„Wu Gaggeragaagspisch en Moijäbbel woase“

Mit dem Mundart-Büchlein „Wu Gaggeragaagspisch en Moijäbbel woase“ hat sich die pensionierte Schulrektorin Bettina Georg aus Herbornseelbach zum zweiten Mal in Folge mit dem Seelbäjer Platt befasst. Bettina Georg hat das „Herbornseelbacher Deutsch“ verständlich übersetzt und hilft wohl damit dem Dialekt mit dem kräftigen R ein Weiterleben auch für die folgenden Generationen zu sichern.

Ein tolles Geschenk, für alle die Dorf erlebt haben oder es noch möchten.

Seelbacher Originale kommen in dem Buch ebenso zu Wort, wie auch Erzählungen, die teils über Generationen weitergegeben wurden. Kulinarische Ergänzungen sind alte Koch- und Backrezepte, die zum Nachkochen animieren und einen tiefen Einblick in die dörflichen Kochtöpfe verschaffen. Überhaupt ist ihr das Wissen über das Leben in dem damals selbständigen Dorf Herbornseelbach derart wichtig, dass sie nicht genug davon bekommen kann. Schicksale, die aus Feldpostbriefen herauszulesen sind, Geschehnisse in der eigenen Verwandtschaft oder der Nachbarschaft und all das, was im Verlauf von Jahrzehnten so alles im Dorf passiert und unbedingt festgehalten werden muss. 

Bettina Georg mit ihrem Werk

Das 145-Seiten umfassende Buch im DIN A 4-Format hat einen ganz eigenen Charme, dem nicht nur dörfliche Insider erliegen werden. Mir hat die Wortsammlung besonders gut gefallen, weil ich in meiner täglichen Arbeit immer wieder Plattschwätzer frage: „Wie wird das denn geschrieben“, aber selten darauf eine befriedigende Antwort bekomme. Jeder Abschnitt des Buches ist aufgebaut wie beim Buchstaben A: Also zunächst Wörter mit Übersetzung, dann Geschichten zum Buchstaben und an dritter Stelle Koch- und Backrezepte.

Der folgende Einblick in das Werk gibt einen kleinen Vorgeschmack.

