niemand von den Menschen darf diese Tiere töten. Das wäre überheblich. Es kann sein, daß der Wolf dann uns jagen und ausrotten wird.
Erwin D.
Gundy W. Nicht alle TASSEN IM SCHRANK.
Albert G.
Gundy W. Idiotin !
Johannes M.
Gundy W. Heute Abend eine Herde Schafe bewachen die von Wölfen besucht wird, vielleicht reden wir morgen weiter.
Karl W.
Gundy W. die Wölfe sind keine Gottes Geschöpfe die sind vom Teufel 😈

 

Wer hat Recht und wie kann man allen gerecht werden?

Kaum jemand ist in diesem komplexen Thema fachlich so versiert wie der Driedorfer Tierarzt Sven Pfeiffer. Bereits seit vielen Jahren hat der Veterinär mit eigener Praxis sich nicht nur beruflich mit Canis lupus, so der lateinische Name des Wolfes, beschäftigt. Er legt allerdings großen Wert darauf völlig neutral zwischen den „Fronten“ zu stehen. „Wenn man mir einen verletzten Wolf bringt, behandele ich den genauso wie jedes andere Tier.“ Allerdings und das ist der gravierende Unterschied, dass er ihn nach der Behandlung nicht einfach wieder laufen lasse, sondern Sorge dafür trägt, dass der Zielort zumindest ein Tier- oder größeres Naturschutzgebiet ist.

„Ich mag weder Wolfshasser noch Menschen, die bedingungslos einen Wolf glorifizieren. Ich wünsche mir eine sachlich und fachlich begründete Auseinandersetzung mit dem Thema Wolf“, stellt Pfeiffer ganz pragmatisch fest. Er ist sich sicher, dass sich Deutschland in eine Situation manövriert hat, aus der es nur schwer wieder herauskommt. Er räumt jedoch auch ein, dass ihn das Sozialverhalten und die Fähigkeiten des Wolfes faszinieren. Er bewundere ganz besonders die Problemlösungsstrategien, die diese Tiere hinbekommen. Das liege auch mit daran, dass ein Wolf wesentlich intelligenter sei als ein Hund. Das müsse man einfach wissen, sagt der Veterinär. Der Wolf schaffe es in kürzester Zeit Situationen zu erkennen, zu bewerten und für sich zu nutzen.

Wie schmeckt ein Mensch

Die letzten Wölfe seien bei uns vor 150 Jahren völlig ausgerottet worden, erklärte Pfeiffer, weil der Mensch festgestellt habe, dass diese Raub-Tiere in der menschlichen Umgebung nicht gut sind. Jetzt gilt wieder: „Wenn man den Wolf sich weiter entwickeln lässt, so wie es die derzeitigen Naturschutzgesetze es vorgeben, dann werden wir sehr starke Probleme bekommen.“ In Nachbarländer wie den Niederlanden und in Italien habe es bereits Übergriffe auf Menschen gegeben. Durch seine kognitiven Fähigkeiten wird der Wolf irgendwann überprüfen wie der Mensch sich verhält und wie ein „Mensch schmeckt“. Diese Gefahr sei sehr realistisch, sagte der Fachmann.

In Deutschland werde eher halbherzig versucht einen „günstigen Erhaltungszustand“ für die Wolfspopulation herauszufinden, das heißt wieviel Wölfe unser Land ertragen könne. Er halte die Anwesenheit von Wölfen in Naturschutzgebieten wie zum Beispiel auf Truppenübungsplätzen für die Natur, Tierwelt und Menschen völlig in Ordnung. In der Nähe von Altenheimen, Fußgängerzonen oder sogar Kindergärten hingegen sollten sie auf keinen Fall sein. Er bezweifle auch ob sich diese Tiere dort wohlfühlten. Ein Wolf benötigt rund 6 Kilogramm Fleisch pro Tag. Das würde bei einem Wolfs-Rudel 12 Tonnen Fleisch pro Jahr ausmachen. Der Wolf ist gezwungen immer wieder neu zu töten. Dazu betreibt er ein „Überschusstöten“. Aufgrund seiner Jagdweise ist er quasi gezwungen ein flüchtendes Tier zu reißen.

Das bedeute auch für den „flüchtenden“ Menschen wie Jogger und Radfahrer Gefahr besteht, wenn der Wolf irgendwann seine Scheu vor den Menschen verloren hat. Man kann sich dann durchaus vorstellen, dass der Mensch dann als einfache Beute in sein Schema passen wird.

