Steht das Wildgehege vor dem Aus?

In einem Brandbrief wendet sich derzeit der Förderverein des Herborner Wildgeheges an die Bürger von Herborn und Umgebung. Der Vorstandssprecher Christian Stuhl äußerte sich auch mir gegenüber, dass er persönlich nur noch wenig Hoffnung habe, die schöne Anlage mit ihren zahlreichen Tieren zu erhalten. Die angedachte Reduzierung des Wildgeheges wäre deren Ende.

Die Mitglieder des Vereins arbeiten mit viel Herz und übergroßem ehrenamtlichem Engagement schon seit Jahren für die Oase in der Nähe der Kernstadt. Tausende Mütter und Väter mit ihren Kindern und oft auch den Großeltern, haben das Gehege unter der Autobahnbrücke besucht. Unzählige Besucher der Stadt haben sich an den Lamas, Eseln und vielen weiteren Tierarten erfreut. Es wurden vom Förderverein Spielgeräte beschafft, aufgebaut und instandgehalten. Hütten und Ställe erstellt und vor allem immer viel Futter versorgt. Über allem stand das Tierwohl und das der Kinder, von denen viele noch nie ein lebendiges Tier so nah erleben konnten.

Bereits Revierförster Thomas Rittner hatte vor vielen Jahren die Vorstellung, dass kein Kind, keine Mutter oder Vater für den Besuch des Geheges Geld zahlen müsse. Seine soziale Einstellung übernahmen die Nachfolger und auch heute ist der Besuch der gesamten Anlage für alle Besucher kostenlos. Hierbei hatten und haben die Betreiber besonders die Familien im Auge, denen der Euro nicht so locker in der Tasche sitzt. Das Konzept stimmt und die Kindern sind seitdem zu Tausenden gekommen, um sich in dem vielseitigen Wildgehege ein paar Stunden zu vergnügen.

Das Herborner Wildgehege ist ein „weicher Standortfaktor“, den gerade Familien bei der Wahl ihres Wohnsitzes berücksichtigen. Seine Attraktivität hat die Einrichtung schon mehr als einmal unter Beweis gestellt. Die Aussage der Kreisverwaltung, „der Standort des Geheges sei ein Erholungswald , in dem kein Tierbestand gehalten werden darf“, ist unter den genannten Aspekten vermutlich nur ein schlechter Scherz.

Eine Zusammenstreichung der Gesamtfläche, auf der sich die einzelnen Gehege befinden, wäre sicher das Ende der Anlage und auch der Tod der Tiere. Die Mitglieder des Fördervereins sind traurig und diese Perspektivlosigkeit zehrt an ihrem Engagement. Noch viel trauriger sind jedoch die Kinder und ihre Mütter. Zu den Einschränkungen ihrer Kinderwelt durch Corona, kommen jetzt immer stärker wirtschaftliche Nöte auf die Familien zu. Gerade in solch einer Situation sollten keine Schließungsgespräche seitens der Stadt geführt werden. Im Gegenteil. Es ist nötig Zukunftsgespräche zu führen, die nicht den Abbau lebenswerter Einrichtungen zum Ziel haben.

Wenn dann noch die Menschen, die aus freien Stücken seit Jahren ihre Freizeit für die Tiere und deren Wohl einsetzen, plötzlich unter Druck gesetzt werden: „Wenn der Förderverein auseinanderbricht, wir das Wildgehege geschlossen“, muss man sich schon sehr wundern.

Herborn sollte wirklich anders sein und darüber nachdenken seinen Bürgern mehr als nur das schöne Altstadt-Ambiente zu erhalten. sig/Fotos: Fotofreunde

Liebe Freunde des Wildgehege Herborn,

liebe Bürgerinnen und Bürger von Herborn,

das allseits beliebte Wildgehege Herborn wird es bald nicht mehr geben!

Vor knapp 60 Jahren wurde das Wildgehege Herborn gegründet. Seitdem ist es stetig gewachsen und wurde immer beliebter. Es entstanden über die Jahre viele neue Gehege und Spielmöglichkeiten.
Leider hat es die Stadt versäumt, diese Einrichtung anhand eines Bebauungsplans zu genehmigen.

Im Zuge des bevorstehenden Autobahnneubaus der Kallenbachbrücke wurde schnell klar, dass die unmittelbar von der Baustelle betroffenen Gehege (Ziegen-, Muffelwild-, Damwild-, Lama- und kleine Teile des Rotwildgeheges) verlegt bzw. angepasst werden müssen.

