Unsere digitale Zukunft

Im Gespräch mit dem Herborner IT-Unternehmer und Experten für digitale
Sicherheitsfragen, Sebastian Decker

Von Michael Scheld

Es sei vorangestellt, dass dieser Artikel nicht die digitale Infrastruktur unserer Stadtverwaltung
in Zweifel stellen soll. Vielmehr geht es darum, die digitale Sicherheit heute anders zu
bewerten und finanziell zu würdigen, als noch vor wenigen Jahren. Ein Kernbereich, der häufig,
nicht zuletzt aufgrund anderer priorisierter Ausgaben und Sachzwänge, vernachlässigt wird
bzw. werden muss. Dies geschieht in Unternehmen gleichermaßen wie in Behörden und
Verwaltungen.
Im Kern geht es mir um die Darstellung, dass es mir als Bürgermeister wichtig wäre, die digitale
Infrastruktur unserer Stadt zukunftssicher zu gestalten. Dazu gehören der Schutz vor
Cyberangriffen, der Ausbau eines leistungsfähigen Glasfasernetzes und der sinnvolle Einsatz
von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Verwaltung.
Im Gespräch mit dem IT-Unternehmer und Experten für Fragen, Entwicklungen und Lösungen
rund um die digitale Sicherheit, Sebastian Decker, habe ich mich mit den zentralen
Herausforderungen und Lösungsansätzen mit ihm ausgetauscht.

Sebastian Decker

Sebastian Decker ist seit 2005 Unternehmer und Gründer der Firma Decker IT-Lösungen. Mit
seinem erfolgreichen Unternehmen betreut er seit 2014 ausschließlich Firmenkunden.
Spitzenunternehmen wie Müller Milch, setzen in Teilbereichen ihrer IT-Struktur auf die
Expertise des Herborner Unternehmers mit seinem 7-köpfigen Spezialisten Team. Decker hat
es sich zur Aufgabe gemacht, die IT-Strukturen von kleinen und mittelständischen
Unternehmen auf die neusten Standards in puncto IT-Sicherheit sowie Soft- und Hardware zu
bringen und zu betreuen. Mit einem weiteren Unternehmen unter dem Namen Core Protect
widmet sich Decker speziell dem Bereich Firewall Systeme, IT-Schwachstellen Identifizierung
und Datensicherungssystemen. um die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Cyberangriffs,
so gering wie möglich zu machen.
Bei der stetig steigenden Zahl von Cyberangriffen und Internetausfällen haben die Experten
von Decker IT-Lösungen und Core-Protect damit alle Hände voll zu tun.
Cybersicherheit und Schutz der digitalen Infrastruktur

Cyberangriffe auf Kommunen sind eine reale Bedrohung. Ransomware, Phishing-Attacken
und Datenlecks können ganze Verwaltungen lahmlegen. Deshalb ist es essenziell, IT-Systeme
bestmöglich zu schützen.

