Wie war das mit der Erforschung der Höhle
Breitscheid im Lahn-Dill-Kreis besitzt mit der „Tropfsteinhöhle Herbstlabyrinth“ zwischen Breitscheid und seinem Ortsteil Erdbach gelegen, eine weit mehr als „nur“ eine touristische Sensation. Über ihre Entdeckung wurde schon einiges geschrieben und der begehbare Teil der Anlage für die Öffentlichkeit entsprechend zugänglich gemacht.
Mehr zufällig kam ich mit einem älteren Breitscheider ins Gespräch. Dieser ist nach eigenen Angaben, einer der Entdecker dieses heute mehr als populären Höhlensystems. Manfred Thielmann Oberstleutnant a.D. und langjähriger Vorsitzender der Breitscheider Gemeindevertretung sowie ehemaliger 1. Vorsitzender des Heimat-und Geschichtsvereins Breitscheid, berichtete mir von den Ereignissen bei der Entdeckung und Erforschung des Höhlensystems.
In langen Gesprächen mit der unteren Naturschutzbehörde habe man erreichen können, dass das bisher entdeckte Höhlensystem „Herbstlabyrint-Adventshöhle“ 1999 zum Naturdenkmal erklärt wurde, erzählte Manfred Thielmann. Das habe den Vorteil, dass automatisch auch der zukünftige Ausbau der Höhle untersagt sei.
Ein angestrebter Flächentausch mit dem Kalksteinwerk Medenbach ging glatt vonstatten und damit war gesichert, dass durch den weiteren Kalksteinabbau über dem Teil, in dem die Höhlen liegen, diese nicht in Gefahr sind. Die bekannten Höhlenforscher Annette Hüser und Ingo Dorsten lieferten mit ihren exakten Vermessungen einen wichtigen Beitrag für die weitere Erschließung.
Die im Breitscheider Haushaltsplan schon bereitgestellten Gelder für die Erschaffung eines Stollens als Zugang zur Höhle wurde kurzerhand vom Haupt-und Finanzausschuss der Gemeinde gestrichen. Die Bürger der Gemeinde Breitscheid gingen mit Unterschriftslisten auf die Barrikaden um zu erreichen, dass die vorgesehenen 100.000 Euro doch noch zu Verfügung gestellt werden.
Der Ablehnungsbeschluss in der Gemeindevertreter-Sitzung am 15. Dezember 2003 traf nicht nur Thielmann hart. Ob die Verleihung des Denkmalschutzpreises an die Gemeinde im Jahr darauf ein Umdenken in Gang setzte, kann nur vermutet werden. Der politische Durchbruch kam 2005. Bürgermeister Roland Ley warb zum wiederholten Male für die Erschließung der Höhle und gleichzeitig auch einer Zugänglichmachung der „Knöpfchenhalle“ für die Bevölkerung.
Alle Träger öffentlicher Belange sprachen sich mittlerweile geschlossen für das vorliegende Erschließungskonzept aus und nach endlos langen Beratungen sowie der Klärung der Finanzierungsfragen, traf im Mai 2006 endlich der Bewilligungsbescheid im Breitscheider Rathaus ein. Noch im gleichen Jahr gab darauf die Gemeindevertretung mit der Mehrheit ihrer Stimmen den Startschuss für die Erschließung einer Schauhöhle.
Zur Knöpfchenhalle wurde ein Zugang geschaffen, weil die als Schauhöhle mit ihrem einzigartigen Tropfsteinschmuck sehr gut geeignet erschien. Die erste Sprengung für diesen Stollen fand am 3. November 2006 im Beisein von zahlreichen Offiziellen statt. Es waren nachfolgend viele Arbeitsstunden nötig, um den schräg geneigten Stollen bis hinunter zur Knöpfchenhalle zu „graben“.
Der Ausbau der Schauhöhle ging in den nächsten Monaten zügig voran und die Höhlenforscher der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen (SAH) um Ingo Dorsten und Annette Hüser engagierten sich sehr dabei mit Rat und Tat.
125 Stufen runter zur Höhle mussten ebenso gefertigt werden, wie das Eingangsbauwerk aus Beton. Treppen, Laufstege und Handläufe wurden von dem Herbornseelbacher Unternahmen GERMTEC mit aus Glasfaser verstärktem Kunstsoff installiert, damit die Schritte in der Höhle nicht metallisch klingen. Die Beleuchtung mit reinweißem LED-Licht wurde ebenfalls von diesen heimischen Spezialisten eingebaut.
Die vielen sehenswerten Sinterfahnen, Tropfsteine, Stalagmiten und Stalaktiten sowie Bodenbedeckungen werden damit in besonderer Weise hervorgehoben. Der magische Anblick der punktuell beleuchteten, natürlichen Kunstwerken, hat schon etwas Besonderes. Durch die LED-Strahler wird zudem kein warmes Licht erzeugt, so dass das Wachstum von Algen in der Höhle nicht gefördert wird.
Am 9. Mai 2009 war es schließlich so weit, dass die Eröffnung der Schauhöhle mit einem großen Fest und vielen Ehrengästen gefeiert werden konnte. Dabei erfuhren die Anwesenden, dass neben den Zuwendungen aus dem Dorferneuerungsprogramm von 200.000 Euro von der Gemeinde 90. 000 Euro nötig waren. 30.000 Euro gingen zusätzlich als Spenden aus der Bevölkerung ein. Die Höhlenforscher der SAH leisteten insgesamt 3.000 Arbeitsstunden ehrenamtlich, um die Erschließung überhaupt zu ermöglichen. Davor müssen man den Hut ziehen, lobte sie der Bürgermeister.
Die geführte Besichtigung der Höhle ist ausschließlich an Samstagen und Sonntagen möglich. Es dürfen gleichzeitig nur 13 Besucherinnen und Besucher die Höhle betreten, so ist dies erst nach vorheriger Anmeldung auch im Internet (www.proticket.de) möglich.
Da der Eingang in die Schauhöhle über den 45 Meter langen Stollen mit 125 Stufen in die Tiefe erfolgt, ist für Menschen mit Herz-Kreislaufbeschwerden, Kniebeschwerden oder anderen Gehbehinderungen ein Besuch nicht angeraten. Auch die in der Höhle lediglich konstante Temperatur von 9 Grad Celsius mit nahezu 100 prozentiger Luftfeuchtigkeit, verlangt warme Bekleidung und festes Schuhwerk.
Fährerweise soll man hier noch ein paar Namen erwähnen. Die Höhle wurde im Herbst 1993 entdeckt. Der Eingang wurde von dem Steinbruch freigesprengt und von SAH e.V. gefunden. Die Knöpchenhalle wurde in Jahren 1996 – 1997 entdeckt und erforscht. Danach gab es eine „Kaltkrieg“ – Phase und SAH e.V. hatte für etwa 2 Jahren Betrettungsverbot in dem Steinbruch gehabt. 1999 kam aber die Idee der Schauhöhle ans Licht, welche durch Christian Grubert und Thomas Hülsmann ausgearbeitet wurde. Das war die eigentliche Phase I des Projektes, welche durch den Bürgermeister Rolland Lay in die Phase II überging. Bereits 2005 haben wir erste Beleuchtungstests in der Halle durchführen können. 2006 durch ISCA – International Show Caves Association – sind wir auf GFK gestoßen und es wurde dann entschieden GFK Profile für die Stege einzusetzen.