Spitzenmode zu unvergleichlichen Preisen.

Von Siegfried Gerdau

Die modebewusste Herborner Damenwelt ist begeistert. Mit der Eröffnung des Pop Up Designer Outlet in der ehemaligen Geschäftsstelle des Herborner Tageblatts am Marktplatz hat Brigitte Zimmer aus Dreieich-Sprendlingen ihr Versprechen gehalten, zum dritten Male wieder nach Herborn zu kommen. Die Modehaus-Betreiberin bietet Damenoberbekleidung der bekanntesten Modemarken an, die 50 Prozent und oftmals auch bis zu 60 Prozent unter den regulären Verkaufspreisen liegt.

Ingeborg Brinkmann (l.) und Birgit Wendel vor dem BZ-Look am Herborner Marktplatz

Die hochwertige Prêt-à-porter-Ware des Herborner BZ-Look ist für Frauen, die immer gut und zeitlos gekleidet sein wollen, genau richtig. Die günstigen Preise für die Frühjahrsmode resultieren dabei aus dem Geschäftskonzept und der Tatsache, dass sehr viele Einzelstücke die Auslagen dominieren. Teilweise werde auch Mode aus der vergangenen Saison angeboten, sagt die Dillenburgerin Birgit Wendel. Sie ist neben Ingeborg Brinkmann aus Herborn für die Beratung und den Verkauf im BZ-Look zuständig. Bekannte Marken wie NVSCO, MAX MARA, SEDUCTIVE, RENÉ LEZARD, PAMELA HENSON, HEMISPHERE, sind ebenso vertreten wie STRENESSE und viele andere.

„Was wir anbieten sind in der Regel klassische Geschichten, die man wirklich sehr lange tragen kann“, sagt Ingeborg Brinkmann. Sie selber kleidet sich bereits seit 26 Jahren bei Brigitte Zimmer ein und trägt ihre guten Stücke teilweise bis zu 10 Jahre. Die gesamte Bandbreite an Kleidergrößen sei vorhanden, „aber die rund 250 Einzelangebote sind natürlich nicht mehr durchsortiert“, ergänzt sie. „Pop Up Outlet ist nicht automatisch billig, aber die Preise für die hochwertigen Marken in unserem Geschäft sind im Vergleich mit ihren ehemaligen Verkaufspreisen sehr attraktiv“, macht Birgit Wendel deutlich.

Brigitte Zimmer führt ihr Dreieicher Modegeschäft bereits seit 44 Jahren und hat einen großen Kundenstamm aus Dillenburg und Herborn. Das war auch der Grund, warum sie sich gerade in Herborn nach einem leerstehenden Ladenlokal umgesehen hatte. Hier gefällt ihr besonders die tolle Atmosphäre, die liebenswürdigen und aufgeschlossenen Menschen, die gute und aktuelle Mode zu schätzen wissen.

Die Lage ihres angemieteten Geschäfts sei mehr als optimal, aber leider sei ihr Engagement in der Stadt bis Ende April begrenzt. Für ihre Kundinnen heißt es nun das tolle Warenangebot zu nutzen. So schnell wird man nicht wieder Spitzenmode zu diesen fantastischen Preisen erwerben können. Die Öffnungszeiten für das BZ-Look sind von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Samstags ist das Geschäft am Herborner Marktplatz von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

Ein Pop-up-Verkauf (von englisch to pop up „plötzlich auftauchen“) wird in Deutschland meist als Pop-up-Store betrieben. Damit ist ein kurzfristiges und provisorisches Einzelhandelsgeschäft gemeint, welches vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben wird. Das Warenangebot entspricht meist dem einer Boutique. Fotos: Gerdau

Caféhaus-Sterben leicht gemacht.

