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gerdaus-welt nähert sich mit Riesenschritten der magischen „Aufrufe-Zahl“ von 50 000. Angesichts der Tatsache, dass der Blog erst seit April 2020 „auf Sendung“ ist, eine tolle Sache.

Der heutige Stand von 43 784 Aufrufen spricht eine eigene Sprache und gerdaus-welt ist offensichtlich auf dem richtigen Weg.

Vielen Dank dafür

Ihr

Siegfried Gerdau

Es ist „Corona-Zeit“

Von Siegfried Gerdau

„Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus, sinnend geh’ ich durch die Gassen …“, textete der 1788 geborene und bedeutendste deutsche Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff einst in seinem „Weihnachtsgedicht“.

Der Herborner Marktplatz unter der Knute von Corona.

Das wunderschöne und allseits bekannte Gedicht ist derzeit aktueller denn je. Nur die Vorzeichen sind anders als damals. Es ist zwar wieder bald Weihnachtszeit aber auch Corona-Zeit und das gnadenlose Virus hält die Welt nunmehr fast ein Jahr lang in Atem. Die Pandemie hat erneut mehrere Zähne zugelegt. Dass „Wenn wir uns nicht mehr sehen sollten, wünsche ich dir frohe Weihnachten“ ist schon lange einem „Mach‘s gut, hoffentlich haben wir Corona bald hinter uns“, gewichen. Täglich werden wir mit Schreckens-Zahlen überschwemmt, die viele nicht verstehen und andere nicht wahrhaben wollen. Die Menschen sind verunsichert und haben „Frohe Weihnachten“ schon lange ad acta gelegt. Der Einzelhandel hält die Luft an. „Wird er nach der Stilllegung der gesamten Gastronomie als nächster Gewerbezweig an die Kette gelegt?

Experten aller Couleur, allen voran die Virologen, erklären, warnen und machen die Leute noch nervöser als sie ohnehin schon sind. Andere „Fachleute“ wiegeln ab, beschwichtigen und erklären das gesamte Schreckensszenario als überzogene Zweck-Panikmache der Regierung und der Pharmaindustrie.

Dann gibt es auch noch die Corona-Leugner, die das Maskentragen als Eingriff in die Selbstbestimmungsrechte der Bürger verdammen. Sie werden von den „Durchblickern“ als Covidioten, als Nazis und mehr beschimpft. Dabei sind es oft nur Menschen, die verstehen wollen, Ängste haben und sich mittels des Vogel-Strauß-Prinzips schützen wollen: „Ich sehe es nicht, also ist es auch nicht“.

Es ist einfach, der Regierung alle Schuld zuzuschieben und manchmal verschafft es sogar Luft. Ob es aber richtig ist, darf heftig bezweifelt werden. Was sollen die Politiker, die bezüglich der Covid-19-Pandemie allesamt so ahnungslos wie auch die Bürger sind, denn machen. Laissez-faire, also einfach machen lassen, kann es doch nicht sein. Der Staat muss seine Bürger schützen und das können sie von ihm auch verlangen. Also nochmal wie soll er vorgehen. Es gibt unendlich viele selbsternannte Experten, die glauben, sie hätten den Stein der Weisen gefunden. Den Weg in eine vollkommenere Welt und raus aus den Fängen der modernen Pest. Leider ist der fast immer ein Irrweg.

Wir alle ganz alleine, jeder in seinem Lebensbereich und seinen Möglichkeiten, müssen mit dem Virus letztlich fertigwerden.

Wer keine Maske tragen will, soll das tun. Aber, und das ist das Entscheidende, er darf andere nicht in seine quergestylte Gedankenwelt einbeziehen. Also schön alleine bleiben und bitte nur dann keine Maske tragen.

Die Spaltung der Bevölkerung geht weiter. Waren es noch vor nicht allzu langer Zeit die „Besseren Menschen“, die gegen die „Nazis“ zu Felde zogen. Jetzt machen auch noch die Corona-Gläubigen gegen die Corona-Verweigerer Front. Idioten sind sie sicher alle nicht, oder doch? Wer Andersdenkende verunglimpft muss sich auf jeden Fall fragen lassen, wes Geistes Kind er denn ist.

Man muss sich nicht wundern, dass sich das menschliche Miteinander so negativ entwickelt. Es wird geschürt und die längsten Zeigefinger haben die Medien dabei entwickelt. Da wird belehrt, ausgegrenzt und an den digitalen Pranger gestellt was das Zeug hält. Sehr subtil, aber dafür umso effektiver. Wenn man den oft anmaßenden Botschaften glaubt, kann es nur einen richtigen Weg für alle Bundesbürger geben.

Zum Glück ist das alles nur menschliche Überheblichkeit, Arroganz und ein großes Maß an Einbildung. Bildung und Wissen geht anders, hilft aber speziell in unserer verzwickten Corona-Lage auch nicht viel weiter.

Also doch hoffen und vielleicht auch ein wenig beten, aber vor allem das tun, was wir alle tun können. Maske tragen, um den anderen zu schützen, sich mit aller Kraft gegen den Herdentrieb stellen und Abstand halten.

