Breitscheider Tropfsteinhöhle Teil 1

 Wie war das eigentlich mit der Entdeckung?

Von Siegfried Gerdau

Breitscheid im Lahn-Dill-Kreis besitzt mit der „Tropfsteinhöhle Herbstlabyrinth“ zwischen Breitscheid und seinem Ortsteil Erdbach gelegen, eine weit mehr als „nur“ eine touristische Sensation. Über ihre Entdeckung wurde schon einiges geschrieben und der begehbare Teil der Anlage für die Öffentlichkeit entsprechend zugänglich gemacht.

Mehr zufällig kam ich mit einem älteren Breitscheider ins Gespräch. Dieser ist nach eigenen Angaben, einer der Entdecker dieses heute mehr als populären Höhlensystems. Manfred Thielmann Oberstleutnant a.D. und langjähriger Vorsitzender der Breitscheider Gemeindevertretung sowie ehemaliger 1. Vorsitzender des Heimat-und Geschichtsvereins Breitscheid, berichtete mir von den Ereignissen vom Mittwoch, 1. November 1993.

Während er im Gemeindearchiv im DGH tätig war, lernte er ein Pärchen kennen das wissen wollte, ob ihr Fund von einem Breitscheider Feld ein in Kalkstein eingeschlossener Bärenknochen sei. Da solche Exemplare bereits des Öfteren gefunden wurden, konnte der heute 89-Jährige dies bestätigen.

Bei seiner Nachsuche am gleichen Tag fand er am angegebenen Ort eine Menge solcher Exponate. Er nahm mit Dr. Walter Tanke vom Naturkundemuseum Dortmund Verbindung auf. Tanke war damals ehrenamtlicher Vorsitzender der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen (SAH). Als Diplom-Biologe, betreute er auch wissenschaftlich die Erdbacher Ausstellung.

„Am Tag darauf (Allerheiligen) war der Wissenschaftler schon in Erdbach. Am Bürogebäude des Medenbacher Kalksteinbruchs trafen wir auf den Höhlenforscher Alois Krankl. Gemeinsam suchten wir das Gelände außerhalb des Steinbruches (mit Genehmigung) ab.“  Das Ergebnis: Sie sammelten zwei Mörtelwannen voller Höhlenbär-Fragmenten und die wurden alle zur näheren Untersuchung und Konservierung nach Dortmund und später zurück nach Erdach gebracht.

Wie Thielmann erklärte, wurden die Fundstücke bei einer Kalksteinwandsprengung zuvor weit verstreut und landeten auch auf der „Fundwiese“. Zur Erklärung: Die Höhlenbären lebten am Ende der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren in großer Zahl in Höhlen des heimischen Raums. Nach deren Tod seien die Überreste durch abfließendes Wasser in Kalksteinspalte geschwemmt worden, wo sie mit Erde vermischt eingeschlossen wurden. Die besagte Sprengung tausende Jahre später brachte sie wieder an die Erdoberfläche.

Die Entdeckung einer Höhle

Als die kleine Gruppe ihre Sammeltätigkeit eingestellt hatte, gingen sie zu der Stelle wo zuvor die Sprengung stattfand. Tanke entdeckte dabei eine Öffnung in 3 bis 4 Meter Höhe und begann sofort diese zu untersuchen. Schnell stellte er fest, dass zwar aber eine Höhle irgendwo sein musste, aber diese müsste dann erschlossen, als regelrecht freigeschaufelt werden.

Alle ahnten noch nicht, dass dieses Loch in der Steinbruchwand der spätere Zugang zum größten Höhlensystem in Hessen und zu einem der größten Höhlensysteme in Deutschland ist. Manfred Thielmann stellt fest, dass man den 1. November 1993 als den Tag der Entdeckung des Herbstlabyrinth-Adventhöhle-System bezeichnen kann.

Manfred Thielmann

Die Entdeckung sei anfangs geheim gehalten worden. In den folgenden Wochen folgten die beiden Höhlenforscher dem Höhleneingang Meter um Meter. Dabei entdeckten sie eine neue, bisher unbekannte Höhle und nannten sie wegen der Jahreszeit „Herbstlabyrinth“.

Die versuchte Geheimhaltung und die Erschließungsaktionen stießen nicht bei allen Menschen in der SAH und der Umgebung auf Gegenliebe. Irgendwie bekamen andere Höhlenforscher Wind von der Sache und inspizierten ohne Genehmigung des Steinbruchbetreibers am 11. Dezember 1993 die Höhle. Dieser Tag wurde nun allgemein und fälschlicherweise als das Datum der Entdeckung bezeichnet und die Höhlenforscher der SAH wider besseres Wissen als Entdecker benannt. Fotos: Gerdau

Fortsetzung im Teil 2 in den nächsten Tagen in gerdaus-welt.de     

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