Von Siegfried Gerdau

Cafés Gaststätten und Restaurants haben in zivilisierten Gesellschaftssystemen eine hohe Sozialisierungsfunktion. Menschen treffen sich, reden miteinander, tauschen Sorgen und Nöte genauso wie freudige Ereignisse oder ganz profane Nachrichten untereinander aus. Neben der reinen Versorgung mit Speisen und Getränken haben Caféhausbetreiberinnen und Betreiber somit eine der wichtigsten Funktionen überhaupt. Sie sind der gesellschaftliche Kitt und decken ohne eigenes Zutun die Bereiche Kummerkasten, Informationszentrale und Sozialarbeit mit all ihren Facetten ab.

Das Eisemrother Café Lönneberga ist Geschichte.

Die Erwartungen an die Betreiber sind dementsprechend hoch. Die Häuser müssen ansprechend eingerichtet, das Servicepersonal professionell geschult und in jeder Situation freundlich und zuvorkommend sein. Möglichst schnell müssen die bestellten Gerichte oder auch nur die Getränke, natürlich allererster Güte und vor allem preislich akzeptabel, serviert werden. Das Angebot auf Speise-und Getränkekarten sollte so umfangreich wie möglich sein und die Zutaten frisch und aus regionalen Betrieben kommen.

Die Gasträume müssen angenehm temperiert und äußerst gepflegt sein, die Öffnungszeiten nach Möglichkeit den Ausgehgewohnheiten der Gäste entsprechen. Parkplätze sollten in ausreichender Zahl in der Nähe vorhanden sein. Die parkenden Fahrzeuge jedoch die umliegenden Anwohner nicht stören und keinen Lärm verursachen.

Das alles ist die eine Seite der Medaille. Selbstverständlich müssen sich die Gäste keine Gedanken um die Bedürfnisse von Café und Gaststättenbetreibern machen. Sie dürfen davon ausgehen, dass sie für ihr gutes Geld alles, was ihnen persönlich guttut, auch bekommen.

Dennoch will ich einen Blick hinter die Kulissen werfen und deutlich machen, warum so mancher Dienstleister plötzlich und unerwartet das Handtuch wirft. Sicher gibt es Betriebsschließung wegen zu großer Blauäugigkeit und mangelnder Fach- und Sachkenntnis. In der Regel sind jedoch die überbordenden administrativen Zwänge und Auflagen der Grund, warum der besten Wirtin oder Wirt irgendwann der Kragen platzt oder einfach die Luft wegbleibt.

Ein Beispiel ist das schöne, von den Gästen sehr gut angenommene und wunderbar gelegene, ehemalige Café „Lönneberga“ in Siegbach-Eisemroth. Die Betreiber, das Ehepaar Stephanie und Jörn Rink eröffneten es im Herbst des vergangenen Jahres, nach umfangreichen Bau-und Renovierungsmaßnahmen im eigenen Haus.

Steffi Rink

Steffi, die hübsche Frohnatur, hatte klare Vorstellungen, fachliches Knowhow, ließ die Finger fliegen, backte Kuchen, hielt die Räume blitzsauber und die Gäste besuchten an schönen Tagen dieses liebevoll eingerichteten Café in großer Zahl. An manchen Tagen kamen bis zu 80 Personen. Der Laden lief und es sprach sich innerhalb kürzester Zeit herum, dass durchs wunderschön gelegenen Eisemroth nicht nur ein perfekter Radweg führt, sondern ein Café allererster Sahne vorhanden war.

Sehr schnell kam aber auch der Beamtenapparat in Schwung und kaum klingelten die ersten Cent in der Kasse des Hauses, waren die öffentlichen Bediensteten zur Stelle und machten kostenpflichtige Auflagen ohne Ende. Sie interessierte nicht die Nachhaltigkeit des kleinen Unternehmens für die Region. Nicht die Bedürfnisse von Gast und Betreiber. Auch der Vorteil für Natur und den Gesundheitsgewinn für die Radfahrerinnen und Radfahrer, war nicht maßgeblich.

Der Amtsschimmel wollte Futter, egal wie und die Vielzahl von Vorschriften und Paragraphen müssen erfüllt werden.