Weihnachten wird sein, mit und ohne Covid-19. Nur wie wir feiern und ob wir es überhaupt noch gesund können, liegt nicht an der Regierung, sondern einzig an uns selber.

Markt und Straßen werden in diesem Jahr zu Weihnachten verlassen sein, aber im kommenden Jahr wird alles anders werden … hoffen wir. „Frohe Weihnachten“ . Foto: Gerdau

Maskenverweigerer demonstriert in Herborn

Holger Lehr wird am kommenden Montag in Herborn demonstrieren. Der Grund: Der 53-jährige gebürtige Herborner sieht in der Verpflichtung zum Tragen von Mund-Nasen-Masken an bestimmten Orten eine ungerechtfertigte Einschränkung der persönlichen Freiheit. Das zu kritisieren ist sein gutes Recht und das nennt man Meinungsfreiheit. Um seine Meinung publik zu machen, kann er selbstverständlich demonstrieren. Diese Freiheit garantiert ihm das Grundgesetz Artikel 8 ebenso wie jedem anderen bundesrepublikanischen Bürger.

Artikel 8 GG lautet seit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 24. Mai 1949 wie folgt:

  • Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.

Aber und jetzt kommt die Einschränkung in Satz 2

  • Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes

       beschränkt werden.

Beschränkung im wirtschaftlichen und sozialen Interesse und zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist die sogenannte Maskenpflicht. Dazu sagt die hessische Landesregierung aktuell folgendes: Eine Mund-Nasen-Bedeckung muss getragen werden:

1. Im öffentlichen Personennah- und Fernverkehr, also bspw. in Bussen, Bahnen, Taxis, Schiffen, Fähren und Flugzeugen

2. In Bahnhöfen und Flughäfen sowie Bushaltestellen, U-Bahn-Stationen und Bahnsteigen

3. Im Publikumsbereich aller öffentlich zugänglichen Gebäude (v.a. Behörden und Bürogebäude).

4. Bei der Abholung von Speisen in der Gastronomie sowie in Kantinen und Mensen bis zum Sitzplatz

5. In Geschäften (Groß- und Einzelhandel), Bank- und Postfilialen und zwar überall dort, wo Kunden Zutritt haben

6. Auf Wochenmärkten, Flohmärkten etc.

7. In allen Gesundheitseinrichtungen wie zum Beispiel Krankenhäusern und Arztpraxen

8. In überdachten Einkaufszentren und in überdachten Straßen und Flächen mit Geschäften

9. Beim Friseur und bei medizinisch notwendigen Dienstleistungen, wo sich Dienstleister und Kunden sehr nahekommen. Die Maskenpflicht gilt für beide.

10. In Schulen außerhalb des Klassenraums. Ab der Klasse 5 gilt eine Maskenpflicht auch im Unterricht. Diese Schülerinnen und Schüler können die Masken auch kurzzeitig mal abnehmen. Diese „Maskenpausen“ werden vor Ort in den Schulen organisiert.

11. Auf stark frequentierten Straßen und Plätzen unter freiem Himmel, wenn der Mindestabstand von 1,5 Meter nicht sichergestellt werden kann. Das gilt insbesondere in Fußgängerzonen.

12. In Fahrzeugen, wenn sich in einem Fahrzeug Personen aus mehr als zwei Hausständen befinden.

Zum schicken Hut und der schönen Halskette gehört in dieser Zeit an manchen Orten auch ein Mund-Nasen-Schutz.

Gegen Punkt 11 zieht Holger Lehr jetzt zu Felde. Er hat das Verwaltungsgericht Gießen angerufen, um gegen die Maskenpflicht während seiner Demonstration zu klagen. Ob er damit durchkommt darf bezweifelt werden.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin absolut für die freie Meinungsäußerung und damit auch für das Demonstrationsrecht. Dessen Grenze ist jedoch bei mir ab da gesetzt, wo die Unversehrtheit auch nur eines anderen Menschen gefährdet ist. Das wäre der Fall, wenn bei einer Demonstration in Pandemiezeiten die Teilnehmer nicht mit einem Mund-Nasen-Schutz ausgerüstet wären. Auch der Abstand von Teilnehmer und Teilnehmer muss eingehalten werden.

Nun könnte man ja sagen, „man braucht ja nicht dahinzugehen“. Das ist die falsche Antwort. Wer demonstrieren möchte, hat alles zu tun, um dies ohne Gefahr für Leib und Leben anderer Menschen durchzuführen. Dieser Schutz gilt auch für den, der sich bei einer derartigen Veranstaltung Informieren oder auch selber teilnehmen möchte.

Es ist auch wenig hilfreich gleich mit der Nazi-Keule zu drohen. Zum einen sind nicht alle Menschen mit anderen Meinungen und Ansichten immer gleich Nazis und zum anderen gilt es auch hier folgenden Grundgesetz-Artikel zu beachten: Artikel 1, Absatz 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Natürlich werden solche Veranstaltungen, wie die für kommenden Montag geplante, auch oft von extremen Gruppierungen unterwandert. Das kann man erkennen und sich auch dagegen zur Wehr setzen.

