Retten wir das Klima, jetzt!

Von Siegfried Gerdau

Jedes Lebewesen, dass unseren Planeten neu betritt, hinterlässt mindestens einen Fußabdruck. Dabei nimmt es zwangsläufig den Tod anderer Individuen, und mögen sie noch so klein sein, in Kauf. Die Abdrücke nehmen zu, je länger es auf der Erde verweilt. Immer verdrängt deshalb Leben andere Existenzen. Ob gewollt oder nicht. Lebewesen wollen atmen, verdauen, brauchen Platz und brauchen Nahrung. Sie wollen gut leben, es warm und gemütlich haben. Sie wollen besitzen, sich von anderen abheben, sich Territorium aneignen. In der ersten Reihe stehen, wenn Ressourcen verteilt werden. Nach Möglichkeit über andere Geschöpfe herrschen oder auch nur etwas mehr oder Besseres sein.

Das Meer. Sinnbild für Anfang und Ende. Foto: Gerdau

Die Erde nahm es mit stoischer Ruhe hin. Ein paar Vulkanausbrüche und das wars. Zu Anfang waren es ja nur ein paar der unterschiedlichsten Spezies. Jedoch, es wurden immer mehr und enger. Die Platzansprüche martialischer. Man sprach schon bald hinter vorgehaltener Hand von Überpopulation und versuchte sie in den Griff zu bekommen. Es wurden Kriege um Territorien und Bodenschätze geführt, Seuchen konnten sich wegen der zu geringen Abstände voneinander entwickeln, aber es half alles nichts. Waren es anfangs Tausende, wurden es Millionen und schließlich Milliarden.

Alle wollen haben, was auch der andere hat. Gesetze versuchen zu regeln, gleiches für jeden Einzelnen zu schaffen und es fällt immer wieder der substanzlose Begriff von Gerechtigkeit.

Mittlerweile erheben rund acht Milliarden Menschen den Anspruch auf Leben. Die Fußabdrücke kumulieren zu unübersehbaren Mengen. Der Platz in den lebbaren Regionen der Erde wird immer enger, die Ressourcen immer weniger und plötzlich fällt auf, dass auch die Luft zum Atmen knapp wird.

Anstatt das Homo sapiens nachdenkt, wie er sein eigenes unkontrolliertes Wachstum in den Griff bekommt, versucht er neuzeitlich die Symptome zu kurieren. Die Ersatzreligion Klimaschutz wird geboren. Bemühen sich jahrhundertelang die unterschiedlichsten Religionen um die Vermehrung der Menschen und Dezimierung der Fauna. „Seid fruchtbar und mehret euch“ und „macht euch die Erde untertan“, ist soweit erledigt und nun kommt zur Erbsünde eine weitere Sünde hinzu. Die Klimasünde! Diese Sünde trifft alle und alle tragen Schuld. Das hatten und haben wir schon, nur etwas weniger differenziert. Jetzt schlägt Mensch sich gegenseitig die Fußabdrücke um die Ohren und versucht ständig zu beweisen, wer mehr danebengetreten hat. Wir müssen das Klima retten, dass wir in den vergangenen 200 Jahren kaputtgemacht haben. Wir? Wer ist das? Wir alle, jeder einzelne oder nur die da?

Erst gehen wir mal auf die Straße, verweigern vielleicht mal ein paar Tage die Nahrung und fordern die Regierung auf etwas zu tun. Die tun was. Verbieten die Ohrenstäbchen, das Einweg-Geschirr und die Verbrenner. Die Fahrräder sind das Mittel der Wahl, doch es ist auch so schön gefahren zu werden. Die Alternative, der elektrische Stromspeicher beherrscht das Denken und soll der Ausweg aus der Klimakrise sein.

Der wissende Mensch hat den Stein des Weisen gefunden. Er kann weiterfahren und das mit dem guten Gefühl, die Welt gerettet zu haben. Leider ist es wie so oft nur ein trügerisches Gefühl. Wir schaffen vielleicht einen weiteren Schritt, aber nur wieder auf Kosten der anderen. Das Klima wird nicht gerettet, weil Deutschland nicht die Welt ist und die nächste Menschen-Milliarde schon vor der Tür steht. Auch die weiteren Milliarden zeichnen sich ab. Auch die wollen leben, essen und es bequem haben. Sie alle wollen fahren, anstatt zu laufen, wollen Handys benutzen und ständig neue Klamotten tragen.

Vorschlag zur Güte:

Wir fangen jetzt alle richtig an die Welt zu retten. Wir schaffen die Industrie völlig ab, verzichten auf Fleisch und das Auto. Kraftwerke werden noch früher abgeschaltet, weil der Bedarf an elektrischer Energie immer kleiner wird. Kommuniziert wird wie zu Urzeiten ohne Telefon und Smartphone. Fernsehanstalten werden überflüssig, weil es keine TV-Geräte mehr gibt. Wir werden alle glücklich sein und pfeifen auf Besitz und den sogenannten Wohlstand. Der Staat garantiert ein Mindesteinkommen und wenn es knapp wird, druckt die Staatsbank ein paar Scheinchen mehr.

Natürlich schaut die Welt dabei auf uns und wird unserem Vorbild sofort nacheifern. Nur die Entwicklungsländer brauchen sich nicht umzustellen. Sie bleiben einfach dort stehen, wo sie jetzt schon sind und warten darauf, bis wir sie erreichen.  

Ein Gedanke zu „Retten wir das Klima, jetzt!

  • 12. Oktober 2021 um 22:19 Uhr
    Permalink

    Siggi, der Beitrag ist wieder mal spitze und den Kern treffend.
    Hoffentlich läuft das beschriebene nicht auf den folgenden Satz hinaus: “ Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“
    Ich glaubte, das wäre Geschichte.

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