Steffi erzählt: „Da kamen GEZ, Gema, die Berufsgenossenschaft und die IHK. Die Gewerbeaufsicht kontrollierte und natürlich der Brandschutz. Die immens ansteigenden Stromgebühren waren kaum noch zu Händeln. 40 Euro pro Monat zahlte ich dafür, dass ich meine Registrierkasse betreiben durfte. Gebühren für Müll und Wasser, Krankenversicherung und Gebühren für Minijobberzentrale und Versicherungen. Auch die deutlich höheren Heizkosten schlugen erheblich zu Buche. Nicht zu vergessen die Grund-und Gewerbesteuer.“

„Anstatt auch nur einen Euro zu verdienen, rutschten wir Monat für Monat immer mehr ins Minus“, sagte die junge Frau. Wir konnten halt nur an Wochenende Gäste erwarten und dann brauchte ich besonders bei schönem Wetter zusätzliche Mitarbeiterinnen, fügt sie hinzu. Wenn mein Mann nicht Geld verdienen würde und wir auch keine Miete zahlen müssen, hätten wir das alles noch keine vier Wochen überlebt. Mein Steuerberater (der dies alles ja auch nicht umsonst macht) sprach von zunehmendem Sterben der Gastronomie. Die exorbitant steigenden Strom- und Nahrungsmittelpreise, hohe Treibstoffpreise und Mieten, animieren die Menschen nicht gerade dazu, ihre verbleibenden Euros in Cafés zu tragen.

Ende 2021 zogen mein Mann und ich Bilanz. Nach Abzug aller Verbindlichkeiten verblieben uns satte 1 600 Euro Verlust. Dafür habe ich sieben Tage in der Woche schwer geschuftet, war Tag für Tag entweder im Café oder dafür unterwegs. Das „bisschen Haushalt“ für unsere dreiköpfigen Familie habe ich überhaupt nicht dazugerechnet. Verdient hat mein Mann und einen Teil davon ins Café gesteckt.

Schluss und zwar auf der Stelle. Das war das Resultat langer, schmerzlicher Beratungen. „Ich habe alles richtig gemacht. Die Gäste waren mehr als zufrieden und auch die Haushaltsführung hat immer gestimmt. Gelernt habe ich, dass man einen solchen Laden, der nur an drei Tagen in der Woche läuft, nicht wirtschaftlich betreiben kann. Ich habe begriffen, dass es in Deutschland nicht gewollt ist, dass ein kleiner Betrieb überlebt. Mein Steuerberater hat mir bescheinigt alles korrekt gemacht zu haben. Caféhausbetreiber müssten sieben Tage in der Woche geöffnet haben und immer ein paar Events anbieten, um geradeso über die Runden zu kommen. Er kenne kein Café, dass nennenswerte schwarze Zahlen erwirtschaftet und dies nicht einmal in den Städten.“

Steffi ist traurig. Nicht nur weil sie das Lönneberga mit viel Herzblut aufgebaut hat und es trotz guter Frequentierung schon nach kurzer Zeit erkennbar war, dass es so nicht funktionieren konnte. „Das alles ist sehr niederschmetternd“, sagt Stephanie Rink, die ehemalige Betreiberin des Erlebnis-Cafés Lönneberga. Sie wird jedoch auch weiterhin ihre schönen Räumlichkeiten für Ausstellungen und ähnliche Events nutzen. So fand am Sonntag die Fortsetzung der erfolgreichen Osterausstellung mit Ausstellern aus der Region statt. Bleibt nur zu hoffen, dass dabei die behördlichen Auflagen ein gesundes, nachvollziehbares Maß nicht übersteigen.

