Scheinheiligkeit im Umweltschutz

Während in Deutschland tausende Menschen jeden Alters gegen CO2-Belastung und Klimawandel auf die Straßen gehen, fahren mittlerweile rund 385 Kreuzfahrtschiffe mit ebenfalls tausenden Bundesbürger über die Weltmeere. Dazu kommen noch rund 90.000 Schiffe unterschiedlicher Größe. Was dies eine immense Belastung unseres Klimas und des Ökosystem ist, erläutert nachfolgender Bericht.

Kreuzfahrtschiffe

Statistiken errechneten, dass die Branche im Jahr 2019 über 30 Millionen Menschen über die Meere beförderte. Die Zahl sank aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 auf unter 5 Millionen und lag auch 2022 nur bei rund der Hälfte der früheren Rekordzahlen. Viele dieser Passagiere fühlen sich von Luxus und einem Hauch Abenteuer einer Kreuzfahrt angezogen, sind sich aber nicht im Klaren darüber, dass diese Form des Urlaubs durchaus ihre Schattenseiten hat.

Die in Papenburg gebaute Spirit of Discovery kann bis zu 987 Gäste aufnehmen. Foto: Gerdau

Klimawandel

Überall auf der Welt warnen Wissenschaftler vor einem schnellen Voranschreiten des Klimawandels. Doch oft wird dieser nur mit fossilen Brennstoffen und der Verschmutzung durch die Industrie in Verbindung gebracht.

Verborgene Bedrohung

Kreuzfahrtschiffe werden von den meisten Menschen nicht als eine Bedrohung für das Klima wahrgenommen.

Verschmutzung
Die große Menge der Abgase entsteht durch das Schweröl, das in Schiffsmotoren verbrannt wird.
Ein Schiff verbrennt 150 Tonnen Schweröl am Tag, so Global Citizen. Die dabei ausgestoßenen Abgase verschmutzen die Luft in einem kaum vergleichbaren Ausmaß.
Die Abgase enthalten Schwefeldioxid und Stickoxide. Diese chemischen Verbindungen sind unter anderem für die Bildung von saurem Regen verantwortlich, der den Säuregehalt von Wasser ansteigen lässt und das Leben in den Weltmeeren bedroht.

Doch die Ozeanriesen stoßen nicht nur gefährliche Abgase aus. Auch Abwasser wird direkt ins Meer abgelassen.

Abwasser

Einer Studie der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde zufolge produziert ein Kreuzfahrtschiff mit 3.000 Passagieren innerhalb einer Woche 794.850 Liter Abwasser, 3.785 Liter Grauwasser, 95.000 Liter öl- und kraftstoffhaltiges Bilgenwasser, 568 Liter Sonderabfälle und acht Tonnen Hausmüll.

Dieselbe Studie kam zu dem Ergebnis, dass Kreuzfahrtschiffe für 77 % der Verschmutzung durch den weltweiten Schiffsverkehr verantwortlich sind.

Eine andere Studie der NGO Friends of the Earth, die sich zum Ziel gesetzt hat, auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen, schätzt, dass bei Kreuzfahrten jedes Jahr circa 4,54 Milliarden Liter Abwässer in die Weltmeere gepumpt werden.

Krankheitserreger

Durch menschliche Fäkalien gelangen Krankheitserreger und Bakterien wie Kolibakterien, Hepatitiserreger und Salmonellen in das Meerwasser. Diese werden wiederum von Fischen und Meereslebewesen aufgenommen und gelangen in die menschliche Nahrung.

Eutrophierung

Außerdem führen die großen Mengen an Abwasser zu einer Eutrophierung der Meere – einer Anreicherung von Nährstoffen, da die Abwässer große Mengen an Phosphor und Stickstoff enthalten. Diese Nährstoffe bedingen ein erhöhtes Algenwachstum, was wiederum dem Wasser Sauerstoff entzieht. Dadurch sterben andere Meerestiere, die in dem betroffenen Gebiet leben.

Abfall
Leider gibt es bisher kaum internationale Standards für die Abfallentsorgung auf Kreuzfahrtschiffen. Sobald die Schiffe einige Kilometer von der Küste entfernt sind, dürfen Abwässer und Abfälle ohne Aufbereitung entsorgt werden. Die Meeresströmungen verteilen diese im Ozean und sorgen dafür, dass der Müll wieder die Küste erreicht.

Abwassersysteme

Einem Bericht des Guardian zufolge erfüllen selbst Schiffe, die über ein Abwassersystem verfügen, nur ein Mindestmaß an Anforderungen. Das aufbereitete Wasser sei kaum weniger schädlich als nicht aufbereitetes Abwasser.

Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde berichtete im Jahr 2009: „Abwassersysteme des Typs II sind nicht geeignet, um die Standards der Behörde in Bezug auf Abwässer zu erfüllen. Sie reichen deshalb nicht aus, um die US-amerikanischen Küstengewässer zu schützen.“

Ballastwasser

Ballastwasser, das in großen Tanks im Schiffsrumpf mitgeführt wird, um die Stabilität auf See zu gewährleisten, stellt eine weitere Gefahr für die Umwelt dar.

Die Schiffe nehmen in der Regel Ballastwasser kurz vor der Abfahrt im Hafen auf. Bei der Ankunft im nächsten Hafen wird das Wasser wieder abgepumpt. So werden invasive Pflanzen- und Tierarten sowie Viren und Bakterien von einem Ort zum nächsten befördert. Diese Schädlinge bedrohen oft die einheimische Tier- und Pflanzenwelt.

Bilgenwasser

Bilgenwasser ist Abwasser, das sich im Schiffsrumpf sammelt. Es entsteht durch eintretendes Wasser oder Kondensation, insbesondere von der Klimaanlage. Oft enthält Bilgenwasser Öl und Kraftstoffe. Eigentlich sind Schiffe dazu verpflichtet, dieses verschmutzte Wasser im Hafen zu entsorgen. Daran halten sie sich aber nicht immer.

Der Guardian berichtete, dass das Unternehmen Princess Cruises im Jahr 2016 zu einer Geldstrafe von 40 Millionen Dollar verurteilt wurde, weil Schiffe der Reederei Bilgenwasser im Meer entsorgten. Das Unternehmen ist aber nicht die einzige Reederei, die diese Praktik betreibt, um Geld zu sparen.

Umweltschutz

Die großen Umweltschäden, die Kreuzfahrtschiffe verursachen, haben bei manchen Unternehmen zu einem Umdenken geführt. Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten getestet, um die negativen Auswirkungen zu reduzieren.

Elektronische Energie im Hafen

Ein kleiner Teil der Abgase kann eingespart werden, solange Schiffe sich im Hafen befinden. Hierzu muss das Schiff mit dem Stromnetz verbunden werden, um es mit Energie zu versorgen.

Allerdings fehlt es in den meisten Häfen an der nötigen Infrastruktur. Die Reedereien müssten selbst in den Ausbau der Stromnetze investieren und sich dabei mit den Häfen zusammentun.

Quelle: StarsInsider 17/01/25

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert