Lost & Dark Places

Rezension von Siegfried Gerdau

Mit offenen Augen, einer Fotolinse und gründlicher Recherche befasst sich Andreas Stahl mit vergessenen und dunklen Orten seiner Heimat, dem Westerwald. Daraus resultierend entstand das 156-Seiten- Werk „Lost & Dark Places Westerwald“, das mit viel Augenzwinkern und einem umfangreichen Bilderpool 33 Plätze beschreibt, die vergessen wurden oder ein dunkles Schicksal bewahren.

Andreas Stahl. Foto: Monika Walther

Ob es um den Rabenscheider Reichsbahntunnel, den Erlebnispark Stöffel in Enspel, die Dianaburg in der Gemeinde Greifenstein, den ehemaligen Truppenübungsplatz Stegskopf oder den alten Lokschuppen in Dillenburg geht, Stahl war da und hat sich eingehend mit den Lost Places befasst.

Anschaulich, authentisch und sehr respektvoll berichtet er über den Massenmord in Haiger und um das Ganze etwas zu entschärfen, erwähnt er so ganz nebenbei die Haigerer Senfmanufaktur am Marktplatz. Andreas Stahl, ein Mann mit einem ausgeprägten, hintersinnigen Humor erzählt auch bestimmt nicht ganz zufällig von einer unterirdischen Toilettenanlage in Dillenburg und im gleichen Atemzug von alten Verteidigungsanlagen in der einstigen Kreisstadt.

In launiger Schreibweise, aber sehr informativ, befasst er sich mit einer ehemaligen Raketenstellung aus der Zeit des Kalten Krieges in Burbach-Lützeln und vergisst auch nicht das Lidl-Zentrallager ganz in der Nähe zu erwähnen. Selbst einige der wüsten (verlassenen) Siedlungen in der Gegend um Driedorf haben die Neugierde des Verfassers geweckt- was war geschehen, dass die Menschen ihre Heimat verließen, fragte sich bereits 1957 ein Professor als er sich mit der Siedlungsentwicklung am Osthang des Westerwaldes befasste.

Ein besonderes und eher seltenes Schmankerl sind die präzisen Ortsangaben zu seinen Artikeln. Neben der Adresse und den GPS-Daten fehlen nicht einmal eingehende Wegebeschreibungen. Mit einer im Umschlag befindlichen Karte, lassen sich Lost Places und Co zudem leicht orten.

Foto: Andreas Stahl

Fazit: Andreas Stahl hat mit seinem Buch genau den Nerv derer getroffen, die neben einer ungewöhnlich schönen Landschaft auch deren Geheimnisse erleben wollen. Neben einer reichhaltigen Bebilderung, sticht besonders der sehr gut verfasste Inhalt hervor. Auch ohne die beschriebenen Orte selber zu besuchen, regt der Autor die Fantasie und Vorstellungskraft seiner Leserinnen und Leser in hohem Maße an. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, werden seine Besitzer es ganz sicher mehr als einmal lesen. Das Werk, im Bruckmann-Verlag erschienen, ist für den Preis von 22,99 Euro eine gute Investition.

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