Ein Berufsjäger aus der Lüneburger Heide habe ihm glaubhaft berichtet, dass sich die Wölfe die Herdenschutzhunde von der anderen Seite des Zaunes genau anschauen würden. Man habe fast den Eindruck als wenn sie sich Notizen machen würden. In einem konkreten Fall, so erzählte der Jäger, habe ein Schafshalter seine Hunde immer zur gleichen Zeit in seinen Wagen geholt und gefüttert. Genau in diesem Moment sind die Wölfe in die Herde gestürmt und haben Schafe gerissen. Pfeiffer versicherte glaubhaft, dass diese Geschichte alles andere als nur Jägerlatein sei. Solche Problemlösungsstrategien seien durchaus nicht ungewöhnlich und davor sollten wir uns in acht nehmen.

Bei der als gesichert angesehenen Anzahl von 3 bis 4000 Wölfen in deutschen Wäldern, haben wir ein großes Problem.

Der „günstigste Erhaltungszustand“ in Schweden beträgt 250 Tiere, in Frankreich sind es 400. Deutschland hingegen ist offensichtlich nicht daran interessiert, den idealen Erhaltungszustand zu bestimmen, weil Deutschland noch viel mehr Wölfe möchte, so seine Einschätzung. Der Wolf sei ein großer Spendenträger. Es gäbe kein Tier, was in der Akzeptanz und der Spenden- Gewichtung so erfolgreich sei. Der Wolf werde immer mehr kommerzialisiert und glorifiziert und dadurch gäbe es ungeahnte Möglichkeiten Spendengelder zu akquirieren. Er bringt einfach sehr viel Geld.

Warum man in Deutschland scheinbar so unbefangen und großzügig mit der Wolfspopulation umgehe, habe bei Sven Pfeiffer die Einsicht geweckt, dass man auf diese Weise die Weidetierhaltung beenden möchte. Der Tierhalter/Landwirt, der durch Wolfsriss Schafe, Pferde oder andere Tiere verloren hat, hört möglicherweise entnervt auf. Auch eine Veränderung der Tierhaltung sei möglich. „Wofür wir jahrelang kämpften-Tiere raus aus den Ställen- wird wieder rückgängig gemacht.“ Ganzjährige Weidehaltung werde so wieder in ganzjährige Stallhaltung umgewandelt. Das sei für ihn eine Katastrophe schlechthin. Wegen einer einzigen Tierart werden ganze Herden wieder in die Ställe verfrachtet.

Einen wirksamen Herdenschutz gibt es einfach nicht, so der Tiermediziner

„Wir werden es nicht schaffen eine Herde effektiv vor dem Wolf zu schützen“, glaubt Pfeiffer. Auch Elektrozäune sind wirkungslos, selbst wenn sie mittlerweile vom Gesetzgeber auf 1, 6 Meter angehoben wurden. In Tierparks seien die Wolfsgehege von 2,50 Meter hohen Elektrozäunen umgeben und auch da käme er noch raus. Es gibt Wölfe die in ihrem Rudel gelernt haben zu springen und andere nicht. Sogar klettern könne einige oder untergraben. Es komme darauf an wie die Eltern ihre Jungen unterrichtet hätten. Es gäbe in Thüringen ein Wolfsrudel, das sich auf Pferdefohlen spezialisiert habe. „Diese Wölfe laufen quer durch eine Schafherde ohne links und rechts zu gucken und haben nur die Fohlen in der Pferdeherde im Visier.“

Pfeiffer berichtet von einer Wölfin, die die nicht-stromführenden Teile eines Schafzaunes durchbeißt, einen Impuls abwartet und sich durch die so entstandene Lücke im Zaun zwängt um ein Schaf zu reißen. Den möglichen Stromschlag kalkuliert sie in ihren Berechnungen mit ein. Wölfe haben jetzt Junge und da braucht die Wolfsmutter Unmengen von Futter und deshalb ist ihr jedes Opfer in der Nähe recht. Bei dieser Problemlösungsstrategie laufe es ihm eiskalt über den Rücken, weil er nicht wisse, was dieser Jäger sonst noch so drauf habe. Apropos jagen. Der Wolf sei von Hause aus faul und seine Jagddistanz nicht über 150 Meter, weiß der Fachmann. Wenn er es auf dieser Strecke nicht schafft, ein Tier zu fassen, gibt er auf. Daher ist die Annahme falsch, dass er sich das bei Holzwirtschaftlern so ungeliebte Rotwild holen könne. Gesundes Rehwild ist für den Wolf einfach zu schnell und daher ist ihm die Jagd darauf zu anstrengend.

