Ein Besuch bei Friseurmeisterin Jenny Ebert in Herborn-Seelbach
Von Michael Scheld
Im Rahmen meiner Gespräche mit den heimischen Unternehmen hatte ich die besondere Gelegenheit, mit Friseurmeisterin Jenny Ebert in ihrem Salon „Dirty Hairy“ in Herborn-Seelbach zu sprechen, den sie seit über 20 Jahren mit viel Herzblut führt.

Ich habe dabei nicht nur einen Einblick in ihre Arbeit bekommen, sondern auch in das Leben einer engagierten Unternehmerin, die sich trotz aller Herausforderungen nicht unterkriegen lässt.
Jenny Ebert betreibt ihren Salon allein – ein echtes Einzelunternehmen mit viel persönlichem Einsatz. Die Öffnungszeiten sind flexibel und richten sich nach Terminabsprache. Neben klassischen Friseurleistungen wie schneiden, und färben, bietet sie seit Februar 2025 auch eine ganz besondere Dienstleistung an: Als zertifizierte Zweithaarexpertin versorgt sie Männer, die unter kreisrundem oder erblich bedingtem Haarausfall leiden, mit maßgefertigten Haarsystemen – keine Toupets, sondern passgenau zugeschnittene Lösungen aus Echthaar oder Synthetik. Diese Systeme werden individuell angepasst – in Farbe, Schnitt und Form. Vor der Behandlung findet ein aufklärendes Gespräch statt, denn Vertrauen und Diskretion sind hier entscheidend. Jenny Ebert ist damit im weiten Umkreis die einzige Anbieterin dieses Services – ein Alleinstellungsmerkmal, das ihre Fachkompetenz unterstreicht.
Ihr Kundenstamm reicht weit über Herborn hinaus – aus Haiger, Dillenburg, Wissenbach und dem gesamten Lahn-Dill-Kreis kommen Menschen zu ihr. Sie schätzen nicht nur ihre fachliche Kompetenz, sondern auch die persönliche Atmosphäre. Der Salon ist mehr als nur ein Ort für Haarschnitt und Pflege – er ist ein Ort des Austauschs, des Vertrauens und der Begegnung.
Natürlich haben auch die Corona-Jahre ihre Spuren hinterlassen. Wie viele Selbstständige musste Jenny Ebert wirtschaftliche Einbußen verkraften, Ersparnisse wurden aufgebraucht, um die Exitenz ihres Salons zu sichern. Auch heute sind die Nachwirkungen aus dieser Zeit spürbar. Die Bürokratie und die hohe Abgabenlast machen es nicht leicht, ein kleines Unternehmen zu führen. Die Gedanken an ein Angestelltenverhältnis sind da – aber: Sie gibt nicht auf. Und genau das verdient höchste Anerkennung.
Solche Geschäfte sind für unsere Stadtteile unverzichtbar. Sie sind Anlaufstellen für Menschen, insbesondere für diejenigen, die nicht mobil sind. Sie stärken die Identität eines Ortsteils, schaffen Gemeinschaft und leisten einen wichtigen Beitrag zum sozialen Miteinander. Dieses Engagement verdient nicht nur Respekt, sondern auch konkrete Unterstützung durch Politik und Verwaltung.

Das Gespräch führte ich nicht nur mit Jenny Ebert, sondern auch mit ihrem Ehemann Thomas sowie mit Tochter Leni. Besonders beeindruckt hat mich, wie engagiert und interessiert die Familie mit diskutierte. Leni fragte mich gezielt nach der Situation am Herborner Bahnhof und nach mehr Sicherheit – eine Frage, die zeigt, wie wichtig dieses Thema für junge Menschen ist.
Ihr Ehemann Thomas wiederum interessierte sich für Freizeitangebote für Kinder in den Stadtteilen. Auch das ist ein wichtiges Thema: Wir brauchen Räume für Kinder und Jugendliche – Jugendtreffs, nutzbare Bürgerhäuser, Treffpunkte mit Sitzgelegenheiten, Sport-und Spielmöglichkeiten Geräte auch für Jugendliche in den Stadtteilen. Es ist wichtig, jungen Menschen Gelegenheiten zu geben, sich auszuleben, sich zu treffen und gemeinsam Zeit zu verbringen – wohnortnah, sicher und unkompliziert.
Ich danke Familie Ebert herzlich für das offene, lange und sehr persönliche Gespräch. Es war inspirierend, mit Menschen zu sprechen, die mit Herz und Hand unsere Stadtteile lebendig halten – und die zeigen, was wir gemeinsam schaffen können. Fotos: privat