„Glückauf“, Steffi und Jörn, ich bin auch traurig, dass Euer schönes Lönneberga nunmehr Geschichte ist. Ich bleibe euch dennoch treu.  Fotos: Gerdau 

Mineralogisches Wochenende in Merkenbach

Von Siegfried Gerdau

Hunderte schöne Steine aus den unterschiedlichsten Erdzeitepochen, zufriedene Semiprofis und zahlreiche interessierte Mineralienliebhaber trafen am vergangenen Wochenende im Merkenbacher Bürgerhaus aufeinander. Nach zweijähriger, coronabedingter Abstinenz fand in dem Herborner Stadtteil der 27. Internationale Mineralientauschtag und die 21. Herborner Mineralienbörse statt. Während der Samstag als Tauschtag den Fachleuten vorbehalten blieb, waren am Sonntag Tür und Tor für die unterschiedlichsten Besuchergruppen aus der Bevölkerung geöffnet.

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

Die Herborner Mineralienfreunde e.V. existieren als Verein seit 1995. Sammler der kleinen und großen Kostbarkeiten gibt es hingegen schon deutlich länger. Was sie alle eint, ist die Liebe zu den seltenen Fundstücken, von denen jedes einzelne ein Unikat ist. Während die Einen mit wissenschaftlicher Akribie das sehr komplexe Thema bearbeiten, kamen und kommen andere eher zufällig an dieses schöne Hobby. So wie Karl Stahl aus Ewersbach. Der pensionierte Förster sammelte im Verlauf seiner beruflichen Laufbahn immer mal wieder Steine, die ihm bei seinen „Streifzügen“ durch die Wälder buchstäblich vor die Füße kamen. Daraus wurde eine ansehnliche Sammlung, die er am Samstag mal wieder „auffrischen“ wollte. Schöne Exemplare wechselten so die Besitzer und das alles, ohne einmal die Geldbörse zu öffnen.

Karl Stahl

Eulalia Pojol und Michael Töpfer aus Heilbronn sind im Mineralienkomplex sehr alte Hasen. Nach Herborn zur „Mineralien-Expo“ kommen sie jedes Jahr und ihren Urlaub verbringen sie schon seit 35 Jahren immer mit dem für sie schönsten Hobby der Welt. Eulalia, die gebürtige Katalonierin spricht sieben Sprachen fließend und dadurch bereitet ihr die Kommunikation, auch mit den Besuchern aus anderen Ländern, keine Probleme.

Viele der Steine sind von Laien kaum von teuren Edelsteinen zu unterscheiden. Die Härte macht aus einem schönen Stein, ein Edelstein, verrät einer der Experten. Traumhaft anzuschauen, auch die Drusen. Sie sehen aus der Nähe oder mit dem Makroobjektiv fotografiert, wie Edelsteinhöhlen aus. Eine Besucherin verliebte sich sofort in eines der guten Stücke und kaufte es auf der Stelle. Aus Gernsbach, aus dem Landkreis Rastatt, kam Dr. Ilo Brauch samt Ehefrau mit seinem Raman-Spektrometer. Mittels der von ihm weiterentwickelten Technik lassen sich die unterschiedlichsten Eigenschaften von Kristallen sowie ihre Zusammensetzung exakt analysieren. Das Gerät ist für Mineralogen sozusagen ein erschwingliches Muss.

Grube Clara im Schwarzwald ist eine der mineralienreichsten Gruben der Welt. Hier ist Richard­ Bayerl (Richi) in seinem Element und das schon von Kindesbeinen an. In Sachen Azurit, Skorodit, Klinoklas, Fluorit und 400 andere Mineralien kennt er sich aus, wie in seiner Westentasche. Auf den Herborner Mineralientagen ist er immer anzutreffen und „bei uns ein gerngesehener Gast“, sagt der Vorsitzende der Mineralienfreunde Paul Djalek.

Jeder der zahlreichen Aussteller ist ein Fachmann in seinem geografischen Gebiet und „seiner“ steinharten Disziplin. Viele lassen ihre Sammlung gerne bewundern und denken nicht im Traum daran, sie zu veräußern. Andere wiederum versuchen durch ständiges Tauschen eine gewisse Chronologie in ihren Bestand zu bekommen. Natürlich kommen auch Händler sagt einer, der unzählige kleine Klarsichtbehältnisse in Setzkästen auf den Tischen aufgebaut hat. Die Preise ergäben sich aus Angebot und Nachfrage. Mancher Besucher ist erstaunt, wie relativ wenig er für ein Stück seines Begehrens auf den Tisch des Hauses legen muss.