Ein Thema, über dass besonders Pferdehalter nur mit Grauen berichten, sind Wolfsrisse an Pferden. Entweder werden diese großen Tiere 5 bis 7 Minuten lang zu Tode gewürgt oder regelrecht angefressen, so dass sie möglicherweise tage-beziehungsweise nächtelang immer weiter angefressen werden, bis sie schließlich qualvoll sterben. „Wenn man den Wolf hier in unseren Breiten haben will, dann muss man damit rechnen, dass solche Bilder kommen“, sagt Pfeiffer mit Nachdruck in der Stimme.

Gibt es eine Lösung um aus dem Dilemma herauszukommen ?

Wenn man es mit Wolfsrudeln zu tun hat, die im Wald Tiere jagen die in etwa ihrer Größe entsprechen, kann man gut damit leben. Es gibt Lösungen um dies zu erreichen. Der Veterinär empfiehlt den Verantwortlichen sich dringend in den Nachbarländern umzuschauen wie diese damit umgehen. In Slowenien beispielsweise manage man sehr erfolgreich den Umgang mit dem Wolf. Dort lasse man die Wölfe, die sich „natürlich“ verhalten völlig in Ruhe. Wenn jedoch ein Rudel auftaucht, welches an Weidetiere geht wird es komplett eliminiert. Dies ist auch dann der Fall, wenn Wölfe in dem Rudel sind, die springen. Es sei darüber hinaus völlig sinnlos nur einzelne Tiere aus dem Rudel zu entnehmen. Die gesamte Gruppe hat das gleiche Verhalten gelernt und die Brüder und Schwestern machen einfach weiter.

Wölfe sind faul und bevorzugen den einfachen, gefahrlosen Weg, um an ihre Beute zu kommen.

Grundsätzlich könne man davon ausgehen, dass es schwieriger für den Wolf ist ein Reh zu erbeuten, als ein Schaf aus einer Herde zu reißen. Da er sehr wirtschaftlich unterwegs sei, wird der Beutejäger versuchen die Sache abzuwägen. Wichtig für ihn ist, dass es gefahrlos und einfach ist. Er bevorzugt ganz einfach die kurzen Wege. Wenn er lediglich 3 Meter bis zur Beute zurücklegen muss, statt über eine Distanz von 150 Meter vielleicht erfolglos zu jagen, ist für ihn die Entscheidung klar. Wenn er bei diesem Vorgehen durch eine Kugel gestoppt wird, lernt er diese Bereiche als für ihn gefährlich einzustufen und sein Wissen auch an das Rudel weitergeben. Das Repertoire der Wolfssprache ist relativ umfangreich und durch die entsprechende Vokalisation effektiv. Dazu gehöre auch Mimik und Gestik wie zum Beispiel die Rute zwischen die Beine zu nehmen. Alle Rudelmitglieder haben ein Interesse daran, dass jedes Mitglied und besonders der Nachwuchs überlebt. Die Entnahme von Wölfen in der Kulturlandschaft hält Sven Pfeiffer absolut für den richtigen Weg. Ganz sicher gäbe es aber auch Rudel, von denen man überhaupt nichts merke und die könne man getrost in Ruhe lassen.

DNA-Tests schaffen Klarheit

Mittels DNA-Tests lässt der Mediziner feststellen welches Tier, dessen Anzahl und das Geschlecht ein Pferd, Schaf oder andere Nutztiere gerissen hat. Dazu bedient er sich eines Equipments, welches durchaus ausreichen könnte, einen Vaterschaftstests durchzuführen. Er entnimmt Speichelproben an der Bissstelle und schickt diese in ein unabhängiges Labor. Dabei kommt es auf absolute Sterilität an, um das Ergebnis nicht zu verwässern. Eine Frau meldete sich in der Praxis, „mein Pferd lag heute Morgen tot in der Koppel, können sie sich das einmal anschauen.“ Sven Pfeiffer legt los. Er untersucht das Tier auf Bissspuren und ob es möglicherweis bei einem Wolfsangriff erdrosselt wurde. Es war eine Sisyphusarbeit, bis endlich deutlich wurde, dass sich die Pferdehaare wieder über die Wunden gelegt hatten. Das Ergebnis: Es waren tatsächlich Drosselspuren an der Kehle des Pferdes zu sehen.

Sven Pfeiffer

Auf die Frage, warum er derartige Untersuchungen nicht Hessen-Forst überlasse sagte Pfeiffer, er habe das Gefühl, dass die nicht so sorgfältig bei der Untersuchung vorgehen würden und genau das halte er für gewollt. Die Ergebnisse würden die öffentliche Meinung „ungut“ beeinflussen , wenn vermehrt positive Wolfsrisse bekannt würden. Die Untersuchungsstelle wohin die Hessen-Forst-Abstriche gebracht würden sei eine NGO und deren Untersuchungs-Ergebnisse wären oft ohne positiven Befund. Ganz pragmatisch stellt er fest, dass er und seine Mitarbeiter etwas besser geschult seien und die Spurensicherung daher gewissenhafter erfolgten. „Aber, wer keine Spuren finden will, kann sorgloser mit der ganzen Sache umgehen.“ Die Praxis Pfeiffer schickt die Proben zu einem unabhängigen Institut nach Hamburg und deren DNA-Ergebnisse entsprächen dem neuesten Stand der Medizin-Technik.

Fazit: Tierarzt Sven Pfeiffer will schon alleine im Interesse der Tierhalter und damit seiner Kundschaft wissen, wohin die Reise mit der Wolfspopulation geht. Zahlen die ihn erschrecken sind nicht von der Hand zu weisen auch wenn man bedenke, dass sich diese innerhalb von zwei Jahren verdoppeln können, also von geschätzten 3 bis 4 000 auf nahezu 8 000. Er glaubt, dass es höchste Zeit sei aktiv zu werden. Seine ganz persönliche Empfehlung: Den Wolf nicht ausrotten sondern gezielt in vernünftige Bahnen leiten. Unsere Nachbarländer machen es vor wie es geht. Man braucht sich einfach nur mal zu informieren. Weitere Informationen bei Sven Pfeiffer, mobil: 0177 270 6656. sig/Fotos: Gerdau+KI

„Ein Schrei ins Offene – Gedanken an der Schwelle des Seins“

Von Christian Heun

Kapitel 1: Der erste Schrei. Eine Geburt ins Ungewisse

1.1 Das Paradox des Menschseins

Es ist ein Widerspruch, der uns begleitet, seit wir denken können: Wie kann es die Erfüllung des Menschen sein, zu lieben – und doch zu hassen? Zu leben – und zugleich zu töten? In uns koexistieren Kräfte, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Licht und Schatten, Hingabe und Zerstörung, Hoffnung und Angst. Kein philosophisches System, keine Religion hat dieses Paradoxon je vollständig auflösen können. Vielleicht, weil es nicht auflösbar ist. Vielleicht, weil das Menschsein genau hier beginnt – im Spannungsfeld zwischen dem, was wir sein möchten, und dem, was wir zu sein gezwungen scheinen. C. Heun

1.2 Ein Schrei in die Welt

Mit einem Schrei beginnt das Leben. Ein Schrei, der nichts artikuliert – und doch alles sagt. Er ist Ausdruck des Unverstandenen, des ersten Kontakts mit einer Realität, die uns fremd ist. Wer sind wir in diesem Moment? Ein Wesen im Übergang – vom Nichtsein ins Dasein, vom Dunkel ins Licht.
Und schon beginnt sie: die Zeit. Eine begrenzte, unwiederholbare Zeit. Eingespannt in ein unendliches Universum, dessen Weite uns mit der immer gleichen, unbeantworteten Frage konfrontiert:
Was ist der Sinn meines Daseins?

Ich spüre: Da ist mehr. Doch was ist dieses „Mehr“?

1.3 Die Abwesenheit Gottes

Ich meine nicht Gott – nicht im religiösen Sinn. Ich habe ihn gesucht, in Ritualen, Dogmen, Geschichten. Doch überall fand ich nur das: Geschichten. Konstruktionen, geschaffen, um das Unerklärbare zu zähmen. Ich bezweifle nicht die Bedeutung von Glauben – wohl aber seine Herkunft. Religion ist, so scheint es mir, weniger eine Offenbarung als eine menschliche Antwort auf die Angst vor dem Nichts.
Doch das „Mehr“, das ich meine, ist kein personifizierter Gott. Es ist still. Formlos. Vielleicht Bewusstsein. Vielleicht Resonanz. Vielleicht bloß ein Gedanke, den man nie zu Ende denken kann.

