Kommentar
Die Preisspirale dreht sich in Deutschland immer schneller. Ob beim Vollsortimenter oder Discounter, überall haben die Preise auf Grundlebensmittel derart angezogen, dass einem die Augen tränen. Ob dies immer und in allen Fällen gerechtfertigt ist, darf man ruhig in Zweifel ziehen. Es wird getrickst und verschleiert was das Zeug hält und wenn schon nicht die Preise gestiegen sind, dann sind garantiert die Füllmengen in den Verpackungen weniger geworden.
So mancher Hersteller mag vielleicht die Gelegenheit nutzen und ohne Not einfach die Verbraucherpreise ein wenig anzuheben. Sicher gibt es viele Kunden, die ihren Einkauf dennoch einfach aus der Westentasche bezahlen. Der größte Teil der Bundesrepublikaner stöhnt jedoch beim Nachrechnen des Kassenzettels, um dann beim Blick in die Einkaufswagen resignierend mit den Schultern zu zucken.

Unverschämt wird es dann, wenn Seit an Seit marschierende Parteigänger diese ungute Entwicklung als gar nicht so schlimm darstellen. „Es geht uns doch viel besser als manchen Eingeborenen im Regenwald Amazoniens“ und außerdem könne man diese Entwicklung der (noch) amtierenden Regierung ganz sicher nicht in die Schuhe schieben, heißt es oft. Höchstens der FDP. Die habe ja nur quergetrieben und sabotiert. CDU/CSU, BSW, LINKE und vor allem die AFD warteten dazu nur darauf den Amtierenden, meist grundlos, an die Karre fahren zu können.
Das mag alles so sein. Den armen Rentnerinnen und Rentner (die gibt es tatsächlich), die oft mit unter 800 Euro Rente im Monat ihre Einkäufe bezahlen müssen, hängen die Spiegelfechtereien, Tatsachenverdrehereien und vor allem die Parteisprüche ziemlich zum Hals heraus.
Das trifft auf jungen Normalverdiener mit Frau und Kindern und vielleicht einem abzuzahlenden Haus in noch höherem Maße zu. Da diese ja in der Regel an der Peripherie der Städte wohnen, brauchen sie auch noch ein Auto und das soll möglichst elektrisch fahren. Da muss jeder Euro zweimal umgedreht werden und bei den immer höheren Energiekosten für Strom und Heizung müssen die Thermostate heruntergedreht werden.
Diejenigen unter uns, die (noch) mit ihrer Hände Arbeit den Kahn auf Kurs halten, werden vielleicht sogar noch verspottet, indem sie Tipps von gut alimentierten Politikern erhalten, wie man bei der Körperpflege sparen könne.
Beim Einkauf hingegen kann man kaum sparen. Lediglich auf „Luxusartikel“ wie überflüssiges Naschwerk, Fleisch oder Wurst zu verzichten, wird ja noch möglich sein (das war jetzt sehr sarkastisch, kommt aber vor, wenn man einen dicken Hals schiebt). Die armen Kassiererinnen können einem leidtun. Oft lädt sich der Kundenfrust über die hohen Preise der halbvollen Einkaufswagen bei ihnen ab. Soweit darf es nicht kommen. Diese Frauen und auch manchmal Männer verdienen wenig, arbeiten viel und leiden ebenso wie viele andere unter den ständig steigenden Preisen. sig/Foto: Gerdau