Meine zwei Wochen im Danni

Den nachfolgenden Erlebnisbericht von Miriam (vollständiger Name bei gerdaus-welt bekannt) möchte ich hier in meinem Blog zur Diskussion stellen. Miriam, eine junge Frau, die den Schutz unserer Umwelt ebenso wie den Schutz aller Lebewesen zum Kerninhalt ihres Lebens gemacht hat, wollte buchstäblich am eigenen Leib erleben, was und warum im Danni (Danneröder Forst) passiert und welche Menschen dort unter schwierigen Bedingungen agieren. Ich selber möchte mich jeden Kommentars zu dem Bericht enthalten, obwohl ich sehr wohl eine Meinung zu den Vorgängen habe. Die Genehmigung zur Veröffentlichung in meinem Blog habe ich von der Autorin über eine dritte Person erhalten. sig

Ankunft

Mit dem Fahrrad und einem vollgepackten Wanderrucksack steige ich aus dem Zug, in Stadtallendorf und fahre im kalten Regen in Richtung Danni.

Und dann umgibt mich nur noch das Geräusch vom Wald, von meinem Atem und von dem Fahrrad auf dem Schotterweg. Seit meinem ersten Aufenthalt im Dannenröder Forst im September hat es der Wald mir angetan und ich brannte schon seit Wochen darauf, in meinen Herbstferien wiederzukommen. Kühle, frische Luft, Nieselregen und Barrikaden begleiten mich auf dem Weg durch den Wald. Aufgetürmte Holzhaufen, ordentlich gebaute Hochbeete mit Blumen, Tripods, Löcher oder einfach nur dicke Stämme, die in den Weg gerollt wurden: alles, um die Rodung des Waldes und den Bau der A49 zu verhindern.

Generalstabsmäßige Planung. Von wegen Chaoten Treff.

Auf der anderen Seite des Waldes komme ich an der Mahnwache vom Bündnis „Wald statt Asphalt“ in Dannenrod raus. Hier stehen eine Bühne, Infozelte, ein Zeltplatz, Toiletten, eine KüfA (Küche für Alle) und der Infopoint, der sich um die Organisation kümmert. Überall hängen Banner, die erklären, warum wir hier sind: „keine A49“, „Danni bleibt“ oder „mit Vollgas in die Klimakatastrophe“.

Erst mal ist Ankommen angesagt: am Infopoint eine kleine Einweisung abholen, Sachspenden direkt selbst in die Materialzelte räumen und etwas zu essen besorgen. Auf der Bühne läuft ein wenig Programm, live-Musik und es werden Reden gehalten. Es kommt der Aufruf, dass der Maulbacher Forst, der südlich vom Danni liegt, unbedingt Unterstützung benötigt, weil dort etwa fünf Aktivisti versuchen, die Räumung alleine aufzuhalten. Die Strukturen seien wenig ausgebaut und der Wald bald verloren. Und somit beginnen meine zwei Wochen im Danni: die ständigen Infos von der Räumung und Rodung entlang der geplanten Autobahntrasse und die friedliche Stimmung im Camp, wo sich die Menschen vereinigen, die zusammen für diesen Wald kämpfen werden.

Einer „arbeitet“ 19 schauen zu.

Am Montagmittag laufe ich zusammen mit zwei Freundinnen in den Wald, ca. 20 Minuten, bis wir im Barrio (Baumhausdorf) „Oben“ ankommen. Wir möchten klettern lernen und finden schnell einen Menschen, der uns die Grundkenntnisse beibringt, um ein Seil hochzuklettern und sich später mit einer Acht wieder abzuseilen. Denn so funktioniert es hier: du kannst jederzeit einfach einen Menschen fragen und um Hilfe bitten. Können wird weitergegeben und geteilt. Jeder Mensch, der diskriminierungsfrei leben möchte, ist hier willkommen. Es ist eine geordnete und gut organisierte Anarchie, die hier herrscht und gut funktioniert.

Was auf den ersten Blick wie ein wildes Cowboy und Indianerspiel aussieht, ist für Demonstranten und Polizisten schon lange kein Spaß mehr.

Später laufen wir weiter zum Bario „Unterwex“. Hier graben wir stundenlang ein tiefes Loch, in welches ein Stamm reinbetoniert wird und somit die folgende Räumung behindern wird. Wir dürfen im Barrio zu Mittagessen und freunden uns mit den Bewohner*innen dort an. Es wird Englisch und Französisch geredet, weil Menschen aus ganz Europa kommen und jede*r miteinbezogen werden soll.