Fazit: Wenn Holger Lehr oder wer auch immer sich gegen das Maskentragen lautstark und vernehmlich zur Wehr setzen möchte, kann er nicht erwarten, dass dies alle Menschen gut finden. Auf jeden Fall hat er dabei die einschlägigen Gesetze und Verordnungen zu beachten und einzuhalten. Sollte er oder einer der Teilnehmer dagegen verstoßen, muss in allgemeinem Interesse mit Sanktionen gerechnet werden. Auch das ist Recht und sehr demokratisch. Ich empfehle daher jedem Maskenverweigerer die 50 Euro Bußgeld gleich dabeizuhaben.

Mal so ganz nebenbei: Die Intensivstationen füllen sich immer mehr mit Corona-Patienten und die Krankenhäuser, auch und gerade in unserem Raum, schauen die Verantwortlichen mit großer Sorge auf diese Entwicklung. Die Intensivbetten werden immer knapper und die Pflegekräfte auch. Das sind keine Märchen und jeder kann sich von dem Wahrheitsgehalt dieser Aussagen leicht überzeugen.

Um was geht es denn den Maskenverweigerern. Ist es tatsächlich die Angst vorm Ersticken? Diese Gefahr ist sicher größer und realer bei einer künstlichen Beatmung. Also geht es ums Prinzip und das ist mit Verlaub gesagt ein lächerliches Argument. Wer also partout keine Maske aufziehen möchte, sollte unbedingt auch eine Erklärung bei sich tragen, dass er im Falle einer Corona-Erkrankung auf keinen Fall ärztlich behandelt werden will. Unwiderruflich versteht sich.   

Fotokalender „Einst und Heute“

In einer Gemeinschaftsarbeit von Herborner Geschichtsverein und dem Fotostudio am Hexenturm entstand rechtzeitig vorm Weihnachtsfest der neue Fotokalender 2021 „Einst und Heute“. Im DIN A 4-Format stehen sich auf den 12 Seiten jeweils Fotos der Bärenstadt aus verschiedenen Epochen gegenüber.

Der Kalender ist für 15,90 Euro im Fotostudio am Hexenturm erhältlich und ist nicht nur für Geschichtsinteressierte ein wertvolles Geschenk.

„Wolfszeit-Deutschland und die deutschen 1945-1955“

Eine Buchbesprechung

„Wolfszeit“ ein Titel der reißerisch klingt und es wohl auch soll. Dabei hat der Autor Harald Jähner sich in seinem fast 500 Seiten Wälzer mit einem Thema befasst, dass sicher keine Vorlage für einen Triller oder spannende Unterhaltungslektüre ist.

Mit seinem Sachbuch mit dem Untertitel „DEUTSCHLAND UND DIE DEUTSCHEN 1945 – 1955“ taucht er tief in eine Zeit, die von den Geschichtsschreibern hier und da einmal gestreift wird. Diese zehn Jahre nach Ende des furchtbaren Krieges, als das einst so willkürlich und rücksichtslos ganze Völker unterjochende Nazi-Regime am Boden lag und sich in den Ruinen wieder Leben regte, waren es Jähner Wert, genau beleuchtet zu werden. Um es vorweg zu nehmen, dies ist ihm mit Bravour gelungen. Wohl selten habe ich ein derartiges Buch in die Hand genommen und hätte es am liebsten an einem Stück gelesen.

Zum Buch-Inhalt:

Sehr detailreich und dennoch unterhaltsam beschreibt er schonungslos den Niedergang sämtlicher sittlicher Normen und Gesellschaftsstrukturen. Die Auferstehung aus Ruinen- in der späteren DDR als Nationalhymne besungen- vollzog sich jedoch alles andere als pathetisch. Es ging ums nackte Überleben. Hundertausende Menschen hatten Heimat, Haus und Habe verloren und versuchten sich in einer orientierungslosen Welt über Wasser zu halten. Zu den tausenden ehemaligen Zwangsarbeitern, KZ-Insassen und Kriegsgefangenen kamen etwas später noch die Vertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten. Der ganz profane Hunger beherrschte (fast) alle. Da gab es aber auch die Schwarzmarkthändler, die ihre Chance erkannten und in dem Elend noch Gewinne machten.

Jähner schafft es Seite für Seite diese mühsam von den Siegermächten regulierte Welt nahezu unterhaltsam und ohne große Schuldzuweisungen dem Leser nahezubringen. Plötzlich versteht der durch die Gnade der späten Geburt von all dem unbelastete, warum die Großeltern Hamstern und fast zwanghaftes Sparen zeitlebens nie mehr ablegen konnten. Es war Wolfszeit und jeder musste an sich denken und hatte kaum Ressourcen für Mitleid und den Nächsten übrig.

