Herborn trauert um Frieda

Von Siegfried Gerdau

Viele Jahre lang erfreute die Westerwälder Gans Frieda die Besucher des Herborner Wochenmarktes mit ihrem Geschnatter. Am Sonntag den 13. März 2022 ereilte sie nun ein trauriges Schicksal. Es war vermutlich ein Marder, der ihrem achtjährigen Gänse-Leben ein Ende setzte, erzählte ihr Besitzer Wolfgang Schäfer vom Geflügelhof in Waigandshain.

Die Gans Frieda war das Aushängeschild des Herborner Wochenmarktes

Frieda, die vor allem von den Kindern heiß und inniglich geliebt, ständig fotografiert und letztendlich das Aushängeschild für fast den gesamten Markt war, ist in die ewigen Jagdgründe gegangen.

Stolz und scheinbar unerschrocken wachte sie jeden Freitag über den Stand und die Produkte ihrer Cousins und Cousinen. Wer sie zum ersten Mal sah, dachte Frieda sei ausgestopft. Das änderte sich schlagartig, wenn man sich dem treuen Tier ungebührlich näherte. Ein leises Zischen gefolgt von immer lauter werdendem Geschimpfe und die Situation war geklärt. Dass einstmals unter ihrem Schnabel und ihrem stahlharten Blick die Geldkassette mit den gesamten Tageseinahmen geklaut wurde, war die einzige bekannte Nachlässigkeit, die Frieda in den langen Jahren unterlaufen ist.

Eine Kundin, nähte ihr sogar einen Schal mit ihrem gestickten Rufnamen, ohne den Frieda fortan nicht mehr auftrat.

Lediglich in der Mauser zog sie es vor, nicht unter die Leute zu gehen. Mit den Löchern in ihrem Federkleid fühlte sich Frieda so gar nicht wohl. Wolfgang wurde nie müde den Fragern zu erklären, dass nichts Schlimmes passiert sei und die Gans schon bald wieder im neuen Federkleid auf der Theke sitzen werde.

Er selber ging im vergangenen Jahr in den eigentlich schon lange verdienten Ruhestand. Ob Frieda damit einverstanden war, erfuhr man jedoch nicht. Der Eierstand ist nach wie vor auf dem Herborner Wochenmarkt präsent, aber eben ohne Frieda und ihren Papa Wolfgang. Die beiden waren ein Team und wer sie zusammen erlebte, musste unwillkürlich an den österreichischen Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz und seine Graugans Martina, die wohl berühmteste Graugans der Welt, denken.

Frieda mit ihrem Papa Wolfgang Schäfer

Frieda hatte zwar diesen Weltruf nicht, aber in der Region und ein wenig darüber hinaus, war sie Institution. Die Menschen werden sie in Erinnerung behalten. Ob sie auch in die Herborner Geschichte eingeht, bleibt abzuwarten.  Archiv-Fotos: Gerdau 

2 Gedanken zu „Herborn trauert um Frieda

  • 21. März 2022 um 12:22 Uhr
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    Das tut mir sehr leid. Mir wurde mal erzählt, dass sie nachts in ihrem Häuschen auf einer kleinen Insel im Teich schläft und sie daher vor dem Fuchs sicher ist. Leider nun so ein Ende. Wie schade.

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  • 21. März 2022 um 13:18 Uhr
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    Vielen Dank Herr Gerdau für den schönen Bericht. Frieda hatte ja auch einen Fernsehauftritt bei Tobis Städtetrip. Außerdem konnte Frieda auch die Geldscheine auf ihre Echtheit prüfen. Sie nahm die Geldscheine in ihren Schnabel kaute kurz drauf rum
    und wusste dann genau: echt oder gefälscht. War sie schlechter Laune, hat sie auch schon mal das Kleingeld aus der Kasse genommen. So war eben Freida und so wollen
    wir sie in Erinnerung behalten.

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