1.4 Der Verlust des Ursprünglichen

Kaum können wir gehen, sollen wir stillstehen. Kaum können wir sprechen, sollen wir schweigen. Das Leben beginnt mit einem Drang nach Ausdruck – und endet oft in einem Leben der Anpassung. Was wir im Spiel finden, verlieren wir im Ernst. Die Energie der Kindheit wird gezähmt durch Regeln, Erwartungen, Normen.
Und mit jeder Anpassung entfernen wir uns ein Stück mehr von dem, was wir einst waren: frei, laut, lebendig.
Wo beginnt also die Verfremdung?
Vielleicht genau da, wo das Leben beginnt – in jenem Moment, in dem wir uns zum ersten Mal anpassen, um dazuzugehören.

1.5 Die Zeit, die rinnt

Die Zeit ist ein Fluss, der still und erbarmungslos zugleich fließt.
Eben noch der erste Kuss.
Dann das erste graue Haar.
Ein Enkelsohn, der unsere Hände hält – so wie wir einst gehalten wurden.
Und plötzlich beginnt die Vergangenheit lauter zu rufen als die Zukunft.

Was früher ewig dauerte – ein Sommer, ein Schultag, eine Wartezeit – vergeht nun im Flug. Die Jahre rinnen dahin. Und mit ihnen die Illusion, man hätte unendlich Zeit.
In dieser Beschleunigung entsteht ein Gefühl der Leere – aber auch eine neue Dringlichkeit. Jetzt zu leben. Jetzt zu fragen. Jetzt zu erinnern.

1.6 Die Rückkehr zur Frage

Was bleibt, wenn man das Leben rückwärts betrachtet?
Was bleibt, wenn man alles erreicht hat, was die Welt als Erfolg bezeichnet – und doch spürt, dass das Wesentliche immer noch ungesagt ist?

Ich kehre zurück zur Frage meines ersten Atemzugs.
Ich wiederhole sie mit dem Bewusstsein eines Erwachsenen, der die Welt gesehen hat – und sie dennoch nicht versteht:
Was ist dieses Leben?
Und warum fühlt es sich an, als gäbe es mehr – und doch ist es nirgends greifbar?

Ich weiß keine Antwort. Doch ich fühle, dass sie sich in der Tiefe verbirgt, im Schweigen zwischen den Worten, im Staunen über das Selbstverständliche

Kapitel 2: Sekunde für Sekunde – Die stille Flucht der Gegenwart

Die Zeit flieht nicht.
Sie schreit nicht.
Sie tut nichts weiter, als zu vergehen. Und dennoch hinterlässt sie überall Spuren – auf der Haut, in den Gedanken, in unseren Erinnerungen. Ihre Bewegung ist leise. Fast unsichtbar. Und doch ist sie alles, was unser Leben strukturiert, begrenzt, auflädt.
Wir leben in ihr.
Aber verstehen wir sie?

2.1 Die Zeit als Taktgeber und Zerstörerin

Jede Uhr misst dasselbe.
Aber kein Mensch erlebt Zeit gleich.
Ein Moment voller Angst zieht sich wie ein endloser Tunnel.
Ein Moment der Liebe vergeht wie ein Lidschlag.

Was sagt uns das? Dass Zeit nicht objektiv ist – nicht für uns. Sie ist mehr als nur ein Maß. Sie ist eine Empfindung. Eine Beziehung.
Und manchmal auch eine Last.
Denn sie geht – und nimmt alles mit.

Wann beginnt der Moment, in dem wir bemerken, dass uns etwas entgleitet?

Vielleicht beginnt er genau dann, wenn wir innehalten. Wenn wir zum ersten Mal wirklich verstehen, dass nichts bleibt. Dass jeder Augenblick bereits Vergangenheit ist, noch bevor wir ihn vollständig erfassen können. 2.2 Die Trägheit der Kindheit – und das rasende Jetzt

Als Kind war ein Tag ein Universum.
Die Wartezeit auf Weihnachten – eine Ewigkeit.
Der Schulvormittag – ein Gefängnis aus endlosen Minuten.
Doch heute rauschen Wochen an mir vorbei, als hätte jemand die Geschwindigkeit meines Lebens verdoppelt. Die Jahre fliegen – nicht, weil die Welt sich schneller dreht, sondern weil meine Wahrnehmung sich verändert hat.

Warum?
Ist es die Gewohnheit? Die Wiederholung?
Oder ist es die Abwesenheit von Staunen?

Kinder staunen.
Erwachsene funktionieren.

Vielleicht liegt die Wahrheit darin: Die Zeit wird nicht schneller – aber wir werden stumpfer. Weniger gegenwärtig. Mehr abwesend im Jetzt.
Und damit beginnt die stille Flucht der Gegenwart.

2.3 Was ist ein Moment wirklich?

Philosophen haben es versucht.
Physiker ebenfalls.
Und doch bleibt der „Moment“ ein Rätsel.

Wo beginnt er?
Wo endet er?

Er ist da – und schon vorbei.
Ein kurzer Aufleuchten zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Und wir – als Menschen – leben fast nie in ihm. Wir bereuen Vergangenes oder planen Zukünftiges. Aber das Jetzt? Das übersehen wir oft.

Ist das vielleicht die tiefste Tragik des Menschen – dass er fast nie da ist, wo sein Leben gerade stattfindet?

2.4 Die Gegenwart wieder spüren

Ich glaube, es gibt einen Weg zurück – zurück in das Jetzt.
Aber er ist schmal.
Er verlangt Verlangsamung. Wachheit. Den Mut, sich nicht ständig zu betäuben.

Denn die Welt ist laut. Und Geschwindigkeit gilt als Tugend. Wer langsam lebt, lebt scheinbar falsch. Wer innehält, wirkt verdächtig.
Aber genau dort, in der Stille, liegt der Moment.

Ich versuche, ihn zu finden:
Im Spiel mit meinem Enkelsohn.
Im Licht, das abends durch das Fenster fällt.
Im leisen Geräusch meines Atems, wenn alles andere schweigt.

Es sind nur Sekunden.
Aber vielleicht sind sie das eigentliche Leben.

Kapitel 3: Kindheit in der Ferne – Wenn das Licht langsam blasser wird

Es gibt Erinnerungen, die nicht laut sind.
Sie kommen nicht mit Bildern, sondern mit Gefühlen.
Eine bestimmte Lichtstimmung.
Ein Geruch.
Ein Windhauch im Gesicht – und plötzlich ist sie da, die Kindheit.
Nicht greifbar, aber spürbar.
Ein inneres Echo.
Vertraut und doch unerreichbar fern.

3.1 Das verlorene Maß der Unschuld

Kindheit war kein Zustand, sondern ein Empfinden.
Nicht durch Sicherheit definiert, sondern durch Staunen.
Wir wussten nicht viel – und mussten auch nichts wissen.
Wir lebten im Moment, weil wir nichts anderes kannten.

Und heute?
Heute suchen wir das verlorene Maß dieser Unschuld – in Meditationen, in Retreats, in der Natur.
Aber was wir suchen, ist kein Ort. Es ist eine verlorene Perspektive.

Warum geht sie verloren? Und kann sie je zurückkehren?

Vielleicht verlieren wir sie nicht freiwillig.
Vielleicht nimmt sie uns das Leben Stück für Stück.
Mit jedem „Du musst“, mit jeder Erwartung, mit jedem Schritt in eine Welt, die misst und bewertet.

3.2 Die Mechanik des Erwachsenwerdens

Erwachsenwerden heißt oft: funktionieren lernen.
Pflichten erkennen, Regeln einhalten, Erwartungen erfüllen.
Aber irgendwo auf diesem Weg verlernen wir das Spielen.
Nicht das Spielen mit Spielzeug – das Spielen mit Möglichkeiten.
Die Leichtigkeit.
Die Offenheit.

Ist das Erwachsenwerden ein unausweichlicher Verrat an der eigenen Kindheit?

Ich erinnere mich an Momente, in denen ich einfach „war“.
Nicht „jemand“. Nicht „etwas“. Nur ich – in diesem Moment.
Diese Momente werden seltener. Und kostbarer.

3.3 Die Rückkehr zur Wurzel – Eine innere Archäologie

Es gibt eine stille Bewegung in uns, die rückwärts schaut.
Nicht aus Nostalgie – sondern aus Sehnsucht.
Die Kindheit ist nicht vorbei, weil die Zeit vergangen ist.
Sie ist nur verschüttet.
Unter Arbeit, Verantwortung, Selbstbild.