Er beschreibt in seinem grandiosen Sachbuch wie sich der deutsche Phönix aus der Asche seiner durch ihn selber verursachten Brandschatzung befreit. Mit arg gestutzten Flügeln, aber einem von der Welt mit Erstaunen beobachteten unbedingtem Willen und Bestreben nach wieder-etwas-zu-sein, werden dabei die verbrecherischen Jahre 1933 bis 1945 einfach ausgeklammert. Diese Ignoranz der eigenen Geschichte und den Millionen Opfern gegenüber, sollte sich jedoch schon bald rächen. Die Alliierten erwarten etwas von ihrem ehemaligen Gegner. Der kommunistische Block hingegen hatte die Spaltung des Landes in Ost und West im Sinn und betrieb sie mit Fleiß. Das Buch fasziniert mich von den ersten Seiten und es wird auch anderen Lesern so ergehen. Wer wissen will, wie sich Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg genauso und nicht anders entwickelte, sollte dieses Buch zur Hand nehmen. Es ist 2019 im Rowohlt-Verlag unter der ISBN 9783737100137 zum Preis von 26 Euro (gebunden) und 16 Euro (Taschenbuch) erschienen.

Zum Autor:

Der 67-jährige Verfasser Harald Jähner war bis 2015 Feuilletonchef der „Berliner Zeitung“. Seit 2011 ist er Honorarprofessor für Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin.   

In der Übersetzung der Snorra-Edda von Karl Simrock wird die Endzeit auch als „Wolfszeit“ bezeichnet. Die sozialen Regeln brechen, die Welt stürzt ins Chaos, die Ordnung kehrt sich um. Das ist die Zeit der Wölfe.

Aus Wikipedia übernommen

Persönliche Ergänzungen:

Für mich, dem Jahrgang 1946, war es auch eine Zeitreise, die mich in die frühen Jahre meines Daseins führt. Es war eine sehr arme Zeit und ich muss mich wundern, wie meine Eltern es schafften sich selber und dann auch noch mich zu ernähren. Als Kind bekommt man das zum Glück alles nicht mit. Abgesehen von den späteren teils handfesten Strafaktionen meiner Mutter, hatte ich eine schöne Kindheit und so ging es wohl auch den meisten meiner Jahrgangskameraden. Klima gab es noch nicht und wir mussten nicht aufpassen gegen Genderregeln zu verstoßen. Unsere Freizeit verbrachten wir in dem nahen Wald und wenn wir mit einer Beule oder einem blauem Auge nach Hause kamen war das eben so. Ich hatte Respekt vor Uniformierten und nicht nur deshalb weil mein Vater selber einmal Polizist war. Die Umwelt war in unseren Augen sauber und das lag vielleicht daran, weil man die Milch noch in Kannen holte. Auch sonst gab es wenig Verpackungsmaterial. Ganz einfach, es gab sehr wenig zu verpacken. Das sonntägliche Stückchen Fleisch war das Highlight der Woche und an den anderen Tagen gabs Gemüse aus dem Garten und im Winter aus Einmachgläsern. Meinen Vater, den gebürtigen Elbinger aus dem damaligen Westpreußen, hatte der Krieg 1945 in Sechshelden ausgespuckt. Seine Familie floh in langen Flüchtlingstrecks aus der Heimat. Mama und Papa lernten sich damals kennen und was aus heutiger Sicht total unpassend war, sie heirateten und wurden Eltern. Bis zu ihrem Tode sprachen sie immer von der „Schlechten Zeit“. Das war sie sicher auch für den Großteil der Menschen. Hatte sich bis 1945 das Unmenschentum in Deutschland etabliert, erlebte man nun ein neues menschliches Miteinander ohne Lager, Verbrennungsöfen, Ortsgruppenleiter und Blockwarte. Meine Eltern, deren Freunde, Nachbarn und alle anderen in unserem kleinen Kosmos arbeiteten gemeinsam freiwillig oder durch die Umstände gezwungen daran, wieder eine anständige Welt aufzubauen. Wenn es auch wenig zu Essen gab und das Handy noch nicht einmal in der Fantasie der Menschen existierte, ich wuchs unbekümmert und unbedarft hinein und empfand die Segnungen unserer Demokratie als selbstverständliche Tatsache. Erst viel später setzte ich mich mit der Vergangenheit auseinander und wusste eins ganz sicher: Das soll unser Volk nicht noch einmal erleben und ich werde alles tun, um solch grauenhaften Exzesse zu verhindern. Ich brauchte mich jedoch Gott-sei-Dank nicht zu bemühen. Unsere Demokratie hat bis heute weitgehend konfliktlos gehalten. Hoffentlich können wir unseren Nachkommen diese glückliche Zeit weitergeben. Dass ich da große Bedenken haben, verschweige ich am Besten.

Herbstliche Fundsachen

Alle Jahreszeiten sind schön und jede hat ihren ganz eigenen Reiz. Während das Frühjahr ein Flair der Unschuld und Erneuerung verbreitet, ist der Herbst mit seinen leuchtenden Farben die Ultima Ratio für die Menschen, denen die Aussicht auf monatelanges schwarz-weiß-Sehen nicht sehr verlockend erscheint.

Herborner Perückenstrauch im Herbstgewand.
Der Herbst ist auch in das Breitenbachtal eingezogen.
Ob dieses Bechlinger Haus den kommenden Winter überleben wird?

