Unmut über Baustelle am Weinberg wächst

Die Kanalarbeiten an der Herborner Straße Am Weinberg gehen unvermindert weiter. Ein Stück Boden-Naturdenkmal gerät dabei immer mehr unter die Zähne von Baggerschaufeln.

Ein landschaftliches Idyll am Rande von Herborn verliert seine Unschuld.

Die Liste der Naturdenkmale in Herborn nennt die auf dem Gebiet der Stadt Herborn gelegenen Naturdenkmale. Sie sind bei der unteren Naturschutzbehörde des Lahn-Dill-Kreises (Abteil Umwelt, Natur und Wasser) eingetragen. Eins davon ist die bekannte Fossilienfundstätte am Weinberg

Steinbruch am Weinberg Herborn         Herborn, Am Weinberg

50° 41′ 5″ N, 8° 18′ 2,3″ O           Geologischer Aufschluss aus Kulm-Tonschiefer (Unterkarbon), bekannte Fossilfundstätte.

Schutzgrund: Bedeutung für Forschung und Lehre, erdgeschichtliche Bedeutung.

Lage Gemarkung Herborn, Flur 23, Flurstück 294/11

TK 25 Blatt 5315, RW 345062 – 345068 HW 561708 – 561653

Schutzverordnung Kreisausschuss des Dillkreises

Staatsanzeiger des Landes Hessen 11.01.1958

Die Kreisverwaltung schreibt auf ihrer Seite: https://www.lahn-dill-kreis.de/buergerservice/bauen-umwelt/denkmalschutz/ unter anderem dazu:

Bodendenkmäler gehören auch zu dem Begriff der Kulturdenkmäler. Hierbei handelt es sich um Überreste aus Epochen und Kulturen, für die Ausgrabungen und Funde eine wichtige Quelle für wissenschaftliche Erkenntnisse sind. Wer ein Bodendenkmal entdeckt ist gesetzlich verpflichtet sich umgehend bei der Unteren Denkmalschutzbehörde oder der Hessen Archäologie Wiesbaden zu melden. Nachforschungen auf mögliche Bodendenkmäler ohne Genehmigung sind strafbar. Der zuständige Sachbearbeiter Harald Losacker, Denkmalschutz, Karl-Kellner-Ring 51 35576 Wetzlar. 06441 407-1706. harald.losacker@lahn-dill-kreis.de kann zu dem Objekt Weinberg sicher weitere Auskunft erteilen.

Seit einiger Zeit werden in die steile Straße „Am Weinberg“ Rohre verlegt und die schmale Straße verbreitert. Das geht nicht ohne Eingriff in das Bodendenkmal. Die Anlieger und andere Herborner Bürger sind darüber nicht begeistert und machen ihrem Unmut auch in den sozialen Netzwerken Luft.  

Leserbrief vom 14. April

Leserbrief vom 14. April

Das Bauvorhaben am Weinberg geht mit riesigen Schritten voran. Es werden tonnenweise Fossilien ausgebaggert und entsorgt. Es werden neue Schächte und Rohre eingebaut, die ein ausreichendes Fassungsvermögen für eine ganze Siedlung haben. Angeblich geht es nur um eine Trennung eines Mini Bächleins aus dem Wiesengrund. Laut Frau Gronau sind die bestehenden Rohre marode. Fakt aber ist, dass die bestehenden Betonrohre ( ca 80 cm Innen Durchmesser ) voll intakt sind. Dieser Aufwand kostet den Bürger ca 500.000 € +. Vom Natur Denkmal wird täglich Schiefer mit Fossilien abgebaggert und der Aushub entsorgt. Und somit klammheimlich der Feldweg verbreitert. Durch die Willkür die im Moment hier am Weinberg stattfindet, ist ja der Abholzung und Bebauung Tür und Tor geöffnet. Dem Mitteilungsblatt vom Geschichtsverein wird keinerlei Bedeutung beigemessen. Unsere Zweifel an der ganzen Politik sind anscheinend doch berechtigt.

Mit freundlichen Grüßen

Die Gemeinschaft vom Weinberg

Anfrage per Messenger heute an mich

Hi Siggi, du hattest doch mal über das Bauvorhaben Am Weinberg in Herborn geschrieben. Gibt es da schon was Neues? Ich fahr da jeden Tag vorbei und sehe dort die Baustelle, die immer weiter Richtung dem Weinberg geht. Es hieß ja, dass das was mit dem Abwasser gemacht wird. Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass die das Abwassersystem dort für das Bauvorhaben im Stillen erweitern.

2 Gedanken zu „Unmut über Baustelle am Weinberg wächst

  • 15. April 2021 um 14:44 Uhr
    Permalink

    Es ist ein Drama und gleichzeitig wundert es mich nicht: es geht munter weiter!
    Da dachte ich, die Stadtverordnetenversammlung habe einstimmig beschlossen,
    dass der Weinberg nicht bebaut werden soll und dann werden alle Voraussetzung klammheimlich und wie es aussieht mit Wissen der Bürgermeisterin für eine mögliche Bebauung vorangetrieben, wobei weder Naturschutz- und Erhaltung nach Kosten eine Rolle spielen.
    Man wird nun mal wieder richtig ent-täuscht; so habe ich mir die zukünftige Stadtentwicklungsperspektive mit Transparenz und Bürgerbeteiligung nicht vorgestellt!
    Ronald Lommel

    Antwort
  • 15. April 2021 um 17:33 Uhr
    Permalink

    Lieber Siggi,
    ich bin fassungslos!. Was müssen wir denn noch tun, um diesen Wahnsinn zu stoppen. Hinter dem Rücken der Betroffenen und auf Kosten der Steuerzahler wird einfach weiter gemacht.
    Es gibt einen „einstimmigen Beschluss“ der Stadtverordnetenversammlung, dass dort nicht gebaut werden darf und ein Änderung des Bebauungsplans abgelehnt wird. Rüdiger Störkel und der Geschichtsverein Herborn haben in überzeugender Weise die Bedeutung des Kulturdenkmals am Weinberg, der BUND und die Flora Herbornensis die ökologische Bedeutung als Frischluftschneise beschrieben. Wer trägt für diesen Frevel die Verantwortung?

    Antwort

Schreibe einen Kommentar zu Hans-Dieter Wieden Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert