Sonntagmorgen. Es ist später als ich denke. Die Umstellung auf die Sommerzeit muss erst noch meinen Bio-Rhythmus erreichen. Die Welt hält den Atem an. Zeit zum Aufstehen oder auch nicht. Die grauen Zellen mühen sich die nächtlichen Ausflüge in eine unstrukturierte Traumwelt zu verdauen und eine angepasste Ordnung zu schaffen.

Der innere Schweinehund mahnt zur Ruhe. Es ist doch Sonntag. Das System hat mich um eine Stunde betrogen. Also liegenbleiben? Auch der Himmel hat sich die Schlafdecke noch einmal bis zur Nase hochgezogen.
Das Hamsterrad steht sowieso noch still und die Nymphe in ihrem Refugium denkt noch nicht mal daran, sich von ihrer Schlafstange zu erheben. „Cogito, ergo sum“ soll der 1596 bei Tours in Frankreich geborene Philosophen René Descartes vermutet haben. „Ich denke also bin ich“. Dahinter steht die Annahme, dass alles was der Mensch wahrnimmt, angezweifelt werden muss.
Da muss was dran sein. Ich nehme die Uhrzeit zwar wahr, zweifle sie aber zu Recht an. Also Decke zurückschlagen, Kopfkissen geklopft und rein in die Federn. Leider macht der Kopf nicht mehr mit. Das Kino unter der Schädeldecke hat Fahrt aufgenommen und wehrt sich gegen jegliche Inaktivität.
Die Entscheidung muss fallen. Zukunft oder Vergangenheit, das ist die Frage. Nein, um Gottes Willen, nicht in die Zukunft, die ist viel zu düster, sagt der Verstand. Her mit der Vergangenheit, die ist bekannt und im Zweifelsfall immer schön. Offensichtlich bin ich, weil ich denke, aber ich hinterfrage nichts, weil es noch zu früh ist.
René wie geht’s jetzt weiter? Soll ich aufstehen oder liegenbleiben. Ich denke also bin ich. Wieder ein Tag weniger, aber meine ganz persönliche Entscheidung ist gefallen. Ich lasse meinen Tag beginnen und freue mich, dass ich noch bin. sig/Foto: Repro: „Der arme Poet“ von Spitzweg.