Vorsicht Abzocker- Telefonnummern

t-online hat heute eine Liste von Abzocker-Telefonnummern auf seine Seite gestellt. Diese Nummern sollte man tunlichst ignorieren und keinesfalls abheben.

Vorsicht vor diesen Nummern

Clever Dialer warnt für den Zeitraum Oktober vor den folgenden Nummern. Dem Unternehmen zufolge handelt es sich hierbei um Werbeanrufe, Gewinnspielangebote oder Kostenfallen. Lassen sich die Anrufe nicht eindeutig zuordnen, werden sie mit „Andere“ gekennzeichnet.

  • 0451160897620 (Inkassounternehmen)
  • 06924749101 (Andere)
  • +447979664723 (Gewinnspiel)
  • 08007244306 (Andere)
  • 03318859977500 (Werbung)
  • 08221274070 (Kostenfalle)
  • 089125031511 (Kostenfalle)
  • 089125031507 (Kostenfalle)
  • 089125031504 (Verkauf)
  • 06987006954 (Andere)

Am häufigsten meldeten Nutzer die Lübecker Nummer 0451160897620. Die Anrufer geben vor, für ein Inkassounternehmen zu arbeiten und verlangen die Bankdaten der Nutzer.

Auf Anfrage von t-online.de erklärt Clever Dialer, dass die Rufnummern aus eingehenden Anrufen mithilfe der Clever-Dialer-App ermittelt wurden. Die App sammele dazu anonymisiert Daten, konkrete Informationen zu Nutzern erfasse Clever Dialer nicht, so das Unternehmen. Ob die Nummern noch aktiv seien, kann Clever Dialer nicht sagen, aber es sei wahrscheinlich. Auf der Website von Clever Dialer können Nutzer zudem aktuelle Warnungen einsehen.

Nutzer können Nummern melden

Nutzer können auch selbst verdächtige Nummern der Bundesnetzagentur melden. Die Behörde kann dann eine Strafe aussprechen oder auch Nummern sperren lassen. Die Nummern der Bundesnetzagentur laute wie folgt:

Werbeanrufe sind zulässig, wenn Nutzer dem jeweiligen Unternehmen dies auch erlaubt haben. Dabei ist es unzulässig, das Einverständnis gleich zu Beginn eines Gesprächs einzuholen. Daneben gibt es die sogenannten Phishing-Anrufe. Hier versuchen Betrüger, an sensible Daten von Nutzern zu gelangen – etwa Bankdaten. Bei Telefonbetrug erhalten Nutzer Lockanrufe und sollen meistens unter einer teuren 0900-Nummer zurückrufen.

Be­schwer­de ein­rei­chen

Sie möchten einen Fall unerlaubter Telefonwerbung melden?

Bei folgenden Kriterien liegt ein unerlaubter Werbeanruf vor:

Haken 2

Sie wurden angerufen und in dem Gespräch wurde für Produkte oder Dienstleistungen geworben und
Sie haben dem werbenden Unternehmen hierzu vorher keine ausdrückliche Einwilligung erteilt.

Kein unerlaubter Werbeanruf liegt dagegen vor, wenn der Anruf als Mittel zur Begehung von Straftaten genutzt wurde.

Ausrufezeichen

Sie wurden z. B. von einem Trickbetrüger angerufen, der mit diesem Anruf das Ziel verfolgte an Ihre sensiblen Daten wie Kennwörter oder Bankdaten zu gelangen. Solche Anrufwellen sind unter dem Stichwort „Phishing“ bekannt und können von der Bundesnetzagentur nicht verfolgt werden. Bitte wenden Sie sich an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

Bei der Meldung eines unerlaubten Werbeanrufes sind folgende Angaben besonders wichtig:

Haken 2

Ihre persönlichen Daten sowie Datum und Uhrzeit des Anrufes,
wenn möglich – die in Ihrem Telefon (Display) angezeigte Rufnummer.

Haken 2

Name des Anrufers und/oder des werbenden Unternehmens.
Produkte oder Dienstleistungen, für die geworben wurden..

Haken 2

Auskunft darüber, ob Sie eine Einwilligung in den Erhalt des Werbeanrufs erteilt haben?
Haben Sie die Einwilligung eventuell später widerrufen und dennoch weitere Anrufe erhalten?

Haken 2

Eine möglichst detaillierte Beschreibung des Gesprächsverlaufs. Unterlagen, die im Zusammenhang mit dem Werbeanruf stehen (Vertragsunterlagen, Prospekte, Schriftverkehr).

Bitte nutzen Sie auch das Freitextfeld im jeweiligen Beschwerdeformular, um detailliertere Angaben zum Anruf zu machen.

Ihre Beschwerde können Sie auf verschiedenen Wegen einreichen

  • Sie können Ihre Beschwerde bequem über unser Online-Formular einreichen. Zur Übermittlung Ihrer Anzeige werden Sie durch einen Frage- und Antwortmodus geführt.

Online-Beschwerde (barrierefrei)

  • Oder nutzen Sie unser Beschwerdeformblatt. Das Formblatt kann direkt am Computer ausgefüllt werden und steht Ihnen als Download zu Verfügung.

