Romantik pur an der Mosel

Was hat König Ludwig XIV nur geritten als er die Höhenburg Metternich über Beilstein an der Mosel 1689 zerstören ließ. Der französische „Sonnenkönig“ („L’État, c’est moi“) war, so würde man es heute nennen, kriegsgeil. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg zwischen 1688-1697 verwüsteten französische Truppen die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete. Dem fiel auch die Beilsteiner Burganlage zum Opfer. Auch der letzte Eigentümer, Fürst von Metternich, baute die Burg nicht mehr auf und somit ist heute noch lediglich die Ruine zu besichtigen. Der 25 Meter hohe Bergfried verschafft Burg Metternich jedoch eine herausragende Attraktivität. Wer es über die teils ausgetretenen Treppen nach oben geschafft hat, wird mit einem unvergleichlichen Blick weit über die Mosel belohnt.

Über der Mosel herüber schaut man auf die Moselkrampendörfer Poltersdorf und Ellenz. Die zusammengehörenden Winzerdörfer sind in die Verbandsgemeinde Cochem eingebunden.

Hier von Ellenz-Poltersdorf hat man den besten Blick auf das „Dornröschen an der Mosel“ genannte Dorf Beilstein mit seinen 131 Einwohnern. Sein mittelalterliches Stadtbild ist so gut erhalten, wie in keinem anderen Ort an der Mosel. Die etwas in die Jahre gekommene Fähre St. Josef bringt Gäste zu Fuß, mit dem Rad oder sogar dem PKW für kleines Geld über den Fluss. Den komfortablen Straßenanschluss gab es zu früheren Zeiten noch nicht, dafür war die Armut in dem historischen Kleinod viel zu groß.

Ein besonderes Kleinod und schon von weitem zu sehen, ist die Karmelitenkirche und Kloster St. Josef mit der Schwarzen Madonna. Um sie zu besuchen und vielleicht im Restaurant Klostergarten eine Verschnaufpause bei Kaffee und Kuchen einzulegen, bedarf es erhöhter Beinarbeit. Entweder auf Kopfsteinpflaster durch den Ort oder über die Klostertreppe (Filmtreppe) auf der Heinz Rühmann 1936 für den Film „Wenn wir alle Engel wären“ schon stand. Auch das Kölner Urgestein Willi Millowitsch hatte die 108 Stufen in dem Streifen „Der wahre Jakob“ schon gemeistert. Viele andere aus der damaligen Kinoszene wie Marianne Koch oder Curd Jürgens (Schinderhannes) drehten so vor der einmaligen Kulisse insgesamt 15 Filme.

Das Café Klapperburg, in dem einst Lepra-Kranke mit ihrem Warnsignal, einer Holzklapper, dahinsiechten, zieht heute mit seinen erlesenen Torten und einem beeindruckenden Kaffeemühlen- Museum die Besucher an. An dem 700 Jahre alten Marktplatz mit dem Zehnthaus in dem die Bewohner den zehnten Teil von ihrer Jahresernte abzuliefern hatten, kommt man ebenfalls nicht vorbei. Der jüdische Friedhof, 150 Meter oberhalb der Burg, gibt Zeugnis über jüdisches Leben in Beilstein. Die einstige Synagoge unten im Dorf lädt heute mit einer Galerie ein.

In den zahlreichen Restaurants von Beilstein lässt es sich trefflich bei heimischen Gerichten und kühlem Moselwein munden. Das ist auch dringend nötig. In den Sommermonaten schieben sich hunderte Menschen aus allen Ländern der Welt durch die malerischen Gassen und haben danach entsprechend Hunger und Durst. Die beste Zeit, um den wohl schönsten Ort an der Mosel zu besuchen ist der Herbst. Zwar sind Touristen das ganze Jahr in Beilstein unterwegs, aber die Besucherströme sind nach der Hauptsaison überschaubar. Dazu kommen die unvergleichlichen Farben, in die sich die Natur hüllt und die geradezu nach Fotografieren und Filmen schreien.

Es gibt viele Hotel-und Fremdenzimmer in der einstigen Stadt Beilstein, so dass man hier auch komfortabel übernachten und wohnen kann. Dazu gehört der Blickfänger, das Alte Zollhaus direkt an der Mosel, gegenüber der Anlegestelle für die Fluss-Kreuzfahrt-Schiffe.

Die Lese in den Steillagen oberhalb von Beilstein ist reine Knochenarbeit

Was bereits den Römern- deren Siedlungsspuren sich auch auf dem Beilsteiner Gebiet zu finden sind- gefallen hat, ist schon lange für sehr viele Liebhaber der romantischen Mosel immer wieder ein Anziehungspunkt. Da das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz steht, ist nicht zu erwarten, dass sich an der mittelalterlichen Bausubstanz etwas ändert. Wer genau hin schaut findet immer wieder Neues, dass zu näherer Betrachtung einlädt.

Als Mittelmosel bezeichnet man in Deutschland den etwa 120 Kilometer langen Flussabschnitt der Mosel, der im Bundesland Rheinland-Pfalz von der Stadt Trier bis Reil im Landkreis Bernkastel-Wittlich verläuft. Der vorhergehende Abschnitt von Perl (Saarland) bis zur Saarmündung bei Konz (Landkreis Trier-Saarburg) wird als Obermosel bezeichnet. Der sich anschließende Flussabschnitt ab Pünderich im Landkreis Cochem-Zell bis zur Mündung der Mosel in den Rhein in Koblenz wird Untermosel genannt. Die Mittelmosel entspricht dem Weinbaubereich Bernkastel.

An der Schnittstelle zwischen Unter und Mittelmosel liegt der „Krampen“. So wird der Moselabschnitt zwischen Cochem und Bremm bezeichnet, der aufgrund mehrerer stark gewundener Flussschleifen einen krampen- oder fingerförmigen Mäander bildet. sig/Fotos: Gerdau

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