Nur eine Taube?

Nadja Steinwachs, eine Tierschützerin, die sich Zeit ihres Lebens mit ganzer Kraft für alte kranke und Tiere in Not einsetzt, hat mich gebeten diesen besonders ekelhaften Fall eines Mordversuchs an einer Taube zu publizieren. Ich kenne und schätze Nadja schon seit einigen vielen Jahren und weiß, dass sie mit der vom Menschen geschundenen Kreatur mitleidet und auch deshalb unterstütze ich ihr Anliegen mit aller Kraft.

Sie schreibt:

An den selbsternannten Scharfschützen Herborns. „Den einstigen Vogel des Friedens, der sich so arglos und friedvoll des Lebens freute, vom Himmel zu schießen, damit können sie nur ein ganz schlechtes Karma ernten“. Jeder der jetzt sagt, es ist doch „nur“ eine Taube, es ist nicht schade drum, es gibt genug „Ratten der Lüfte“, sollte sich mit ihnen schämen. Es gibt genug menschliche „Ratten“, die weitaus mehr Schaden anrichten, wie wir an unserer aktuellen Situation wohl sehen. Diesmal war es „nur“ eine Taube. Das nächste Mal ist es vielleicht eine Katze, die von diesem oder einem anderen „Menschen“ einfach mal so abgeknallt wird. Wo kommen wir denn hin, wenn hier jeder durch die Gegend ballert. Zudem ist das „Tauben-Problem“ menschengemacht. Wir sind die Verursacher. Fütterungsverbote halten die Tiere nicht von der Vermehrung ab. Durch ihren Arterhaltungstrieb vermehren sie sich auch in Hungersnot und das oft noch umso mehr. Aber alles was nicht passt, wird auf einfachstem Wege eliminiert. So ticken viele Menschen und glauben tatsächlich sie hätten das Recht auf der Welt herum zu wüten und alles zu vernichten, was ihnen nicht in den Kram passt. Aber: Jetzt kommt Karma ins Spiel und diesmal heißt es Corona. Die geschundene Fauna und Flora wehrt sich.

Im Krieg waren die friedlichen Täubchen als Übermittler und Melder gut genug. Im Anschluss wurden sie sich selbst überlassen und ausgesetzt. Brieftaube „Cher Ami“, die berühmteste aller Tauben, rettete im Krieg durch ihre Botschaft vielen Menschen das Leben. Dafür bezahlte sie mit ihrem eigenen. Sie verlor ein Bein, erlitt einen Flügeldurchschuss und dennoch brachte sie die Botschaft zu ihrem Ziel. So angeschossen, wie sie war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cher_Ami

Aber so war der Mensch ja schon immer. Für ihn nutzlose Mitgeschöpfe werden, nach dem sie ausgebeutet sind, achtlos weggeworfen. Damals wie heute. Bei der armen kleinen Taube liegt der Fall etwas anders. Wie kann ein Mensch-angeblich die Krone der Schöpfung- einen solchen Hass auf ein kleines, unschuldiges Geschöpf entwickeln. Das ist doch krank.
„Wehe diesem und vielen anderen erbärmlichen Menschen, wenn nur ein einziges Tier einst im Weltgericht sitzt“. Dass ein Leben angeblich mehr Wert ist als das andere, ist wohl der Ursprung allen Übels auf unserer Welt“.

Dieses arme Täubchen, ich nenne sie Senta, war so clever, sich vor meine Haustür zu setzen. Sie wusste wohl instinktiv, dass ich eine Taubenfreundin bin. Ja, Tauben in Not, die ausgehungert, verletzt, krank und verzweifelt sind, fliegen um Hilfe zu suchen sogar Menschen an oder betreten deren Häuser, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet.

Wenn Senta sprechen könnte, würde sie vielleicht sagen: „Du hast mich in deinem unbändigen Hass mit einer Gewehrkugel getroffen, es schlug in meinem kleinen Körper ein, wie ein Blitz. Es hat so weh getan und kam aus dem Nichts. Ich weiß nicht was ich dir getan habe. Das mag dich erfreuen. Du, der sich Spezies Mensch nennt. Der meint über allen Dingen zu stehen.
Ich habe Schmerzen. Mein Flügel ist kaputt und ein Projektil steckte in meinem Körper. Du hast mich vom Himmel geschossen, doch ich lebe noch. Und ich werde überleben. Es gibt wenige Menschen, die versuchen halbwegs gut zu machen, was du mir angetan hast. Du hast mich getroffen, sehr schmerzhaft und doch dein Ziel verfehlt. Ich werde nicht sterben. Du hast es zum Glück nicht geschafft mich zu töten. Ich bleibe jedoch mein Leben lang behindert. Das hast du geschafft. Sei stolz auf dein Tun. Irgendwann schlägt das Karma zu und dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken.


Bitte keine Grundsatzdiskussionen, ob es richtig war mich abzuknallen oder nicht, ob es richtig war mich am Leben zu lassen, auch wenn ich behindert bleibe.

Meine Finderin hat dies wohl überlegt und mit einer Tierärztin zusammen beschlossen und ich bin froh darüber. Ich kann sogar schon wieder fressen.
Also diskutiert bitte NICHT darüber, wie ihr Menschen dies immer so sinnlos und zu nichts führend könnt.
Ich möchte nur, dass ihr zur Kenntnis nehmt, was mir hier im beschaulichen Herborn am eigenen Leibe passiert ist und das Herborns Einwohner bitte Augen und Ohren offenhalten. Wenn sie etwas derartiges beobachten, bitte sofort der Polizei melden. In meinem Fall wurde bereits Anzeige erstattet.
Ich habe nur das eine Leben und glaubt mir, hätte ich es mir aussuchen können, wäre ich gewiss nicht als Taube auf die Welt gekommen.
„Die Größe einer Nation, lässt sich daran erkennen, wie sie ihre Tiere behandelt.“
Da hast du Mensch, noch viel zu lernen.

Fotos: Siegfried Gerdau

Eben habe ich noch diese Fotos von Senta dazugefügt. Ich denke, es ist richtig die Schwere dieser idiotischen Tat zu dokumentieren. Fotos: Nadja Steinwachs

2 Gedanken zu „Nur eine Taube?

  • 23. Januar 2021 um 14:09 Uhr
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    Lieber Siggi, vielen herzlichen Dank für Deine Unterstützung bei dieser Herzensangelegenheit. Mehr als sich bemühen unsere Spezies zu sensibilisieren und auf das Leid dieser armen, missachteten Kreaturen aufmerksam zu machen, können wir wohl nicht tun. Danke das Du den unverstandenen Tauben, Raum und Aufmerksamkeit in deinem tollen Blog schenkst!

    Antwort
  • 3. März 2021 um 19:04 Uhr
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    Liebe Frau S teinwachs !

    Ein sehr ans Gemüt gehender Artikel. Sehr gut!!
    Warum haben wir in Herborn nicht mehr solcher Menschen wie Sie?
    Aber es tut mir auch weh, wenn die Stadt überall die Brutplätze der Vögel ohne ersichtlichen Grund beseitigt.
    Nur kümmert das anscheinen auch keinen Menschen.

    Antwort

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