Deutschland pharmazeutisch auf dem Weg zum Schwellenland?

Die Lieferengpässe im Bereich von Arzneimittel sind in Deutschland schon seit geraumer Zeit vorsichtig ausgedrückt katastrophal. Die Patienten stehen oft vor ihren schulterzuckenden Apothekern oder Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) und müssen unverrichteter Dinge mit leeren Händen den Rückzug antreten. 

Um es einmal deutlich klarzustellen:

Es geht hier nicht um Fußpilzcreme oder Pillen gegen Durchfall, sondern um oft lebenswichtige Medikamente. Die Liste der fehlenden Produkte ist lang und wird gefühlt immer länger. Die „Lieferengpassliste“ (könnte zum Unwort des Jahres avancieren) des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) umfasst derzeit 313 rezeptpflichtige Arzneimittel. Die Dunkelzimmer könne jedoch weit darüber liegen, schätzen Fachleute.  

Am stärksten sind derzeit folgende Arzneimittel betroffen:
Antidepressiva.
Schilddrüsenmedikamente.
Schmerzmittel (Ibuprofen)
Blutdruckmittel (z.B. Valsartan oder Candesartan)
Blutdrucksenker (z.B. Ramipril)
Kochsalzlösungen.
Krebsmittel.
Hormonpräparate.
Psychopharmaka (z.B. Venlafaxin oder Fluoxetin)
Magensäureblocker (z.B. Pantoprazol)
sowie zahlreiche Impfstoffe.

Was muss sofort passieren?

Fachleute und Mediziner fordern sofortige Maßnahmen seitens der Bundesregierung. Von der Politik angeschobene Beschaffungsaktion seien dringen nötig und gerade bei Fiebersaft, bestimmten Antibiotika und anderen selten gewordene Präparate für kleine Kinder ist Handeln angesagt.  Hier brenne die Luft.

Eine Lösung könnten Sonderregelungen wie in der Corona-Pandemie sein.

Die ermöglichten es Apotheken bei Lieferschwierigkeiten auf wirkstoffgleiche Präparate auszuweichen. Die Lage sei in vielen Fällen sehr dramatisch, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, im Deutschlandfunk. Er geht von über 1000 Medikamenten aus, die derzeit fehlen.

Die Einsicht, dass einiges schiefläuft, ist da

Ob eine Vergaberechtsänderung, wie sie der Bundesregierung vorschwebt der Königsweg ist, wird sich zeigen. Man wolle breitere Lieferketten installieren und damit Abhängigkeiten von einzelnen Herstellern verhindern, so das Gesundheitsministerium. Auch Lauterbach gibt inzwischen zu, dass es gravierende Mängel in der Medikamentenversorgung gebe. Die Situation sei trotz vorhandener Instrumente zu Ausweichpräparaten bei Engpässen unbefriedigend. Um Gegenzusteuern, will er in der kommenden Woche einen entsprechenden Gesetzentwurf vorstellen. Aktuell gebe es deutliche Lieferengpässe bei Krebsmedikamenten und Antibiotika, erläuterte er. „Wir sind auch in diesem Bereich mit der Ökonomisierung zu weit gegangen.“ Der Preis habe die alleinige Rolle gespielt, die Verfügbarkeit von Arzneimitteln eine zu geringe Rolle. „Das wollen wir aufheben, so der Minister.“

Fazit:

Angesichts der derzeit rapiden ansteigenden Atemwegserkrankungen, besonders bei Kindern, ist jedes zögerliche Abwarten seitens der Verantwortlichen ein Versündigen an den Menschen unseres Landes. Willensbekundungen und Beschwichtigungsreden reichen da nicht aus. Die Hilferufe der Apothekerinnen und Apotheker sind ein deutliches Signal. Sie, die vor ihren Kunden als Sündenböcke stehen, die Suppe auslöffeln zu lassen, ist einfach Unanständig.  sig/Foto: Gerdau

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