In der kleinen Küche neben dem Saal werkeln fleißige Helferinnen und zaubern leckere Würste mit Kartoffelsalat für die hungrigen Besucher. Alle Besucher und Aussteller sind im Übrigen mit Mund und Nasenschutz unterwegs. Das sei Pflicht bei ihnen, sagt Paul Djalek aus Asslar. Er ist die gute Seele der beiden Veranstaltungen und eilt unentwegt von Aussteller zu Aussteller. „Wir sind eine große Familie und nicht zuletzt durch unser Hobby fest miteinander verbunden.“ Diese Freundschaften gehen über Landes-und Staatsgrenzen hinaus, fügt er hinzu. Mit dem Verlauf ihres mineralogischen Wochenendes ist er und seine Freunde wieder einmal sehr zufrieden. „Corona hat uns zwar ein wenig in unseren Aktivitäten gestört, aber das ging uns ja nicht alleine so.“ Kontakt: Paul Djalek, Sonnenweg 4, 35614 Aßlar – Werdorf. Phone: 06443 / 3876   Mobil: 01705616611. E-Mail: paul.djalek@gmx.de. Fotos: Gerdau

Selbstgebastelte Ostergeschenke bei Tweety’s

Anja Hähners Imbiss in der Herborner Bahnhofstraße (gegenüber der Sparkasse) kennt vermutlich jeder. Dass die 55-Jährige ein fleißiges Basteltalent ist, wird wohl nur den wenigsten bekannt sein.

Wer vor Weihnachten bei ihr seine leckere Bratwurst mit Fritten verzehrt, sieht die geschmackvoll dekorierten Mini-Geschenkauslagen ebenso, wie jetzt vor Ostern die süßen, von ihr selber kreierten und hergestellten Ostergeschenke. Da gibt es Stofftassen, schöne Finger-Ringe für die kleinen Hände oder Spruchscherben und alles fürs kleine Geld.

Es lohnt sich einfach mal bei Tweety’s vorbei zu schauen und wenn es nur darum geht, auf den letzten Drücker ein kleines Mitbringsel zu ergattern. sig/Foto: Gerdau

Ostergeschenke für geflüchtete

Hallo Herr Gerdau

Ich hoffe sie können mir helfen.

Aktuell läuft bei mir eine Osterhasen Spendenaktion für geflüchtete ukrainische Kinder.

Es ist einiges zusammengekommen und nun suche ich Familien, die Geflüchtete mit Kindern aufgenommen haben, denen meine Tochter und ich am Ostersonntag eine Freude machen können.

Vielleicht kennen sie welche oder wissen wo welche untergekommen sind.

Liebe Grüße

Stefan Böcher

Frohe Ostern. Foto: Gerdau

Das schrieb mir Stefan Böcher und ich möchte den Aufruf gerne weitergeben. Der Absender des Schreibens ist absolut integer und mir persönlich bekannt. Ich verbürge mich also für seine Redlichkeit.

Wer weiterhelfen will, kann sich gerne an gerdaus-welt.de wenden oder direkt an Stefan Böcher.

Herborner Schulen helfen Ukraine

Von Siegfried Gerdau

Die Losverkaufsaktion der Schülervertretung (SV) des Herborner Johanneum- Gymnasium mit Unterstützung der SV der Herborner Comeniusschule ist Teil einer groß angelegten Hilfsaktion für die Menschen in der von Krieg, Not und Vertreibung geschundenen Ukraine in Kooperation mit der Johanneum Partnerschule im polnischen Ilawa.

Die Verlosung beginnt

1 400 Euro wurden durch den Verkauf der Lose zu einem Stückpreis von 1 Euro erzielt. Den Betrag stockten die Schülerinnen und Schüler der Comeniusschule durch den Verkauf von leckeren Waffeln um 450 Euro auf.