Manchmal braucht es nur einen Satz eines Kindes.
Ein gemeinsames Lachen.
Oder das Geräusch eines alten Liedes – und wir graben etwas aus:
Ein Gefühl, das nicht tot ist, nur vergessen.

Vielleicht liegt in der Rückkehr zur Kindheit nicht die Flucht, sondern die Erinnerung an den ursprünglichen Impuls des Lebendigen.
Dort, wo wir zum ersten Mal staunten.
Wo Zeit keine Rolle spielte.
Wo das Leben kein Ziel hatte, sondern einfach nur war.

3.4 Die Aufgabe: Kindheit nicht zurückholen – sondern verwandeln

Ich glaube nicht, dass wir unsere Kindheit zurückholen können.
Aber wir können sie verwandeln.
Sie als inneren Maßstab nehmen, an dem wir prüfen:
Ist mein heutiges Leben noch lebendig? Oder nur organisiert?
Würde mein kindliches Ich mich erkennen – oder vor mir davonlaufen?

Diese Fragen sind unbequem.
Aber sie führen uns zurück zu einer Wahrheit, die nicht laut ist – aber echt

Widmung

Für meinen Enkel Adriano Julian Thomas,
damit er eines Tages begreift,
wie tief das Leben wirklich ist.
Und für alle,
die nicht aufhören zu fragen. Worte die mich lange begleiten haben inklusive der tiefen Gedanken des Inhaltlichen.

Über den Autor:
Christian Heun, geboren am 20. März 1975, lebt im mittelhessischen Driedorf. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit der Frage nach dem Wesen des Menschen, der Zeit und der Erinnerung. In seinem Leben als Vater, Großvater und Technologe vereint er das Konkrete mit dem Geistigen. „Schrei ins offene“ ist sein erstes philosophisches Werk. Weitere Fragmente könnten folgen.

Copyright: Christian Heun 21/06/2025

BEM: Die helfende Hand vom Arbeitgeber

Nachwahl, Gehalt und BEM – das waren die bestimmenden Themen der MAV-Vollversammlung in Dillenburg-Donsbach am vergangenen Mittwochnachmittag.

Gute Nachrichten hatte Beate Seelhof, die Vorsitzende der MAV an Dill, für die kirchlichen Mitarbeitenden im Evangelischen Dekanat an der Dill. Sie kündigte eine Gehaltserhöhung ab Herbst 2025 für die kirchlichen Mitarbeitenden an.


Für die in den Ruhestand wechselnde Christiane Krenzer wurden Heike Burk und Gerhard „Otto“ Werner für die in Elternzeit gehende Angeline Reif in das Team der MAV an der Dill nachgewählt.

Für die evangelischen Kindertagesstätten in der Gemeindeübergreifenden Trägerschaft des Dekanats (GüT) soll es zukünftig ein einheitliches Eingliederungsmanagement für die Mitarbeitenden in den 22 Kindertagesstätten an der Dill geben. Künftig werden sich Stefanie Simon und Nicole Eckhardt von der GüT die BEM-Verfahren begleiten. Sie stellten sich den Anwesenden vor.

Für Mitarbeitende des Evangelischen Dekanats (Verwaltungsangestellte, Gemeindepädagogen, Organisten, Mitarbeitende der Beratungsstelle) ist die stellvertretende Dekanin Anja Vollendorf und Präses Dr. Wolfgang Wörner für die BEM-Gespräche zuständig. Cornelia Schäfer und Bianca Halmel ermitteln die Fehltage. Für die Mitarbeitenden im pädagogischen Bereich, die nicht direkt dem Dekanat oder der GüT angeschlossen sind, ist die jeweilige Kirchengemeinde für BEM-Gespräche zuständig.

An der betrieblichen Dienstvereinbarung für das BEM mit der GÜT hat Thorsten Graff mitgearbeitet. Der Referent arbeitet beim Landeswohlfahrtsverband Hessen im Fachbereich „Behinderte Menschen im Beruf“ und im Integrationsamt. Als stellvertretender Regionalmanager ist er für begleitende Hilfen und dem Kündigungsschutz zuständig. Normalerweise berate er kleinere Gruppen und spreche nicht vor so vielen Zuhörenden. Zur MAV-Vollversammlung in Donsbach machte er eine Ausnahme und informierte die 200 anwesenden Mitarbeitenden aus den kirchlichen Kindertagesstätten und dem Evangelischen Dekanat an der Dill über das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM).