  1. A
    1.1 Wortsammlung
    A Grammatik mögl. Übersetzung ins Hochdeutsche
    Aabee N, s / S Abort, Abtritt, Toilette
    aach Partikel auch
    Aader N, m / S Eiter
    Aag, Aae N, s / S, P Auge, Augen
    aal, aald Adj alt
    Aaldeutsche Schrift N, w / S Altdeutsche Schrift, „Sütterlin“ – Schrift
    Aal Schuul N, w / S Alte Schule, beherbergt das Heimatmuseum Seelbach unter der Regie der
    Heimat- und Geschichtsvereins 1987 eV
    Aalbabbe, Abbe N, m / S Altvater, Opa
    Aalmodder, Aawe N, w / S Altmutter, Oma
    aawischt Adj unwirsch, unleidlich
    Abbel, Äbbel N, m / S, P Apfel, Äpfel
    Äbbelkuche N, m / S, P Apfelkuchen
    Abbelsien N, w / S Apfelsine, Orange
    Äär N, w / S Erde
    äbsch Adj schlecht gelaunt
    Ärbeer, Ärbeern N, w / S, P Erdbeere, Erdbeeren
    Ärbt N, w / S Arbeit
    Ärder N, w / S Order, Bescheid
    ärwe, ärbt, geärbt V arbeiten, arbeitet, gearbeitet
    ärrern V stapeln, aufschichten
    Affegoad N, m / S Advokat, Rechtsgelehrter
    aich Pronomen ich
    Aijg, Aijer N, s / S, P Ei, Eier
    Aijerkees N, m / S Eierkäse
    Aijgger; aijggern N, m / S, P / V Acker, Äcker; ackern
    Albsch N, m / S Alberner Mensch
    alleweil Partikel jetzt
    Asga N, s / S Umschreibung für „gib Gas“: gebb Asga
    Atzel N, w / S Elster
    Auer N, w / S Uhr
    ausdou V etwas ausziehen
    aut Pronomen etwas
  2. 1.2 Geschichten und „ Verzehlcher “
    1.2.1 Aaldeutsche Schrift
    Diese Schrift, die für unsere Großeltern
    noch Standard war, durfte ich während
    der Grundschulzeit auch erlernen. Das
    hatte große Vorteile beim Sichten und
    Lesen von alten Dokumenten und
    Briefen, die ich ansonsten nicht hätte
    entziffern können. Gerade die Briefe
    meiner verstorbenen Vorfahren aus dem
    Krieg waren so für mich übersetzbar und
    konnten endlich der Familie zum
    Nachlesen überlassen werden.
  3. 1.2.2 Ärbt
    Die folgende Geschichte erzählte mir unser damaliger Pfarrer Hanstein, mit dem ich
    viele Jahre im Vereinsvorstand des Heimat-und Geschichtsvereins tätig war. Er selbst
    hatte ja in den 80igern schon ein wunderbares Büchlein mit dem Titel „Mein Seelbach“
    geschrieben und veröffentlicht, in dem er seiner Ver-bundenheit zum Dorf nebst
    Einwohnern Ausdruck verlieh.
    Doch diese Anekdote habe ich darin nicht gefunden:
    Als Pfarrer musste Hr. Hanstein sich in den ersten Monaten natürlich zunächst einmal
    an die extreme Sprache und Ausdrucksweise der Seelbacher gewöhnen. Obgleich er
    gebürtig aus Hirzenhain war, so war er doch „hochdeutsch“ im Pfarrershaushalt seiner
    Eltern aufgewachsen. Um sich keine Blöße zu geben, fragte er auch nicht immer nach,
    wenn er etwas nicht verstand, sondern machte sich seinen eigenen Reim darauf; wie
    bei der Aussage von einigen Hausfrauen, die auf seine Frage, was denn ihr Mann
    mache, immer antworteten: „Der ärbt“ oder „Der hodd geärbt“.
    Und unser Pfarrer dachte damals im Stillen, und das erzählte er mit lachenden Augen:
    „Was müssen hier doch viele Menschen gestorben sein, wenn so viele Männer erben!“
    Das kommt daher, dass die Begriffe „ärwe “ für „arbeiten“ und „erwe “ für „erben“
    phonetisch nicht zu unterscheiden sind.
    Doch nicht nur Dialekt – Unkundigen passieren solche Fehldeutungen, sondern auch
    Einheimischen, in dem Falle mir selbst, wie im Folgenden zu lesen ist.
  4. 1.2.3 Affegoad
    Oh du meine Güte, wie lange habe ich gebraucht, um die eigentliche Bedeutung dieses
    Wortes im Dialekt zu verstehen, obwohl ich doch mit „Seelbaijer Pladd “ aufgewachsen
    bin und es als meine Muttersprache ansehe. Und der Umstand kam so:
    Als zehnjähriges Mädchen, gerade auf „de huug Schuul“ , also aufs Herborner
    Johanneum Gymnasium gewechselt als erstes Kind unserer Großfamilie überhaupt,
    nannte eine meiner Tanten mich immer „ der Affegoad“ . Ich habe mich im Stillen
    extrem darüber geärgert, dachte nur, jetzt bist du nicht nur eine Brillenschlange, wie
    mir einige Kinder nachriefen, weil ich eine einseitig abgeklebte dicke Brille trug,
    sondern auch noch ein Affe. Ich wehrte mich nicht, ertrug es geduldig. Fragte auch
    nicht nach, was denn das „goad“hinter dem „Affe“ bedeutet.
    Viele, viele Jahrzehnte später, die scheinbare Schmach längst verdrängt, bekam ich
    mit, dass mein Bruder einen seiner Söhne, einen Bücherwurm, als „ Affegoad“
    bezeichnete. Ich war so erschrocken darüber, dass ich gleich einlenken musste:
    „ Weij konnsd dau nur med su em beleijdichende Worrd deun Jong tidelleijern?“
    Antwort meines Bruders:
    „Weij kimmst dau mer doa ver? Aijch will den doch net beleijdiche. Der es doch ous
    „Advokat “ en der Familie, su beleäse weij der es.
    Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Hatte ja auch lange genug gedauert.
    Mit „Affegoad“ ist der „Advokat“ gemeint, der Rechtsgelehrte mit meist sehr h ohem
    Ansehen. Also hatte mich meine Tante in meiner Jugend gar nicht beleidigen wollen,
    sondern einfach dem Umstand Ausdruck verliehen, dass ich ein belesenes Kind war.
    Endlich konnte ich herzlich darüber lachen und ihr verzeihen, obwohl es ja gar nichts
    zu verzeihen gab. So entstehen halt Missverständnisse. Gut, dass sie zuweilen geklärt
    werden können.
  5. 1.2.4 Aijer backe (von Bettina Georg)
    Weij woar dos froijer doch su schie,
    wonn mer off de Stronz konnt gieh!
    En oft noam feijern en der Noacht,
    wouwwer noch e Ponn voll Aijer gemoacht.
    Meist zesoame met vill Moann.
    Immse grießer woar de Poann.
    En hatt mer net genong Aijer ver se all,
    ging´s bein Nächste med em Hoijerstall.
    Zoum Beispiel en de Seelbaijer Meehl,
    gesonge wouwwer dou aus voller Kehl.
    Bei suvill Musiggern em musikalische Dorf,
    woar immer or debei, der es Hernche holt.
    Or de Knutsch, aach Quetschkommod genoannt,
    spilld Liejer, dej mer all gekoannt.
    Beim Hoamgieh worsch dou meist schu hell,
    doch verm Goang ens Bett moacht mer noch schnell
    en Oabstecher en de Backstoob, su schie woarm,
    vo Sophies brocht mer noch e poar Waijg med hoam.
    Fersch Froistegg vo der „Family“,
    joa, wej worsch froijer doch su schie!
    1.3 Koch- und Backrezepte
  6. 1.3.1 Aijerkees
    Zutaten für zwei Personen
    3 Eier, 150 ml Milch, etw. Salz + Zucker: verrühren, ins Weck-Glas und ins Wasserbad
    Wenn die Masse gestockt ist, kann diese in die Eierkäseform umgefüllt werden.
    Hat der Eierkäse seine Festigkeit in der Form erreicht, kann er gestürzt werden. Nun
    ist er bereit als Belag f ür Weißbrot oder Kringe. Bestreut wird er mit Zimtzucker.
    Möchte man für mehr Personen Eierkäse machen, rechnet man einfach pro Ei: 50 ml
    Milch dazu und entsprechend mehr Salz und Zucker; also bei 10 Eiern: 500 ml Milch!

Das Buch kann man für 15 Euro direkt bei der Autorin Bettina Georg in der Bergstraße 8 in Herbornseelbach, Phone 02772/62867 beziehen.

Sue Werrerrr

Pfarrer i. R. und Stadtführer Ronald Lommel beherrscht das Westerwälder Platt wie kaum ein anderer. Besonders schön klingt es, wenn er seine selbst getexteten Gedichte in dieser Mundart vorträgt. Übers Wetter kann man immer sprechen, mag er sich da gedacht haben und wer in versteht, dem gefällt dieses wunderschöne Gedicht sicher sehr gut.

Mitten unter den Menschen fühlt sich Ronald Lommel am wohlsten.

Sue Werrerrr

De Sonn sticht strak vom Him-mel her,

 ganz gna-den-los id Land.

De Men-sche kimmt doat ko-misch ver,

 hoed sue noch net ge-kannt.

De Luft es häeß, en setzt wej Blei

 i je-der E-cke denn.                                                

Doat gieht ze weit, ihr lejwe Leu                       

 Wann dowt dej Hetz`verschwenn?  

Etz wär-det Zeit, doat et bahl raant                      

 sust gieh mir hej noch i –

nur blo-er Him-mel uss be-gaant

 doat es etz nau-mi schie.

Uff emohl hiert mer i der Hetze

 ganz weit a lei-ses Grolln

Doat kimmt, wej aich-ed i-schät-ze

 Sue schwinn als häd-det Rolln

Donkel wär-det aach ganz plötz-lich              

 dicke Wolge  ver dr Sonn

Et blitzt en doont barwarsch en schrecklich

 als wärt de letzte Stonn.

De Vi-jel flej dicht ew-werm Burre,

 Beme läe sich i de Wend

Schun feng-tet anoch oe ze scher-re

  Gewirrer,  sue a Ge-werrer

Et kracht en blitzt, et stürmt en jaht

 im Nu esst trät-sche-nass

wer häd-de doat verher ge-ahnt                       

 Sue Werrer mächt ken Spaß   

Doch schwinn wejt kom, genget ver-ewer

 Der Him-mel farbt sich werre blo

Nur kurz woar des-mohl doat Ge-werrer

  • de Sonn es werre gleunich do…

                                   2019 Ronald Lommel

Platt-Sprech verbindet

Wer im Herborner Raum von Dialekten und plattsprechenden Menschen spricht, denkt sicher unwillkürlich an den mittlerweile emeritierten, langjährigen Pfarrer Ronald Lommel. Der Geistliche mit dem markanten Vollbart, hat sich wie kaum ein anderer im heimischen Raum mit den hier vorkommenden vielschichtigen Mundarten befasst. Kenner hören bei ihm ganz deutlich den Langenaubacher Jung heraus, wenn als Fremdenführer durch Herborns Gassen führt, um ihnen die Stadt an der Dill nahezubringen. In der heimischen Mundart sprechen ist eine Sache. Ronald Lommel reicht das jedoch nicht. Akribisch, fasst wissenschaftlich setzt er sich immer wieder mit den Dialekten auseinander. Im hessischen Mundart- Dachverband ist er der 2. Vorsitzende und dort setzt er seine ganze Kraft für die regionale Sprache und deren Erhalt ein. Dem nachfolgenden Artikel werden noch weitere in meinem Blog folgen und ich bin Stolz darauf, diese hier veröffentlichen zu dürfen. sige

Hochdeutsch, Platt, Dialekt und Mundart                                     

von Ronald Lommel

Seit einigen Jahren stelle ich fest, dass immer mehr Menschen in unserer Region sich zu ihrer Heimatsprache, dem sogenannten „Platt“ bekennen. Galt es lange Jahre als unschicklich und hinterwälderisch, so entdeckt und liebt man in unseren Tagen immer häufiger die Einzigartig-keit und Besonderheit unser eingeborenen Sprache. Als Stadtführer bin ich immer wieder überrascht, wie viele Menschen mich darauf ansprechen.

Unser „Hochdeutsch“ wurde vor allem von Martin Luther bei seiner Bibelübersetzung nach der sächsischen Kanzleisprache entwickelt. 1534 erschien die erste Gesamtdeutsche, allge-mein anerkannte, Übersetzung der ganzen Heiligen Schrift. Diese Übersetzung war einfach eine Meister-leistung, die bis heute unübertroffen ist. Luther war ein Sprachgenie.

Neben dieser Kunstsprache „Hochdeutsch“ gibt es aber weiterhin eine Vielzahl von lokalen, deutschen Natursprachen, die, bedingt durch die verschiedenen Landschaften und alten Stammesherkunften der Menschen, sich ihre je eigenen Besonderheiten erhalten haben. Diese „Natursprachen“, oder, wie ich gerne sage „Heimatsprachen“ gibt es in jedem Volk. Sie alle haben einen eigenen Klang und Wellenlänge, die einem Fremden zumeist unzugänglich sind. Aber sie verbinden auch die Menschen einer Gegend, ja einer ganzen Region; denn sie vermitteln Heimat und Geborgenheit, Zugehörigkeit und Nähe, nach der viele Menschen sich auch heute noch sehnen. Nicht von ungefähr wird diese Sprache auch als „Sprache des Herzens“  bezeichnet. Und ich denke, dass wir, was das Sprechen dieser Sprachen betrifft, noch ziemlich am Anfang stehen. Das liegt auch mit daran, dass sie bisher selten schriftlich vorliegen, abgesehen vielleicht mal vom „Plattdeutschen“ und kleineren regionalen Veröffentlichungen in regionalen Heimatzeitungen und deren Beilagen wie der Dill-Zeitung oder Herborner Tageblatt.

Übrigens, das Wort „Platt“ kommt sprachgeschichtlich aus dem Griechischen „platys“. Dies wurde ins Lateinische übernommen als „plattus“ und hat eine Doppelbedeutung: einmal „breit“, „eben“, „flach“ und zum anderen: „verständlich“, „deutlich“, „bildhaft“. Letzteres ist daher in Bezug auf Sprache der treffende, tiefere Sinn. Der Satz: „Ich sage es mal ganz platt“ bedeutet daher: „Ich sage es jetzt mal so, dass es jeder versteht!“ Also, kein Schnick-Schnack, kein Drumherum, sondern deutlich deutsch, frei raus, so wie es von Herzen kommt! Das zeichnet die Menschen aus, die „platt“ schwätze.

Der Ausdruck „Diaklekt“ stammt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet: „die im Umgang miteinander gesprochene Sprache.“ Gegenüber dem Wort „Platt“ klingt „Dialekt“ natürlich vornehmer, trifft aber nicht automatisch den Kern einer Sache, es ist eher eine Ver-allgemeinerung. Im Jahre 1640 hat der deutsche Sprachforscher  und Wortschöpfer Philip von Zesen  für das griechische Wort „Dialekt“ das deutsche Worte „Mundart“ gefunden, im Gegen-satz zur Schreibart – auch das ist bei uns noch dergestalt im Bewusstsein, dass man gerne das Hochdeutsch reden als „nach der Schrift schwätze“ bezeichnet.

Kennzeichen der „Mundart“ ist, dass sie eben nur gesprochen und, bisher zumindest, selten aufgeschrieben ist. Es ist auch nicht einfach, sich an das Schriftbild einer Mundart einzulesen, gerade die Selbstlaute haben eine solche Bandbreite, dass dies kaum aufs Papier gebracht werden kann. Dennoch, eines erfahre ich als eingefleischter Mundartler immer wieder: Mundart eröffnet häufig völlig neue Perspektiven. Starre, feste Begriffe werden durch die Mundart ganz anders ins Leben hineingeholt. Auch Texte der Hochdeutschen Bibel erhalten durch die Mundart manchmal einen ganz neuen Schwung und eröffnen so neue Gedanken. Und das reizt mich persönlich natürlich besonders…

Der sehr beliebte ehemalige Herborner Pfarrer Ronald Lommel, hat sich der Erforschung der heimischen Dialekte verschrieben. Foto: Siegfried Gerdau

Entwickelt sich Herborn immer mehr zu einem zweiten Nürburgring?

Soeben erhielt ich folgenden Leserbrief von einem anonym bleibenden, mir aber sehr gut bekannten Herborner Bürger.

Liebe Stadtväter, wir freuen uns, dass Ihr in dieser schweren Zeit doch noch ein Event gestattet. Nürburgring und Hockenheimring sind geschlossen, aber der „Herbornring“ lebt. PS-starke Boliden rasen durch die Innenstadt und sorgen mit röhrendem Auspuff und knallenden Fehlzündungen für eine wahre Rennatmosphäre, die keine Wünsche offenlässt. Rund um die Stadt tragen rasende Biker mit überdrehten Motoren und ohne Schalldämpfer zur Stimmung bei. Das alles sehr zur Erbauung  von Rentnern, Kurzarbeitern und Homeoffice Tätigen. Mein Vorschlag: Liebe Mitbürger, notiert euch die Kennzeichen und meldet sie ans Ordnungsamt, damit die Sieger entsprechend geehrt werden können. Eure dankbaren Herborner Mitbürger.“

Die Fahrzeugbelastung der Herborner Innenstadt ist wie hier an einem Freitagmittag in der Nassaustraße schon erheblich. Wenn dann abends und nachts noch der „Rennverkehr“ dazu kommt, reicht es auch den geduldigsten Bürgern. Foto: Gerdau

Ungeachtet des deutlich herauslesbarem Sarkasmus, spricht dieser Mann mittleren Alters, der noch voll im Erwerbsleben steht, sicher nicht wenigen Menschen in der Bärenstadt aus dem Herzen. Wer es selber erleben möchte, stelle sich Abends einfach mal an die Rennstrecke Innenstadt, Schießplatz oder Schnellstraße von Burg nach Sinn. Junge Angeber in Fahrzeugen, die sich nicht mal ein Gewerbetreibender leisten kann, lassen ihre PS-starken Motoren aufheulen, um vermutlich irgendwelchen imaginären weiblichen Wesen ihre Stärke zu demonstrieren. Die sind aber in der Regel gar nicht anwesend, weil die meisten von ihnen intelligente „Bewerber“ vorziehen. Die Anwohner, Schichtarbeiter, kleine Kinder, Senioren und Menschen, die sicher alle schon einmal einen Motor gehört haben, sind jedoch einfach nur genervt. (sige)

Herborn hat ein neues gastronomisches Highlight

„Restaurant 1577 im Hotel zum Löwen“ geht am Wochenende an den Start und ich durfte die ersten Fotos veröffentlichen.

Die Außenwerbung wird in den kommenden Tagen auf den neusten Stand gebracht.

„Auf dieses gastronomische Schmuckstück hat Herborn gewartet“, glaubt ein Fachmann, der weiß wovon er spricht.