So wurde am 01.10.2020 seitens einiger Herborner Parteien eine Beschlussvorlage auf den Weg gebracht, in der die Stadtverwaltung aufgefordert wurde, die verschiedenen Möglichkeiten zum Erhalt / zur Verlegung des Wildgeheges zu prüfen. Der Förderverein Wildgehege Herborn sollte bei den Planungen involviert werden. Dies sollte im Rahmen eines Zukunftsworkshops geschehen (siehe auch Anlage 1).

Der erste Zukunftsworkshop fand am 26.01.2021 statt. In diesem ging es um die möglichen Optionen:

  1. Vollständige Verlagerung des Wildgeheges
  2. Erhalt des Wildgeheges in seiner jetzigen Größe am Standort durch eine Übergangslösung
  3. Erhalt des Wildgeheges in reduzierter Größe am Standort
  4. Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Tierpark Herborn GmbH.

Die verschiedenen Möglichkeiten wurden diskutiert (siehe auch Anlage 2).

Im Laufe des zweiten Zukunftsworkshop am 11.02.2021 wurde sich dann mehrheitlich für die sogenannte Variante 3 (erhalt in angepasster Form am jetzigen Standort) ausgesprochen. Die möglichen Flächen wurden wie folgt dargestellt:

Mit einer solchen Verkleinerung hätte der Förderverein mitgehen können, da noch genügend Flächen und Möglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten.

Bei der dritten Sitzung des Arbeitskreises am 09.12.2021 wurde jedoch erläutert, dass es sich bei den jetzigen Flächen in denen sich das Wildgehege Herborn befindet um sogenannten Erholungswald handelt, in dem kein Tierbestand gehalten werden darf. Die Auswahl der möglichen Flächen wurde daraufhin weiter eingeschränkt: 

Die letzte Sitzung des Arbeitskreises fand am 12.07.2022 statt. Um es kurz zu machen, die möglichen Flächen wurden aufgrund von naturschutzrechtlichen Bedenken (Stichwort Erholungswald) weiter verkleinert:

Seitens des Fördervereins stellt sich die Frage, ob die Stadt Herborn weiterhin Interesse am Erhalt des Wildgeheges hat.

Die seitens der Stadt geplante Fläche beträgt ungefähr noch 15% der jetzigen Größe des Wildgeheges.

Wir als Förderverein, der ebenfalls sehr naturverbunden agiert, verstehen dass man sich an bestehende Vorgaben und Auflagen halten muss. Wir vermuten hier jedoch, dass die Stadt den Weg des geringsten Wiederstandes geht und diese Auflagen als Vorwand nimmt, das Wildgehege so unattraktiv zu machen, dass eine Schließung die letzte logische Konsequenz sein wird.

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Förderverein Wildgehege Herborn e.V.

Vorstand: Manuela Wind, Christian Stuhl, Friedhelm Immel, Michael Griebel

3 Gedanken zu „Steht das Wildgehege vor dem Aus?

  • 20. Juli 2022 um 20:11 Uhr
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    Lieber das Wildgehge erhalten dafür den ehemaligen Vogelpark eingrenzen. Es war ein Vogelpark und sollte auch so bleiben . Wir brauchen keine Kängurus oder etc .

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  • 21. Juli 2022 um 18:51 Uhr
    Permalink

    Das Wildgehege gehört zu Herborn und ist eine Attraktion. Warum wird jetzt von einem Erholungswald gesprochen, indem keine Tiere sein dürfen bzw. wenige Tiere? Das finde ich schon sehr merkwürdig. Will man dem
    Ding einen anderen Namen geben,
    damit man sich vom Wildgehege trennen kann? So wie es jetzt ist, ist es schön. Und ich denke, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

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  • 22. Juli 2022 um 17:41 Uhr
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    Ich vermisse in jedem, über das Wildgehege entstanden Bericht die Meinung der Herborner Bürgermeisterin.
    Vor ihrer Wahl wurden ihrerseits vollmundige Versprechungen zum „Wohle aller Herborner“ gemacht, um Stimmen einzufangen. Jetzt könnte sie sich endlich einmal beweisen und sich öffentlich für den Erhalt des Wildgeheges einsetzen. Es gibt, wenn man nur will, sicher eine Möglichkeit zum vollständigen Erhalt des Wildgeheges.

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