Mit einer kleinen Feier beging das Erzähl-Café im Arbeiterwohlfahrt (AWO)- Mehrgenerationenhaus Herborn am Donnerstag bei Kaffee, Weihnachtsplätzchen und Kuchen sein 10-jähriges Jubiläum.

An der Veranstaltung nahmen neben vielen Seniorinnen und Senioren auch AWO-Geschäftsführer und Vorstand René Neutzner sowie seine Stellvertreterin Eva Halfmann-Gräb teil. Sie hatte den Herborner Bürgermeisterkandidaten Michael Scheld (parteilos) als Gast eingeladen.


Scheld nutzte die Gelegenheit sich von den segensreichen Aktivitäten der sechs ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ein Bild zu machen. Seit 2014 koordiniert Regina Lüsch jeweils an den Donnerstagen diese gemeinsamen Stunden.
Was ist ein Mehrgenerationenhaus?
Ein Mehrgenerationenhaus bietet Menschen aller Altersgruppen Raum für Begegnungen, Austausch und Unterstützung im Alltag. Es stärkt die soziale Infrastruktur, entlastet Familien und pflegende Angehörige und bietet Hilfe zu Pflege, Demenzbetreuung sowie flexible Kinderbetreuung. Freiwillig Engagierte sind zentraler Bestandteil der Arbeit, wodurch bürgerschaftliches Engagement gefördert wird.
AWO Mehrgenerationenhaus Herborn
Im Rahmen eines bundesweiten Projekts wurde die Familienbildungsstätte der AWO Lahn-Dill e.V. für den Lahn-Dill-Kreis ausgezeichnet. Das Haus überträgt das generationsübergreifende Miteinander in den öffentlichen Raum und fungiert als „Großfamilie“ ohne Verwandtschaftsverhältnisse. Herzstück ist der „Offene Treff“ mit Bistro, der Besucherinnen und Besuchern aus Kursen, Beratungen und Vereinsarbeit zum Verweilen einlädt.
Welche Angebote hat das Mehrgenerationenhaus im Programm
– Erzählcafé (auch für Menschen mit Demenz)
– Treff für Jung und Alt
– Burnout-Selbsthilfegruppe
– Tischfußball-AG für Erwachsene und Kinder
– Internet-AG für Senioren
– Sprachkurse mit Kinderbetreuung
– Drop In (klusive)-Wochentreff für Eltern mit Kleinkindern
– Rollator-Führerschein
– Bildungspatenschaften und Lesepatenschaften
– Polizeiliche Beratungen (z.B. „Kriminalprävention für Senioren“)
– Handarbeitskreis und Frühstück für Frauen
Seit April 2024 gibt es auch einen Bastel- und Vorlesekreis für Seniorinnen und Senioren
In Zusammenarbeit mit rund 45 Kooperationspartnern bietet das Mehrgenerationenhaus darüber hinaus jährlich etwa 50 verschiedene Angebote für die Gemeinschaft in Herborn.
Am Rande des gemütlichen Zusammenseins erfuhr Michael Scheld auch woher oder besser warum Herborn einen Bären als „Wappentier“ hat.
Die echte Herwersche Brigitte Lehnhard geborene Schuster erinnert sich an die Erzählungen über ihren Urgroßvater, der so um 1905 mit einem Zirkusbären ringen wollte. Das spielte sich wohl so oder ähnlich ab: Ein Dompteur stand mit dem furchterregenden Tier auf der Kreuzung Westerwaldstraße/Hauptstraße und bot jedem, der mit seinem Bären ringen würde, 5 Reichsmark an. Das sei damals viel Geld gewesen. Ihr Urgroßvater, der die Geselligkeit liebte, war in einer der drei Wirtschaften, die es damals an der Ecke gab.

Als er von dem Schnäppchen hörte, gedachte er sich diese 5 Reichsmark zu verdienen. Vielleicht wollte er seiner Frau dafür etwas Schönes kaufen, vermutete Urenkelin Brigitte. Gesagt getan. Er verließ die Wirtschaft und stellte sich, möglicherweise etwas beschwipst, mit den Worten „ich mach das“ der Herausforderung.
Als er dem Bären gegenübertrat holte dieser aus und verpasste seinem „Gegner“ eine so gewaltige Maulschelle, dass der rückwärts auf den Boden fiel. Der Bär wollte sein Werk offensichtlich beenden und sich den am Boden liegenden Mann so richtig vornehmen.
In seiner Not schrie der „Gewirrer noch mo, schafft mir dos Dierr vom Leib“. Wie das dann ausging und ob der Urgroßvater das Geld bekam, weiß Brigitte Lehnhard nicht. Dass diese Niederlage wie ein Lauffeuer in Herborn herumging war klar. Eine Großtante berichtete, dass die Kinder ihnen oft hinterherriefen „Schuster- Bär, Schuster-Bär.

All das habe letztendlich zu dem Herwersche Bär geführt, der schließlich Herborn den Beinamen Bärenstadt gab. sig/Fotos: Gerdau