Die Sorge wegen des apostrophierten Klimawandels ist allgegenwärtig. Viele Menschen machen sich ernste Gedanken darüber, wie diese Entwicklung weitergeht und ob ihnen möglicherweise die Existenzgrundlage entzogen werden könnte. Unstrittig ist, dass die extremen Wetter-Phänomene spürbar und deutlicher als in den vergangenen Jahren sind. Fakt ist jedoch, dass zahlreiche Experten ihre Beobachtungen und Auswertungen in, gemessen am Erdzeitalter, (zu)kurzen Perioden analysieren. In Anbetracht der Tatsache, dass die Erde und mit ihr das regionale Klima in Millionen von Jahren ihr klimatisches Gesicht ständig verändert hat, greifen Aussagen über Art und Entwicklung sowie Ursachen in der Regel zu kurz.
Fakt ist aber auch, dass eine Beurteilung der Lage über politische Ländergrenzen hinaus erfolgen muss. Alles andere wäre albern und wenig glaubwürdig. Den Temperaturanstieg zu begrenzen, kann nicht Aufgabe einzelner Länder sein, sondern vielleicht nur im Verbund mit der gesamten Erdbevölkerung erfolgen. Alles andere ist anmaßend, um nicht zu sagen Wilhelmmischer Größenwahn. Über das, was man tatsächlich tun kann, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, streiten die Gelehrten und vor allem die Politiker. So richtig Ahnung von dem, was da wirklich abgeht haben jedoch wohl beide Seiten nicht.
Das Lager der Befürworter eines Klimawandels, den man aufhalten oder zumindest bremsen kann, steht den Verneinern diametral gegenüber. Das geht so weit, dass man sich gegenseitig vorwirft eine Mitschuld an diesen Geschehnissen zu tragen. Die Spaltung der Gesellschaft schreitet munter voran und außer auf Teilgebieten ist nichts erreicht. Vor allem nicht im Großteil, der auf dem Globus verteilten Staaten. Die Welt wird sich nicht am Deutschen Wesen ein Beispiel nehmen, das musste schon Kaiser Wilhelm der II. erfahren. In seinem überbordenden Größenwahn sah er sich als den Nabel der Welt an und diesen „Alleinvertretungsanspruch“ wünschen sich auch heute wieder einige politische Parteien.
Die Menschen „da unten“ fangen an zu zweifeln, ob sie allen Prognosen und Expertenmeinungen glauben sollen. Auch der letzte Nicht-Naturwissenschaftler glaubt daher auch nicht, dass die Einführung der Deutschen CO2-Steuer etwas an der aktuellen Situation ändern könnte. Im Gegenteil. Er fühlt sich auf den Arm genommen und die Zweifel, um die Ernsthaftigkeit der staatlichen „Bemühungen“ um das Klima, wachsen exorbitant.
In diesem Zusammenhang fiel mir ein Artikel des Schweizer Nachrichtenmagazins „Watson“ in die Hände, den ich nachfolgend im vollen Umfang wiedergebe. Der Meinung des Meteorologen Vögeli kann man sicher folgen, zumal er sehr moderat mit dem mittlerweile höchst umstrittenen Thema umgeht. (sig)
Das Interview
«Einzelne Gewitter mit dem Klimawandel zu begründen, geht mir gegen den Strich»
Aprilwetter im Juni. Hochsommer bis im September. Verschieben sich unsere Jahreszeiten? Oder ist der Klimawandel dafür verantwortlich? Meteorologe Reto Vögeli mit Antworten.
Herr Vögeli, kann man sagen, dass sich unsere Jahreszeiten nach hinten verschieben?
Reto Vögeli: Nein.
Weshalb nicht?
Grundsätzlich werden die Jahreszeiten vom Sonnenstand bestimmt. An der Erdumlaufbahn und der Neigung der Erdachse hat sich jedoch nichts geändert. Die Erde dreht sich nach wie vor einmal pro Tag um die eigene Achse und kreist während eines Jahres einmal um die Sonne. Deswegen haben sich auch die Jahreszeiten nicht verschoben. Der Winter ist immer noch die kälteste Jahreszeit mit am wenigsten Sonne, im Sommer haben wir am meisten Sonne, deswegen ist es am wärmsten. «Hinzu kommt, dass die Luft aus dem Nordatlantik kühl ist, daher hatten wir im Juni nur 20 Grad.»
Reto Vögeli ist Meteorologe und CEO des Schweizer Wetterdienstes MeteoNews AG. Die MeteoNews AG ist ein privater Schweizer Wetterdienst mit Hauptsitz in Zürich. Er wurde 1997 von Peter Wick gegründet und hat sich seither zu einem der führenden Wetteranbieter der Schweiz entwickelt. Peter Wick leitete das Unternehmen bis 31. Dezember 2020. Seit 1. Januar 2021 ist Reto Vögeli CEO der MeteoNews AG. MeteoNews ist auch Mitglied im Verband Schweizer Meteo Anbieter SMA
Warum hat sich der Juni in diesem Jahr dann nicht wie ein Sommermonat angefühlt?
