Freitags ist in Herborn immer mehr los als an allen anderen Tagen. Das liegt sicherlich auch an dem an diesen Tag stattfindenden Wochenmarkt. Heute am 2. Mai war förmlich die Hölle los. Hatte der Brückentag eine solche Lawine ausgelöst oder lag es an dem tollen Frühlings/Sommertag. Die Cafés waren gut gefüllt und auch die Geschäftsleute hatten alle Hände voll zu tun. Wer sich ein wenig in der Stadt auskennt wird schnell festgestellt haben, dass die meisten Besucher keine Herborner waren.

Das konnte man auch an den Autoschlangen sehen, die sich schon sehr früh bildeten. Unter die heimischen Nummernschildern hatten sich viele aus dem regionalen Umland gemischt. Die Parkplätze waren zum brechen voll, aber das tat der Liebe zu der schönen Stadt an der Dill keinen Abbruch. Wieder einmal bewies sich, dass die Reduzierung der Blechkarossen-Stellplätze erhebliche Einbußen in den Stadtsäckel hätte. Die Attraktivität der Stadt beruht eben nicht nur auf der Schönheit der Altstadt, sondern ganz sicher auch auf deren Erreichbarkeit besonders für ältere Menschen und Einkäufer bei den Einzelhändlern.
Die Verdammung der Verbrenner, denen die Stadt letztlich auch ihre Anziehungskraft verdankt, ist nur eine Seite der Medaille. Die Zunahme von elektrisch betriebenen Fahrzeuge die andere Seite. Aber auch die brauchen Parkplätze. Wer in dieser Angelegenheit mit der ökologischen Brechstange vorgeht, zerstört mehr als er vermeintlich gewinnt. Die Ausgewogenheit und das gedeihliche Miteinander von Fußgängern, Radfahrer und Automobilisten ist der Königsweg. Was in südlichen Ländern als romantisch empfunden wird, wenn einem beim Speisen im Straßenrestaurant die PKW förmlich über die Füße fahren, ist hier zulande der Vorhof zur Hölle.
Wer die Bärenstadt für alle Besucher sehenswert erhalten und weiter fördern möchte, muss auch die mit ins Boot nehmen, die glauben nur eine Innenstadt die höchstens mit dem Lastenfahrrad zu erreichen ist, sei die Glückseligkeit auf Erden. Zwar sind Autoschlangen nicht besonders attraktiv aber aus den Auspuffen der Fahrzeugen kommen schon lange keine üblen Schwaden mehr und die E- Autos sind völlig frei davon. Aber wie schon geschrieben, alle aus der Stadt verbannen, ist einfach zu kurz gedacht. Wir sollten froh sein in einer Stadt zu leben, die eine solch große Anziehungskraft besitzt. Es könnte ja auch anders sein und das wollen wir alle nicht und können es uns auch nicht leisten. sig/Foto: Gerdau