Am Freitag fand die Ziehung auf dem Schulhof des Johanneum statt. Im Beisein der amtierenden Direktorin Kristin Tromsdorf, den Elternvertretern Alexandra Theilig, Susanne Hahn und Dane Anders, sowie Studiendirektor Christian Betz, zog Deutschlands Olympiasiegerin im Zweierbob Deborah Levi die Gewinner.

Die 24-jährige Goldmedaillengewinnerin 2022 und Lehramtsstudentin aus Siegbach-Oberndorf, baute ihr Abitur in Herborn und fühlt sich nicht zuletzt deshalb der Johanneum-Schulgemeinde sehr verbunden.

Die schnellste Frau Deutschlands: Deborah Levi

Die Initiatorin der Losaktion Kimberly Muth (SV) aus Merkenbach, freute sich mit den 14 Gewinnerinnen und Gewinnern über die Sachpreise, die von Nina-Verena Wollberg vom Herborner Sporthaus Seissler und von Intersport Begro in der Herborner Au gespendet wurden. Die ersten Preise erhielten Antonia Rausche (Wasserflasche und Wasserball). Moritz Noiche und Mika Diehl gewannen je eine Sporttasche. Fotos: Gerdau

Bekannter Herborner veröffentlicht Buch

Von Siegfried Gerdau

Ganz schön herumgekommen ist der Herborner Reiseveranstalter Dieter Pfeiffer in den 35 Jahren seiner Passion. Unzähligen Menschen hat er bei seinen Touren durch 69 Ländern die schönsten Orte der Welt gezeigt und dabei fast eine Million Flugkilometer zurückgelegt. Dass er dabei viel erfahren und erlebt hat, liegt auf der Hand. So war es geradezu ein Muss, dass er ein Buch schrieb. Hilfe, ich ersaufe in der Wüste, Anekdoten und Erlebnisse eines Reiseleiters, ist kein Reisebuch herkömmlicher Art oder gar ein Handbuch für Globetrotter. In dem knapp 250 Seiten-Werk, erschienen im Eigenverlag, hat Dieter Pfeiffer in nicht chronologischer Reihenfolge zusammengetragen, was in seinen Erinnerungen hängengeblieben ist. Als Reiseveranstalter in Personalunion mit Tour Leader und nicht selten als Fremdenführer vor Ort, häuften sich diese und mussten jetzt einfach heraus.

Wer die Welt und liebt und humorvolle Schilderungen liebt, muss dieses Buch gelesen haben.

Reich bebildert weckt das Buch im Taschenbuchformat Erinnerungen und Fernweh zugleich. Die in lockerer Form eingestreuten Rezepte, aktivieren Geruchs- und Geschmackssinne. Zahlreiche gute Tipps machen Selbsterfahrung, mit dem Risiko eines Flops, überflüssig. Dieter Pfeiffer belehrt nicht, sondern erzählt und überlässt es seinen Leserinnen und Lesern eigene Schlüsse zu ziehen.

Sein lockerer, pfiffiger bis hintersinniger Schreibstil ist fern jeder Akribie, dafür aber immer wieder sehr pointiert. Weitgehend schonungslos und dennoch verständnisvoll, beschreibt er Situationen die beim Lesen mehr als ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Den Betroffenen war damals sicher weniger nach Lachen zu Mute, aber da alle beschriebenen Ereignisse gut ausgingen, können auch sie sich heute in der garantierten Anonymität daran erfreuen.

Dieter Pfeiffer mit einer seiner vielen Reiseerinnerungen.

