Herbornensis pflanzt-Dillkinder räumen Müll weg.

Wieder einmal hatte es die DILLKINDER an ihr namengebendes Flüsschen in Herborn getrieben, um den Dreck, den rücksichtslose oder dumme Zeitgenossen hinterlassen, wegzuräumen. 30 Frauen, Männer und Kinder „grasten“ am Samstag wieder einmal das Ufer der Dill quer durch die Stadt ab. Zu suchen brauchten sie den Unrat nicht und da wo sie unterwegs waren, blieben auch stinkende Zigarettenkippen nicht liegen.

Auch diese Erwachsene aus zwei Haushalten und Kinder, die in einer Kita-Gruppe sind, sammelten am WoMo-Stellplatz auf dem Schießplatz Müll.

Entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes waren alle Teilnehmer alleine, beziehungsweise mit Angehörigen ihrer eigenen Familie, sowie einer weiteren Person aus einer anderen Familie unterwegs. Natürlich mit Masken und dem vorgeschriebenen Abstand. Besonders die Kinder in ihrem grellbunten Dillkinder-Outfit fanden die Aktion bei schönem Wetter Klasse. Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau stattete den beispielhaften „Frühjahrs-Putzern“ einen Besuch ab und beteiligte sich selber aktiv an der Aktion. Wiederholt säuberten die Dillkinder in den vergangenen Jahren ehrenamtlich und eigeninitiativ den Müll aus der Landschaft und „immer wieder habe man den Eindruck, es sei das erste Mal“, meinte eine Teilnehmerin. Dennoch lassen sie sich nicht entmutigen.

Auf der gegenüberliegenden Uferseite, in Höhe des Seniorenwohnheim der AWO, haben die mit den Dillkindern kooperierenden Freunde der Flora Herbornensis e.V  ihre „Baustelle“. Umschichtig pflanzen sie dort bienenfreundliche, heimische Stauden auf einem derzeit noch 25 Quadratmeter großen Stück. „Bauleiterin“ ist die 1. Vorsitzende des Bienenzuchtvereins an der Dill Sarah Schlicht aus Sinn.

Sarah Schlicht sammelte reiche Erfahrung im eigenen Bienengarten.

Sie hat große Erfahrung mit der Anpflanzung geeigneter Pflanzen aus der Region. Dabei achtet sie auch auf eine gefällige Blickachse aus Richtung Schießplatz. Ihr komme es vor allem darauf an, auch die „wilden Schwestern“ der heimischen Honigbienen mit einem möglichst großen Nahrungsangebot zu versorgen. Die sogenannten Wildbienen seien in hohem Maße für die Bestäubung eines breiten Blüten-Spektrums verantwortlich. Während die Honigbienen in ihrer Blütenauswahl sehr wählerisch seien und daher eng begrenzt auf Nahrungssuche gingen, würden ihre wilden Schwestern alles bestäuben, was ihnen vor die Rüssel käme. Für die Imkerin gibt es daher keine Priorität, hinsichtlich der Bienenpopulationen.

Ist das natürliche Umfeld in Takt, fühlen sich Kinder wohl und wachsen gesund auf.

Es gibt 560 Wildbienenarten und die Hälfte davon ist vom Aussterben bedroht. Ungefähr 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden von der Honigbiene bestäubt. 20 Prozent geht auf das Konto von Wildbienen, von Schmetterlingen, Schwebfliegen und anderen Insekten. Ohne Bienen wären die Regale in unseren Supermärkten leer. Wo Bienen bereits ausgestorben sind, z.B. in Teilen Japans oder Chinas, müssen Obstbäume von Menschenhand bestäubt werden – mit einem Pinsel, Blüte für Blüte. Ein entscheidender Grund für das dramatische Insektensterben in Deutschland ist die ständige Intensivierung der Landwirtschaft.

Hilde Graffmann liegt besonders die Natur am Herzen.

Hilde Graffmann, die 1. Vorsitzende der Freunde der Flora Herbornensis e.V ist hocherfreut über das Engagement junger Menschen wie Sarah Schlicht. Graffmanns Mitstreiter sind wie sie selber überwiegend im Rentenalter. Mit dem Bündnis von Dillkindern und Herbornensis kann sie viel bewegen, wie der Anbau von geeigneten Stauden an der Dill zeigt. Nicht besonders glücklich zeigte sie sich beim Anblick der zahlreichen tief abgeschnittenen Weiden am Dillufer. Diese Bäume sind unter einigen anderen Pflanzen die ersten Bienenweiden in dieser Jahreszeit.

Noch ein paar Bemerkungen über Zigarettenkippen. Jede weggeworfene Kippe verseucht 40 Liter Wasser. Zigarettenenden, wie sie auch bei der Müllaktion der Dillkinder massenhaft gefunden wurden, sind nicht nur unschön, sondern umwelt- und gesundheitsschädlich. Mit jeder weggeworfenen Zigarettenkippe landet eine kleine Dosis Gift auf Straße, Wiese oder im Sand des Strandes. Neben dem Nervengift Nikotin sind in den Zigarettenstummeln zum Beispiel Arsen, Kupfer, Blei und noch hunderte andere Chemikalien enthalten, die natürlich auch in den Weltmeeren landen. So wird das Fischsterben noch mehr beschleunigt und der unselige Kreislauf bis hin zum Verzehr mit Gift belasteter Fische schließt sich.  Bei Kleinkindern kann eine verschluckte Kippe bereits zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Sandkästen auf Spielplätzen sind beliebte Aschenbecher. Der jährliche Kippenberg beträgt mittlerweile 750.000 Tonnen weltweit. So ist die Idee des Aufsammelns eigentlich fast sinnlos. Leider. Daher! Immer mehr Länder und Städte verhängen teils drakonische Strafen für das Wegwerfen von Zigarettenresten. Zu Recht, wie das vorher Gesagte zeigt. sig/Fotos: Gerdau

Ein Gedanke zu „Herbornensis pflanzt-Dillkinder räumen Müll weg.

  • 24. April 2021 um 19:02 Uhr
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    Siggi, du sprichst mir aus der Seele.
    Ich freue mich, dass Dillkind und die Flora Herbornensis immer mehr Menschen finden, die sich nicht zu schade sind, anzupacken, zu pflanzen zu gießen und den Müll ignoranter Zeitgenossen aufzusammeln.
    Frau Gronau war übrigens nicht nur zum Loben da, sondern hat mit angepackt. 😊

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