Beschwerdeformular (pdf, nicht barrierefrei)

Senden Sie das ausgefüllte Formblatt bitte

  • entweder als Brief an: Bundesnetzagentur, Nördeltstr. 5, 59872 Meschede
  • oder per Telefax an: 06321 / 934-111
  • oder eingescannt als E-Mail-Anhang an folgende E-Mail-Adresse:rufnummernmissbrauch@bnetza.de

Gerne können Sie Ihre Beschwerde auch formlos mittels E-Mail oder schriftlich als Brief oder Fax einreichen:

LOCKDOWN LIGHT in Herborn

Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben für ganz Deutschland hart durchgegriffen. Seit Montag, dem 2. November, gelten folgenden Regelungen und sind erstmal für den November befristet:

° Treffen mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten

° Einschränkung der Freizeitmöglichkeiten mit Schließung von Kinos, Theatern, Freizeitparks oder    Fitnessstudios, Konzerthäuser, Messen, Saunen, Spielhallen, Spielbanken und Bordelle. Alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Gottesdienste bleiben erlaubt – unter Beachtung der Hygieneregeln.

° Restaurants, Cafés und Gaststätten werden geschlossen (Essen zum Abholen bleibt möglich)

° Sport: Der Amateursportbetrieb wird eingestellt, Vereine dürfen also nicht mehr trainieren. Individualsport, also etwa joggen gehen, ist weiter erlaubt – allein, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand. Profisport wie die Fußball-Bundesliga ist nur ohne Zuschauer zugelassen.

° Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoo-Studios werden geschlossen. Medizinisch notwendige Behandlungen etwa beim Physiotherapeuten sind weiter möglich. Auch Friseure bleiben geöffnet. Industriebetriebe und Handwerk sollen ebenfalls geöffnet bleiben.

° Auf Reisen, auch innerhalb Deutschlands, soll verzichtet werden. Hotels müssen (für Touristen) schließen.

° Groß- und Einzelhandel bleiben unter strengeren Hygieneauflagen geöffnet

° Schulen und Kindergärten sollen geöffnet bleiben

Dies alles sind notwendige Maßnahmen, um einer weiteren Verbreitung der Covid-19- Pandemie Einhalt zu bieten. So sagen es zumindest die Experten. Aber sie schränken damit nicht nur die Wirtschaft, sondern alle Bereiche des menschlichen Lebens sehr ein.

Ich wollte wissen, was dies denn für den einzelnen Gewerbetreibenden konkret bedeutet und sprach darüber mit dem 52-jährigen Besitzer des Herborner Marktcafés Marco Schmidt. Er hatte seinen Betrieb-wie alle anderen auch- am gestrigen Sonntag (1.November) zum letzten Mal geöffnet und hofft ihn Anfang nächsten  Monats wieder öffnen zu können.

? gerdaus-welt

Herr Schmidt, Sie haben ihr Marktcafe am 24. November 2017, also vor fast genau drei Jahren eröffnet. Nun im Jubiläumsmonat müssen sie ihren Betrieb, zu dem auch noch das Café La Momenta in der Bahnhofstraße gegenüber dem Herborner Rathauses gehört, zum zweiten Mal wegen der Corona-Pandemie schließen.

Schmidt: „Am Freitag des 20. März in diesem Jahr hatten wir unser Cafés geschlossen und erst am 15. Mai wieder „öffnen“ dürfen  und nun stehe ich zum zweiten Mal vor einer ähnlichen Situation mit der Option „hoffentlich Anfang nächsten“ Monats wieder öffnen zu können.

? gerdaus-welt

Was bedeutet das für Sie und wie gehen Sie damit um?

Schmidt: „Na, erst einmal gehe ich wohl nicht mehr wie ich es gewohnt bin frühmorgens ins Café, um all die Dinge zu tun, damit der Betrieb anlaufen kann. Auch in der Küche helfe ich bei Bedarf mit, wenn es notwendig ist . Man ist als Mensch ja immer in  bestimmten  Abläufen gewohnheitsmäßig eingebunden und das ist auch gut so. Dieser plosive Alltag fällt jetzt erst einmal wieder weg. Je nachdem wie lange es jetzt wieder dauert,  bis wir wieder öffnen dürfen,  kostet Geld und Nerven und viele fragen sich wie und wann wird es weitergehen. Das treibt mich und viele meiner „Leidensgenossen“ gewaltig“ um. Wir Gastronomen haben schon seit Beginn der Pandemie Auflagen erhalten, die ganz schön ins Geld gingen. Sei es die viel strengeren Hygieneverordnungen zu erfüllen oder die Anwesenheit der Gäste zu dokumentieren. Da ich mir meiner Verantwortung gegenüber meinem Team und meinen Kunden sehr bewusst bin, nehme ich diese Dinge nicht auf die leichte Schulter. Leider haben das nicht alle Gäste akzeptiert und wir mussten  uns nicht selten den Diskussionen annehmen , die diese Auflagen und die teilweise auch leichten Einschränkungen  nicht einsehen wollten. Dabei geht es hier doch um die Vorsorge und Gesundheit aller, die jedem wichtig sein sollte und um gesetzliche Vorgaben, die es zu erfüllen gilt. Das kostet manchmal Nerven zu der zusätzlichen Belastung, ganztägig die Maske tragen zu müssen.  Doch zum Glück gibt es auch viele Gäste, die dies positiv sehen und uns dabei unterstützen. 

