Das vorläufige Endergebnis der Bundestagswahl im Überblick:
Wahlbeteiligung mit 82,5 Prozent so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Bravo Deutschland.
–Union 28,6 Prozent (+ 4,4 Punkte im Vergleich zur letzten Bundestagswahl).
–AfD 20,8 Prozent (+ 10,4 Punkte)
–SPD 16,4 Prozent (- 9,3 Punkte)
–Grüne 11,6 Prozent (- 3,1 Punkte)
–Die Linke 8,8 Prozent (+ 3,9 Punkte)
–BSW 4,9 Prozent
–FDP 4,3 Prozent (- 7,1 Punkte)
Wenn es bei diesem Ergebnis bleibt und das BSW nicht die 5 Prozent Hürde überschreitet, wird die neue Regierung aller Wahrscheinlichkeit aus einer Koalition von CDU und SPD bestehen. Somit kann auf die Grünen verzichtet werden.
Fazit: Es gibt zwei zahlenmäßige Wahl-Gewinner, die CDU hoch mit +4,4 und die AfD haushoch mit +10,4 Punkten und das sind die, die am meisten von „Omas gegen Rechts“ und Co bekämpft wurden. Ein weiterer Gewinner sind die Linken +3,9 Punkte und dies wundert sie selbst am meisten. Wenn jetzt Sarah Wagenknechts Truppe mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht erfolgreich sein sollte, verschiebt sich alles noch einmal kräftig. Dann wird es nichts mit SPD und CDU alleine, sondern man muss die Grünen mit ins Boot nehmen.
Der Wählerwille oder Auftrag wenn man es so nennen möchte, bleibt außen davor weil die CDU an der sogenannten Brandmauer festhält und nach wie vor nicht mit der zweitstärksten Partei AfD koaliert. (Boris Palmer hat zum Thema einen Kommentar abgegeben, den ich am Ende eingefügt habe)
Bundestagswahl: Zweitstimmenergebnis für Hessen (vorläufig) 23.02.2025, 22 Uhr
SPD 17
CDU 42
Grüne 8
FDP 10
AfD 13
Der Rest lag unter 5 Prozent und war somit irrelevant.
Fazit: Vom einstigen Roten Hessen ist nicht mehr viel geblieben.
Ergebnisse Herborn und Driedorf



Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen und ehemaliges Parteimitglied der Grünen, mit seinem heutigen Kommentar
Boris Palmer
Zwei Parteien in der Regierung, die Mauer muss weg und Klimaschutz kommt wieder
Wie gestern noch heiß diskutiert hat diese Wahl die 5%-Hürde wesentlich entschieden. Weil FDP und BSW (sehr knapp) scheitern, bekommt Deutschland nun mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Regierung aus zwei Parteien. Angesichts der katastrophalen Weltlage bin ich darüber unabhängig von den Farben froh. Der Streit einer Dreierkoalition war wirklich nicht wiederholenswert.
Und was die Brandmauer angeht: Der Blick auf die Farben des Landes zeigt Lila in Berlin, Blau in der alten DDR. Auch im Westen stand die AfD kurz davor, einzelne Wahlkreise zu gewinnen. Die Strategie der Spaltung des Landes war viel zu erfolgreich. Wer die verhindern wollte, ist also gescheitert.
Es ist auf Dauer weder möglich noch sinnvoll, die zweitstärkste Kraft im ganzen Land mit über zehn Millionen Wählern auszugrenzen. An die Stelle von Beschimpfung, Diffamierung und Herabwürdigung sollte jetzt der demokratische Wettstreit und die Lösung der Probleme des Landes rücken.
Da fand ich den Wahlabend sehr erfreulich. Anders als früher hat nicht jeder Redebeitrag der Kommentatoren und Politiker damit begonnen, Krokodilstränen über das AfD-Ergebnis zu vergießen und zu verkünden, dass man jetzt noch intensiver die Politik betreibt, die zu diesem Ergebnis geführt hat. Die Unionsspitze hat einfach nur betont, dass eine Regierungsbildung mit der AfD schon wegen Russland und Europa programmatisch unmöglich ist. So ist es eben.
Auch die absurde Frage, ob man der AfD eine Bühne bieten soll oder sie lieber nicht zu Wort kommen lassen, ist Geschichte. Gut so. Besonders gut fand ich das Interview von Ingo Zamperoni in den Tagesthemen. Ganz normale Fragen an Alice Weidel so dass man sich ein Urteil über ihre Antworten bilden konnte, statt nur über die Parteilichkeit des Fragestellers nachzudenken.
Alles in allem macht mir das Hoffnung für Deutschland. Für den Klimaschutz sicher nicht. Ohne Grüne in der Regierung wird es hier Rückschritte geben. Das ist sehr traurig. Aber nur wenn die Wirtschaft erfolgreich ist und Frieden herrscht, lässt sich Klimaschutz demokratisch realisieren. Diese Aufgaben sind derzeit dringender. Und für meine alte Partei gilt die Erkenntnis: „Gegen Rechts“ ist die Aufgabe, die von „der Linken“ am besten erfüllt wird. „Für Ökologie“ macht hingegen Grüne stark. Die Zeit wird kommen. Auf die Dauer kann man das Problem des Klimaschutzes nicht verdrängen.
Ich wünsche mir jetzt, dass die neue Regierung aus Union und SPD die riesigen Aufgaben rasch angeht und das Dauerstreitthema Migration so erfolgreich löst wie der große Asylkompromiss 1993. Nach Lage der Dinge geht das wie alles nur noch europäisch. Die AfD wird dann nicht wie Alice Weidel es prophezeit den nächsten Kanzler stellen, sondern auf den Kern schrumpfen, der wirklich rechtsextreme Gedanken unterstützt. Der ist in Deutschland sicher kleiner als die einst stolze SPD.