Was ist „BEM“?
 

Vor 20 Jahren wurde es vom Gesetzgeber für alle Arbeitgeber eingeführt und ist gesetzlich vorgeschrieben, die Annahme ist freiwillig. Es ist ein Nachfrage- und Fürsorgeangebot des Arbeitgebers für länger oder häufiger erkrankte Mitarbeitende – und habe sich schon vielfach bewährt. In einem BEM-Gespräch könnten Hilfsangebote zur Überwindung der Arbeitsunfähigkeit oder zur Vorbeugung eines erneuten Ausfalls und zum Erhalt des Arbeitsplatzes getroffen werden.


BEM-Gespräch ist helfende Hand des Arbeitgebers
 

Thorsten Graff warb für die Möglichkeit eines BEM-Gesprächs: „Es ist das Angebot einer helfenden Hand, die der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer reicht. Der Mitarbeitende bleibt ‚Herr des Geschehens‘. Er bestimmt, was besprochen wird, die Dauer des Gesprächs mit den Vertretern des Arbeitgebers und auch, ob die Schwerbehindertenvertretung (SBV), die MAV oder eine andere Begleitung dabei sein soll. So kann über alle Unterstützungs- und Hilfsmöglichkeiten seitens des Arbeitgebers gesprochen werden. Einziges Kriterium: An wieviel Tagen war der Arbeitnehmer in einem Zeitraum von 12 Monaten arbeitsunfähig – egal ob häufige Kurzerkrankungen oder eine längere Arbeitsunfähigkeit, die Fehltage sind entscheidend. 

Thorsten Graff


BEM-Gespräch ist völlig freiwillig
 

Wer also häufig oder länger arbeitsunfähig ist, erhält nach sechs Wochen per Post ein Gesprächsangebot vom Arbeitgeber. Das sieht das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) vor. Für den Mitarbeitenden ist das Angebot eines BEM-Gesprächs völlig freiwillig. Man ist nicht verpflichtet, das Angebot anzunehmen. Einzig der Arbeitgeber ist verpflichtet, ein BEM-Gespräch anzubieten.

Mehr dazu unter www.ev-dill.de

Text und Fotos: Holger-Jörn Becker-von Wolff

Bauwagen offen für Begegnung und Gespräche

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle nutzt AWO-Bauwagen am Herborner Hintersand  

Ein bunter Bauwagen steht derzeit auf dem Herborner Hintersand-Parkplatz. Es ist ein Begegnungsort, das Projekt hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lahn-Dill mit der Stadt Herborn ins Leben gerufen. Der Bauwagen ist offen für verschiedene Gruppen und Angebote.


Ab Montag, 16. Juni 2025 nutzt das Team der Evangelischen Beratungsstelle Herborn den AWO-Bauwagen und bietet Beratung an. In direkter Nähe zum Hexenturm bietet Annette Isheim (Foto) und ihr Team „Offene Sprechstunden“ an. Wer Stress erlebt, ein Problem hat oder eine Krise durchlebt – und mal mit jemanden reden möchte, ist hier willkommen. Die Beraterinnen hören gerne zu und wollen weiterhelfen. Die Beratung ist kostenlos und natürlich völlig vertraulich. Auch wer einfach nur neugierig ist, darf gerne mal vorbei schauen.

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle freut sich über jeden Besuch. Jeden dritten Montag im Monat steht eine Mitarbeiterin von 13.30 Uhr bis 15 Uhr am Bauwagen und ist offen für Gespräche und Begegnungen.  Die Termine lauten: 16. Juni, 21. Juli, 18. August und 15. September 2025.

Das Bauwagen-Projekt der AWO Lahn-Dill ist ein Angebot an alle Herborner Vereine, Verbände, Gruppen und Organisationen, sich im Herzen der Stadt einem interessierten Publikum vorzustellen. Infos zum Bauwagen-Projekt gibt Anna Schaub, Telefon 0 27 72 / 95 96 14. 

Weitere Informationen zur Evangelischen Beratungsstelle Herborn gibt es unter Telefon 0 27 72 / 58 34 – 300.

Text und Fotos: BECKER-VON WOLFF