Mir persönlich gefällt sehr gut, dass man Dieter Pfeiffers Erlebnisse relativ ziellos konsumieren kann. Zwar nach Kapiteln geordnet, erhebt es nicht den Anspruch in festgelegter Reihenfolge gelesen werden zu müssen. Fast jede einzelne Seite ist ein Leseerlebnis für sich und so „ganz nebenbei“ erfährt man viel Wissenswertes von der Welt. Wo es deftig zuging, schreibt er unverblümt und deutlich. „Eine ältere Dame, immer etwas steif gekleidet, mit Betonfrisur, meinte wohl sie sähe recht jung aus. So fragte sie einen jungen Mann, wie alt er sie wohl schätze. „70“, sagte der wie aus der Pistole geschossen. „60“ hätte auch gereicht“, war ihre erboste Antwort. Sie war 59.“

So zieht es sich quer durch „Hilfe, ich ersaufe in der Wüste“ und es ist einfach nur köstlich zu lesen in seiner Direktheit.

Fazit: Es ist sicher nicht existenziell notwendig das Buch gelesen zu haben. Wer sich jedoch den ungeheuren Spaß es zu goutieren gönnt, nimmt nicht nur viel Detailwissen über Gott und die Welt mit, sondern verschafft sich schöne Stunden voller Lebensfreude und kurzweiliger Zerstreuung. Die schriftstellerisch ansprechende Lektüre ist zum Preis von 14,90 Euro in jeder gut aufgestellten Buchhandlung und im Buchversand zu beziehen. ISBN: 978-3-96014-887-6. Fotos: Gerdau

Kriegslied oder besser Kriegsleid

Angesichts der schrecklichen Bilder aus der ukrainischen Stadt Butscha, wo hunderte Zivilisten ums Leben gekommen sind, fiel mir das Matthias Claudius-Gedicht „Kriegslied“ ein.

Von Matthias Claudius

  • ’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
  • Und rede Du darein!
  • ’s ist leider Krieg – und ich begehre,
  • Nicht schuld daran zu sein!
  • Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
  • Und blutig, bleich und blaß,
  • Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
  • Und vor mir weinten, was?
  • Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
  • Verstümmelt und halb tot
  • Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
  • In ihrer Todesnot?
  • Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
  • So glücklich vor dem Krieg,
  • Nun alle elend, alle arme Leute,
  • Wehklagten über mich?
  • Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
  • Freund, Freund und Feind ins Grab
  • Versammelten, und mir zu Ehren krähten
  • Von einer Leich herab?
  • Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
  • Die könnten mich nicht freun!
  • ’s ist leider Krieg – und ich begehre,
  • Nicht schuld daran zu sein!

In Ergänzung dazu passt das im I. Weltkrieg verbotene Gedicht

von Kurt Tucholsky

„’s ist Krieg!“

Die fetten Hände behaglich verschränkt

vorn über der bauchigen Weste,

steht einer am Lager und lächelt und denkt:

„’s ist Krieg! Das ist doch das beste!

Das Leder geräumt, und der Friede ist weit.

Jetzt mach in anderen Chosen –

Noch ist die blühende, goldene Zeit!

Noch sind die Tage der Rosen.“

1. Mai Kundgebung der IG Metall Herborn

„Wäre Corona mit seinen Einschränkungen nicht gekommen, würden wir in diesem Jahr zum 20. Male gemeinsam in Herborn mit evangelischer und katholischer Kirche, Diakonie, DGB, GEW und der AWO die Feierlichkeiten zum 1. Mai aktiv begehen“, sagte Andrea Theiß, Gewerkschaftssekretärin der IGMetall Geschäftsstelle Herborn, auf der gestrigen Pressekonferenz im großen Saal des Herborner Rathauses. „Ohne die Corona-Krise wären wir heute nicht da, wo wir jetzt stehen“, ergänzte sie das Gesagte und glaubt mit diesem neuen „Woche der Arbeit-Programm“ alte Gleise verlassen zu haben. Sie freute sich auch den DGB-Gewerkschaftssekretär Robin Mastronardi aus Gießen begrüßen zu können.   

IG Metall wirbt für Woche der Arbeit vor dem Herborner Osterbrunnen. Von links: Andrea Theiß, Günther Reeh, Maria Becker, Dr. Uwe Seibert und Robin Mastronardi.