In Europa wird das Wetter hauptsächlich durch Hoch- und Tiefdruckgebiete bestimmt. Das Aprilwetter, das wir dieses Jahr bis in den Juni hinein hatten, diese unbeständigen Wetterlagen, das wurde durch Tiefdruckgebiete verursacht. Sie zogen vom Nordatlantik über die britischen Inseln bis nach Mitteleuropa. Deshalb hat es immer wieder geregnet. Hinzu kommt, dass die Luft aus dem Nordatlantik kühl ist, daher hatten wir im Juni nur 20 Grad. Das ist natürlich nicht das, was sich die Leute unter Juni vorstellen.
Dafür haben wir jetzt im August 30 Grad.
Momentan haben wir eine Lage mit ausgeprägten Hochdruckgebieten, dadurch viel Sonne und höchstens gelegentlich ein Gewitter. Allerdings kann sich das von heute auf morgen verändern. Dieses Wochenende haben wir kein Monstertief, es kommt aber wieder kühle Luft aus dem Nordatlantik, deswegen haben wir morgen Regen und 21 Grad. In der kommenden Woche erreicht uns das nächste Hoch, dann gibt’s wieder Sonne und 30 Grad.
Dann täuscht auch der Eindruck, dass es im August und September vermehrt warm bis heiss ist?
Ja. Unser Wetter hat eine relativ starke Variabilität. Das heisst: Es kann in jedem Jahr anders ausfallen. Es ist nicht vergleichbar mit Ländern wie beispielsweise Algerien. Dort ist es im Sommer immer sonnig und 40 Grad heiss. Bislang ist der August drei Grad über der Norm, das ist wahnsinnig viel. Wir sind auf Kurs zum zweitwärmsten August seit Messbeginn. Es kann aber auch mal wieder einen ganzen August regnen.
«Spätsommerwetter mit stabilen Hochdruckgebieten auch noch im September und Oktober ist nichts Neues.»
Und wie steht es um den September?
Der September ist einer der stabilsten Wettermonate, ganz anders als etwa der April. Spätsommerwetter mit stabilen Hochdruckgebieten auch noch im September und Oktober ist nichts Neues. Das gab es auch in der Vergangenheit. Hinzu kommt, dass im September die Gewitter tendenziell wegfallen. Es ist dann den ganzen Tag schön und am Abend bleibt es trocken.
Die drei Grad über der Norm, die wir im August bislang haben, ist das eine Folge des Klimawandels?
Die Klimaerwärmung mit Einzelereignissen in Verbindung zu bringen, ist immer schwierig. Einen einzelnen Monat als Referenz zu nehmen und dann zu sagen, «das ist jetzt der Klimawandel», greift zu kurz. Die hohen Temperaturen im August passen aber ins Gesamtbild. Trotz Temperatureinbrüchen wird es tendenziell immer wärmer. In den letzten Jahren waren jeweils elf von zwölf Monaten zu warm.
Was heisst «zu warm»?
Wir vergleichen die aktuellen Temperaturen jeweils mit den Durchschnittstemperaturen der Jahre 1991 bis 2020. Für dieses Jahr hat sich bisher Folgendes gezeigt:
Januar: 1,3 Grad über dem Schnitt
Februar: 4,7 Grad über dem Schnitt
März: 2,2 Grad über dem Schnitt
April: 0,4 Grad über dem Schnitt
Mai und Juni: in der Norm
Juli und August: deutlich über dem Schnitt
Es gab also keinen Monat, der kälter war als der Schnitt. Nur Monate, die gleich oder überdurchschnittlich warm waren. Auffallend ist der Februar. Diese 4,7 Grad plus, das ist extrem. Der Februar 2024 war kein Wintermonat mehr, sondern ein Frühlingsmonat.
Wie meinen Sie das?
Jeder hat ein Handy, gewittert es irgendwo, schreibt irgendein Medium gleich eine Story. Nicht jedes Gewitter ist aber ein schlimmes Unwetter. Und Unwetter wiederum gab es auch schon vor 100 und 200 Jahren. Das Unwetter in Brienz ist tragisch, man darf es aber nicht direkt mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. Einzelne Gewitter und Überschwemmungen mit dem Klimawandel zu begründen, geht mir gegen den Strich. Vor allem, wenn man sagt, dass es das Gewitter ohne den Klimawandel nicht gegeben hätte. Das Gewitter in Brienz entstand aufgrund von physikalischen Bedingungen, und nicht, weil es über das Jahr gesehen aufgrund der Klimaerwärmung ein bis zwei Grad wärmer war.
Das Interview führte Ralph Steiner, Freier Journalist für CH Regionalmedien AG watson Hardstrasse 235 CH-8005 Zürich info@watson.ch am 17.08.2024, 16:37.
Watson ist ein Schweizer Nachrichtenportal, das seit dem 22. Januar 2014 online ist.