Teil V: Reise in Deutschlands Norden

Friedrichstadt

Das Thema Rufbus beschäftigte uns seit unserer Ankunft in dem Ferienort Tönnig an der Eidermündung. Es gibt zwar eine Zugverbindung nach Husum und St.Peter Ording, aber die ist derzeit alles andere als benutzbar. Zugausfälle und Streckenarbeiten sind an der Tagesordnung. Per Linienbus hat man auch nicht gerade die ideale Verbindungen in die umliegenden Ortschaften. Die Alternative Rufbus ist hingegen ideal. 90 Minuten vor dem geplanten Antritt der Fahrt, das Reiseziel, die Menge der Mitreisenden und einen der angepeilten 20 Haltestellen telefonisch (04841 67 777) angeben und die Sache ist gebucht.

Am historischen Packhaus im Tönniger Hafen nahm uns ein Sechsitzer-Mercedes, mit einem leuchteten Taxischild auf dem Dach, auf. Der Fußweg vom WoMo-Stellplatz Eiderblick bis dorthin, betrug gerade einmal 10 Minuten. „Wir fahren für Rufbus Nordfriesland“, erklärt der freundliche Fahrer und weißt daraufhin, dass er auf dem Weg nach Friedrichstadt noch einen Fahrgast aufnehmen muss.

Friedrichsstadt empfängt uns mit total niederländischem Flair. Stadtgründer Herzog Friedrich III von Schleswig-Gottorf holte sich 1621 Religionsflüchtlinge (Remonstranten) aus Holland, die sich auf Entwässerung und Landgewinnung verstanden. Die haben viel mehr als nur Fußabdrücke hinterlassen. Kenner behaupten, dass das 3000 Einwohner zählende Städtchen, der schönste Flecken Hollands in Deutschland sei.

Die Stadt ist schachbrettartig angelegt und es gibt natürlich auch die, für Holland typischen, Grachten. Nicht nur für Fotografen oder Architekturliebhaber ist der Baustil der schönen Häuser, mit den stufigen Giebeln eine Augenweide. Der Einzelhandel blüht und für Wohnmobilisten gibt es einen sehr guten Stellplatz. Wer sich die Stadt aus einem Panoramaboot anschauen möchte, hat dazu massig Gelegenheit. Die gesamte Altstadt ist mit dicken Kopfsteinen gepflastert, aber am markantesten sind die ausladenden Rosensträuche mit blühenden Sutter’s Gold-Rosen, Beetrosen Schweizer Gruß und viele Polyanthrosen an den Hausfronten. Die farbenprächtigen und berauschend duftenden Blütenträume, sind schon für sich alleine einen Besuch Wert.

Auch in dieser kleinen Stadt ist das Miteinander von Rad, Auto und Spaziergängern überhaupt kein Problem. Es gibt eine kleine Fußgängerzone und einen riesigen Marktplatz, mit einem Pumpbrunnen. Direkt gegenüber steht das alte Rathaus. Umgerüstete, gusseiserne Gaslampen komplettieren das Stadtbild und auch die holländische Remonstranten-Kirche 1624 gebaut, 1850 zerstört und zwei Jahre später neu errichtet, lohnt sich anzuschauen.

Na klar, das Essen. Es gibt viele Möglichkeiten seinen Hunger und Durst zum Beispiel im Klein Amsterdam zu stillen und dies natürlich auch mit leckeren Fischgerichten.

Zum Abschluss ein Eis bei Pinoccio am Marktplatz und die Heimfahrt mit dem Rufbus ist ein Klacks. Die Hin-und Rückfahrt kostete für die knapp 20 Kilometer lange Strecke Tönning-Friedrichstadt gerade einmal 9,20 Euro. Wie das mit dem 9-Euro-Ticket gewesen wäre, haben wir nicht feststellen können. Statt schwerer, meist leerer, Gelenkbusse, sind Kleinbusse unterwegs, die nur die Haltestellen anfahren, die nachgefragt werden. Eine tolle und nachhaltige Idee, die der Umwelt und den Geldbeuteln von Kommune und Kreis, sowie den Benutzer gut tun. sig/Fotos: Gerdau