Und als wir dann abends aus dem Wald rauskommen, sehen wir schon von Weitem die ca. 60 Polizeiwagen, die an der Landstraße stehen und davor ein Tieflader, der einen Bagger transportiert. Seit 10 Stunden ist der Bagger besetzt, erfahren wir und laufen sofort hin, um von außerhalb zu supporten. Sprüche rufen, filmen, Essen organisieren, oder einfach nur präsent sein, damit verbringen wir die Zeit, bis die Kletter-Cops anrücken und die Aktivisti mit einer unsicher wirkenden Kran-Konstellation vom Bagger pflücken. Die fünf Aktivisti werden von der Polizei mitgenommen und in die Gefangenensammelstelle gebracht. Wir supporten bis zum Schluss, denn Solidarität ist hier oberstes Gebot: „You are not alone!“

Die handwerklich perfekt gezimmerten Baumhäuser haben keine Überlebenschancen.

Jesus Point

Am Mittwoch besuchen wir nochmal das Barrio Oben, als wir angerufen und gefragt werden, ob wir nicht eine neue MaWa (Mahnwache) mit aufbauen wollen. Wir sagen sofort zu. Die MaWa Jesus Point zwischen Stadtallendorf und Niederklein, am Rand des Herrenlos Walds (eigentlich Herrenwald) soll ein legaler Safe Space und zentraler Anlaufpunkt für Aktivisti aus dem Wald und Übernachtungsplatz für Durchreisende sein. Das klappt auch ganz gut, viele Menschen, die vom Bahnhof kommen, schauen bei uns vorbei und sogar über Nacht haben wir Gäste.

Doch Donnerstag kommt der Aufruf vom Ordnungsamt, unsere MaWa könne nicht genehmigt werden, da dieser Ort ein Wasserschutzgebiet sei (Warum das lustig ist? Dieser Ort soll einmal der Autobahnzubringer werden).

Nach einem Termin beim Ordnungsamt am Freitag und anschließender Ortsbesichtigung wird die MaWa zumindest tagsüber genehmigt und ist jetzt während der Räumung und Rodung des Herrenloswaldes ein wichtiger Anlaufpunkt. Die Polizei darf dich nämlich nicht davon abhalten, zu einer offiziellen Versammlung zu gehen und dich dort aufzuhalten. Des Weiteren darf sie deine Personalien auch nicht kontrollieren, wenn du auf dem Weg dorthin bist. Also schaut gerne mal vorbei, aktuell wir dort überall Hilfe benötigt.

Erlebnispädagogik-Gruppenübungsaufgabe und Lebensmittelrettung

Montag – zweite Woche

Immer noch wird jede Hilfe im Camp dringend benötigt. Es gibt viele Aufgaben, die übernommen werden müssen: eine Schicht am Infopoint übernehmen, in der KüfA beim Schnippeln helfen, Toiletten putzen, Wasserkanister auffüllen, usw. Es gibt hier Basisstrukturen, die funktionieren müssen, damit der Widerstand gegen die Rodung gelingt. Und es wird auch viel Hilfe abseits der Aktionen benötigt.

Wir haben heute die Aufgabe übernommen, ein neues Gemeinschaftszelt aufzubauen. Ein Haufen Stangen, eine Plane und keine Anleitung: es hätte auch eine Erlebnispädagogik-Gruppenübungsaufgabe sein können. Nach über drei Stunden steht das Zelt.

Später am Nachmittag fahren wir zu dritt mit einem Auto nach Stadtallendorf, um zu containern. Auf Grund der extrem hohen (und übertriebenen) Polizeipräsenz in und um Stadtallendorf und dem Danni, fragen wir vorher bei den Ladenbesitzer*innen, ob wir es dürfen. Bald 1,5 Stunden stehen wir in riesigen Containern und finden noch viel Essbares. Die Mülltrennung bei Rewe ist hier katastrophal: Zwischen Glasscherben, Styropor, Gemüse, ausgelaufenen Joghurtpackungen und Waschmittel retten wir die noch genießbaren Lebensmittel. Die Mülltonnen von Aldi sind da schon viel ordentlicher, aber dafür holen wir dort zwei riesige Tüten mit Fleisch- und Wurstprodukten raus. Als nächstes finden wir über 150 Eier, die noch haltbar sind. Kistenweise haben wir Lebensmittel gerettet.

Das muss man sich mal vorstellen: Tiere werden in Massentierhaltung gequält und später geschlachtet, damit sie später im Müll landen?! Es ist bei jedem gefundenen Produkt wieder aufs Neue ein Schock, Ärger über unser System, Wut und Trauer. Warum passiert bei uns so etwas? 1/3 der noch haltbaren Lebensmittel werden in Deutschland weggeworfen! Wir merken wieder mal, dass unsere Gesellschaft viel zu reich und verwöhnt ist. Eine Gesellschaft, in der es verboten ist, Essen zu retten, weil es ökonomischer ist, es wegzuwerfen.

