„America First“

Wie der 78-jährige Donald J. Trump gestern sein Amt als 47.Präsident der Vereinigten Staaten übernommen hat, war beeindruckend und vor allem überdeutlich. Seine „Glorreichen“ wie Musk, Zuckerberg oder Bezos hatte er um sich geschart. Auch Georgia Meloni, Italiens Regierungschefin und Viktor Orban, waren eingeladen. Wo aber waren die anderen Europäer?

Der einst vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson 1916 geprägte Wahlspruch „America First“, zog sich hör- aber auch unhörbar durch seine gesamte Antrittsrede. Sehr detailliert sprach er davon, was man von ihm bereits in den nächsten Tagen zu erwarten hat.

Immer wieder standen die Menschen im Capitol auf, um seine markigen Ankündigungen frenetisch zu feiern. Dass daneben auch Kamala Harris oder Joe Biden sich zumindest für die Öffentlichkeit teilnahmsvoll zeigten, spricht für das amerikanische Nationalbewusstsein und den Zusammenhalt einer Nation, die mindestens ebenso viele Probleme wie das kleine Deutschland hat.

Die gesamte „Krönungszeremonie“ mit „Glory, Glory, Hallelujah“, Uniformen und Fanfahren wird bei uns in unangebrachter Überheblichkeit nicht selten belächelt. Sie sollte jedoch zu denken geben. Der Stolz auf das eigene Land und dessen Volk ist nur mittelbar mit dem Präsidenten oder einer Präsidentin verknüpft. Den „Yankees“ geht es vor allem um ihr Präsidentenamt und dem zollen die Menschen in erster Linie Respekt.

„American First“ also „Amerika zuerst“ ist aus Deutscher Sicht sicher eine unmögliche Aussage und würde dem Politiker, der diese in den Mund nähme, garantiert im Hals stecken bleiben. Stolz auf das eigene Land, die Republik, die Menschen oder manches Mal sogar die eigene Flagge, ist in Deutschland mit seinen 16 Bundesländern bereits im Ansatz verdächtig.

Der Richtungswechsel, wie ihn Trump angekündigt hat, würde jedoch auch Deutschland gut zu Gesichte stehen. Die Meinung von den kleinlichen Rangeleien auf der politischen Bühne Deutschlands, hat der 45. und 47. US-Präsident deutlich zum Ausdruck gebracht, indem er dessen Staatsoberhaupt einfach nicht eingeladen hat. Lediglich der Deutsche Botschafter in Amerika Andreas Michaelis durfte bei der Amtseinführung von Donald Trump zumindest dabei sein.

Nicht nur dadurch erkennbar, sondern auch in Wirtschaftsfragen denkt der zum zweiten Mal Gekrönte sicher nicht wie Scholz, Habeck oder Baerbock. Bei aller Häme, die immer wieder selbst von hinterwäldlerischen Pressevertretern über ihn ausgegossen wurde, wird dieser Mann die Richtung auf vielen Bühnen der Welt vorgeben; ob dies dem einen oder anderen passt oder auch nicht. Er und sein „kapitalgewaltiger Vasall“ Musk wird sich garantiert nicht für geifernde Minderheiten in Deutschland interessieren.

Sicher sind unsere neuen Regierungsverantwortlichen gut beraten, wenn sie nicht alles, was über den großen Teich schwappt, von vorneherein ablehnen. Sicher ist Deutschland nicht mit Amerika vergleichbar. Wenn wir schon alles kopieren, was aus dem Bereich des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten kommt, können wir vielleicht zusätzlich die eine oder andere Idee von einem Mann übernehmen, dem Viele nicht nur die Kompetenz absprechen.

Deutschland war seit 1945 das erklärte Anhängsel der USA und wird es alleine schon aus überlebensstrategischen Überlegungen bleiben. Ob jedoch der „große Bruder“ immer mitspielt, wird die Zukunft zeigen. Es müsste zumindest den deutschen Politgrößen zu denken geben, dass sie die Feierlichkeiten in Übersee lediglich auf den Bildschirmen beobachten durften.

Ein wenig strategische Bescheidenheit würde daher einigen deutschen Politikern gut stehen. Wenn die Ideologen oder politischen Sekten auch weiterhin den deutschen Kurs bestimmen, kann man nicht ausschließen, dass Überheblichkeit und Selbstüberschätzung uns Deutsche irgendwann auf die Knie fallen lässt. sig

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