? gerdaus-welt

Sie reden oft im Plural. Wieviel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sie denn in ihren beiden Betrieben?

Schmidt: Zuerst möchte ich einmal betonen, dass wir ein starkes Team sind und darauf bin ich sehr stolz. Ohne diese, über den beruflichen Level hinaus, tolle Zusammenarbeit, würden beide Betriebe nicht so gut laufen. Mit meinen beiden Köchen, von denen einer erst heute angefangen hat, zwei Vollzeit-Service-Kräften plus einer Auszubildenden und sieben bis acht 450 Euro-Kräften im Marktcafé und eineinhalb fest Angestellten, inkl. meinem Bruder als Geschäftsführer im La Momenta, zuzüglich dort noch vier 450 Euro-Kräfte, sind wir in beiden Cafés wirklich gut aufgestellt. 

Die Betreiber des La Momenta nutzen die vorübergehende Schließung für eine umfassende Renovierung des Cafés.

? gerdaus-welt

Sie haben mir eben einen aktuellen Werbespot des Landes Hessen gezeigt, den Sie sehr ernst genommen haben: „Halt dich an die Regel, dann behalt ich meinen Job“. Ist der jetzt Angesichts der Betriebsschließungen in der Gastronomie nicht ein wenig makaber?

Schmidt: „Mein Team und ich haben uns daran gehalten und gehofft, dass es der richtige Weg sei. Was jetzt kam, ist mehr als heftig….Entschuldigung ich bekomme gerade Gänsehaut…. (S. ringt mit der Fassung). Meine Mitarbeiter stellen auf einmal fest: „Wir sind jetzt erst einmal arbeitslos. Dem habe ich widersprochen, „Nein, das seid ihr nicht“. Das ist alles andere als leicht und ich vermute, dass man sich an den zuständigen Stellen kaum vorstellen kann, was man der Branche mit dem LOCKDOWN LIGHT angetan hat. Ausgerechnet wir, die wir in der Branche nachweislich sehr wenig an der Verbreitung des Virus beteiligt waren, werden wieder einmal pauschal mit der Schließung bestraft. Ich frage mich schon geraume Zeit, warum haben die zuständigen Behörden nicht schon lange bei illegalen Partys, gegen Verstöße und größeren Veranstaltungen härter eingegriffen, die nachweislich zur Verbreitung des Virus beigetragen haben? Warum verweigert man jetzt den Menschen den Zutritt zu Restaurants und Cafés in denen geregelte Abläufe, Abstände und Hygienemaßnahmen umgesetzt werden? Unsere Betriebe und wenn ich das so sage, meine ich die Mehrzahl aller Betriebe, sind Orte , fast ohne nennenswertes Ansteckungsrisiko. Für mich und mein Team und viele andere, die davon betroffen sind, ist diese erneute Schließung eine große persönliche und finanzielle Herausforderung und ich glaube nicht, dass sich dadurch die Ausbreitung von Covi-19 besser verhindern lässt.  

Siggi Gerdau (links) im Gespräch mit Marco Schmidt

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Wenn ich ihre berechtigten Sorgen aber auch Entrüstung richtig verstehe, fühlen Sie sich zu Unrecht negativ behandelt.

Schmidt:  Ja das stimmt. Außerdem: All die zugesagten Hilfen sind nur zu einem Teil abgerufen worden. In Berlin brüstet man sich mit den Hilfen, aber vor Ort sind die Hürden dermaßen hoch, dass nur wenige in den Genuss der Gelder kommen. Wir hatten und hier rede ich wieder von Markt-Café und La Momenta, ein gutes Sommergeschäft. Wir haben uns die Hacken abgelaufen, um alle Gäste zufriedenzustellen und das ist uns trotz der Platzeinschränkung auch gelungen. Wir haben die Tische vor und nach der Benutzung desinfiziert, haben die Gäste gebeten innerhalb des Gebäudes bis zum Platz nehmen die Maske zu tragen, haben sie selber trotz schwerer körperlicher Arbeit den ganzen Tag getragen. Haben immer wieder auf unsere hauseigene Desinfektionsstation hingewiesen und lüften regelmäßig. 

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Man sagt Ihnen nicht nur in Herborn nach, dass sie es mit der Corona-Prophylaxe und der Hygiene generell sehr ernst nehmen und auf diesem Gebiet als Caféhaus-Betreiber sicher ein Vorreiter sind.

Schmidt: Wenn man das sagt, bin ich sogar ein wenig Stolz und es wird für mich Ansporn sein, auch in Zukunft genauso weiterzumachen, um meinen Beitrag gegen die Verbreitung des Virus beizutragen. 

? gerdaus-welt

Trotzdem haben Sie, wie auch Kollegen, die es mit diesen Dingen vielleicht nicht so genau nehmen, ebenfalls ab heute schließen müssen.