Wir bringen die containerte Ware in die MaWa zur KüfA. Hier wird zwar in der Regel vegan gekocht, aber es gibt auch viele, die Freegan essen: also containerte Tierprodukte essen, ansonsten aber vegan/vegetarisch vorziehen. Und so geht ein weiterer Tag im Danni zu Ende.

Action im Herrenloswald

Mittwoch

Halb fünf morgens: der Wecker klingelt. Ich zittere vor Kälte und Aufregung, während ich mir meine drei Klamottenschichten anziehe. Der Aktionsrucksack ist gepackt: Trinken, Essen, Edding, Kleber, Glitzer, Regenhose, Taschenlampe. Mein Handy lasse ich zurück, ebenso wie alles andere, was auf meine persönlichen Daten hinweist. Hier hat jede*r Aktivisti einen Waldnamen. Der Soli-Bus wartet bereits auf dem Schotterplatz an der Mahnwache. Wir fahren los. Im Bus ist Trubel: Alle malen sich die Gesichter an und kleben sich die Hände mit Sekundenkleber und Glitzer zu. Das sind Maßnahmen, um die Personalienfeststellung zu verhindern. Wir werden kurz vor Stadtallendorf am Waldrand rausgelassen. Mit bestimmt 40 Aktivisti und unterschiedlichen Aktionslevels laufen wir auf dem Forstweg in den Herrenloswald, um ihn am heutigen Tag vor der Räumung zu beschützen. Ob die Polizei heute wirklich hier sein wird, wissen wir noch nicht.

Es ist noch früh, also fangen wir an, eine neue Barrikade mitten auf dem Weg zu bauen: Wir schleppen Äste, Stöcke, Stämme an und werfen alles auf einen Haufen, bis er sich hoch türmt. Gegen 7 Uhr machen wir uns auf den Weg und suchen einen Ort, an dem wir eine Sitzblockade errichten wollen. Wir setzen uns unter Grandma (eine 200 Jahre alte Eiche), wir erneuern den Kleber auf den Händen und ziehen uns unsere Vermummung ins Gesicht. Nur eine Person hat ein Handy dabei und über die bekommen wir die aktuellen Infos aus dem Live- Ticker: Die Polizei ist am nördlichen Teil des Herrenlos Waldes aktiv ist und dort ist Harvester (Rodungsmaschine) im Anmarsch. Wir kontaktieren den Soli-Bus, der uns abholt und in den Norden fährt.

Mit unserer Gruppe, die durch Nachzügler noch mächtig Zuwachs bekommen hat, gehen wir erst mal zu der offiziell angemeldeten MaWa, denn darauf haben wir das Recht. Über eine Stunde wird diskutiert, wie wir vorgehen sollen. Immer mehr Aktivisti stoßen dazu, bis wir bestimmt 60 Menschen sind. Dann geht es los: waldkundige Personen zeigen uns den Weg. Wir schleichen fast eine Stunde durch den Wald, müssen leise sein, uns bücken, bis der Ort der Rodung in der Nähe ist. Die Situation ist folgende: Wir kommen von oben, müssen eine Straße überqueren, eine Polizeikette durchbrechen und auf der anderen Straßenseite in den Rodungsbereich reinrennen und etwas finden, das sich blockieren lässt.

Wir schleichen leise, in Viererreihen vorwärts, fangen an zu rennen und brechen aus dem Wald aus. Wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite und die Polizei ist unvorbereitet. Die Polizist*innen fangen an zu schreien und mit den Schlagstöcken zu schwenken. Viele von uns sind nicht bereit, polizeiliche Repression zu erleben, doch wir sind dabei, um den Aktivisti mit hohen Aktionslevels den Zugang vorzubereiten. Mehr als zehn Aktivisti schaffen es, ein Harvester wird besetzt und eine Sitzblockade errichtet. Zwei Menschen wurden leicht verletzt, die Situation ist etwas chaotisch und unübersichtlich. Wir ziehen uns in den Wald zurück und supporten, indem wir Sprüche rufen: „You are not alone, you are not alone!“ Dann starten wir noch einen zweiten Versuch, noch mehr Aktivisti durch die Polizeikette zu bringen, doch die Cops kommen im Wald von rechts und links und wir werden zurückgedrängt. Wir rennen und die Polizei rennt uns hinterher, denn auch wir befinden uns innerhalb der Rodungszone. Etwa 300 Meter hinter der mit Flatterband abgesperrten Zone bleiben wir stehen. Eine Gruppe Polizist*innen stehen in einiger Entfernung Wache, damit wir nicht noch einen Versuch wagen. Und so drehen wir um und laufen zurück durch den Wald zur Mahnwache und werden mit dem Soli-Bus zurück nach Dannenrod ins Camp gebracht.