Der Experte empfiehlt eine Kombination aus starken Firewalls,
regelmäßigen Software-Updates und einer konsequenten Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Besonders wichtig ist es, die Mitarbeiter regelmäßig in IT-Sicherheit zu schulen, um Gefahren
frühzeitig zu erkennen.
Doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann ein Cyberangriff nie vollständig ausgeschlossen
werden. Bei der Umsetzung wirkungsvoller IT-Systeme, geht es im Kern um
Risikominimierung, so Sebastian Decker.
Deshalb müssen Notfallpläne erarbeitet werden, um im Ernstfall schnell und effektiv reagieren
zu können. Dazu gehören regelmäßige Backups, eine klare Krisenstrategie und der Zugang
zu externen Sicherheitsexperten wie ihm. Seine Kunden, welche ausschließlich aus
Unternehmen bestehen, setzen bereits erfolgreich auf Zero-Trust-Architekturen und strikte
Zugriffsbeschränkungen. Ein Ansatz, der auch für die öffentliche Verwaltung sinnvoll sein
kann. IT-Sicherheit kostet Geld, doch bei der Betrachtung der zunehmenden Cyberkriminalität,
den daraus resultierenden Folgeschäden und die anschließenden Kosten für deren
Beseitigung, in meinen Augen eine absolut lohnenswerte Investition.
Immerhin geht es hierbei um sensible Daten unserer Bürger und der Stadt!
Glasfaserausbau und digitale Infrastrukturentwicklung
Eine stabile und schnelle Internetverbindung ist die Grundlage für eine moderne Stadt. Doch
der Glasfaserausbau verläuft oft schleppend, weiß Sebastian Decker aus seiner Erfahrung.
Bürokratische Hürden, hohe Investitionskosten und lange Genehmigungsprozesse verzögern
die Umsetzung. Um diesen Prozess zu beschleunigen, müssen Genehmigungsverfahren
vereinfacht, enger mit privaten Anbietern zusammengearbeitet und alternative Lösungen wie
Breitband über TV-Kabel oder 5G ergänzend genutzt werden.
Öffentlich-private Partnerschaften (PPP) können eine sinnvolle Lösung sein, um den Ausbau
effizienter voranzutreiben. Dabei bringt die Stadt die Infrastruktur in öffentlichen Bereichen ein,
während Unternehmen den eigentlichen Netzausbau übernehmen. Erfolgreiche Beispiele aus
anderen Kommunen zeigen, dass solche Kooperationen den Ausbau deutlich beschleunigen
können.

Sebastian Decker (links) im Gespräch mit Michael Scheld


Künstliche Intelligenz (KI) in der Verwaltung.


KI kann Verwaltungsabläufe optimieren, Bürokratie abbauen und Bürgern schnellere
Dienstleistungen bieten. Beispielsweise könnten Chatbots, Bürgeranfragen automatisiert
beantworten, während KI-gestützte Systeme Anträge schneller bearbeiten. Städte wie Wien
und Hamburg nutzen bereits solche Technologien, um ihre Verwaltungen effizienter zu
gestalten.
Allerdings müssen wir auch rechtliche und ethische Fragen berücksichtigen. Datenschutz,
Transparenz und die Vermeidung von Diskriminierung durch Algorithmen sind zentrale
Themen. Deshalb sollten wir KI schrittweise einführen und dabei stets darauf achten, dass sie
den Bürgern dient und nicht zu einer Intransparenz in der Verwaltung fährt.
Technisch müssen wir unsere Systeme modernisieren, um KI sinnvoll integrieren zu können.
Das bedeutet, dass wir unsere Dateninfrastruktur verbessern, Schnittstellen zu bestehenden
Systemen schaffen und unser Personal entsprechend schulen und ausbilden müssen.
In meinen Augen stellt auch dies langfristig eine lohnenswerte Investition dar. Die Rechnung
ist einfach – Arbeitsprozesse werden beschleunigt, fallen weg oder werden ersetzt und im
Ergebnis Kosten eingespart.

Zukünftige Herausforderungen und digitale Entwicklung


Die Digitalisierung schreitet rasant voran. Neben den aktuellen Herausforderungen müssen
wir uns auch auf zukünftige Entwicklungen vorbereiten. Gleichzeitig entstehen neue Risiken
wie KI-gestützte Cyberangriffe oder Deepfake-Betrug.
Um unsere Stadt langfristig abzusichern, müssen wir bereits heute in moderne IT
Sicherheitsstrategien investieren und eine flexible Infrastruktur schaffen. Cloud-Technologien
werden dabei eine zunehmend wichtige Rolle spielen, doch es gilt abzuwägen, welche Daten
lokal gespeichert und welche in der Cloud verarbeitet werden. Open-Source-Lösungen bieten
eine Chance, kostengünstig und unabhängig von großen IT-Konzernen zu arbeiten.
Mein Ziel ist es, unsere Stadt digital sicher, effizient und zukunftsfähig aufzustellen. Das
bedeutet, dass wir in Cybersicherheit investieren, den Glasfaserausbau beschleunigen und KI
gezielt in der Verwaltung einsetzen. Nur so können wir die Digitalisierung als Chance nutzen
für eine moderne, bürgernahe und leistungsfähige Stadt. Fotos: Gerdau

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