Von Siegfried Gerdau
Mit der Verpflichtung von Deutschlands angesagtestem Kriminalroman-Autor Arno Strobel in der Herborner Kulturscheune, hat die Inhaberin der Herborner Buchhandlung Baumann Simone Polzer genau ins Schwarze getroffen. Der gebürtige Saarländer gastierte am Freitagabend vor ausverkauftem Haus mit einer Krimi-Lesung über sein Werk „Mörderfinder-Mit den Augen des Opfers“.
Sicher waren zahlreiche Krimi-Leserinnen und Leser unter den Besuchern. Aber auch absolute Neulinge in diesem Genre genossen eine „Lese-Show“, die weit über vergleichbaren Veranstaltungen hinausging. Die eigentliche Lesung nahm in dem dreistündigen Programm denn auch nur einen kleinen Teil von zirka 20 Minuten ein. Den Rest des 352-seitigen Werks können man in seinem Buch nachlesen, empfahl der Bestseller-Autor.
Die Handlung seines Romans spielt in dem real existierenden, 1220 Seelen-Mosel-Dörfchen Klotten bei Pommern. Auch die Hauptprotagonisten stammen aus diesem Ort. Warum Klotten und warum die beiden Einwohner? Die Antwort war simpel. Strobel hatte in einer seiner Benefizveranstaltungen damit geworben, dass der mit der höchsten Bieter-Summe bestimmen dürfe, wo das nächste Werk spielt und wer der Ermittler sein soll. Das Gewinner-Ehepaar präferierte dann ihren Wohnort Klotten und wollte, dass Max Bischoff weiter agiert. Darüber hinaus bestanden sie darauf, dass Strobel sie als Hauptprotagonisten in dem Werk darstellt.
Der Buchverlauf von „Mörderfinder-Mit den Augen des Opfers“: Max Bischoff, begnadeter Fallanalytiker, ermittelt in seinem dritten Fall. –Womit er nicht gerechnet hatte-die Leiterin des KK 11 in Düsseldorf, Polizeirätin Eslem Keskin, seine frühere Vorgesetzte, bittet Max um Hilfe. Er soll in dem kleinen Weinort Klotten an der Mosel inoffiziell in einem nie gelösten Vermisstenfall ermitteln. Keskin stieß in ihrem privaten Umfeld auf neue Hinweise zu dem über zwanzig Jahre alten Fall und hofft, dass es Max gelingt, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Doch kaum vor Ort ereignet sich ein Mord. Max ist bald an etwas dran, aber ignoriert alle Warnungen.
Arno Strobel, der 60-jährige Sympathieträger, Typ: Eloquenter Manager oder Entertainer, erzählte, dass er erst mit 40 Jahren zum Schreiben gekommen sei. Nach dem Abitur leistete er seinen Wehrdienst in der Fallschirmjägerbrigade 26 seiner Heimatstadt Saarlouis ab, studierte anschließend Versorgungs- und IT-Technik und landete schließlich bei einer Luxemburger Bank im IT-Bereich. Schon damals merkte er, dass Schreiben seine eigentliche Berufung sei. Anfängliche Misserfolge bei der Suche nach einem Verlag für seine Werke überwand er und gründete einen eigenen Verlag. Mit seinem Erstlingswerk Magus – Die Bruderschaft“ kam Anfangs, sehr holperig, dann aber sprunghaft der Durchbruch. Mittlerweile sind es rund 20 Werke in Millionenauflage. Heute wohnt er mit seiner Familie in Tawern (Kreis Trier-Saarburg). Strobel ist jetzt einer der ganz großen im Krimi-Geschäft und eine Verfilmung eines seiner Werke stehe unmittelbar bevor, deutete er einer Fragerin an.
Mit seiner sehr offenen, authentischen Art gewann er durch viele Offenlegungen rund um seine Person in kürzester Zeit die Sympathien des Publikums. Wie denn seine Romane und durch welche Ideen entstünden, wollte eine Anwesende wissen. Seine Antwort könnte einem Lehrstück für angehende Schriftsteller entnommen worden sein. Er beobachtet Situationen, Menschen und alles was um ihn herum geschieht. Der Auslöser für einen Roman könnte oft banaler nicht sein. Sobald Arno Strobel „Blut“ geleckt hat, entstehen Anfang und Ende eines neuen Werks. Der große Rest entwickelt sich oft ohne, dass er sich beim Schreiben darüber bewusst sei. Nicht selten käme es vor, dass er am Morgen, nach einer späten Schreibsitzung, beim Nachlesen erstaunt sei, wie sich die Dinge entwickelt hätten. Seine Protagonisten in dritter und vierter Reihe gestalten dabei schon mal ein Eigenleben in die falsche Richtung und so passiere es schon einmal, dass er ihnen vorzeitig ein Ende bereiten müsse. „Es sind ja schließlich meine und damit kann ich das machen“, sagte Strobel wie zur Entschuldigung. Es sei ihm nur möglich über die Distanz von 3-400 Buchseiten die Spannung hochzuhalten. Dann müsse das vorher festgelegte Ende kommen. Sein von ihm sehr verehrter Horrorroman-Autor Steven King sei ihm weit voraus. Dessen millionenfach verlegten Romane umfassten nicht selten weit über 1000 Seiten. Die Herborner goutierten die zahlreichen Bonmots Strobels unermüdlich mit wahren Beifallsorgien. Als Zugabe trug der noch ein paar seiner etwas skurrilen Kurzgeschichten vor und erntete dafür ganze Lachsalven.
Fazit: Wer Arno Strobel noch nicht kannte, ist spätestens nach dieser wahnsinnig unterhaltsamen Lesung ein Fan und wird sich sicher auch als Nicht-Krimi-Leser eines oder mehrere seiner Werke zu Gemüte führen. Genauso wie die Krimi-Lesung „Mörderfinder“ am vergangenen Freitag in der Herborner KuSch müssen Buchlesungen sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Fotos: Gerdau