Später erfahre ich, dass die Rodungsarbeiten für zwei Stunden aufgehalten werden konnten. Der Großteil der Cops sei freundlich gewesen und habe die Kleingruppe Aktivisti lediglich für zwei Stunden gekesselt und versucht Personalien aufzunehmen. Dann wurden sie wieder freigelassen, mit einem Platzverweis, in dem nicht mal ein Name stand.

Hoch in den Bäumen

Plattformbau – Donnerstag

Nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt haben, suchen wir unser Material zusammen und laufen in den Wald. Heute sind wir zu fünft, zwei Menschen mit Erfahrung und drei mit Lernbereitschaft, und dem Plan eine Plattform zu bauen, die später mal ein Baumhaus werden soll. Fuchs hat bereits zwei Bäume ausgesucht und Paletten und Baumaterial beschaffen. Wir befinden uns etwas abseits der anderen Barrios, auf einem südlichen Teil der Trasse, nahe am Waldrand, wo bisher nur wenige Baumhäuser existieren. Im nahegelegenen Barrio „Woanders“ leihen wir uns Werkzeug aus und gehen auf die Suche nach geeigneten Stämmen, die die Last tragen können. Wir finden einen dicken Stamm und mit der Zwei-Mensch-Säge sägen wir ihn in die richtige Länge, tragen ihn zu fünft an Ort und Stelle und fangen an, ihn zu entrinden. Währenddessen werden in den Bäumen schon mal Seile festgemacht, an denen wir später hochklettern und uns sichern können. Unsere Idee ist, den Stamm auf ca. 10 m Höhe zu ziehen und ihn dort als Giebelbalken im Baum festzubinden. Später soll daran dann die Plattform aufgehangen werden. Fuchs zeigt uns zunächst noch verschiedene Knoten und dann darf ich mein erlerntes Kletter-Können anwenden und gehe mit den Raupen-Knoten das Seil nach oben. Wir spannen mit sogenannten Polyprop-Seil eine Traverse (Verbindung) von einem Baum zum anderen und verwenden die gerade gelernten Knoten. Dann bauen wir einen Flaschenzug aus Rollen und einem langen Seil und befestigen diesen am Baum, an der Traverse und an unserem Stamm, um so den Stamm die 10 Meter im Baum hochzuziehen. Zu viert ziehen wir mit all unserer Kraft und Brokkoli legt den Stamm oben in eine Astgabel. Wir binden das Flaschenzugseil fest und der Stamm ist erst mal gesichert Nun zeigt Fuchs uns, wie zwei Stämme aneinandergebunden werden: Mastwurf, Schlierenstich, Acht, viel Wickeln, wieder Schlierenstich und eine Acht. Fuchs und Brokkoli klettern wieder hoch und wir finden noch eine Person, die uns hilft, den Flaschenzug noch weiter anzuziehen, bis der Stamm an der perfekten Stelle sitzt und festgebunden werden kann.

Das alles hat uns tatsächlich einen ganzen Tag gekostet und bis alle von uns wieder aus den Bäumen raus waren, Werkzeug und Material zurückgebracht oder versteckt wurde, war es auch schon fast dunkel. Es war ein großartiger Tag, ich durfte so viel lernen und habe viele neue Dinge ausprobiert und freue mich einfach nur noch aufs Abendessen!

Plattformbau- Freitag

Dank der Möglichkeit zu Duschen, kommen wir erst recht spät los in den Wald. Von der MaWa nehmen wir aus dem Materialzelt noch eine riesige Plane mit, die später ein Teil des Dachs werden soll. Ich laufe einen kleinen Abstecher über das Barrio „Woanders“ und leihe mir erneut ihr Werkzeug. Heute bauen wir die Plattform am Boden. Dafür benötigen wir zwei dickere und sehr stabile Stämme, einen etwas dünneren und etwa neun kleinere Querstämme. Während Brokkoli nochmal in die Bäume klettert, um den genauen Abstand zu messen, zeigt Fuchs mir, wie ich mir eine Raupen-Schlinge (eigentlich Prusik), die ich zum Seilklettern benötige, selber knote. Da ich einen eigenen Klettergurt besitze, habe ich jetzt sogar das Material um selbstständig zu klettern.

In der Nähe unseres Arbeitsplatzes ist eine (wegen Borkenkäfern, etc.) gerodete Fläche, wo noch viele gefällte Bäume liegen. Wir bedienen uns einfach. Mit einem dünnen Seil hat Brokkoli vorher die benötigte Länge abgemessen und so sägen wir die Stämme direkt richtig ab und tragen sie zu unseren Bäumen. Zusammen entasten und entrinden wir die Stämme und legen sie schon mal korrekt hin. Rechte Winkel schätzen wir eher ab, da wir nichts zum messen haben. Dann werden mit großen, dicken Nägeln alle vier Ecken verbunden. Fuchs zeigt uns daraufhin erneut, wie zwei Stämme mit dem Polyprop-Seil zusammengebunden werden und jede*r von uns darf es an einer Verbindung ausführen. Als nächstes legen wir die Querbalken darauf, verteilen sie und fangen an zu nageln. Ich halte mich beim Nageln zurück, denn das ist nicht so mein Spezialgebiet; das Binden von Knoten liegt mir besser. Wir legen nun die zwei Pressspanplatten auf unsere Konstruktion und nageln diese auch noch fest. Jetzt haben wir schon eine richtige Plattform! Nur dass sie eben noch auf dem Boden liegt. Für das weitere Vorgehen wird mehr Hilfe benötigt, deswegen verschieben wir es auf die nächste Woche. Doch die Sonne ist sowieso schon fast untergegangen und es wird langsam dunkel und kalt, deshalb verräumen wir das Material und machen uns auf den Rückweg ins Camp.

Abschiedsgedanken

Und somit gehen meine zwei Wochen im Danni zu Ende, denn am nächsten Morgen werde ich abreisen. Ich habe in dieser Zeit extrem viel lernen und die Solidarität dieser Menschen erleben dürfen. Der Widerstand im Danni funktioniert nur durch diesen starken Zusammenhalt, dem Prinzip der Solidarität, der gegenseitigen Hilfe und der Unterstützung. Er funktioniert nur, weil alle ihren Beitrag leisten, so klein er auch sein mag, weil Menschen vor Ort, aber auch in ganz Deutschland aufstehen und weil wir ZUSAMMEN für den Erhalt des Waldes kämpfen. Ich durfte viele tolle Menschen kennenlernen, die den ganzen Tag unterwegs waren, damit alle etwas zu essen bekommen, damit es allen psychisch und physisch gut geht, damit Menschen, die Repression erfahren, Unterstützung bekommen. Ich habe Menschen kennengelernt, die ihr Wissen teilen und Menschen kennengelernt, die sich wissbegierig in die Arbeit gestürzt haben. Ich habe viel Polizei gesehen, aber noch mehr habe ich den Rückhalt gespürt, den mir diese Bewegung gibt. Es ist ein wunderbares Erlebnis, zu bemerken, dass der Widerstand lebt, und er legitim ist. Ich durfte zwei Wochen lang jeden Tag sehen, fühlen und erleben, wofür wir kämpfen: Denn dieser Wald ist wunderschön und er soll weiterleben! Fotos: privat

2 Gedanken zu „Meine zwei Wochen im Danni

  • 26. November 2020 um 11:21 Uhr
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    Kleine Ergänzung meinerseits: ich war noch ein paar mal da. Ich habe unser Baumhaus (namens Kobel) noch selbst betreten dürfen. Es war wunderschön!! Bei meinem letzten Besuch war die Rodung jedoch soweit fortgeschritten, dass es schon weg war und ich den Wald kaum mehr erkannt habe. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Es ist schwer zu realisieren, was dort passiert.

    Antwort
  • 27. November 2020 um 12:05 Uhr
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    Ein beeindruckender Bericht einer mutigen und sehr engagierten jungen Frau. Es ist ihre Generation, die mit den Folgen des Klimawandels am meisten zu kämpfen haben wird .
    In diesen Zeiten ist es mehr als schwer nachzuvollziehen , warum das Bundesverkehrsministerium an den Plänen zur A 49 festhält, die schon so lange zurückliegen und damals unter ganz anderen Umwelt -und Verkehrsvoraussetzungen erstellt wurden.
    Ich denke, es ist auf jeden Fall gerechtfertigt, gegen das Projekt und das
    Roden von Wäldern zu protestieren, sofern die Proteste friedlich verlaufen.
    Mehr denn je müssen wir mit den Ressourcen unserer Natur sorgfältig umgehen. Wir brauchen die Verkehrswende!

    Antwort

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