Die diesjährige Woche der Arbeit unter dem Motto „GeMAInsam Zukunft gestalten“ und beginnt am 28. April (Donnerstag) um 12 Uhr mit einer bemerkenswerten Ausstellung von Schülerinnen und Schülern des Johanneum Gymnasium auf dem Herborner Marktplatz.

Der Jahrgang 11 hat sich mit der bildlichen Darstellung des Wandels der Berufe und deren Stellung in der Gesellschaft befasst. 30 Herborner Geschäftstreibende erklärte sich spontan bereit, die Bilder in ihren Schaufenstern auszuhängen. Bei einem Rundgang (auch am 6. Mai) werde man Gelegenheit haben, diese ausgiebig anschauen zu können, erklärte die Gewerkschaftssekretärin. Sie freue sich sehr über das Engagement der Schülerinnen und Schüler und vor allem über die Bereitschaft der Geschäftsleute, diese Aktion zu unterstützen.

Am gleichen Tag (28.April) um 19.30 Uhr gastiert der auch in Herborn bekannte Schriftsteller, Kabarettist, Schauspieler und Regisseur René Sydow mit seinem preisgekrönten Kabarett-Programm „Die Bürde des weisen Mannes“ im Merkenbacher Bürgerhaus.

Der Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Günther Reeh, der den Künstler verpflichten konnte, machte deutlich, dass Sydow mit seinem Stück die Brutalität des anonymen Schlachthauses namens Welt entlarvt. Es sei ein Programm über Kolonialismus, Bildung und Ideale.

Die Veranstaltung am 1. Mai („Gute Zukunft-nur gemeinsam“) beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst um 10 Uhr auf dem Marktplatz. Dort werden der Probst i. R. Michael Karg, die Bezirksreferentin der Katholischen Kirche Maria Becker, Dekan Roland Jaeckle und Dr. Uwe Seibert (Ev. Dekanat an der Dill) sowie von der weltlichen Seite der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Oliver Scheld zu hören sein. Scheld habe bei dieser Veranstaltung eine Premiere, sagte Andrea Theiß mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Um 11.15 Uhr treffen sich alle Teilnehmer auf dem Herkules-Parkplatz am Hüttenweg zur zentralen Veranstaltung und die setzt sich nach dem Marsch in die Herborner Innenstadt mit einer 1. Mai Kundgebung um 11.30 Uhr auf dem Markplatz fort. Die Redner sind Christoph Ehlscheid, IG Metall, Leiter Sozialpolitik, Oliver Scheld 1. Bevollmächtigter der IG Metall Herborn und als Gastredner der Landrat des Lahn-Dill-Kreises Wolfgang Schuster.

Eingebettet in die Kundgebung sind die Gespräche rund um die 2. Tarifverhandlungen für die Erzieherinnen und Erzieher.

Die Woche der Arbeit endet am 6. Mai 2022 ab 14 Uhr mit einem Ku(nst) Walk ’n‘ Talk auf dem Herborner Marktplatz. Sie hätte gerne den einfacheren Begriff Spaziergang für diese Veranstaltung gewählt, aber der sei ihr doch zu sehr belastet, erklärte Andrea Theiß. Während des Treffens wollen alle Anwesende die ausgestellten Bilder der Schülerinnen und Schüler anschauen und besprechen.

Der DGB-Mittelhessen-Vertreter Mastronardi wies in einem Statement auf die Bedeutung des 1.Mai-Feiertag hin. „Er ist nicht nur kulturell ein sehr wichtiger Tag, sondern in hohem Maße identitätsstiftend. Wo sind wir und wohin entwickeln wir uns.“ Andrea Theiß sprach von schwierigen Zeiten auch für Tarifverhandlungen, angesichts der Rohstoff und Energiekrise besonders in der Stahlindustrie. Bezüglich des Sozialstaates und seiner vielfältigen Belastung sagte sie: „Unser Sozialstaat ist mehr wert, als er kostet.“ sig/Foto: Gerdau