Schmidt: Das ist genau der Punkt. Ich glaube nicht, dass die Pauschalisierung in den Vorbeugungsbemühungen der Weisheit letzter Schluss ist. Wir haben schon vor Monaten in sehr guter Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt eine praktikable und ansteckungssichere Raumaufteilung vorgenommen. Danach hatten wir statt 90 nur noch 42 Sitzplätze im Inneren unseres Hauses zur Verfügung. Diese Aufteilung ist bis heute unverändert geblieben. Meinen Gästen will ich größtmögliche Sicherheit garantieren und natürlich meinem Team auch.  

? gerdaus-welt

Ihr Team, dass sie mehr als einmal ganz sicher berechtig lobten, geht jetzt ebenfalls nach Hause in die Kurzarbeit. Das macht sie, wie wir bereits an anderer Stelle besprachen, alles andere als glücklich.

Schmidt: Zum Glück gibt es ja mittlerweile eine Verlängerung des Kurzarbeits-Geldes. Diese Dinge einschließlich einer Erhöhungsoption, lasse ich derzeit von meinem Steuerberater prüfen. In diesem Zusammenhang wünschte ich mir, dass sich unsere Regierungsvertreter statt sich in dieser Krise, die das ganze Volk beutelt, ihre Diäten nicht auch noch schamlos erhöhen würden. Wenn schon von Diäten gesprochen wird, dann sollte das „Gehalt“ der Volksvertreter eigentlich nach unten korrigiert werden. Das wäre Angesichts der Krise anständig. Um noch mal auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück zu kommen. Wir sind nun einmal eine große Familie und da berührt es mich sehr, wenn es einem von denen möglicherweise nicht gut geht. Außerdem möchte ich die Cafés ja noch weiter betreiben. Daher will ich nach dem LOCKDOWN LIGHT meine Mannschaft wieder komplett an Bord haben und das ist ebenfalls ein Grund mich zu bemühen und dafür Sorge zu tragen.

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Die Stadt wird sich jetzt in der Corona-bedingten Lähmungsphase nicht mehr so beschwingt und lebenslustig darstellen. Die Menschen haben Angst, mögen die Maske nicht tragen und ihnen fehlen außerdem die gastlichen Einrichtungen der Stadt und bleiben deshalb weg.

Dunkle Wolken über dem leeren Herborner Marktplatz.

Schmidt: In der Tat, wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen. Wir haben schon fertige Überlegungen für eine Markisenanlage am Marktcafé in der Schublade, die vom Denkmalschutz aktuell jedoch nicht mit sehr viel Wohlwollen betrachtet wird. Das ist jedoch eine gute Chance für uns und auch für meine Gäste von nah und fern, auch wettergeschützt draußen sitzen und bewirten zu können. Zudem haben wir in umweltfreundliche Infrarotstrahler investiert.  

Viele Gastronomen investieren und versuchen alles, um den Wünschen der Gäste gerecht zu werden und so viele Gäste wie erlaubt bedienen zu können. Wenn wir jetzt nicht mit neuen Ideen der Pandemie und ihren Folgen begegnen, werden nicht nur wir, sondern auch unsere schöne Fachwerkstadt schweren Schaden nehmen. Bezüglich des Denkmalschutzes hoffe ich, dass er nicht mit unterschiedlichem Maße misst. In vielen Teilen der Altstadt haben die meisten Häuser Markisen und ich wünsche mir, dass dies am Marktcafé bald auch möglich ist.  

? gerdaus-welt

Was halten Sie von einem sogenannten runden Tisch um die Dinge anzupacken?

Schmidt: Da halte ich sehr viel von. Da müssen dann aber alle dransitzen und völlig wertneutral ihre Ideen einbringen können. Ich kenne das aus der Industrie und dem Bereich der Werbung. Dort nennt man eine derartige Zusammenkunft „Brainstorming“ und das könnte auch für Herborn sehr hilfreich sein. Noch wichtiger wäre, wenn die Landesregierung da mitmacht. Das heißt: Uns Herbornern signalisiert, wenn bestimmte Parameter wie zum Beispiel der Zurückgang der Fallzahlen in der Region erkennbar ist, dass man dann im Gegenzug verschiedene Maßnahmen aufheben kann. Das meinte ich Eingangs mit der Pauschalierung, die alle derartigen Bemühungen konterkariert.

? gerdaus-welt

Herr Schmidt, wir danken für dieses Gespräch.

Spatzenbad



Haussperlinge baden das ganze Jahr über, dabei ist Sonnenschein eine wichtige Antriebsfeder. Vor dem etwa drei Minuten dauernden Bad wird oft getrunken. Staubbäder folgen häufig dem Bad oder wechseln damit ab. Die Bewegungen beim Staubbaden entsprechen denen beim Wasserbad. Meist erfolgt dieses Baden gemeinschaftlich nacheinander mit anschließender gemeinsamer Gefiederpflege. Gelegentlich wird die für das Staubbad genutzte Mulde auch mit einem Futterplätzen entsprechenden Drohverhalten gegen Artgenossen verteidigt.