Umfassen technisch und optisch auf den neuesten Stand gebracht, eröffnet der im Volksmund genannte „Herborner Löwe“ in der Turmstraße 3 mitten in der Herborner Altstadt am kommenden Wochenende seine Pforten.

Die Gasträume lassen kaum Wünsche offen

Was hier in wenigen Monaten geschaffen wurde ist einfach genial. Das sehr in die Jahre gekommene Hotel-Restaurant Leo’s wurde buchstäblich unter Einsatz aller Kräfte aus seinem Dornröschenschlaf befreit. Jetzt ist der Restaurantbereich fertig und kann am kommenden Wochenende in Augenschein genommen und die Küche getestet werden.

Der Hotelbereich sowie die Gaststätte im Untergeschoss wird im kommenden Herbst fertig sein, sagte Pächter Achim Betz (61). Der Küchenmeister mit 45-jähriger Berufserfahrung freut sich am meisten über seine große Küche, die mit den modernsten Geräten ausgestattet ist und vermutlich kaum zu toppen ist.

Altes erhalten und Neues genießen, ist die Philosophie von Besitzer und Pächter

Hier wird der Küchenchef seiner Kreativität freien Lauf lassen und mit einem Speiseangebot aufwarten, so dass die Gaumen seiner Gäste in Verzückung geraten.

Die heimelige Sofa-Atmosphäre verwöhnt beim Aufenthalt in dem Restaurant die ganze Familie

In den sehr ansprechenden und ausgesprochen gemütlichen Gasträumen mit 45 Sitzplätzen (Corona bedingt ist diese Zahl derzeit etwas niedriger) können die Restaurantgäste ab 8.30 bis 11.30 Uhr ihr Traumfrühstück einnehmen. Betz verspricht, dass jedem Wunsch entsprochen wird.

Die letzten Tage bis zur inoffiziellen Eröffnung fordern den vollen Einsatz der Betreiber.

Das Mittagessen kann entweder a la Carte oder als Tagesgericht bestellt und zwischen 12 und 14 Uhr eingenommen werden. Die Zutaten werden ausschließlich aus der Region beschafft. So bezieht Betz seine Fleisch- und Wurstwaren aus der Metzgerei Herr gleich um die Ecke. Ausgesuchte Kartoffeln kommen von einem heimischen Bauern und so ist es auch mit dem ausnahmslos frischen Gemüse.

Beim Essen auf das rege Leben in der alten Fachwerkstatt zu schauen macht einfach nur Spaß.

Das Restaurant nimmt als einziges Haus dieser Art in Herborn an Hessen à la carte teil. Das freut besonders den Chef des Herborner Stadtmarketings Jörg Michael Simmer.

Die schweren Eichenbalken überdauerten schon viele Jahrhunderte und könnten viel erzählen.

Info: Hessen à la carte ist die Kooperation der hessischen Regionalküche. Die Mitgliedsbetriebe aus den unterschiedlichen Regionen Hessens bilden Deutschlands älteste regionale Qualitätsgemeinschaft. Hessen à la carte – Betriebe machen Lust auf mehr, Lust auf die hessische Küche, die für regionale Produkte, Althergebrachtes und Innovation steht und verspricht Produktqualität, Ursprünglichkeit und Nachhaltigkeit. Plastikverpackungen für Kaffeesahne, Brotaufstriche oder Butter sind im Übrigen absolut verpönt.

Mir war es gelungen die einzig vorhandene, aktuelle Speisekarte mit dem Handy abzufotografieren. Sieht doch gut aus oder?

Von 17.30 bis 21.30 Uhr kann man im Restaurant 1577 im Hotel zum Löwen zu Abend dinieren. Im Übrigen ist das Restaurant täglich durchgehend geöffnet. Nachmittags gibt es immer Kaffee und Kuchen. (Dienstags ist Ruhetag).

Armin Betz Bestreben ist dem Gast DIE Gemütlichkeit zu schenken, dass er sich im Löwen wie in seinem zweiten Wohnzimmer zuhause fühlt.

Viele Besucher freuen sich schon auf einen Aufenthalt auf der großzügigen Hotel-Terrasse mit 40 Sitzplätzen. Um es den Gästen so bequem wie möglich zu machen, wird derzeit noch an einer von dort aus zugänglichen Toilette gearbeitet.

Terrasse mit Außentoilette

Der Text wird in den kommenden Tagen noch aktualisiert.

Text und Fotos: Siegfried Gerdau