Schilda ist überall

Die Fürsorge für ihre Reisenden hat für die Bundesbahn oberste Priorität. Wie man derzeit auf Bahnsteig 2 des Herborner Bahnhofs sehen kann, schließt das selbstverständlich auch Rollstuhlfahrer ein.

Ein Hinweisschild weist die Bürgerinnen und Bürger, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, daraufhin, dass das Entlangfahren an der Bahnsteigkante nicht empfohlen wird. Der Abstand zu ein-oder durchfahrenden Zügen ist einfach zu knapp und somit sehr gefährlich.

So weit so gut. Die Rolli- Fahrer wissen Bescheid und können der Gefahr ausweichen. Bleibt nur die Frage, wie kommen die denn überhaupt auf den Bahnsteig 2. Die Treppen bieten sich ja aus verständlichen Gründen nicht an und einen anderen Weg gibt es nicht.

Der Informant, der auf diesen Schildbürgerstreich hinwies, betreut selber einen Rolli-Fahrer und als der den Wunsch äußerte wieder einmal von Herborn nach Siegen zu fahren, war die Not groß. Nach Wetzlar von Bahnsteig 1 abzufahren wäre keine große Sache gewesen. Da wären der Mann und sein Schützling auch barrierefrei hingekommen. Sie wollten aber nach Siegen und das geht nur vom Bahnsteig 2 aus. Da ist aber die besagte Treppenbarriere für derartige Handicaps einfach unüberwindlich.

Die Beiden sind jedoch nicht auf den Kopf gefallen und lösten zwei Fahrkarten nach Wetzlar auf dem   Bahnsteig 1. und fuhren nach Wetzlar. Dort lösten sie zwei weitere Fahrkarten nach Siegen, wechselten die Bahnsteige und fuhren zurück in Richtung Herborn und weiter nach Siegen. Als sie durch den Herborner Bahnhof fuhren, kamen sie natürlich auch an Bahnsteig 2 vorbei.

Wenn sie dort ausgestiegen gäbe, hätte es für den Rollstuhlfahrer keinen Weg aus dem Bahnhof heraus. Zwar hätten sie nach der Lektüre des Schildes gewusst, dass man mit einem Rollstuhl nicht an dem Absperrgeländer fahren sollte, aber da sie nach Siegen wollten, war das nicht relevant. Die Rückfahrt nach Herborn verlief dagegen völlig easy. Der Zug fuhr auf Gleis 1 und hielt auf dem Bahnsteig 1 an. Ausgestiegen, den Bahnhof verlassen und alles war OK. Wo war jetzt das Problem? Na ja, Schilda ist eben überall. sig/Foto: Gerdau

Ein Gedanke zu „Schilda ist überall

  • 13. Dezember 2024 um 23:05 Uhr
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    Liebe Siggi

    Wir werden Deinen Artikel im Fahrgastbeirat am 22. Januar 2025 ab 17 Uhr im Rathaus Wetzlar erörtern. Als Sprecher des Fahrgastbeirates und als engagierte Herborner Bürger setze ich mich schon lange für die Renovierung des Bahnhofs Herborn ein.

    Am 12. Juli 2024 fand eine öffentliche Sitzung des Fahrgastbeirates zur aktuellen Situation des Bahnhofs vor Ort statt. Hierzu verweise ich auf den Bericht auf der Homepage „Wir für Herborn“ unter Aktuelles (http://www.bürger-für-herborn.de/?p=454).

    Seit 2023 gibt es einen Planfeststellungsbeschluss (PfB) zur Sanierung des Herborner Bahnhofs. Aktuell spricht die DB von einer Ausführung in 2028. Nur gut, dass der PfB zehn Jahre also bis 2033 gültig ist. Aber Hauptsache die Generalsanierung der Riedbahn ist jetzt erneuert.

    Viele Grüße
    Hans-Dieter

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